Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
Bahnsteigtüren und Sauberkeit in U-Bahnhöfen
geschrieben von Golo Kahlert 
Ich hab heute einen Artikel für unsere Schülerzeitung zugeschickt bekommen, zum Korrigieren. Es handelt sich um einen Hongkong-Reisebericht. Folgende Passage möchte ich euch nicht vorenthalten:

"[...] Was wirklich lobenswert war, war die chinesische U-Bahn. Bei uns sind U-Bahn-Stationen zugig, eher dunkel und voll von Graffiti. Ganz anders Hongkong. Licht, kein Wind und eine Sauberkeit wie die bloßen Teller im Mövenpick Hotel. Dass es überhaupt nicht zugig war, lag an einer genialen Idee. Diese Idee hat auch zur Folge, dass niemand aufs Gleis geschubst werden kann. Denn vor den Gleisen befinden sich massive Glaswände mit Schiebetüren, die sich erst dann öffnen, wenn die U-Bahn (die ebenfalls blitzsauber ist) direkt davor steht. Ein weiterer bemerkenswerter Einfall, der das Verkehrssystem betrifft, ist die Oktopuskarte. Mit dieser Karte kann man fast jedes öffentliche Verkehrsmittel nutzen, das es in Hongkong gibt. Die Besonderheit dieser Karte ist aber, dass die Lesegeräte den Kartenchip auch durch Taschen oder Geldbörsen hindurch registrieren. Das ganze Verkehrssystem von Hongkong ist daher wirklich erste Sahne. [...]"

Zum Thema Sauberkeit und Schmierereien ist denke ich der Berliner Zustand bestens bekannt. Wahrscheinlich liegt das in Hongkong auch nur am viel autoritäreren System als in unserem Land (in der DDR gab es Vandalismus ja offenbar auch nicht). Aber man sieht, dass es irgendwie geht. Und man sieht an Berlin, dass man sich schnellstens etwas einfallen lassen sollte.

Dann aber, was viel interessanter ist, das Thema Bahnsteigtüren. Abgesehen vom Verhindern der Personenunfälle ist für mich der Aspekt, den Bahnhof frei von Luftbewegungen zu halten, neu. Klar, wenn man davon ausgeht, dass die Glaswände bis zur Decke reichen, verursachen die Züge keine Luftpolster mehr. Doch es bleibt der Luftzug zwischen den Bahnsteigzugängen (insbesondere bei der klassischen Variante auf Ebene -1, z.B. U6 Mitte).
Auch die U5 ist da so ein Kandidat. Dass man den Luftzug auf Bahnhöfen wie Biesdorf Süd und Kaulsdorf Nord niemals wegbekommt, auch nicht mit Bahnsteigtüren, sollte eigentlich klar sein (würden diese Dinger auf einem Damm-/Einschnittbahnhof eigentlich Sinn machen?). ;-)

Bevor jetzt jemand fragt: Ich weiß nicht, ob die Hongkonger U-Bahn automatisch fährt oder nicht (geht aus dem Artikel nicht hervor).

Und zuletzt dieses Ticket, die "Oktopuskarte". Ist so ein Zustand der, den sich die BVG mit ihrem E-Ticket wünscht? Quasi eine Abbuchung "by going"?

So, nun können die Diskussionen beginnen. ;-)


Gruß
Golo

___________________________________________________
Golo Kahlert
[www.deutscher-nahverkehr.de.vu]
Die Octopuskarte dürfte eine Anwendung der RFID-Technologie sein. Das funktioniert so ähnlich, wie die Warensicherungsetiketten. ich weiß nicht genau mit welchem System die BVG getestet hatte, es sollte auf jeden Fall was entfernungsabhängiges sein .. d.h. der Fahrgast ist identifizierbar und bekommt die zurückgelegten Strecken in Rechnung gestellt. Das nennt man dann wohl "gläsernen Kunden". Ich möchte so einer nicht sein ... Andere sehen das anders ... =)

Was die Glastüren angeht: Wer soll das bezahlen ? Die BVG muß zu einem ernüchternden Ergebnis gekommen sein, was es kosten würde die pi mal Daumen 190 U-Bahnhöfe damit auszustatten und die Technik zu unterhalten, sonst wären die Versuche mit den GleisbettScannern auf der U5 sicherlich nicht unternommen worden.

Was die Sauberkeit angeht:
Es gibt Länder, in denen gibt es noch Getränkedosen. Die werden dann auch in den Müll geschmissen und nicht auf die Straße ... als Selbstverständlichkeit, und nicht wegen irgend 'nem Pfand. =)


Golo Kahlert schrieb:
-------------------------------------------------------
> der DDR gab es Vandalismus ja offenbar auch
> nicht).

Aber sicher. Nur gab es keine "Benzinstifte". Vandalismus, also das Zerlegen von Zügen, etwa nach Fußballspielen oder auch im Abendverkehr gab es auch. Und das durch alle Schichten der Gesellschaft. Feiernde NVA-Soldaten, Fußballfans, Punks, Skins und gelangweilte Jugendliche. Alles war vertreten. Natürlich nicht so in der Masse. Ich behaupte mal zu sagen, es gab auch nicht so viel Langeweile.
(--> Hinweis auf das Angebot für Jugendliche)


--
Gas oder Strom, das ist in Berlin die Frage:
[www.berliner-verkehrsseiten.de]
Denyo schrieb:
-------------------------------------------------------
> Was die Glastüren angeht: Wer soll das bezahlen ?
> Die BVG muß zu einem ernüchternden Ergebnis
> gekommen sein, was es kosten würde die pi mal
> Daumen 190 U-Bahnhöfe damit auszustatten und die
> Technik zu unterhalten, sonst wären die Versuche
> mit den GleisbettScannern auf der U5 sicherlich
> nicht unternommen worden.

Ich habe mit keinem Wort geschrieben, dass ich Glastüren für Berlin fordere/befürworte. ;-) Eher im Gegenteil. Es ging mir nur um den möglichen Nutzen.

> Was die Sauberkeit angeht:
> Es gibt Länder, in denen gibt es noch
> Getränkedosen. Die werden dann auch in den Müll
> geschmissen und nicht auf die Straße ... als
> Selbstverständlichkeit, und nicht wegen irgend
> 'nem Pfand. =)

Tja, mit derselben Selbstverständlichkeit entsorgen leider bestimmte Bevölkerungsgruppen hierzulande ihre Getränkebehältnisse in der (U-/S-/R-)Bahn. Bei der Klientel kann man schon "froh" sein, wenn dann im 481 das Klappfenster geöffnet und die Bierflasche über das Piktogramm "Flaschen rauswerfen verboten" ins Gleisbett entsorgt wird (vor einiger Zeit mal gesehen in der S5).


Schmierzug schrieb:
-------------------------------------------------------
> [...]Alles war vertreten. Natürlich nicht so in der Masse.
> Ich behaupte mal zu sagen, es gab auch nicht so viel Langeweile.

Die Masse ist denke ich mal wirklich nicht vergleichbar (da ist Berlin heute ja sowieso kaum noch zu toppen). Aber genau darauf kommt es an, da hast du völlig Recht.
Ich habe mal in einem Buch, ich glaube, es war "80 Jahre Berliner S-Bahn", ein Foto von zwei Stadtbahnern gesehen. DR- und BVG-Viertel gekuppelt. Man sah sofort, welcher Zug aus dem Westen kam: Schmierereien und Farbe bedeckten 70% der sichtbaren Außenhaut...


Gruß
Golo

___________________________________________________
Golo Kahlert
[www.deutscher-nahverkehr.de.vu]
Was sind gleisbettscanner und was bringen sie? Wie sehen sie aus? Kann mir jemand mehr Infos geben?
Shawn Stein schrieb:
-------------------------------------------------------
> Was sind gleisbettscanner und was bringen sie? Wie
> sehen sie aus? Kann mir jemand mehr Infos geben?

Ich nehme mal an, es handelt sich dabei um die Einrichtung, mit der über ein Lasersystem von unter der Bahnsteigkante angebrachten Sensoren der gesamte Gleisbereich eines Bahnhofes überwacht wird.
Die Laserstrahlen werden entsprechend reflektiert und bilden ein engmaschiges Netz. Fällt nun ein größerer Gegenstand oder eine Person ins Gleis, werden die Laserstrahlen dadurch sofort an einer Stelle unterbrochen. Diese Unterbrechung wird in Sekundenschnelle weitergeleitet und stoppt alle Züge in der Nähe, die diesem Bereich "gefährlich werden" könnten, sofort per Zwangsbremsung.
Das ist eine Methode, um einen automatischen Betrieb auch ohne Bahnsteigtüren in Bahnhofsbereichen zu nahezu 100% absichern zu können.

Hier gibt es neben anderen Informationen zum STAR-Projekt der BVG auch ein paar Infos zu diesen Scannern. In der Mitte, bei "Haltestellen-Gefahrenraum-Überwachung". Inklusive Bildseite.


Gruß
Golo

___________________________________________________
Golo Kahlert
[www.deutscher-nahverkehr.de.vu]



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.08.2005 22:23 von Golo Kahlert.
Ich habe mit keinem Wort geschrieben, dass ich Glastüren für Berlin fordere/befürworte. ;-) Eher im Gegenteil. Es ging mir nur um den möglichen Nutzen.

Genau. =) Und da der offensichtlich in keinem Verhältnis zum Aufwand stand ... =) (Det habe ich vorhin weggelassen und bin gleich zum "Wer soll das bezahlen" übergegangen. Find ick aber schön, daß Du's mit 'nem Smiley interpretiert hast.
Daß es Vandalismus nicht gab würde ich so nicht stehen lassen. Aber es war zum einen weniger (man hatte mehr Respekt vor Autoritäten: Polizei, Lehrer, Eltern...) zum anderen wurde diese Energie "kanalisiert". Im Umfeld von Fußballspielen oder der Umgebung bestimmter Jugendklubs bzw. Gaststätten gab es einen ausgeprägten Vandalismus. Aber kein Fahrzeug des Linienverkehrs fuhr mit aufgeschnittenen Polstern, beschmierten Wänden oder verkratzten Scheiben herum. Natürlich waren die bekannten NVA-Urlauberzüge auch nicht ohne Grund "berüchtigt".
In der Breite wie heute jedenfalls gab es dieses Phänomen nicht. Und durch diese "Kanaliesierung" auf bestimmte Orte bzw. Zeiten konnte man durchaus den Eindruck gewinnen, daß es so etwas gar nicht gibt.
ET167 schrieb:
-------------------------------------------------------
> Aber kein Fahrzeug des Linienverkehrs fuhr mit
> aufgeschnittenen Polstern, beschmierten Wänden
> oder verkratzten Scheiben herum.

Nur bis zum Bekanntwerden des Schadens, dann wurde es so schnell wie möglich der Reparatur zugeführt.
Oftmals entstand so eine Fahrplanlücke im Linienverkehr, da intakte Reservefahrzeuge selten verfügbar waren. Als Straßenbahnfahrer in Cottbus oder Dresden hatte man einen guten Grund, mit Dienstfahrt zum Hof zu fahren. Die Chancen, die Zeit bis Dienstschluss quatschend und kaffeetrinkend in der Kantine zu verbringen, standen in DDR-Betrieben nicht schlecht. Nur die BVB (BVG-Ost) hatte immer irgendwo Reservezüge rumstehen. Meist wurde der sogar von einem Reservefahrer rausgebracht und auf Strecke ausgewechselt.

> In der Breite wie heute jedenfalls gab es dieses Phänomen nicht.

Die breite gesellschaftliche Ächtung wirkte ziemlich abschreckend, dazu kam die hohe Aufklärungsquote solcher Delikte und die teilweise hohen Strafen für mutwillige Beschädigung gesellschaftlichen Eigentums. Im Strafvollzug gab es dem Vernehmen nach erhebliche Unterschiede zu den entsprechenden Einrichtungen im Westen.

So funktioniert das auch in Hongkong.

Abgesehen davon, wäre die Berliner U-Bahn 100 Jahre jünger, gäbe es hier auch Bahnsteigtüren. Ganz sicher. Wie Metro Paris, Linie 14, fahrerlos und mit Bahnsteigtüren an allen Haltepunkten. Es wäre herrlich, kein Müll in den Gleisen, keine Brände und die Wagen mit fest eingebauten Fenstern und Klimaanlage.


so long

Mario
der weiße bim schrieb:
-------------------------------------------------------
> So funktioniert das auch in Hongkong.
>
> Abgesehen davon, wäre die Berliner U-Bahn 100
> Jahre jünger, gäbe es hier auch Bahnsteigtüren.
> Ganz sicher. Wie Metro Paris, Linie 14, fahrerlos
> und mit Bahnsteigtüren an allen Haltepunkten. Es
> wäre herrlich, kein Müll in den Gleisen, keine
> Brände und die Wagen mit fest eingebauten Fenstern
> und Klimaanlage.
>
>
> so long
>
> Mario


Der Müll würde dann vermutlich nicht zwischen den Gleisen sondern auf den Bahnsteigen herumliegen. Außerdem wären die Scheiben der Bahnsteigwände total verkratzt und voller Grafitty. Ob das schöner ist?

Mir würde die Berliner U-Bahn fremd vorkommen, wenn man sämtliche Linien mit Bahnsteigtüren ausstatten würde. Ich mag unsere U-Bahn wie sie ist (ausgenommen verkratze Scheiben, Graffitty und Müll), auch wenn's hier und da ein paar Nachteile gegenüber Hongkong (Zugluft, keine Klimaanlage, ...) gibt.
Re: STAR-Projekt
24.08.2005 11:53
Golo Kahlert schrieb:
-------------------------------------------------------
>
> Hier gibt es neben anderen Informationen zum
> STAR-Projekt der BVG auch ein paar Infos zu diesen
> Scannern. In der Mitte, bei
> "Haltestellen-Gefahrenraum-Überwachung". Inklusive
> Bildseite.


> Golo Kahlert


Dieses Projekt wurde doch auf der Strecke Biesdorf-Süd - Friedrichsfelde getestet? Die Scanner hatte man allerdings nur in Bü (hoffe, die Abk. ist korrekt) installiert. Mal abgesehen davon, dass ein solches "Scannsystem" eine sichere Methode für den fahrerlosen Betrieb auf Bahnhöfen sein mag, frage ich mich doch trotzdem, wer denn reagieren soll, wenn auf dem oberirdischen Streckanabschnitt nach Bü Schweine auf den Schienen stehen (schon passiert, aus'm Tierpark ausgebrochen), oder Kinder Steine von der Brücke schmeißen?


Re: STAR-Projekt
24.08.2005 18:21
> Dieses Projekt wurde doch auf der Strecke
> Biesdorf-Süd - Friedrichsfelde getestet?

Ja, ich glaube schon, so steht es auf der angegebenen Seite. Ich sage halt immer "auf der U5". ;-)

> Die
> Scanner hatte man allerdings nur in Bü (hoffe, die
> Abk. ist korrekt) installiert.

Die Abkürzung ist korrekt, ja.

> Mal abgesehen
> davon, dass ein solches "Scannsystem" eine sichere
> Methode für den fahrerlosen Betrieb auf Bahnhöfen
> sein mag, frage ich mich doch trotzdem, wer denn
> reagieren soll, wenn auf dem oberirdischen
> Streckanabschnitt nach Bü Schweine auf den
> Schienen stehen (schon passiert, aus'm Tierpark
> ausgebrochen), oder Kinder Steine von der Brücke
> schmeißen?

Hmm. Also ich denke, zumindest die Schweine werden von den ebenfalls vorgeschriebenen bzw. installierten seitlichen Einzäunungen (siehe selben Link, mindestens 1,20 m hoch) entlang der Strecke aufgehalten. Oder sind solche Viecher in der Lage, einen soliden Stahlzaun niederzureißen (ohne dann darauf/daran liegenzubleiben)?

Was die Kinder auf der Brücke angeht, so bin ich überfragt.


Gruß
Golo

___________________________________________________
Golo Kahlert
[www.deutscher-nahverkehr.de.vu]
Denyo schrieb:
-------------------------------------------------------
> Was die Glastüren angeht: Wer soll das bezahlen ?
> Die BVG muß zu einem ernüchternden Ergebnis
> gekommen sein, was es kosten würde die pi mal
> Daumen 190 U-Bahnhöfe damit auszustatten und die
> Technik zu unterhalten, sonst wären die Versuche
> mit den GleisbettScannern auf der U5 sicherlich
> nicht unternommen worden.

Bahnsteigtüren können doch nur dann zur Anwendung kommen, wenn 100,00%ig sichergestellt ist, daß immer nur die zu den jeweiligen Türabständen passenden Züge eingesetzt werden. Es kann kein Reservezug eingesetzt werden, der einer anderen Baureihe angehört (es sei denn, die Türabstände, Kurzkupplungslängen etc. sind zufällig gleich).

Das ist eben in Hongkong möglich, weil es nur eine einzige Zuggattung gibt...

> Was die Sauberkeit angeht:
> Es gibt Länder, in denen gibt es noch
> Getränkedosen. Die werden dann auch in den Müll
> geschmissen und nicht auf die Straße ... als
> Selbstverständlichkeit, und nicht wegen irgend
> 'nem Pfand. =)

Deutschland und seine Regulierungswut...

Was würde passieren, wenn in Deutschland (oder auch nur einzelnen Städten/Kommunen) Zustände wie z.B. in Singapur eingeführt würden? Dort hat jeder Kaugummi-in-die-Landschaft-Spucker nicht mal die Chance, seiner (Geld-)Strafe durch Entfernen seines Umweltdeliktes zu entgehen. Das würde doch selbst in der kleinsten Kommune wieder 3 neue Arbeitsplätze in der Verwaltung bedeuten - und der Kämmerer müßte auch Überstunden machen, denn jede einzelne Kaugummi-Strafe muß doch irgendwie verbucht werden...

Gruß Ingo
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen