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Neues von der S-Bahn II
geschrieben von Richard Raupe 
Zitat
Pedalritter
Zitat
murkelpurkel

Wie haben die das eigentlich mit diesen uralten Zügen geschafft den Betrieb
aufrecht zu erhalten? Solche Totalausfälle wie wir sie ja reihenweise erlebt
haben, und auf die uns solche Aussagen schon mal vorbereiten sollen, sind
mir eigentlich nicht in Erinnerung.
Ich meine diese Baureihe.

In dem von dem Altbauplunder genug rumstand, so das man überall und nirgends Ersatz aufstellen konnte, der auch oft genug zum Einsatz kam.
Dazu hatte man Personal in Hülle und Fülle, sowohl auf der Strecke als auch im Bw/AW.
Winterkräfte konnte mal eben rekrutiert werden und unter Aufsicht 1 Postens in den Gleisen schippen und fegen, da haben heute EBA und BG was dagegen.

Klingt für mich irgendwie so als ob der S-Bahn für einen stabilen Betrieb Personal fehlt.
Wenn man sich schon weniger Züge bereithält als man für einen vertragsgemäßen Betrieb braucht
dann hätte man das Personal doch wenigstens daran anpassen können. Da braucht mir doch keiner
was von Blättern auf der Schiene zu erzählen.
Da will doch die S-Bahn nicht besser werden. Das aktuelle Leistungsniveau hat sie sich offenbar
schöngeredet und wir sollen uns damit abfinden.
Wenn ich hier schon lese, dass die äußerst miese Information im Störungsfall doch durch Twitter
aufgefangen würde dann scheinen diese Placebo-Notpflaster manch einen ja tatsächlich
zufrieden zu stellen. Eine echte Lösung ist das natürlich nicht.
Echte Lösungen scheinen aber auch nicht gewollt zu sein. In den vielen Jahren der andauernden Krise
hätte man die ja sonst realisiert. Man rettet sich mit Notlösung auf Notlösung von Monat zu Monat.
Das sehe ich jeden Morgen wenn ich an der S3 die Tür einer 485 aufmache.
Das funtkioniert nicht. Da braucht man keinen großen Sachverstand. Das funktioniert nicht mal
bei schönem Wetter. Wenn da drei Krümel Dreck drin sind ist es vorbei.
In bin mir auch sicher, dass das mal funktioniert hat. Ich habs gesehen. Man hat es scheinbar nur mit
irgendwelchen Frickelmethoden "modernisiert" weil man unwillens war es richtig zu machen.
Da braucht mir auch keiner zu sagen es wäre nicht möglich. Pneumatik wird überall
industriell leistungsfähig und zuverlässig gebaut. Außer bei der S-Bahn. Es ist offenbar nicht gewollt.
Dieses nicht gewollt fängt meistens damit an, daß man es nicht bezahlen will. Die Kosten die man
dafür aufwenden müßte hat die S-Bahn doch durch eigene Blödheit verursacht und als ganz
tolles Betriebsergebnis stolz an die allnährende Mutter überwiesen.
Aber Fahrgeld wird immer feste kassiert und auch gerne erhöht ("Wir warens nicht, das war der VBB. Ja, ja!*).
Jeder Onlinehändler mit dem Rating der S-Bahn ("liefert fast immer, oft dauerts, manchmal kommen schlechte Tage dazu") wäre pleite.
In jeder anderen Branche ginge das Motto als Betrug durch:
"Für einen richtigen Betrieb bräuchten wir mehr Technik und mehr Leute dafür sind wir aber zu geizig.
Ob und wann wir liefern bestimmen wir.
Hier ist die Rechnung. Bezahlt wird im voraus."

* Götz von Berlichingen
Jay
Re: Neues von der S-Bahn II
15.11.2013 10:25
@murkelpurkel: Du machst es dir da ein wenig einfach. Es gibt nicht ein einziges singuläres Problem bei der S-Bahn, das sich vermutlich relativ einfach in den Griff bekommen ließe, sondern dermaßen viele verschieden gelagerte Probleme, dass da ein kompletter Überblick kaum möglich ist. Hinzu kommt, dass seit 2009 tatsächlich nach der Lösung eines Problems meist irgendein neues bisher unbekanntes Problem aufgetreten ist.

Das hängt auch damit zusammen, dass die Aufsichtsbehörde nun deutlich genauer hinguckt und sich zudem die Regeln verändert haben und das EBA deutlich länger für Prüfung und Genehmigung von Maßnahmen braucht - denn da ist jeder Sachbearbeiter für das was er zulässt persönlich haftbar. Da landen wir dann z.B. auch bei den Türen der Baureihe 485. Bekanntermaßen muss sich heutzutage jeder Idiot noch in eine schließende Tür werfen. Und dank Rechtsschutzversicherung wird dann geklagt, weil die böse Tür ja so doll zugeschlagen hat und nun ein blauer Fleck auftritt. Genau beim Thema Türen standen nun aber schon EBA-Mitarbeiter (als Angeklagte) vor Gericht. Also muss die Pneumatik nun eben weniger intensiv als früher arbeiten. Laut dem gerade veröffentlichen Gutachten des IfB gibt es für die 85er-Türen eine Lösung durch Umbau der Türführungsschienen. Wenn dieser Umbau durch das EBA zugelassen ist, dann wird er auch erfolgen.

Achja, "richtig machen" geht leider nicht, weil dann eine komplette Neuzulassung der Fahrzeuge notwendig wäre. Eine solche Neuzulassung ist aber dank zahlreicher geänderter Richtlinien nicht möglich. Daher bleibt keine andere Wahl, als an den Fahrzeugen im Rahmen des Bestandsschutzes "rumzufrickeln". Insgesamt gilt natürlich auch, dass "früher" ein gern getätigter aber unzuverlässiger Vergleich ist. "Früher" waren die Fahrzeuge jünger und litten daher weniger unter altersbedingten Erscheinungen. Gerade der Aufwand für solche Schäden steigt natürlich stetig an.

Personal: Wir haben deutschlandweiten Mangel an Lokführern, Fahrdienstleitern und Werkstattmitarbeitern mit passendem Ausbildungsstand. Passende Kandidaten sind nicht ausreichend verfügbar und die Ausbildung neuer Kräfte braucht Zeit und ist nur bedingt erfolgreich. Wo also soll mal eben das Personal herkommen? Wo soll die notwendige Werkstattkapazität und vor allem Technik herkommen? Wir sind nunmal nicht mehr in der DDR, wo gewisse Dinge gingen, die heute nicht mehr machbar sind. Vom Personalbestand ganz zu schweigen...

Natürlich haben DB und S-Bahn ihren deutlichen Anteil durch die Fehler, die vor allem in der Ära Mehdorn/Heinemann gemacht wurden, aber die Probleme sind deutlich vielschichtiger und teilweise branchenweit vorhanden.

Tarife: Preistreiber ist noch immer die BVG mit ihrem Aufsichtsratsvorsitzenden Nußbaum, der, ganz nebenbei betrachtet, die BVG in ebenjene Sparfalle getrieben hat, deren Folgen wir bei der S-Bahn derzeit ausbaden. Auch die BVG hatte und hat so einige technische Probleme nebenher abzuarbeiten. An den überwiegenden Einsatz von 6-Wagen-Zügen auf der U2 aus verschiedenen Anlässen will sich aber offenbar keiner mehr so recht erinnern. Klar, das waren auch singuläre Probleme an einzelnen Baureihen. Personaltechnisch fährt die BVG genauso auf dem Zahnfleisch wie die S-Bahn und hat es noch schwerer an qualifiziertes Fachpersonal zu kommen.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
@Jay, glaubst Du ernsthaft, dass es in irgendeinem Bereich der Wirtschaft und des Lebens anders verläuft? Bei komplexen Systemen ist das alles normal. Nur die Bahn kriegt es nicht in den Griff. Das man haftbar gemacht wird und das Klagen laufen, das ist Alltag überall. Daran kann ich nichts ungewöhnliches finden. Das Aufhalten der Türen und das Einsteigen im letzten Augenblick, das kenne ich schon seit 40 Jahren, auch das ist keineswegs neu. Die Türen haben es nur besser ausgehalten, scheint's.

Früher waren die Fahrzeuge wesentlich älter, als das was jetzt herumfährt. Das genug davon herumstanden, kann gut sein, dass das der Knackpunkt ist. Es war wohl doch ein Fehler den Fahrzeugark derart auszudünnen.

Also kapitulieren wir jetzt vor der DDR, oder wie? das kann's doch nicht sein. Natürlich ist vieles richtig, was Du sagst. Nur man möchte sich damit nicht abfinden.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 15.11.2013 10:43 von Heidekraut.
Zitat
Jay

Personal: Wir haben deutschlandweiten Mangel an Lokführern, Fahrdienstleitern und Werkstattmitarbeitern mit passendem Ausbildungsstand. Passende Kandidaten sind nicht ausreichend verfügbar und die Ausbildung neuer Kräfte braucht Zeit und ist nur bedingt erfolgreich. Wo also soll mal eben das Personal herkommen?


Mit entsprechenden Löhnen würde sich einiges bessern lassen aber wer als Betriebseisenbahner nicht viel mehr bekommt als ein ungelernter Arbeiter in der Lager & Speditionswirtschaft, darf sich nicht wundern.
Ich hatte mich vor einigen Jahren bei der Bahn bewerben wollen aber als ich erfuhr, daß ich über 40% weniger bekomme als bei meinem aktuellen und im Gegensatz zum Betriebseisenbahner recht verantwortungslosen Job, wars das. Zumal ich hätte rund 15-20 Jahre fahren müssen um mein aktuelles Lohnniveau zu erreichen.
Wofür?

Gruß
Markus

*** Berlins Straßen sind zu wichtig um sie dem ÖPNV allein zu überlassen ***
Jay, schön für deinen Bericht, aber deshalb müssen wir uns alles gefallen lassen, schön die Füsse stillhalten? Und die Bahn kann schön weitermachen, wie die letzten fünf Jahre!

MfG Holger



Hoch lebe die Meinungs- und Pressefreiheit!



Zitat
Jay
[Überblick über die S-Bahn-Schwierigkeiten]

Hm, okay. Die Fahrzeuge gehen halt erstmal nicht besser. Das ist aber nur ein Teil des Problems. Zwei andere Sachen hängen da noch dran.

1. Betriebsstabilität
Ganz besonders den Ring bekommt man selbst nach kleinen Störungen nicht in den Griff. Die Umrundung dauert 60 Minuten. Wenn da Löcher in den Takt gerissen werden, müsste nach spätestens 60-75 Minuten wieder alles rund laufen. Tut es aber nicht. Man hat das Gefühl, man ist beim BVG-Bus, der lieber pulkgebildete Verspätungen bis Betriebsschluss vor sich her zu schieben, als ein mal in den Betrieb einzugreifen. Von der S-Bahn erwarte ich mehr.

2. Fahrgastinformation
Die ist bei Störungen noch immer mangelhaft. Zu viele Stationen haben nur einen DSA (Dynamischen Schriftanzeiger). Wenn dann mehr als EIN Zug verspätet ist (was bei Störungen eigentlich immer der Fall ist), sind die Dinger schon nicht mehr zu gebrauchen. Der Text läuft sich tot. Der Umsteigeknoten Marzahn ist da besonders peinlich. Aber auch die kleinen Zugzielanzeiger haben ein ganz großes Manko: Man sieht nicht, wann welche Züge folgen. Also quetscht sich jeder in das Gefährt, was als nächstes kommt. Es könnte tatsächlich das letzte sein. Die Aufsichten sind auch nur noch selten eine Hilfe. Sätze wie "Beim Ein- und Aussteigen bitte beeilen, der Zug hat Verspätung!", "Bitte alle Türen benutzen"oder "Ahrensfelde folgt!" sind Seltenheit geworden.

Eigentlich müsste jede Station Voranzeiger auch auf dem Bahnsteig haben, wo man immer die nächsten 4 oder 5 Abfahrten in jede Gleisrichtung sieht. Bei Störungen möchte ich dort dann gern ebenfalls eine sehr kurze, leicht verständliche Beschreibung der Situation haben (etwa wie die Aktuelle Betriebslage, nur ohne Floskeln). Dann kann jeder selbst entscheiden, ob er sich reinquetscht, wartet, oder lieber den Bahnsteig verlässt und umfährt. Sieht man das bereits am Bahnsteigzugang, kann man sich sogar den Weg auf den Bahnsteig und wieder zurück sparen.

Wenn man dann auf den Bahnsteigen auch noch sehen könnte, wann parallele Verkehrsmittel fahren, beispielsweise Regionalzüge auf der Stadtbahn oder Straßenbahnen und Metrobusse an diversen Stationen, wäre man echt umfassend informiert. Wenn ich in Marzahn so ne Übersicht hätte, wäre ich der S-Bahn weit weniger böse als heute, wenn mal wieder was nicht fährt: "Oh, die nächste S-Bahn fällt aus, die danach ist stark verspätet. Aber in 5 Minuten fährt ne M6. Das klappt dann ja dann doch noch!" Man stelle sich vor: dann hätte eine Störung sogar ein positives Kundenerlebnis zur Folge! Das geht ja nun wirklich nicht!
Jay
Re: Neues von der S-Bahn II
15.11.2013 11:39
Zitat
Tradibahner
Jay, schön für deinen Bericht, aber deshalb müssen wir uns alles gefallen lassen, schön die Füsse stillhalten? Und die Bahn kann schön weitermachen, wie die letzten fünf Jahre!

Hab ich das irgendwo geschrieben? Ich hab lediglich die aktuelle Situation (aus meiner Sicht) beschrieben. Bestimmte Dinge funktionieren eben nicht "einfach so", wie sich das hier manch einer offenbar vorstellt. Bei anderen Dingen - wie der Fahrgastinformation - lässt sich durchaus was machen.

@Heidekraut: Aber hallo! Selbstverständlich läuft es in der "freien Wirtschaft" anders als bei der Bahn. Genau das ist ja eine der Ursachen für die vielen Probleme in der Bahnbranche. Da wurden 1994 tiefgreifende Reformen durchgeführt, ohne dass deren Erfolg oder Misserfolg bewertet und entsprechend nachgesteuert wurde. Gerade beim Zulassungsprozedere gibt es eben doch gravierende Unterschiede, weshalb Minister Ramsauer dort ja auch endlich eine Änderung angeschoben hat. Hier ist in erster Linie die Bundespolitik gefragt!

Es ist auch definitiv nicht üblich, dass sofort der einzelne Sacharbeiter haftbar gemacht wird. Gerade gestern ist da so ein spektakuläres Urteil gefällt worden (Brustimplantate). Nicht gegen den Sachbearbeiter sondern gegen den TÜV Rheinland als Organisation. Auch in der Autobranche ist mir nicht bekannt, dass bisher irgendwo jemand persönlich angeklagt wurde, der "nur" den Zulassungsstempel für ein Bauteil gesetzt hat. Wenn überhaupt, dann ist immer zuerst mal die Firma dran und nur, wenn der Verdacht besteht, dass eine bestimmte Person z.B. fahrlässig gehandelt haben könnte, wird gegen diese Person ermittelt und dann ggf. ein Gerichtsverfahren eingeleitet.
Im Falle des EBAs wurde aber eben nicht erstmal generell gegen das EBA ermittelt, sondern sofort auf den Sachbearbeiter gegangen. Und die entsprechenden Sachbearbeiter haben auch ausdrücklich KEINE Rückendeckung von ihrem Arbeitgeber bekommen, sondern mussten da ganz allein durch. Genau die daraus entstandene Trägheit beim EBA sorgte für all die Zulassungsprobleme der letzten Jahre und damit letztendlich auch für den oben benannten Anstoß von Raumsauer, der ja nun in verschiedenen Schritten auch schon wieder mehrere Jahre läuft.

Bezüglich Fahrzeuge: "Früher" war da wesentlich weniger Elektronik drin. Allein die verbaute Kabellänge dürfte im Vergleich zu heute nur etwa 1/3 (wenn überhaupt) ausmachen. Allein das ist eine Störungsquelle die sich mit zunehmendem Alter deutlich bemerkbar macht. Man sollte auch nicht vergessen, dass die "erweiterten" Hauptuntersuchungen bei den Altbaufahrzeugen defacto komplette Neuaufbauten waren, bei denen nur der Wagenkasten übrig blieb und alle anderen Komponenten komplett aufgearbeitet wurden. Wird das berücksichtigt, dann ist die Lebensdauer plötzlich zimlich ähnlich zu heute. Ein ebenfalls gravierender Unterschied sind die Laufleistungen. Heutige Fahrzeuge "schrubben" deutlich mehr Kilometer als damals die Altbaufahrzeuge. Die Anforderungen sind also deutlich höher. Ich bin natürlich völlig deiner Meinung, was die vorzeitige Verschrottung bei der Baureihe 480 und 485 angeht. Gerade bei letzterer hätten wir ohne diese Verschrottungen wohl einen stabileren Fahrzeugeinsatz, weil man mehr Grundsubstanz zum Arbeiten gehabt hätte. Statt der angestrebten 70 Viertelzüge kämen wir dann vielleicht auf 80-90 einsatzfähige Viertelzüge, aber das ist nun wirklich völlig spekulativ.

In der DDR (und Westberlin) gab es nunmal deutlich mehr Personal und Fahrzeuge bei DR und BVG. Das will (und kann) heute keiner mehr bezahlen. Zumindest bei der BVB kannte man sich aber auch in der Mangelverwaltung aus, denn das fahrende Personal war auch damals schon äußerst knapp bemessen.

@Pedalritter: Was die Löhne angeht bin ich bei dir. Wobei die Deutsche Bahn da im Vergleich zu vielen anderen Unternehmen wirklich gut bezahlt und ja auch noch einiges an Sozialleistungen bietet. Da können allenfalls noch einige Privatbahnen mithalten. Richtig grottig sieht es für die BVG aus, die Stellen nur nach dem Tarifvertrag Nahverkehr (TV-N) ausschreiben darf. Damit lockt man kaum jemanden hinter dem Ofen hervor. Dieses Problem wird sich in den nächsten Jahren durch die Überalterung in der gesamten Betriebsstruktur noch deutlich verschärfen.

Kurznachtrag @DonChaos: Klar, gerade bei der Fahrgastinformation ist noch vieles machbar. Die Entstörung des Betriebs könnte auch deutlich besser laufen. Da bin ich voll bei dir.

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1 mal bearbeitet. Zuletzt am 15.11.2013 11:43 von Jay.
Na klar mach ich es mir einfach. :-)
Ich äergere mich ja auch nicht mit dem einzelnen Frickelkram herum sondern
ich ärgere mich über "Die S-Bahn". Ich glaube ich darf das denn mir begegnet
"Die S-Bahn". Ob als unverschämte Lautsprecherdurchsage ".. wir bitten um ihr Verständnis",
keine Durchsage wenn sie nötig wäre oder "Die Türen des letztenWagens sind verschlossen"
oder Türstörung oder als oder sicher wieder bald als "Wagen nicht beheizt".

Dass das EBA bockig auch auf die S-Bahn ist hat sie sich aber auch hart erarbeitet.
Wie lange hat es gedauert bis die Sachen die nach dem Südkreuz-Unfall vereinbart waren
auch gemacht wurden? Mit nicht zugelassenen Rädern rumfahren. Bremsen nicht
korrekt warten. Das sind so Sachen die mir aus dem Stehgreif einfallen.
Ich habe bestimmt was vergessen oder weiss gar nicht alles.
Das zerstörte Vertrauen kommt nicht von alleine wieder. Schon gar nicht durch
die "Höchstleistungen" während des Betriebes.

Was mir gerade so hochkommt ist, dass diese ganzen Massnahmen so schleppend kommen.
So lange wie man Wartungsprobleme schon hat wären ja Lehrlinge fertig ausgebildet
wenn man sofort und konsequent angefangen hätte. Man kann sich natürlich hinsetzen
und warten dass das Personal das man braucht vom Himmel fällt. Die Lokführerausbildung
war ja in der Presse, aber auch diese Dienstplangeschichten.

Das nächste ist, dass Sachen die dann gemacht werden eigentlich nur noch mehr zeigen
dass "Die S-Bahn" nicht funktioniert. Für mich sind das Beispiel diese tollen neuen Anzeigen am Bahnsteig.
Wenn alles halbwegs läuft dann erwecken die den Eindruck von Funktionalität.
Wenn aber alles drunter und drüber geht dann sind sie nicht nur keine Hilfe sondern machen es
noch unübersichtlicher und schlimmer. Die automatischen Ansagen sind dann noch
das Sahnehäubchen obendrauf. In dem Moment wo man sie am dringendsten braucht - nutzlos.
Da hätte man die Chance was neues gleich richtig und nützlich zu machen und verkackt total.
Dann zieht man sich diese Twitter-Nummer an Land und setzt die Leute offenbar nicht da hin wo
sie optimal informiert sein können sondern irgenwo "abseits" (wenn ich das hier richtig mitbekam).
Mal abgesehn davon das ich Twitter für keine Lösung halte.
Kundeninformation scheint irgendwie nicht im Fokus zu stehen, scheint mir nicht als zentraler Bestandteil
der Dienstleistung verstanden zu werden.

Ausserdem vermute ich mal, dass es intern nicht gelungen ist eine gesunde Kommunikation im
Unternehmen wiederherzustellen. Besonders nicht von "unten nach oben".
Das scheint im gesamten Bahn-Konzern so zu sein, ist aber kein Grund es nicht in der S-Bahn zu
verbessern. Dazu muß man natürlich zuerst ein Klima des Vertrauens wiederherstellen.

Wenn ich deinen Beitrag mal darauf summiere, das es auf vielen Ebenen komplexe Probleme gibt
dann löst man diese sicher nicht indem man mit dem Zeigefinger von Oben durchregiert.
Dazu ist Führung nicht da, denn dabei versagt sie. Weil ganz einfach Detailwissen fehlt und weil
man sich verzettelt.

Womit wir fast wieder am Anfang sind: Verspieltes Vertrauen.
Verspieltes Vertrauen beim EBA, bei den Mitarbeitern, bei den Kunden (auch ich).
Seit Jahren. Die Bemühungen die ich sehe bringen irgendwie aber keinen Durchbruch.

Und weil ich kein Vertrauen in Die S-Bahn habe drängele ich mich auch in den ersten Zug der kommt.
Egal ob die Tür klemmt oder was. Ganz einfach weil dieser Zug da ist. Was mit dem nächsten ist
können andere ausprobieren. Ich bin einmal in Junfernheide in "der nächste Zug folgt" eingestiegen.
Der ist dann in Gesundbrunnen rausgenommen worden und als S1(?) weitergefahren, hat deshalb auf nem
ganz anderen Bahnsteig gehalten, ich musste "obenrüber" und ne halbe Stunde auf
den nächsten Entschuldigungszettel auf dem Ring warten.

Als ich das Gutachten zum Südkreuzunfall las war mir klar, dass die S-Bahn richtig im Eimer ist.
Sie konnte ja nicht mal mehr beurteilen ob die Bremsanlage eines Zuges tauglich ist.
Konnten nicht mal messen ob in einer Minute genug Sand aus der Streueinrichtung fällt.
Konnten durch Wartung nicht sicherstellen, dass genug Sand in den Vorratsbehältern ist.
Das war so erbärmlich, dass einfach mehr erwartet werden musste was ja dann auch kam.
Dann auch noch die Frechheit die mit dem EBA vereinbarten Umbauten nicht oder nur sehr,
sehr schleppend vorzunehmen. Was hat man da eigentlich vom EBA erwartet?
Die prompte Verlängerung der Betriebserlaubnis als Bahnunternehemen?

Ich als Kunde bemerke auch seit Jahren keine Bemühungen dieses Vertrauen an irgendeiner
Stelle wieder aufzubauen.
Mein Punkt ist: Ursprung der in meinen Augen fortdauernden S-Bahn-Krise ist nach wie vor eine
Krise des inneren Vertrauens, der inneren Kommunikation. Möglicherweise durch Führungsschwäche.
Damit meine ich nicht Schwanzvergleich und Testosteron sondern Schwäche die Probleme geeignet
anzugehen. Möglicherweise weil die Mittel dazu zu sehr beschränkt werden. Personal, Geld, Zeit
whatever. Das führt aber auch nur zu schwacher Führung.
Solange sich da nichts tut wird auch nur hier und da was besser. Nämlich hier und da wo es
einzelnen Chefchens gelingt "ihre" Mitarbeiter auf "ihre Seite" zu bekommen. Da gibts
dann auch Lösungen die was taugen.

Bevor es da der S-Bahn wieder besser geht wird es aber dauern.
Und solange es dauert ärgere ich mich darüber.
Wenn es ganz schlimm ist auch hier. :-)
Ansonsten lese ich eher mit und versuche zu verstehen.
Die S-Bahn, und auch die Bahn krankt vor allem an einem-
das sich nicht mehr Eisenbahner hochgedient haben und Chef mit Sachverstand wurden
( Vom Parteibuchkarrieren in Ost und West mal abgesehen),
sondern studierte Leute als Seiteneinsteiger die nur alles aus der PC Perspektive kennen.
Die Alten hat man vergrault oder in Pension geschickt,den Jungen fehlt es an Erfahrung und auch an Rückgrat,
gegenüber irgendwelchen JungspundBWLern oder jungdynamischen Teamleitern Widerspruch zu geben,
wenn Sparmaßnahmen nach hinten loszugehen drohen.
Auch weil man reichlich Warnungen in den Wind geschlagen hat beim Mänätschmänt.

Wissen und die Erfahrung die so verloren gegangen sind-
zuzüglich des von der Politik bzw. des Mehdornschen Börsenwahns ausgelösten Kostendrucks-
das hat der Bahn/SBahn das Genick gebrochen beim Sturz in den Abgrund.
Und ich werd die Befürchtung nicht los, die BVG steht einen Schritt vor der Klippe,
wenn die Sparschraube genauso weitergedreht wird wie es bei der Bahn der Fall war.
Diese Versäumnisse sind nach 6 Jahren garantiertauch noch nicht ausgebügelt.

Es finden sich jetzt kaum noch junge Ingeneure, die bei der BVG anheuern wollen,
weil in der freien Wirtschaft besser gezahlt wird.
Und wenn meine Generation so in 12-18 Jahren in Rente geht,
sind die Lücken durch Neueinstellungen sicher nicht geschlossen worden-wg. des Kostendrucks.
Ich vermute,die wenigen jetzt jungen Leute werden nicht die Basis bilden können, wie wir einst für unsere Nachfolger.

Dazu kommt, das die neuen Fzg. in der Wartung nicht billiger sind wie viele glauben (machen) wollen.
Dem bei zuverlässigen Altfahrzeugen etwas höheren Wartungsaufwand stehen bei den modernen
Plastekisten enorme Investitionskosten an PC/Laptopps,Hard+Software, Umbau von Gleisanlagen und Werkstätten usw.entgegen,
die lassen sich mit herkömmlichen Werkzeugen selten reparieren und sind in
ihrer Komplexität, wie oben schon angesprochen, auch störanfälliger. Und leben sicher keine 30-60 Jahre.
Was ich täglich daran sehe, welche Wewehchen die NF Schüsseln haben, und wie klaglos die ModTatra rollen.



T6JP
Die Sperrung der Nordsüd-S-Bahn steht uns ja bevor, sind 16 Tage, damit kann man leben.

Im nächsten Jahr soll dann die Strecke für 4-6 Wochen erneut gesperrt werden, laut Artikel in der Berliner Zeitung zur U6-Wiedereröffnung:

Berliner Zeitung zu Bauarbeiten

(Zur Norsüdbahn Info im letzten Absatz)

Weiß jemand, was dann noch gemacht werden muß ? Ich hoffe, die Nordstrecken werden dann über den Ring abgeleitet, so wie es für die S25 demnächst geplant ist. Wird nur etwas schwieriger, da laut dem Artikel die Sperrung ab Gesundbrunnen sein soll.

Schönes Wochenende an alle

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
Zitat
Wollankstraße
Die Sperrung der Nordsüd-S-Bahn steht uns ja bevor, sind 16 Tage, damit kann man leben.

Im nächsten Jahr soll dann die Strecke für 4-6 Wochen erneut gesperrt werden, laut Artikel in der Berliner Zeitung zur U6-Wiedereröffnung:

Berliner Zeitung zu Bauarbeiten

(Zur Norsüdbahn Info im letzten Absatz)

Weiß jemand, was dann noch gemacht werden muß ? Ich hoffe, die Nordstrecken werden dann über den Ring abgeleitet, so wie es für die S25 demnächst geplant ist. Wird nur etwas schwieriger, da laut dem Artikel die Sperrung ab Gesundbrunnen sein soll.

Schönes Wochenende an alle

Lies bitte hier: Neue Gleise für kurvenreiche Tunnelstrecke ab 22.11.
Und hier: Vorschau: Südkreuz - Gesundbrunnen
Und das hier: Ankündigungsplakat

Viele Grüße von Matze
@Matze: Danke für die Links. Ich meinte aber auch, was nach dem Artikel im nächsten Jahr noch gemacht werden soll.

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
Jay
Re: Neues von der S-Bahn II
16.11.2013 10:18
Zitat
Wollankstraße
@Matze: Danke für die Links. Ich meinte aber auch, was nach dem Artikel im nächsten Jahr noch gemacht werden soll.

In diesem Jahr werden nur die Gleise gemacht. Zusätzlich sind noch kleinere Maßnahmen eingetaktet.

Im nächsten Jahr sind die Weichen im Tunnel dran. Zudem wird der Abschnitt zwischen Nordbahnhof und Gesundbrunnen erneuert.

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Zitat
Wollankstraße
@Matze: Danke für die Links. Ich meinte aber auch, was nach dem Artikel im nächsten Jahr noch gemacht werden soll.

Ah ja! Stimmt. Mein Fehler, habe ich überlesen. Sorry.

Viele Grüße von Matze
@Jay: Danke für die Info. Ist zwar lästig für die Fahrgäste, aber es geht ja nicht anders. Hoffentlich ist danach wieder für einige Jahre Ruhe.

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
Zitat
Jay
In diesem Jahr werden nur die Gleise gemacht. Zusätzlich sind noch kleinere Maßnahmen eingetaktet.

Im nächsten Jahr sind die Weichen im Tunnel dran. Zudem wird der Abschnitt zwischen Nordbahnhof und Gesundbrunnen erneuert.

Wäre es nicht besser gewesen, man würde jetzt gleich alles erledigen ?

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
Jay
Re: Neues von der S-Bahn II
19.11.2013 10:23
Zitat
Wollankstraße
Zitat
Jay
In diesem Jahr werden nur die Gleise gemacht. Zusätzlich sind noch kleinere Maßnahmen eingetaktet.

Im nächsten Jahr sind die Weichen im Tunnel dran. Zudem wird der Abschnitt zwischen Nordbahnhof und Gesundbrunnen erneuert.

Wäre es nicht besser gewesen, man würde jetzt gleich alles erledigen ?

Klar wäre das besser gewesen. Funktioniert allerdings aus logistischen Gründen nicht. Das Material kann nur durch den Tunnel angeliefert werden, sodass die Zufahrt gewährleistet sein muss. Das geht aber schlecht, wenn in der Zufahrt keine Gleise mehr liegen. Insofern gibt es leider diese zweiteilige Sperrung, wobei die jetztige Sperrung möglichst kurz gehalten wird.

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Zitat
Wollankstraße
Zitat
Jay
In diesem Jahr werden nur die Gleise gemacht. Zusätzlich sind noch kleinere Maßnahmen eingetaktet.

Im nächsten Jahr sind die Weichen im Tunnel dran. Zudem wird der Abschnitt zwischen Nordbahnhof und Gesundbrunnen erneuert.

Wäre es nicht besser gewesen, man würde jetzt gleich alles erledigen ?

Nordbahnhof - Gesundbrunnen dauert wohl länger als 3 Wochen, die Gelder stehen noch nicht bereit, und die Weichen halten es im Gegensatz zu den Gleisen noch ein Jahr aus.

Aber mal eine Frage, wann gab es zwischen Kriegsende und Mauerfall so langandauernde Totalsperrungen des Tunnels? Da fährt man fast 50 Jahre ohne Totalsperrung und nun nach 1994 schon nach 19 und 20 Jahren schon die nächsten Sperrungen. Nachdem der Tunnel nach Beseitigung der Kriegsschäden freigegeben wurden, fuhren bis zum Mauerbau 1961 bzw. den Streik 1980 auch nicht viel weniger Züge durch den Tunnel als heute. Und da soll jetzt nach 20 Jahren alles abgefahren sein?

MfG Holger



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Zitat
Tradibahner
Aber mal eine Frage, wann gab es zwischen Kriegsende und Mauerfall so langandauernde Totalsperrungen des Tunnels? Da fährt man fast 50 Jahre ohne Totalsperrung und nun nach 1994 schon nach 19 und 20 Jahren schon die nächsten Sperrungen. Nachdem der Tunnel nach Beseitigung der Kriegsschäden freigegeben wurden, fuhren bis zum Mauerbau 1961 bzw. den Streik 1980 auch nicht viel weniger Züge durch den Tunnel als heute. Und da soll jetzt nach 20 Jahren alles abgefahren sein?
Ich kann mich noch an Totalsperrungen gegen 1994 und auch in 2002 erinnnern.

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
Zitat
Tradibahner
die Gelder stehen noch nicht bereit

Ach nee, wieder liegt es an den Finanzen. Das Geld muß sowieso ausgegeben werden. Na das Problem liegt dann wieder an Budgetierung und so.

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
Dieses Thema wurde beendet.