Bahnknoten schrieb:
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> Aha, es geht um Ost-West als um berechtigte
> Architekturkritik.
Manchen ja, manchen nicht.
Die jeweiligen Befindlichkeiten und so manches seit Jahrzehnten nicht bewältigte überformen die Debatte sehr stark subjektiv.
Diesen sozialistischen
> Einheitsplatz à la Alex finde ich in jeder
> ex-Ostblock-Metropole.
Ich bitte um die sicherlich diversen Beispiele "sozialistischer Einheitsplätze", die Architektur bis zurück ins Mittelalter erhalten haben: also Kirchen, vorsozialistische Rathäuser, vorsozialistische Hochhäuser, vorsozialistische ober- und unterirdische Bahnhöfe etc!
Und natürlich um weitere Häuser des Lehrers, Weltzeituhren, Fernsehtürme etc.
Viel Platz für rote
> Aufmärsche (war nur gut für den 4.11.89),
Viel Platz für Demokratie und Protest - sieht man jeden Montag.
Stört dich das?
> überdeminsionierte Straßen drum rum,
Etwas in der Mitte zwischen mittelalterlicher Enge und Größenwahn der sechziger Jahre wäre besser.
Aber dieser Größenwahn war nun wahrlich nicht genuin sozialistisch, er wurde nur vom über jeglichen Zweifel erhabenen "Westen" kopiert.
NeuBauten,
> die jedes Kind in ihrer Häßlichkeit
Von unserem Alter ausgehend schwer zu sagen...
Schönheit bemisst sich v.a. daran, was man gewohnt ist, als objektives Urteil ist sie nicht zu gebrauchen.
und
> Nichtszusagenheit
Warum provozieren Bauwerke, die nichts zu sagen haben sollen solch einen Widerspruch?
Ist es nicht vielmehr so, dass sie manchen Westberlinern zuviel zu sagen haben?
und sozialistischer Beliebigkeit
Im Sozialismus gab es natürlich nur eine einzige Architekturepoche, nur einen Stil etc.
Deswegen gibt es zwischen dem westlichen und östlichen Teil der Karl-Marx-Allee
beispielsweise keinerlei architektonische Brüche, es ist alles dasselbe.
> entwerfen kann mit Linael und Bleistifft.
Womit wurde Architektur bitte sonst entwickelt, bevor Computer herangezogen wurden?
Und welches Kind würde eine Kirche schief in ein sozialistisches Zentrum setzen?
Richtig: Eines mit einer Phantasie!
Diese geht den meisten Architekten ab, alles abreissen und neubauen ist weniger kompliziert.
> Und ein TV-Turm gehört nicht in die Innenstadt,
> das war roter Protz, sondern an den Stadtrand und
> auf einem Berg.
Soll das heißen, es ist halbwegs einmalig?
Oder steht sowas auf jedem "sozialistischen Einheitsplatz"?
Welcher der unzähligen noch nicht genutzten Berge am Berliner Stadtrand wäre deine Wahl gewesen?
Wie "rot" kann der "Protz" sein, wenn der Funkturm ebenfalls auf nicht erhöhter Fläche in die Stadt gebaut wurde?
>
> Also ich kenne von Architekturseite nur Kritik am
> Alex.
Könnte es sein, dass Architekten auch keine rein objektiven Wesen sind?
Könnte es sein, dass sich aufgrund gewisser Ereignisse der Zeitgeschichte Architekten durchgesetzt haben, die ganz anders sozialisiert wurden?
Eine willkürliche Auswahl, die nun bestimmt, was vorbildlich ist und was nicht.
Der Alex könnte genauso gut auch in
> Warschau, Moskau, Sofia, Bukarest oder Wladiwostok
> liegen.
Ob in Warschau Plätze nach russischen Zaren benannt werden?
Ob Stalin auf seine riesigen Hochäuser zugunsten eines Fernsehturms verzichtet hätte?
Ob Ceaucescu "Prunkbauten" an den Rand, statt in die Mitte gesetzt hätte?
Hätte man in Wladiwostok Bauensemble einer mitteleuropäischen Architekturepoche realisiert?
Waren in Sofia dieselben Zeugnisse früherer Epochen vorhanden und hätte man sie integriert?
>
>
> Anders ist der gesamte
> Zoo/Ku'damm/Breitscheidplatz-Kommplex zu bewerten,
> er ist sowas von typisch mit so einem hohen
> Wiederereknnungswert für die Stadt, dass man das
> nie und nimmer so in einer anderen Sdat vermuten
> kann.
Gründerzeitbauten gibt es bekanntlich nur an dieser einen Stelle in Westberlin.
Hochhäuser sind nur dann über jede ästhetische Kritik erhaben, wenn sie in Westberlin stehen.
Komisch, dass statt der Westcity mit ihrem einmaligen Wiedererkennungswert in bildbasierenden Medien viel häufiger die Ostcity gezeigt wird, nicht jedoch all deren diverse Plagiate in aller Welt.
Welches Medium setzt bitte mehr auf Wiedererkennungswert als das Fernsehen?
Selbst die fanatischsten Westberliner wissen sofort, dass es sich um den Alex handelt, wenn sie ihn sehen, das erkennt man v.a. an den stets Gift und Galle spuckenden Reaktionen.
>
> Wer das nicht objektiv erkennt muss akut an
> Ostalgie leiden!
Mit Ausnahme mancher Westberliner hat die Welt realisiert, dass die Schlachten des Kalten Krieges seit Jahrzehnten Geschichte sind.
Hat man auch bald 20 Jahre danach nichts auf das man in Westberlin Stolz sein kann, ausser dem historischen Sieg über den Sozialismus?
Im übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago...äh Ostberlin zerstört werden muss!
Und das wäre dann Ideologie statt
> Sachorientierung.
Dein Beitrag entbehrt selbstverständlich jeglicher Ideologie und basiert stattdessen auf unwiderleglichen Fakten, wie ich zuvor dargelegt habe.
>
> Die Wilmersdorfer hat garnicht den Anspruch Stadt
> zu repräsentieren, wie Zoo, Potsplatz oder Alex.
>
Selbst wenn, könnte ich damit leben!
> Aber von der Wichtigkeit als Einkaufsmeile ist die
> Wilmersdorfer wichtiger als der Alex.
Die wichtigste Einkaufsmeile würde schon eine Stadt repräsentieren.
Und deswegen tut genau das der Alex.
Für alle, die ihn "übersehen" haben noch mal der Link, das der Alex die wichtigste Einkausmeile ist: [
www.berlinonline.de]
Der ohnehin
> nur davon partizipiert, dass alte Einzelhandels-
> und Kaufhausschwerpuntke wie Invalidenstraße,
> Brunnenstraße, Badstraße, durch die Teilung ihre
> Funktion verloren oder bewusst kaputt gemacht
> worden sind.
Der Ochsenmarkt war schon Einzelhandelsschwerpunkt, bevor es dort den Kaufhausschwerpunkt oder die Wilmersdorfer Str. gab.
Die Konzentration im Einzelhandel durch Teilung und Bau von Malls ist verantwortlich dafür, dass die Wilmersdorfer Str. heute der drittwichtigste Einzelhandelsstandort ist.
>
> Der Ochsemnmarkt wäre sonst nur ein Platz von
> vielen heute.
Die Worte Ochse und Markt deuten nicht auf eine Bedeutung als Handelsplatz hin?
Zwar wichtig, aber nicht
> herausragend, was er sowieso nicht ist.
Es wurden ja nur fast alle heutigen Magistralen der Stadt seinerzeit auf das dortige Stadttor ausgerichtet.
Als dieses längst Geschichte war, wurden all die RE-, S-, U-, Straßenbahn- und Buslinien über den Alex geführt.
Das ist natürlich alles nicht herausragend, sondern üblich für die Berliner Plätze.
Berlins Straßen sind zu eng, um sie nur dem MIV zu opfern!
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 31.10.2008 14:32 von dubito ergo sum.