1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 08.03.2013 11:24 |
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 09.03.2013 00:07 |
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 09.03.2013 03:03 |
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 09.03.2013 10:23 |
Zitat
christoph324
Habe versucht im Internet mehr darüber erfahren, leider ziemlich erfolglos.
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 09.03.2013 16:18 |
Zitat
christoph324
[...] Weiß jemand von euch mehr darüber bzw. kennt jemand weitere Quellen dazu?
Zitat
Einzureihen in die Serie schwerer Unfälle während der schrecklichen Nachkriegsjahre war das Berliner S-Bahn[-]Unglück am 27. Juni 1922 nachmittags zwischen den Bahnhöfen Schönhauser Allee und Gesundbrunnen unter der Schönfließer Brücke. Infolge Einstellung des Straßenbahn-, Omnibus- und U-Bahnverkehrs waren die S-Bahn[-]Züge derart überfüllt, daß [nach alter Rechtschreibung korrekt für heutiges "dass"] viele Fahrgäste dichtgedrängt auf den Trittbrettern standen. Die Stationsbeamten ließen die Züge nicht eher abfahren, bis alle Trittbrettreisenden auf den Bahnsteig zurückgetreten waren. Bei der Abfahrt des Zuges sprangen sie aber alle wieder auf die Trittbretter. Dabei hat sich nun an diesem Tag ein grauenvolles Unglück ereignet. Einer der auf dem Trittbrett stehender [gemeint ist: "stehenden"] Männer hatte einen Rucksack mit langen Stangen darin auf dem Rücken. Unglücklicherweise stand er vor einer Tür, die nicht fest verschlossen war und auf und zu schwankte. Bei einem Ruck in einer Kurve wurde der Mann nach außen geschleudert[,] und zwar in dem Moment, als ein Gegenzug vorbeifuhr, der ebenfalls viele Trittbrettfahrer mit sich führte.
Die Tür, an der der Mann sich krampfhaft festhielt, ging nun ganz auf. Dadurch rettete er sein Leben, riß [nach alter Rechtschreibung korrekt für heutiges "riss"] aber gleichzeitig mit seinen Stangen im Rucksack viele Trittbrettfahrer vom Gegenzug herunter. Es entstand hierbei eine furchtbare Panik, die das Unglück noch verschlimmerte. Als die beiden Züge zum Stehen kamen, bot sich allen, den Helfern und Insassen, ein grauenhafter Abblick [gemeint ist: "Anblick"]. Zwischen den beiden Gleisen lagen massenhaft die Toten und Verwundeten, die ob ihrer schweren Verletzungen gellend um Hilfe schrieen. Insgesamt wurden 40 Personen getötet und über 30 schwer verletzt. Ein Verschulden der Bahnbeamten lag nicht vor.
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 11.03.2013 17:15 |
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 11.03.2013 18:42 |
Zitat
"christoph324" am 11.3.2013 um 17.15 Uhr:
Was mir allerdings weiter unklar ist, ist der Ort, an dem das alles passiert sein soll.
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 11.03.2013 20:10 |
Zitat
krickstadt
Aus der Beschreibung des Unfalls und der oben angegebenen Ortsbeschreibung schließe ich allerdings, dass der Fahrgast mit den Stangen im Rucksack an einem Zug hing, der von Schönhauser Allee Richtung Gesundbrunnen fuhr, durch den Ruck in der Kurve (vielleicht waren die Fahrten mit der Ringbahn damals etwas ruppiger als heute) seitwärts vom Zug in südlicher Richtung wegschwenkte und dadurch in das Lichtraumprofil des Gegenzugs Richtung Schönhauser Allee geriet. Das kann dann durchaus direkt unter der Brücke geschehen sein.
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 11.03.2013 23:19 |
Zitat
christoph324
Sind in dem Buch evtl. weitere Quellen genannt?
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 12.03.2013 21:35 |
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 12.03.2013 21:41 |
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 12.03.2013 21:51 |
Zitat
Heidekraut
überleg mal bitte, wie die Züge 1922 ausgesehen haben, gewiss nicht wie auf dem Foto. ich gehe von normalen Vorortzugwagen mit richtigen Trittbrettern aus.
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 12.03.2013 22:01 |
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 12.03.2013 22:04 |
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 12.03.2013 22:10 |
Zitat
Stahldora
Zitat
Heidekraut
überleg mal bitte, wie die Züge 1922 ausgesehen haben, gewiss nicht wie auf dem Foto. ich gehe von normalen Vorortzugwagen mit richtigen Trittbrettern aus.
Das stimmt sicherlich, aber mit denen kenne ich mich ja erst recht nicht aus … also waren die Türen die ganze Zeit offen, oder wie?
D
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 13.03.2013 10:43 |
Zitat
Stichbahn
Vorab noch ein ACHTUNG: Das folgende Zitat ist nicht für schwache Gemüter geeignet!
Zitat
Stichbahn
Weiter an anderer Stelle:
"Der nach Wedding fahrende Zug 1815 war von der Station fahrplanmäßig abgefahren. Der Andrang war so ungeheuer, wie er seit Jahren nicht mehr zu verzeichnen war. Tatsächlich befand sich noch wenige Sekunden bevor das Abfahrtssignal gegeben wurde, niemand auf dem Trittbrett. Als der Zug sich aber langsam in Bewegung setzte, sprangen etwa 150 Personen auf die Trittbretter [...]"
Zitat
Stichbahn
Frage: Kann jemand etwas zu den Zugnummern sagen? 1814 u. 1815. Von wo nach wo fuhren sie genau bzw. in diesem Falle: sollten sie fahren? Abfahrt- und Zielbahnhof? Ggf. Fahrzeiten? Würde mich mal interessieren. Helfen alte Kursbücher? Vielleicht weiß jemand etwas dazu oder kann sogar nachschlagen?
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 13.03.2013 11:08 |
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 14.03.2013 11:37 |
Zitat
christoph324
Vielen Dank für die weiteren Ausführungen!
Allerdings gibt es jetzt zwei verschiedene Orte, an denen sich der Unfall zugetragen haben könnte. Die Millionenbrücke klingt in Zusammenhang mit den von Gesundbrunnen herbeieilenden Helfern plausibler.
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 14.03.2013 13:29 |
QuelleZitat
Die Züge waren damals völlig überlastet, und man fuhr viel auf Trittbrettern, hielt sich draußen fest, was heute nicht mehr möglich ist. Damals gab’s noch die alte Kutschenform der Eisenbahnwagen, wo also Eingang neben Eingang war und Messinggriffe zum Festhalten, soweit sie wegen des Messings nicht gestohlen waren. Und mit einem dieser Züge fuhren wir dann Richtung Zentrum, auf den Trittbrettern stehend, wie Trauben förmlich. Und da bot sich uns ein grausiger Anblick.
Kurz vorher, es musste zehn Minuten vorher gewesen sein, war einer dieser völlig überlasteten Züge mit einem Gegenzug, der einfahren wollte und bei dem die Türen ebenfalls auf diese Weise besetzt waren und offen standen, aneinander geraten. Ich weiß es genau, es waren 32 Arbeiter, die auf diesen Trittbrettern gestanden hatten, die waren runtergefegt, runtergerissen worden, als die Züge aneinander vorbei gingen, und die lagen, zum Teil lebend, hinter dem Bahnhof Gesundbrunnen, hingelegt auf die Böschung. Es war ein entsetzlicher Anblick, ich hatte so eine Anzahl von Toten noch nicht gesehen. Und das war das erste, was ich von dieser Demonstration gegen den Tod von Walter Rathenau sah. Und es stand in allen Zeitungen.
Re: 1922: Ringbahnunfall mit 40 Toten? 14.03.2013 13:50 |
Zitat
"christoph324" am 14.3.2013 um 13.29 Uhr:
Zitat
hingelegt auf die Böschung