der weiße bim schrieb am 13.11.03 16:44
> Durch das "Einsparen" oder "Verzicht" auf den Bau von Zwischenbahnhöfen
> wird die U-Bahn-Verlängerung der U5 nicht attraktiv. Wer möglichst schnell
> vom Alex zum Lehrter will, nimmt den Regionalexpress, zur Not auch die
> S-Bahn (3 Stationen).
So oft kommt der RE auch nicht, in der Regel wird man wohl die S-Bahn nehmen. Da der RE vermutlich auch noch in Friedrichstraße hält, könnte die S-Bahn sogar schneller sein.
> Im dicht bebauten Stadtzentrum ist ein Haltestellenabstand von 500 -
> 600 m für eine U-Bahn angemessen. Die in etwa vergleichbare
> Nord-Süd-Querung der Kölner Innenstadt, deren Bau kürzlich begann,
> erhält 8 Haltestellen auf etwa 4000 m Strecke. Die Berliner
> U5-Verlängerung beinhaltet 6 Bahnhöfe. Die wichtigste Aufgabe der U5 in
> der Innenstadt ist nicht die Parallelverbindung zur Stadtbahn, sondern die
> hochwertige Erschließung der Innenstadt unabhängig vom
> Oberflächenverkehr in Ost-West-Richtung, später ja bis Moabit,
> Jungfernheide und (Flughafengelände) Tegel.
Wenn auch die Haltestellenabstände in der Innenstadt dichter sein können, eignet sich eine U-Bahn schlecht zur Flächenerschließung, einerseits aufgrund der Zugangssituation, andererseits weil eine hohe Reisegeschwindigkeit erwünscht ist. Bei der Stadtbahn ist der Bahnhofsabstand von nur 660 m zwischen Hackescher Markt und Alexanderplatz gerechtfertigt, da es sich um zwei bedeutende Zentren handelt, bei der geplanten U5-Verlängerung zum Lehrter Bf sehe ich jedoch keine vergleichbare Situation. Sinnvoll ist diese Strecke tatsächlich nur hauptsächlich als Entlastungsstrecke zur Stadtbahn, und daher ist sie im Moment auch unnütz.
Zur Flächenerschließung eignet sich die Straßenbahn oder der Omnibus. Ein Beispiel für eine U-Bahn mit starker Erschließungsfunktion ist die U2, die zwar weite Teile des alten Stadtzentrums erschließt, aber aufgrund der engen Radien ein betrieblicher Horror ist, und auch so langsam ist, daß man zwischen Potsdamer Platz und Alexanderplatz genauso schnell ist, wie wenn man mit der S-Bahn mit Umsteigen in Friedrichstraße fährt - und das bei den relativ kurzen Bahnhofsabständen bei der S-Bahn in diesem Bereich.
In der 200-km-Planung von 1977 und auch noch 1993 waren folgende Stationen vorgesehen (Namen wechseln häufig):
Alexanderplatz (Bestand)
Rathaus +670 m
Friedrichstr. / Unter den Linden +1067 m
Bf Unter den Linden +570 m
Reichstag +733 m
Lehrter Bf +700 m
Zudem ist immer wieder ein Halt auf der Spreeinsel zwischen Rathaus und Friedrichstraße im Gespräch.
> Der Südausgang des geplanten Bahnhofs Berliner Rathaus erschließt das
> Nikolaiviertel, das bislang nur an das Busnetz angeschlossen ist. Auf der
> anderen Seite wird der Südteil der Rathausstraße, der gegenwärtig
> saniert wird, erreicht. Die Entfernung der Bahnhofsmitten bis Alex beträgt
> zwar nur knapp 500 m, wer diese täglich zu Fuß zurücklegen muss, ärgert
> sich aber. Die künftigen (geplanten) Straßenbahnstrecken helfen auch
> nicht wirklich, wer steigt schon für nur eine Haltestelle um und wartet.
Wenn die Straßenbahn gerade kommt, nimmt man sie, ansonsten läuft man. Umgekehrt würde man aber kaum aus Richtung Weißensee extra für eine Station in die U-Bahn umsteigen. Zudem ist die Zugangssituation für diese Station ungünstig, weil einerseits die beiden Spreeärme in unmittelbarer Nähe unterquert werden müssen und andererseits ein gemeinsamer Bahnhof mit der Linie auf der Leipziger Straße errichtet werden müßte.
Zudem liegt die geplante Station mitten im Marx-Engels-Forum, wo man nicht gerade eine starke Verkehrsnachfrage erwarten kann. Zwar würde die Station etwas näher am Nikolaiviertel liegen als die Station Klosterstraße, aber selbst vom Alexanderplatz oder vom Hackeschen Markt ist es nicht all zu weit.
> Ohne Bahnhof Rathaus wäre der Bahnhofsabstand zum Schloßplatz über
> 1000 m. Der Bahnhof Schloßplatz ist optimal gelegen in Bezug auf die
> Museumsinsel (die S-Bahn fährt hier ohne Halt durch) und den Nordteil
> Unter den Linden sowie Palast/Stadtschloß.
Die Station auf der Spreeinsel hätte auch den Nachteil der tiefen Lage und daß sie inmitten der beiden Parkanlagen Lustgarten und Schloßplatz liegt. Besonders günstig zur Museumsinsel liegt die Station auch nicht, da man in jeden Fall erst den Lustgarten durchqueren muß.
Wie auch immer ist - zumindest bei der im Moment geplanten Bauausführung mit großen Tunnelröhren - eine nachträgliche Einrichtung eines Halts an dieser Stelle möglich, da der Tunnelquerschnitt so groß sein soll, daß auch ein Bahnsteig Platz hat, und kein separater Bahnhof gebaut werden muß.
> Über den Sinn eines Turmbahnhofes am Kreuzungspunkt mit der U6
> braucht man hier wohl keine Worte zu verlieren. Die unschönen und
> unsicheren Mittelausgänge auf der Friedrichstraße können durch Verlegung
> des Bahnhofes Französische Straße endlich verschwinden. Solche
> Konstruktionen wie der Mäusegang Stadtmitte oder die Umsteigesituation
> am Halleschen Tor sollte man dem Fahrgast des 21. Jahrhunderts nicht
> zumuten.
Am Kreuzungpunkt mit der U6 ist sicherlich ein Halt anzulegen. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob es nicht günstiger ist, die Station Französische Straße zu erhalten und hier den Kreuzungsbahnhof zu bauen. Wenn man die Strecke im Schlidvortrieb baut, ist man nicht mehr auf die Führung über die Straße Unter den Linden angewiesen.
Der grundsätzliche Nachteil einer U-Bahn im Verlauf der Straße Unter den Linden ist, daß es sich hier nicht um eine Einkaufsstraße wie zum Beispiel die Friedrichstraße handelt, sondern um eine Prachtstraße zu Repräsentationszwecken, wo man flaniert oder mit dem Bus, dem Auto oder dem Fahrrad entlangfährt, aber weniger irgendwelche Erledigungen zu verrichten hat.
Daher halte ich es für sinnvoller, den Kreuzungspunkt in der Französischen Straße zu errichten, womit man einen direkten Zugang zum Gendarmenmarkt hätte, und auch etwas günstiger an den Geschäften in der Friedrichstraße wäre.
Zu den Mittelausgängen: Mittelausgänge haben den Vorteil, daß sie günstiger zu errichten sind und eine geringere Tiefenlage erfordern, was ebenfalls Kosten spart, vor allem aber den Zugang vereinfacht. Im Brandfall bedeutet der kürzere Fluchtweg einen kleinen Vorteil. Ausgänge auf der Seite werden notwendig, wenn die Straße stark ausgebaut ist, oder mehrere parallele Bahnsteige erschlossen werden sollen.
Die ungünstige Umsteigesituation in Stadtmitte ist der geplanten, aber immer noch nicht gebauten U-Bahn im Verlauf der Leipziger Straße geschuldet. Im Gegensatz zu der Kreuzung mit Unter-den-Linden-Linie ist hier schon die Kreuzung vorbereitet.