ex-Dresdner schrieb:
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> Hallo,
>
> Bei etablierten, seit
> Jahrzehnten unveränderten Namen insbesondere von
> S- und U-Bahnhöfen (z.B. Seestraße) würde ich
> hingegen von solchen Umbenennungen absehen wollen,
> da die Bahnhöfe selbst häufig bei den Fahrgästen
> als Orientierungspunkte sogar bekannter sind als
> die zugehörigen Straßen.
Richtig!
>
> Bei den U-Bahnhöfen Dimitroff- und
> Otto-Grotewohl-Str. dürfte aber eindeutig die
> politische Gesinnung und ein gewisser
> Umbenennungseifer des damaligen Verkehrssenators
> und seiner Mitarbeiter eine Rolle gespielt haben,
> die Hintergründe hat ja Mario schon erläutert.
Eben, im Sinne der Fahrgäste war es ganz und gar nicht, zumal die alten Bahnhofsnamen jedem ihrer Nutzer ein Begriff waren.
> Naja, auf Zielfilmen und Seitenpappen stand aber
> zu BVB-Zeiten immer "U-Bf. Dimitroffstraße",
> dieses Argument zieht also nicht so recht.
Warum man davon abkam, den nahegelegenen U-Bahnhof als Ziel zu schilden, erklärt sich auch nicht.
Die Fahrgäste guckten nicht schlecht, als auf einmal "Prenzlauer Berg Eberswalder Str." geschildert wurde - das sagte kaum jemandem etwas.
> Trotzdem finde ich, daß man mit diesem
> Bahnhofsnamen ganz gut leben kann, da er für den
> Ortsunkundigen die räumliche Einordnung des
> Bahnhofs eher erleichtert als "Danziger Straße".
>
Der Ortsunkundige kennt eher die Danziger als die Eberswalder Str. und könnte so den Bahnhof viel schneller einordnen.
Bei Schönhauser Allee weiß jeder, wo der Bahnhof liegt, obwohl sie den ganzen Prenzlauer Berg von Süden nach Norden durchquert.
Dänenstr. dagegen wäre so exakt, dass keiner mehr weiß, wo ein Bahnhof dieses Namens liegen könnte.
> > ganz im Gegensatz zur unbekannten Zinnowitzer
> Straße. Hier wäre zunächst
> > kein Handlungsbedarf gewesen, der Nordbahnhof
> liegt nicht weiter entfernt als
> > das Naturkunde-Museum.
>
> Durch diese Umbenennung sollten wohl vor allem
> Verwechslungen und der Eindruck, es handele sich
> um einen gemeinsamen Umsteigebahnhof, vermieden
> werden. Das finde ich schon nachvollziehbar.
> Immerhin hätte ein Ortsunkundiger, beim Versuch,
> am Nordbahnhof von der U6 in die S-Bahn
> umzusteigen, leicht in den unfreiwilligen Genuß
> eines längeren Fußmarsches kommen können.
>
"U Chausseestr." hätte ich für sinnvoller gehalten - auch wenn es genauso uneindeutig ist wie U Friedrichstr.
S Nordbahnhof ist als Anachronismus irreführender als "S Invalidenstr.".
> > Dagegen hat sich die Rückbenennung des
> Nachbarbahnhofs Stadion der
> > Weltjugend zu Schwartzkopffstraße als
> weitsichtig herausgestellt.
>
> Man darf gespannt sein, ob er demnächst in
> "BND-Zentrale" umbenannt wird, als
> Orientierungshilfe für mit dem ÖPNV anreisende
> Terroristen ...
Herrlich!
> geschrieben von: Prinz Eisenherz
> > Wie kommt man eigentlich auf den Gedanken,
> hinter einem Bahnhofsnamen
> > könnte niemals eine kilometerlange Straße oder
> ein größeres Areal stecken?
> > Gab es jemals einen Anspruch darauf, sein Ziel
> vom gleichnamigen Bahnhof auf
> > kurzem Fußweg zu erreichen? Das wäre neu.
>
Vollste Zustimmung!
Möckernbrücke schrieb:
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> Der weiße Bim schrieb:
> --------------------------------------------------
> -----
> > Nochmal zur Mohrenstraße, die zwischen
> Hausvogteiplatz und Wilhelmstraße als Namensgeber
> für drei U-Bahnhöfe in Frage käme.
>
>
> Dieser Widerspruch ist ja gerade das
> Verwunderliche: Warum hat man dann ausgerechnet
> diese lange Straße als Namensgeber gewählt?
>
Weil es offensichtlich nicht um mehr, sondern weniger Sinn ging.
> Um das zu erklären, muss man sich vielleicht die
> Anfang der 90er-Jahre ansonsten anliegenden
> Straßen ansehen, die ggf. zur Auswahl standen:
>
> Wilhelmstr.: Ebenso lang wie Mohrenstr., aber
> offenbar etwas zu preußisch
Hieß die da nicht noch nach Grotewohl?
> Mauerstr.: Nee, von der Mauer wollte man zu
> dieser Zeit nix mehr hören
> (Namensgeber war allerdings nicht das bekannte
> Bauwerk 1961-89)
Sondern die Stadtmauer, bevor die Stadt bis zum Leipziger Platz erweitert wurde.
>
> Glinkastr.: Ein bedeutender Komponist, leider ein
> Russe, ging also auch nicht
Richtig, dafür war man nicht selbstbewusst genug.
Man musste schließlich den Sieg über den Kommunismus verewigen.
> 'dubito ergu
> sum', dein Beitrag in allen Ehren, moralisch hast
> Du sicher Recht, allerdings hat selbst die
> SPD-regierte fränkische Stadt Coburg ihn im Wappen
> und ist stolz drauf:
> [
de.wikipedia.org]
Nicht einmal die SPD ist unfehlbar:-)
Bei U Mohrenstr, kommt so einiges zusammen, was zeigt, dass man da so richtig daneben gegriffen hat.
Es gibt größere Probleme, aber bei Gelegenheit kann man dieses auch mal aus der Welt schaffen.
>
> Folgener Vorschlag von '54E' ist da durchaus eine
> Überlegung wert:
Stimmt!
> --------------------------------------------------
> -----------------
> >Wie wäre es wenn man den Sinn des Namens mit
> einer Tafel korrigiert?
> Also den Mauren GEDENKT...
>
Das wäre historisch sinnvoll - Stellung zu beziehen zur Geschichte, statt sie unkommentiert hervorzuheben oder zu tilgen.
> Da ohnehin bereits vollendete Tatsachen geschaffen
> wurden, sollte man der Einfachheit halber
> vielleicht tatsächlich 'Möhrenstr.'
> [
www.pink-rabbit.org] wählen. Der Name ist
> nicht mehr lächerlich als die benachbarte
> Taubenstr. oder Behrenstr... ;-)
Finde ich auch klasse!
Wäre billig und ein Zeichen von Humor und angemessener Distanz zur Geschichte, ohne sie zu tilgen.
54E schrieb:
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> Zietenplatz geht doch nicht - ebenso wenig wie
> Wilhelmplatz!
>
> Schon vergessen, dass der Staat Preußen schuld am
> Zweiten Weltkrieg war?
Dieser offenkundige Unsinn war von vornherein eher taktischer Natur und wird m.W. von niemandem mehr vertreten.
Preußen hat auch seine Schattenseiten, dürfte als Begriff aber längst rehabilitiert sein.
Ich denke schon Treitschke oder Hindenburg sollte man zumindest angemessen kommentieren, wenn man schon an ihnen festhalten will.
Lopi2000 schrieb:
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> Das ist zwar grundsätzlich richtig und auch ein
> sinnvoller Trend, aber es war sicher kein Zufall,
> dass man gerade an diesen Stationen schon Anfang
> der 90er-Jahre, als die Bezirke mit anderen
> politischen Mehrheiten die entsprechenden Straßen
> noch nicht umbenennen wollten, auf die Idee kam,
> solche Umbenennungen vorzunehmen, bei Stationen
> wie Seestraße oder Bernauer Straße aber auch fast
> 20 Jahre später noch nicht.
Irgendwie hatten die Bezirke mehr Selbstbewusstsein, auch im Umgang mit der jüngsten Vergangenheit.
> Es
> war/ist schon eine interessante Entwicklung, dass
> man einen Straßennamen beseitigt, weil man an der
> demokratischen Gesinnung des Namensgebers zweifelt
> und man die Straße anschließend nach einem
> eindeutigen Nicht-Demokraten benennt.
Man mißt eben mit zweierlei Maß.
Aber wie
> gesagt, das ist eben die kulturpolitische
> Relevanz, die Straßennamen haben. Wer immer grad
> an der Macht ist, versucht, sein Revier auch auf
> diese Weise zu markieren. Klar ist das auch ein
> ziemlicher Aktionismus, weil damit natürlich
> niemandem wirklich geholfen ist, aber Politik lebt
> eben auch von Gesten.
Man muss einen historischen Sieg schon verdeutlichen, sonst könnte er unbemerkt bleiben:-)
Spannklemme schrieb:
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> Nana, verliert da jemand etwa die Beherrschung?
Inwiefern? Ich wollte Verantwortung verorten, nicht mehr und nicht weniger.
> Mal ein wenig angekratzt und schon mit dem Latein
> am Ende. Es war doch nicht alles gut...
Das ist jetzt ein bisschen sehr platt, selbst für eine Replik.
54E schrieb:
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> Was du dir alles einbildest zu wissen, aber leider
> eben nur einbildest...
Bitte lass uns doch an deinen unerschöpflichen Wissen teilhaben, statt uns mit Allgemeinplätzen zu langweilen!
> > Wozu leicht assoziierbare Bahnhofsnamen wählen,
> > wenn man lieber an politischen Provinzpossen
> > fetshalten kann?
>
> s.o.
> Rosa Luxemburg lebt ja weiter im Netzplan...
Die war nun wirklich kein vorteilhafter Bezugspunkt für die DDR.
> Wer ließ denn den Bahnhof mit dem Marmor
> auskleiden?
> Richtig die SED... Merkste was?
>
War eine Schwachsinnsaktion, keine Frage.
Aber merkst du, dass der Kontext zu Grotewohl viel unproblematischer war, als zur Mohrenstr.?
> "Die Fehler der Wiedervereinigung werden wir bei
> der nächsten berücksichtigen." - Kurt Biedenkopf
Ein wunderbares Zitat! Etwas eingestehen und Besserung geloben für einen Fall, der nie eintreten wird - billiger kann man sich nicht aus der Affäre ziehen!
Berlins Straßen sind zu eng, um sie nur dem MIV zu opfern!