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[EW] Obus-Pläne festgeschrieben
geschrieben von Tradibahner 
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manuelberlin
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Philipp Borchert
Wenn es heißt, dass mit den E-Hybrid-Wagen 25 Kilometer ohne Fahrleitung problemlos zurückgelegt werden können. Von der Leitung bis Finowfurt und zurück sind es etwa neun Kilometer - also locker drin.
Allerdings gibt es davon in Eberswalde bis heute nur einen.

Zitat
485er-Liebhaber
Manuel, meines Wissens wurden alle O-Busse damit nachgerüstet, von daher kein Problem.

Hallo 485er-Liebhaber, hallo zusammen,

irgendwie deckte sich das nicht mit meiner Erinnerung, ich hatte ja schon einmal das Vergnügen einer Führung über den Betriebshof - und tatsächlich ist auch der Wikipedia-Beitrag zum Thema Solaris Trollino 18 in diesem Punkt falsch. Dort heißt es: "Die zwölf an die Barnimer Busgesellschaft aus Eberswalde gelieferten Oberleitungsbusse sind mit Batterien ausgestattet, mit denen sie bis zu fünf Kilometer ohne Fahrdraht zurücklegen können [...]."

Ich habe bei der Barnimer Busgesellschaft nachgefragt und freundlicherweise folgende sehr ausführliche Antwort erhalten:


Alle Trolleybusse sind mit einem Supercap ausgestattet. Dieser hat einen Energieinhalt von 0,88 kWh und eine maximale Leistung von 100 kW. Der Energieinhalt reicht für eine Strecke von circa 400 Metern. Bei der Geschwindigkeit gibt es keine Einschränkungen. Heizung und Klima werden aus dem Speicher nicht versorgt.

11 Trolleybusse sind mit einer APU [Auxiliary Power Unit, Einfügung von mir] oder Notfahraggregat ausgerüstet. Dieses hat eine elektrische Leistung von 100 kW. Die Reichweite ist vom Tankinhalt abhängig und beträgt bei vollen Tank ca. 300 km. Bei der Geschwindigkeit gibt es keine Einschränkungen. Allerdings dürften die 100 kW maximal für 55 - 60 km/h ausreichen. Beim Anfahren kann die Energie aus Supercap und APU genommen werden, womit dann kurzzeitig 200 kW zur Verfügung stehen.

1 Trolleybus (063) ist statt mit der APU mit einer Lithium-Ionen-Batterie ausgestattet. Die Batterie hat einen Energieinhalt von 70,4 kWh. Hiervon können jedoch nur 42,2 kWh genutzt werden. Die Leistung der Batterie beträgt 120 kW. Die Reichweite einer Batterieladung beträgt circa 13 km. Bei der Geschwindigkeit gibt es ebenfalls keine Einschränkungen bis auf die maximale Leistungsabgabe der Batterie. Wie bei den anderen Trolleybussen können auch hier zum Beschleunigen der Supercap und die Batterie genutzt werden.



Ich hoffe, damit etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben.

Einen ganz herzlichen Dank auch an dieser Stelle nochmal an die Geschäftsführung der Barnimer Busgesellschaft.

Viele Grüße
Manuel
Zitat
manuelberlin
Ich hoffe, damit etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben.

Einen ganz herzlichen Dank auch an dieser Stelle nochmal an die Geschäftsführung der Barnimer Busgesellschaft.

Dem möchte ich mich anschließen. Auch dir vielen Dank für das Posten der aufschlussreichen Details.

so long

Mario
Mal ne andere Frage, was verbraucht denn ein normaler Bus im täglichen Verkehr auf 100km? Sowohl die 400m mit dem Inhalt des Supercaps als auch die 13km aus der LiIon-Batterie sind sehr sehr gering. Mal zum Vergleich: 42kWh sind ~14l Dieseläquivalentverbrauch. Die Reichweite hängt hier nämlich mE wesentlich von dem Fahrzyklus ab, also z.B. auch vom Stationsabstand, Höchstgeschwindigkeit, Rekuperation, etc.
Zitat
SaroEngels
Mal ne andere Frage, was verbraucht denn ein normaler Bus im täglichen Verkehr auf 100km? Sowohl die 400m mit dem Inhalt des Supercaps als auch die 13km aus der LiIon-Batterie sind sehr sehr gering. Mal zum Vergleich: 42kWh sind ~14l Dieseläquivalentverbrauch. Die Reichweite hängt hier nämlich mE wesentlich von dem Fahrzyklus ab, also z.B. auch vom Stationsabstand, Höchstgeschwindigkeit, Rekuperation, etc.

Hallo SaroEngels,

Testberichten (etwa aus "Omnibusrevue") zufolge kann man bei modernen Stadtbussen mit einem innerstädtischen Verbrauch von etwa 50-60 Litern auf 100 km bei einem Solobus (Zweiachser) rechnen, bei einem Gelenkbus sind es rund 50 Prozent mehr, also 75-90 Liter. Dabei wird auf verschiedenen gemäßigten Streckenprofilen getestet. Die realen Werte können je nach Besetzung, Belastung der Klimaanlage, Verkehrsaufkommen (Zahl der Anfahrvorgänge) und Streckenprofil (Bergigkeit, Haltestellenabstände) nochmal erheblich nach oben und unten schwanken.

Die Oberleitungsbusse mit den Hilfsantrieben sind natürlich auch schwerer als ein Standard-Dieselbus.

Viele Grüße
Manuel
Zitat
SaroEngels
Mal ne andere Frage, was verbraucht denn ein normaler Bus im täglichen Verkehr auf 100km? Sowohl die 400m mit dem Inhalt des Supercaps als auch die 13km aus der LiIon-Batterie sind sehr sehr gering.

Das kommt ja auch darauf an, welche Absichten man mit der gespeicherten Energie hat. Für den Alltag im O-Bus-Netz reicht es doch locker aus. Da dient es doch maximal dazu einen kurzen Umweg von der Oberleitung weg zu drehen oder so. Selbst eine gewisse Linienverlängerung ohne Oberleitung läge drin, wenn denn ausreichend schnell nachgeladen wird, sobald der Bus wieder an der Leitung hängt. Die 300 km Reichweite würde ja für einen ganzen Tag ohne Oberleitung ausreichen. Das ist zwar auch praktisch, aber man kann sich schon eher fragen, ob man diesen Ballast wirklich im Alltag an der Oberleitung mit sich durch die Gegend fährt.
Zitat
SaroEngels
Mal ne andere Frage, was verbraucht denn ein normaler Bus im täglichen Verkehr auf 100km? Sowohl die 400m mit dem Inhalt des Supercaps als auch die 13km aus der LiIon-Batterie sind sehr sehr gering. Mal zum Vergleich: 42kWh sind ~14l Dieseläquivalentverbrauch. Die Reichweite hängt hier nämlich mE wesentlich von dem Fahrzyklus ab, also z.B. auch vom Stationsabstand, Höchstgeschwindigkeit, Rekuperation, etc.

In Solingen wird seit Jahren mit dem Obus in Höhe der Drehscheibeneinfahrt " abgebügelt"
und ein paar Kilometer ohne Draht auf Diesel bis zur Endstelle und zurück bis zum Draht gefahren.

T6JP
Zitat
manuelberlin
Hallo SaroEngels,

Testberichten (etwa aus "Omnibusrevue") zufolge kann man bei modernen Stadtbussen mit einem innerstädtischen Verbrauch von etwa 50-60 Litern auf 100 km bei einem Solobus (Zweiachser) rechnen, bei einem Gelenkbus sind es rund 50 Prozent mehr, also 75-90 Liter.
Erscheint mir etwas hoch. Laut Boardcomputer haben die Citaros (BVG-Busse) ein Durchschnittsverbrauch von 35-40 l/100 km. Die VDL werden mit 32 l/100 km ausgewiesen.

@ Batterien O-Bus Eberswalde

Meines Wissens nach sollen auch die restliche 11-Wagen umgebaut werden.
Es gibt hierzu auch ein Ausschreibung.
-> [ted.europa.eu]
Zitat
Barnimer
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manuelberlin
Hallo SaroEngels,

Testberichten (etwa aus "Omnibusrevue") zufolge kann man bei modernen Stadtbussen mit einem innerstädtischen Verbrauch von etwa 50-60 Litern auf 100 km bei einem Solobus (Zweiachser) rechnen, bei einem Gelenkbus sind es rund 50 Prozent mehr, also 75-90 Liter.
Erscheint mir etwas hoch. Laut Boardcomputer haben die Citaros (BVG-Busse) ein Durchschnittsverbrauch von 35-40 l/100 km. Die VDL werden mit 32 l/100 km ausgewiesen.

@ Batterien O-Bus Eberswalde

Meines Wissens nach sollen auch die restliche 11-Wagen umgebaut werden.
Es gibt hierzu auch ein Ausschreibung.
-> [ted.europa.eu]

Hallo Barnimer,

ich habe auch noch ein bisschen weiter zum Thema Verbrauch recherchiert - schwierig, die von mir angegebenen Werte könnten auch zu hoch liegen. Ich kann aber auch nicht genau sagen, wie getestet wurde. Hier ein Beispiel: Test VDL Citea (PDF).


Nun zum eigentlichen Kernthema, der von Dir verlinkten Ausschreibung (danke dafür!): Eigentlich ist es keine Ausschreibung, sondern die Bekanntmachung, dass aufgrund eines vorangegangenen Vergabeverfahrens eine Beauftragung stattgefunden hat.

Die Bekanntmachung stammt bereits vom August 2012 und erklärt auf den ersten Blick auch die entsprechende Beschreibung der Busse bei Wikipedia.

Aber auf den zweiten Blick passt einiges nicht zusammen:

Ausgeschrieben war der "Ersatz der Diesel-Generator-Einheit im Oberleitungsbus Solaris Trollino 18 durch einen Batteriespeicher". Weiter heißt es: "Der Einbau der Anlage muss im Rahmen der Fahrzeugfertigung beim Hersteller des Busses erfolgen."

Auch August 2012 liegt ja für ein Vorhaben dieser Art schon lange zurück, die eigentliche Ausschreibung sicherlich noch deutlich länger, und der geforderte Einbau "im Rahmen der Fahrzeugfertigung" als Ersatz für die Dieselaggregate (APU) hat definitiv nicht stattgefunden. Die Busse wurden 2010 gefertigt.

Die APUs sind heute definitiv noch vorhanden und wurden in der Antwort der Barnimer Busgesellschaft auf meine Fragen ja auch ausführlich beschrieben. Von dem Batteriesystem ist in dieser Antwort jedoch nicht einmal andeutungsweise die Rede.

Daher nehme ich an, dass die damalige Ausschreibung zu keinem Ergebnis im eigentlichen Sinne geführt hat und dieses Vorhaben daher verworfen wurde. Umgekehrt könnte ich mir vorstellen, dass letztlich der Einbau der Supercaps zusätzlich zu den APUs das tatsächliche Ergebnis dieser Ausschreibung war.

Viele Grüße
Manuel
Um das mal so zu sagen: Die Supercaps ergeben ja nur als Kurzzeitenergiespeicher Sinn, schnell aufladen und schnell wieder entladen. Wenn deine Theorie stimmt und man statt des Umbaus auf Batterien nur die Supercaps eingebaut hat, dann müsste der Grund unter anderem der folgende sein: Mit den Supercaps kann genau wie mit den Batterien Rekuperation (Energiegewinnung beim Bremsen) durchgeführt werden. Damit kann der Gesamtverbrauch deutlich verringert werden. Die generelle Unabhängigkeit von der Stromleitung zum Rangieren etc. wird aber weiterhin über die APU geleistet. Der Preis pro kWh LiIon-Batterie liegt im Augenblick bei ungefähr 500-1000€. Die Nachrüstung mit den 70kWh-Batterien liegt also bei wenigstens 350.000€ insgesamt.
Zitat
SaroEngels
Um das mal so zu sagen: Die Supercaps ergeben ja nur als Kurzzeitenergiespeicher Sinn, schnell aufladen und schnell wieder entladen. Wenn deine Theorie stimmt und man statt des Umbaus auf Batterien nur die Supercaps eingebaut hat, dann müsste der Grund unter anderem der folgende sein: Mit den Supercaps kann genau wie mit den Batterien Rekuperation (Energiegewinnung beim Bremsen) durchgeführt werden. Damit kann der Gesamtverbrauch deutlich verringert werden. Die generelle Unabhängigkeit von der Stromleitung zum Rangieren etc. wird aber weiterhin über die APU geleistet. Der Preis pro kWh LiIon-Batterie liegt im Augenblick bei ungefähr 500-1000€. Die Nachrüstung mit den 70kWh-Batterien liegt also bei wenigstens 350.000€ insgesamt.

Hallo SaroEngels,

danke! Ausnahmsweise lasse ich mal das Vollzitat stehen, es erscheint mir hier sinnvoll:

Der Gesamtauftragswert aus der damaligen Ausschreibung wurde mit 113.740 Euro angegeben. 2012 waren LiIon-Batterien sicherlich noch teurer als heute, und die Ausschreibung beinhaltete ja nicht nur die Batterien selbst, sondern das Gesamtsystem und die Integration in "das Energiemanagement des Oberleitungsbusses". Man hätte die APUs gespart, aber das hätte sich vermutlich trotzdem nicht gerechnet.

Der Betriebshof in Eberswalde ist übrigens umfassend mit Fahrleitung überspannt, sodass sich Rangierbewegungen ohne Fahrleitung im Alltag auf ein Minimum beschränken dürften.

Viele Grüße
Manuel

Aufnahmen vom 26. November 2012:








1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.04.2015 23:21 von manuelberlin.
Die oben verlinkte Ausschreibung ist aber bestimmt die für den *einen* Obus, und nicht für alle. Dies dürfte dann ja preislich ungefähr hinkommen (70k€ für die Batterie plus 40k€ für Regelung, Einbau, Tests etc.).
Und natürlich: schöne Fotos, insbesondere das Wetter! Hach!
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