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Dekarbonisierung des SPNV
geschrieben von Taktverdichtung 
Schon etwas her, aber hier glaube ich noch nicht thematisiert:

Auf dem RE6 werden Biokraftstoffe eingesetzt, die umweltfreundlicher als herkömmliches Diesel sein sollen: [www.vbb.de]

Dies ist aber nur ein Projekt, um den CO2-Ausstoß auf der Schiene zu reduzieren. Bekanntlicherweise werden auf den Strecken im Netz Ostbrandenburg (bis auf die Langläufer der RB26) ab Dezember 2024 batterie-elektrische Fahrzeuge eingesetzt.

Für die Heidekrautbahn sind ab dem gleichen Zeitraum H2-Züge geplant: [www.vbb.de]

Der VBB möchte bis 2037 im SPNV komplett auf Dieselkraftstoffe verzichten.

Diese Thema wird uns wohl noch die nächsten Jahre begleiten (sofern wir das mit dem Klimaschutz ernst meinen). Dieser Thread soll Platz für die aktuelle Entwicklung, aber auch für Ideen und Visionen zu diesem Thema bringen.
18,5 Millionen Tonnen betrug der CO2-Ausstoß laut Geschäftsbericht der DB im vergangenen Jahr allein beim Gesamtkonzern Deutsche Bahn.
[www.dw.com]

Mit einiger Sicherheit wird die vollständige Dekarbonisierung erst dann gelingen, wenn irgendwann einmal genügend bezahlbarer Hochleistungsspeicher für Elektroenergie zur Verfügung stehen sollten. Bis dahin geht es in kleinen Schritten vorwärts - Windsstrom und Solarstrom können im Rahmen des zugekauften Anteils an Bahnstrom Bedeutung gewinnen. Aber letztendlich will der Fahrgast auch bei Flaute und fehlender Sonneneinstrahlung irgendwann an sein Ziel kommen.
In der Region gibt es an Bahnstromwerken nur das gasbetriebene Bahnstromwerg Kirchmöser, richtig? Ansonsten Zukauf Mit dem aktuellen Strommix?
Dennoch fahren alle Züge mit demselben Strom, der durch die deutschen Oberleitungen fließt. Diesen weist die Bahn, wie erwähnt, zu 61 Prozent als Ökostrom aus. Diese setzen sich aus zwei "Quellen" zusammen: eigener Öko-Strom und zugekaufter. In das Stromnetz der DB Energie fließt auch direkt Strom aus erneuerbaren Quellen, die Bahn hat etwa Direktverträge mit Wasserkraftwerken oder betreibt sie selbst.

Neben der direkten Einspeisung kauft die Deutsche Bahn nach Angaben der Experten auch Ökostrom durch Zertifikate zu. Durch solche Herkunftszertifikate können Strombetreiber grünen Strom am Strommarkt einkaufen. Dass dieser aus erneuerbaren Quellen kommt, weisen die Zertifikate nach. Am Strom, der durch die Leitung, in diesem Fall die Oberleitung der Deutschen Bahn fließt, ändert das nichts.
"Das sind im Grunde Bilanzierungsspielräume, die die Bahn nutzt", sagt Dominik Seebach vom Öko-Institut. "Durch den alleinigen Zukauf von Ökostrom entsteht kein entscheidender Beitrag zum Klimaschutz, weil der Strom schon da ist und vom Markt weggekauft wird."
Das sieht auch Erik Gawel so, der am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) das Department Ökonomie leitet. Durch Nachweiszertifikate kaufe man grünen Strom, der dann an anderer Stelle eben fehle: "Bahn wird immer grüner, der Rest grauer."
Welchen Anteil zugekaufter Ökostrom an den 61 Prozent im Bahnstrommix hat - das macht die Bahn - auch auf Nachfrage - nicht transparent.
[www.br.de]

(Dabei gilt auch im Ausland produzierter Grüner Strom als inländischer Grüner Strom, vergleiche dazu § 79 (3) Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz - EEG. [www.gesetze-im-internet.de]
In Norwegen oder Schweden produzierter Wasserkraftstrom kann somit als inländischer grüner Strom umetikettiert werden, obwohl nahezu keine Lieferung erfolgt.)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 03.08.2023 00:58 von phönix.
Zitat
phönix
Dennoch fahren alle Züge mit demselben Strom, der durch die deutschen Oberleitungen fließt. Diesen weist die Bahn, wie erwähnt, zu 61 Prozent als Ökostrom aus. Diese setzen sich aus zwei "Quellen" zusammen: eigener Öko-Strom und zugekaufter. In das Stromnetz der DB Energie fließt auch direkt Strom aus erneuerbaren Quellen, die Bahn hat etwa Direktverträge mit Wasserkraftwerken oder betreibt sie selbst.

Die DB AG war auch am Betrieb des letzten deutschen AKW Neckarwestheim beteiligt, mit dem ab 1976 CO2-freier Bahnstrom erzeugt und in das 110-kV-Bahnstromnetz eingespeist wurde. Dazu gab es einem 150 MW Bahnstromgenerator und ab 1989 zwei 70-MW-Umformer im Neubau Neckarwestheim II. Dies war das am 15. April 2023 stillgelegte allerletzte deutsche AKW, seitdem muss die fehlende Grundlast zum größten Teil wieder über fossile Brennstoffe erzeugt werden.

so long

Mario
Zitat
Taktverdichtung
Der VBB möchte bis 2037 im SPNV komplett auf Dieselkraftstoffe verzichten.

Wie sieht es aber aus mit andere Diesellokomotiven, die in der Stadt und Region Güterzüge herumfahren und rangieren? Sollen diese Diesels auch entcarbonisiert werden?
Zitat
Ruhlebener
Zitat
Taktverdichtung
Der VBB möchte bis 2037 im SPNV komplett auf Dieselkraftstoffe verzichten.

Wie sieht es aber aus mit andere Diesellokomotiven, die in der Stadt und Region Güterzüge herumfahren und rangieren? Sollen diese Diesels auch entcarbonisiert werden?

Deine eigentliche Frage kann ich dir nicht beantworten. Aber das kann der VBB auch nicht, denn dieser möchte im SPNV = Schienenpersonennahverkehr auf Diesel verzichten.
Zitat
der weiße bim
... seitdem muss die fehlende Grundlast zum größten Teil wieder über fossile Brennstoffe erzeugt werden.

Der statt in Neckarwestheim produzierte Bahnstrom kommt jetzt im wesentlichen aus dem Kraftwerksblock Datteln IV. Von den 1100 MW Bruttoleistung werden bis zu 413 MW Bahnstrom als 16,7-Hz-Strom bereitgestellt. Die Deutsche Bahn ist im Rahmen eines langfristigen Vertrags zur Abnahme von mehr als 400 Megawatt verpflichtet. Dies entspricht etwa einem Viertel des für den Fahrbetrieb notwendigen Bahnstroms. [de.wikipedia.org]
Energieträger ist ausschließlich Steinkohle, die 2022 im Wesentlichen aus Russland, USA, Kolumbien und Australien (in dieser Reihenfolge) kam.
Soviel zur Dekarbonisierung ;-)

Mit besten Grüßen

phönix



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.08.2023 10:57 von phönix.
Zitat
Ruhlebener
Zitat
Taktverdichtung
Der VBB möchte bis 2037 im SPNV komplett auf Dieselkraftstoffe verzichten.

Wie sieht es aber aus mit andere Diesellokomotiven, die in der Stadt und Region Güterzüge herumfahren und rangieren? Sollen diese Diesels auch entcarbonisiert werden?

Zumindest dürfte es egal sein, was der VBB dazu sagt. Im Grundsatz gilt das Ziel einer Dekarbonisierung natürlich für alle Verkehrsträger, wobei die Durchsetzbarkeiten andere sind. Beim SPNV haben die Länder als Besteller deutlich mehr Steuerungsmöglichkeiten als da, wo es nur über Verbote geht.

Rechtlich wäre dies aber wohl nicht viel anders zu lösen, als die Umweltzonen im Straßenverkehr, die ja offenbar auch auf Bundesstraßen gelten. Regelbar wäre ein solches Verbot wohl, aber vermutlich gibt es bei Bundeswasserstraßen z.B. nicht die gleichen Durchgriffsrechte, in einer kommunalen Planung Verkehrsverbote zu definieren.
Zitat
Taktverdichtung
Schon etwas her, aber hier glaube ich noch nicht thematisiert:

Auf dem RE6 werden Biokraftstoffe eingesetzt, die umweltfreundlicher als herkömmliches Diesel sein sollen: [www.vbb.de]

Dies ist aber nur ein Projekt, um den CO2-Ausstoß auf der Schiene zu reduzieren. Bekanntlicherweise werden auf den Strecken im Netz Ostbrandenburg (bis auf die Langläufer der RB26) ab Dezember 2024 batterie-elektrische Fahrzeuge eingesetzt.

Für die Heidekrautbahn sind ab dem gleichen Zeitraum H2-Züge geplant: [www.vbb.de]

Der VBB möchte bis 2037 im SPNV komplett auf Dieselkraftstoffe verzichten.

Diese Thema wird uns wohl noch die nächsten Jahre begleiten (sofern wir das mit dem Klimaschutz ernst meinen). Dieser Thread soll Platz für die aktuelle Entwicklung, aber auch für Ideen und Visionen zu diesem Thema bringen.

Na mal abwarten wie sich der Biosprit im Winter bewährt...und ob die ATL der Triebwagen das überstehen.
Aus diversen Ausfällen bei der ODEG sollte man gelernt haben.
Ob man letzlich den Rangierbetrieb völlig auf Batterieloks umstellt..auch das wird dauern weils mehr Stellplätze als an einer Tanke braucht.
Und was ganz wichtig bleibt- es müssen immer Stromunabhängige Reichweiten und Zugstarke Loks da sein,für Hilfszüge, zum Abschleppen usw.

T6JP
So viel zur "Dekarbonisierung" durch Biokraftstoffe...

Zitat

Diese Studie berechnet erstmals die sogenannten CO₂-Opportunitätskosten für in Deutschland eingesetzte Biokraftstoffe. Die Einsparung an Treibhausgasemissionen durch den Einsatz von Anbau-Biokraftstoffen anstelle von fossilen Kraftstoffen betrug in 2020 nach amtlichen Angaben 9,2 Mio. t CO₂-Äq.. Würde man auf diese Einsparung verzichten und stattdessen auf den für Biokraftstoffe belegten Flächen natürliche Vegetation aufwachsen lassen, wäre dadurch eine mittlere jährliche Kohlenstoffbindung von über 16 Mio. t CO₂ möglich. Dies sind die CO₂-Opportunitätskosten der Biokraftstoffproduktion und sie liegen deutlich höher als die Emissionsminderung durch den Ersatz von fossilen Kraftstoffen.

[www.ifeu.de]

P.S. Die gleiche Story vom umweltfreundlichen "Frittenfett in Dieselloks" wurde in der gestrigen rbb-Abendschau auch von der Vorstandsvorsitzenden DB Cargo kolportiert. [www.rbb-online.de]
Zitat
hvhasel
So viel zur "Dekarbonisierung" durch Biokraftstoffe...

Zitat

Diese Studie berechnet erstmals die sogenannten CO₂-Opportunitätskosten für in Deutschland eingesetzte Biokraftstoffe. Die Einsparung an Treibhausgasemissionen durch den Einsatz von Anbau-Biokraftstoffen anstelle von fossilen Kraftstoffen betrug in 2020 nach amtlichen Angaben 9,2 Mio. t CO₂-Äq.. Würde man auf diese Einsparung verzichten und stattdessen auf den für Biokraftstoffe belegten Flächen natürliche Vegetation aufwachsen lassen, wäre dadurch eine mittlere jährliche Kohlenstoffbindung von über 16 Mio. t CO₂ möglich. Dies sind die CO₂-Opportunitätskosten der Biokraftstoffproduktion und sie liegen deutlich höher als die Emissionsminderung durch den Ersatz von fossilen Kraftstoffen.

[www.ifeu.de]

P.S. Die gleiche Story vom umweltfreundlichen "Frittenfett in Dieselloks" wurde in der gestrigen rbb-Abendschau auch von der Vorstandsvorsitzenden DB Cargo kolportiert. [www.rbb-online.de]

Der Vergleich ist aber schon etwas schräg. Würde die Agrarfläche nicht für den Biokraftstoffanbau genutzt, dann würde die Anbaufläche anderweitig zur Nahrungs- oder Futtermittelproduktion verwendet und nicht renaturiert.

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