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deejay
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def
Abgase sind weiterhin ungesund (und töten übrigens auch).

Und das hat bisher wen interessiert?

Vielleicht sollte es demnächst mehr interessieren:

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kurier.at
Coronavirus: Smog als Co-Faktor für Epidemie in Norditalien?

Die Smogwerte in Norditalien könnten ein Grund für die hohe Covid-19-Sterberate in Norditalien sein, vor allem in den von der Epidemie schwer betroffenen Regionen Lombardei und Emilia Romagna. Dies geht aus einer von der Fachzeitschrift Environmental Pollution veröffentlichten Studie hervor, die von den Universitäten von Siena und Aarhus in Dänemark durchgeführt wurde.

(Sicherheitshalber noch ein zweiter Link, weil Artikel beim (österreichischen) Kurier zuweilen nach ein, zwei Tagen hinter Paywalls verschwinden.)

Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, wäre es Selbstmord aus Angst vor dem Tod, wenn die Politik nun den Autoverkehr förderte. Selbst die in aktuellen Situation immer wieder zu lesenden Empfehlungen, doch möglichst Auto statt öffentlich zu fahren, wären dann womöglich sogar kontraproduktiv.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.04.2020 20:25 von def.
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DaniOnline
Ist denn bei der Berechnung von Kapazitäten bei Bus und Bahn die gesamte Fläche verrechnet worden oder berücksichtigt man, dass Gänge sowie Aus-und Eingänge frei bleiben, um einen kurzfristigen Fahrgastwechsel zu ermöglichen?

Die Kapazitätsangaben, die die Hersteller veröffentlichen müssen und die den Fahrzeuggenehmigungen zugrunde liegen, sind auf ein Maximum an Personen ausgelegt, denn es gilt ja vor allem, Bremsen und Motoren zu auszulegen, dass die Werte zusammenpassen. Wenn sich nach einer Großveranstaltung so viele Menschen, wie physisch in den Innenraum eines Busses passen, dort rein quetschen, um 5 Minuten bis zum nächsten Bahnhof zu fahren, sollte der Bus anfahren und auch wieder bremsen können. Dafür ist die entsprechende ECE-Regelung 107 da.

Die Fahrplanmacher wie die Finanzler aus den Verkehrsunternehmen und Aufgabenträgern sollten diese Kapazitätsangaben jedoch nicht so lesen, dass die Kapazitätsangabe die kalkulatorische Grundlage für den alltäglichen Berufsverkehr ist.

Genauso sind wahrscheinlich in einem halbwegs geheizten Fahrzeug die rechtlichen Bedingungen erfüllt, wenn man dem Fahrpersonal Unterwäsche als Dienstkleidung zur Verfügung stellt, ein bisschen mehr als das rechtliche Minimum darf es aber schon sein.
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der weiße bim
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def
Allerdings muss sich eben einiges ändern, und ich weiß, dass ich mich wiederhole: die Auslastung muss anders bestimmt werden und weniger wichtig sein.

Die durchschnittliche Auslastung der BVG-Verkehrsmittel beträgt seit Jahrzehnten unter 20%, siehe unten die Zahlen aus dem letzten verfügbaren BVG-Geschäftsbericht 2018. Das Problem ist nur, diese gleichmäßig über die Betriebsbereiche, den Tag und die Woche und das Jahr zu verteilen. In der Hauptverkehrszeit ist die Auslastung zwangsläufig höher, weil das Fahrtenangebot aufgrund begrenzter Möglichkeiten beim Personal- und Fahrzeugbestand, sowie Kapazitäten der Verkehrswege den Bedarf nicht um das Fünffache übersteigen kann. ÖPNV ist nun mal Sammelbeförderung. Der Trendumkehr zum eigenen Auto können die Verkehrsunternehmen in solchen hysterischen Krisenzeiten nichts entgegensetzen.
Da die Einnahmen zu 90% weggebrochen sind und sich die Fahrgastzahlen zu 75% verringert haben, fehlt die finanzielle Basis für Gegenmaßnahmen, etwa niveauvolle Werbung, zusätzliche Angebote und bessere Bezahlung der Mitarbeiter. Sobald es der Wirtschaft wieder gut geht, sind auch die Arbeitskräfte weg.

Nach der jetzigen Krise und dann bei guter Wirtschaft ist doch möglich neue Arbeitskräfte einzustellen, oder?
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Henning
Nach der jetzigen Krise und dann bei guter Wirtschaft ist doch möglich neue Arbeitskräfte einzustellen, oder?

Wenn viele Fahrgäste aus Angst vor Ansteckung wegbleiben, fehlen die Fahrgeldeinnahmen. Diese bilden für alle Verkehrsbetriebe die größte Einnahmequelle. Ohne ausreichende Einnahmen können keine konkurrenzfähigen Löhne gezahlt werden, was zur Abwanderung von Arbeitskräften führt. Der finanzielle Anreiz für Neueinstellungen würde auch fehlen.

so long

Mario
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def
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Philipp Borchert
Mit solchen Zahlen zu arbeiten ist genau so dämlich wie anzunehmen, man könne derzeit alle U-Bahnlinien auf EIN Niveau herunterfahren.

Richtig. Es war mir ja in den letzten Tagen fast schon peinlich, darauf immer wieder hinweisen - aber die Auslastung, wie sie heute gemessen wird, ist eine Zumutung. Das war sie auch schon vor der Corona-Krise. Es ist doch absolut krank, dass ein Bus oder ein Bahn erst dann als voll gilt, wenn die Sitzplätze belegt sind und ganze vier Menschen auf einem Quadratmeter stehen.

Das gilt doch schon längst nicht mehr. In den Fahrzeugen steht z.B. nur dran, wie viele Menschen theoretisch (gewichtsmäßig) zur Beförderung zugelassen sind. Die Busse mit der Eigenwerbung zeigen es doch an: "Dieser Gelenkbus bietet Platz für 99 Fahrgäste", das folgt der VDV-Empfehlung, ab 65% der zugelassenen Fahrgastmenge von Vollbesetzung zu sprechen. Im gleichen Wagen steht aber innen dran, dass er für 45 Sitzplätze und 99 Stehplätze zugelassen ist.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Also nimmt die BVG auch "nur" diese Zahlen als Grundlage für diese Auslastungsaussagen?

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B-V 3313
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def
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Philipp Borchert
Mit solchen Zahlen zu arbeiten ist genau so dämlich wie anzunehmen, man könne derzeit alle U-Bahnlinien auf EIN Niveau herunterfahren.

Richtig. Es war mir ja in den letzten Tagen fast schon peinlich, darauf immer wieder hinweisen - aber die Auslastung, wie sie heute gemessen wird, ist eine Zumutung. Das war sie auch schon vor der Corona-Krise. Es ist doch absolut krank, dass ein Bus oder ein Bahn erst dann als voll gilt, wenn die Sitzplätze belegt sind und ganze vier Menschen auf einem Quadratmeter stehen.

Das gilt doch schon längst nicht mehr. In den Fahrzeugen steht z.B. nur dran, wie viele Menschen theoretisch (gewichtsmäßig) zur Beförderung zugelassen sind. Die Busse mit der Eigenwerbung zeigen es doch an: "Dieser Gelenkbus bietet Platz für 99 Fahrgäste", das folgt der VDV-Empfehlung, ab 65% der zugelassenen Fahrgastmenge von Vollbesetzung zu sprechen. Im gleichen Wagen steht aber innen dran, dass er für 45 Sitzplätze und 99 Stehplätze zugelassen ist.

Ja, auch auf den Busseiten der BVG werden inzwischen realistische, im "Normalbetrieb" erreichbare Zahlen angegeben: Ein mit 70 Fahrgästen besetzter 12-Meter-Bus ist nach der in diesem Fall maßgeblichen Ansicht des Fahrpersonals voll besetzt.

In den BVG-Geschäftsberichten schlägt sich diese Neubewertung aber wohl (noch) nicht nieder. Bei Beachtung der "65%-Regel" müßte die dort angegebene Auslastung für 2018 nicht mit 19,2% (sh. weiter oben beim weißen bim), sondern mit etwa 29,5% angegeben werden, was immerhin ein Fortschritt wäre.

Womöglich werden solche Geschäftsberichte auch von Leuten gelesen, die sie lesen sollten - man weiß ja nie,

meint Marienfelde.
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Marienfelde
In den BVG-Geschäftsberichten schlägt sich diese Neubewertung aber wohl (noch) nicht nieder. Bei Beachtung der "65%-Regel" müßte die dort angegebene Auslastung für 2018 nicht mit 19,2% (sh. weiter oben beim weißen bim), sondern mit etwa 29,5% angegeben werden, was immerhin ein Fortschritt wäre.

Und genau das ist m.E. das Problem. Gut, dass die Erkenntnis, dass ein mit vier Personen pro Quadratmeter Bus nicht voll, sondern überfüllt ist, inzwischen selbst bei VDV und BVG durchzusickern scheint. Solange die statistische Auslastung aber so definiert wird wie derzeit, nutzt das nichts.

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B-V 3313
Die Busse mit der Eigenwerbung zeigen es doch an: "Dieser Gelenkbus bietet Platz für 99 Fahrgäste", das folgt der VDV-Empfehlung, ab 65% der zugelassenen Fahrgastmenge von Vollbesetzung zu sprechen. Im gleichen Wagen steht aber innen dran, dass er für 45 Sitzplätze und 99 Stehplätze zugelassen ist.

65 % gelten als voll? Ernsthaft? In der Mathematik außerhalb des ÖPNV ist der Prozentsatz, der dem Adjektiv "voll" entspricht, 100 %! Daraus ergibt sich, dass die Angabe der Auslastung in Geschäftsberichten intuitiv nicht lesbar ist - obwohl sie (und das ist das gefährliche) durch ihr Wording intuitive Lesbarkeit suggeriert!

Wahrscheinlich muss man einfach zwei Dinge trennen: die Zahl der Fahrgäste, für die ein Fahrzeug zugelassen ist (denn natürlich hat es Sinn, diese Zahl hoch anzusetzen) und die Zahl der Fahrgäste, bei der das Fahrzeug als zu 100 % besetzt gilt. Das Problem ist, dass man heute einfach die zugelassene Zahl an Fahrgästen mit 100 % gleichsetzt. Vielleicht wäre es in einem ersten Schritt sinnvoll, wenigstens die durchschnittliche Auslastung der Sitzplätze mit anzugeben.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.04.2020 07:37 von def.
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def
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deejay
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def
Abgase sind weiterhin ungesund (und töten übrigens auch).

Und das hat bisher wen interessiert?

Vielleicht sollte es demnächst mehr interessieren:

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kurier.at
Coronavirus: Smog als Co-Faktor für Epidemie in Norditalien?

Die Smogwerte in Norditalien könnten ein Grund für die hohe Covid-19-Sterberate in Norditalien sein, vor allem in den von der Epidemie schwer betroffenen Regionen Lombardei und Emilia Romagna. Dies geht aus einer von der Fachzeitschrift Environmental Pollution veröffentlichten Studie hervor, die von den Universitäten von Siena und Aarhus in Dänemark durchgeführt wurde.

(Sicherheitshalber noch ein zweiter Link, weil Artikel beim (österreichischen) Kurier zuweilen nach ein, zwei Tagen hinter Paywalls verschwinden.)

Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, wäre es Selbstmord aus Angst vor dem Tod, wenn die Politik nun den Autoverkehr förderte. Selbst die in aktuellen Situation immer wieder zu lesenden Empfehlungen, doch möglichst Auto statt öffentlich zu fahren, wären dann womöglich sogar kontraproduktiv.

Auch in den USA vermuten Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Corvid-19-Sterblichkeit. Das ergibt eine statistische Auswertung, aus der andere wesentliche Faktoren, die die Sterblichkeit erhöhen (Zahl der Intensivbetten, Übergewicht, Raucher etc.), bereits herausgerechnet sind. Auch wenn nicht auszuschließen ist, dass es weitere, bisher nicht berücksichtigte Faktoren gibt, ist das m.E. doch ein weiteres Indiz dafür, dass hohe Luftverschmutzung über Jahre und Jahrzehnte für Corvid-19-Erkrankte lebensgefährlich ist.
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schallundrausch
Peter Neumann hat viele der hier genannten Argumente aufgegriffen und daraus einen sehr schönen Artikel gestrickt. Leider ohne Lösungsstrategien aufzuzeigen:

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/warum-bvg-und-s-bahn-opfer-der-coronakrise-sind-li.80609

"Wir lösen den Stau auf", war ja mal ein Wahlkampfslogan der Berliner CDU (wenn es auch schon eine Weile her ist).

Wie der Stau tatsächlich aufgelöst werden kann, ist dem Artikel von Peter Neumann immerhin auch zu entnehmen: Wenn die absolute Größe des Autoverkehrs um 20 - 35 % sinkt (also 65 - 80 % des Autoverkehrs vor der Pandemie weiterhin fließt), dann lösen sich, wie man nun täglich erfahren kann, fast alle Staus in Luft auf,

meint Marienfelde.
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def
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Marienfelde
In den BVG-Geschäftsberichten schlägt sich diese Neubewertung aber wohl (noch) nicht nieder. Bei Beachtung der "65%-Regel" müßte die dort angegebene Auslastung für 2018 nicht mit 19,2% (sh. weiter oben beim weißen bim), sondern mit etwa 29,5% angegeben werden, was immerhin ein Fortschritt wäre.

Und genau das ist m.E. das Problem. Gut, dass die Erkenntnis, dass ein mit vier Personen pro Quadratmeter Bus nicht voll, sondern überfüllt ist, inzwischen selbst bei VDV und BVG durchzusickern scheint. Solange die statistische Auslastung aber so definiert wird wie derzeit, nutzt das nichts.

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B-V 3313
Die Busse mit der Eigenwerbung zeigen es doch an: "Dieser Gelenkbus bietet Platz für 99 Fahrgäste", das folgt der VDV-Empfehlung, ab 65% der zugelassenen Fahrgastmenge von Vollbesetzung zu sprechen. Im gleichen Wagen steht aber innen dran, dass er für 45 Sitzplätze und 99 Stehplätze zugelassen ist.

65 % gelten als voll? Ernsthaft? In der Mathematik außerhalb des ÖPNV ist der Prozentsatz, der dem Adjektiv "voll" entspricht, 100 %! Daraus ergibt sich, dass die Angabe der Auslastung in Geschäftsberichten intuitiv nicht lesbar ist - obwohl sie (und das ist das gefährliche) durch ihr Wording intuitive Lesbarkeit suggeriert!

Wahrscheinlich muss man einfach zwei Dinge trennen: die Zahl der Fahrgäste, für die ein Fahrzeug zugelassen ist (denn natürlich hat es Sinn, diese Zahl hoch anzusetzen) und die Zahl der Fahrgäste, bei der das Fahrzeug als zu 100 % besetzt gilt. Das Problem ist, dass man heute einfach die zugelassene Zahl an Fahrgästen mit 100 % gleichsetzt. Vielleicht wäre es in einem ersten Schritt sinnvoll, wenigstens die durchschnittliche Auslastung der Sitzplätze mit anzugeben.

Tja, wie schreibe ich es bloß, dass du hier eine viel zu optimistische Annahme triffst. Während bei Schienenfahrzeugen die 4 Pers/m² inzwischen eigentlich der übliche Zulassungsstandard ist, werden von den Busherstellern nach wie vor 6 oder gar 8 Pers/m² ausgewiesen. Logisch, denn so ist die vermarktbare Kapazität deutlich höher und kommt an die von Straßenbahnen heran. Die BVG hat vor ein paar Jahre, als auch wir hier die Debatte schon mal ausführlich geführt haben, ihre Angaben geändert und auch die Busse neu gerechnet. Daher kommen die von B-V angegebenen Werte. Und davon nehmen wir jetzt die 65%, die als Auslastungsgrenze gemäß Verkehrsvertrag gelten und die nur kurzzeitig bzw. in der HVZ überschritten werden dürfen.

In der Tat wäre es natürlich schön, wenn man durch diese Krise die Chance nutzt und die Berechnungsgrundlagen mal anpasst. Im Auto gibt es keine Stehplätze! Woran es ebenfalls erheblich hakt sind nette Zahlen, die sich aber in keine Relation setzen lassen, weil die Ausweisung der Erhebungsgrundlage fehlt.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
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