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Warnstreik BVG 10.02.2025
geschrieben von tramfahrer 
Wirtschaft in Berlin? Die im Osten ist gewollt zuerst krachen gegangen, dann folgte der Westen weil die Subventionen aus Bonn weg waren.
Zitat
Lopi2000
Zitat
Arnd Hellinger
Daneben wäre es evtl. zielführender und öffentlich akzeptierter, mit jeweils kleineren Delegationen vor/in den Dienstgebäuden der Frau Bonde, des Herrn Evers und des Herrn Wegner sowie beim Abgeordnetenhaus geeignet in Erscheinung zu treten statt jeweils für ganze Tage den kompletten kommunalen ÖPNV lahmzulegen. Genau dort - und nicht in der Holzmarktstraße oder auf Betriebshöfen - wird nämlich über die Finanzausstattung der BVG und damit über ihre Verhandlungs- bzw. Zahlungsbereitschaft entschieden.

Inhaltlich ist das sicher korrekt, formell findet ein Arbeitskampf aber zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern statt und folgt bestimmten Regeln, die es schnell als geeignetes Mittel der Wahl erscheinen lassen, dass der Betrieb durch Nicht-Ausführung der Arbeit für eine bestimmte Zeit vollständig zum Erliegen kommt.

Na ja, wenn mein Ansatz doch "inhaltlich korrekt" ist, sollte man doch evtl. schon einmal überlegen, diese aus der Zeit mehrheitlich noch inhabergeführter Betriebe der (Schwer-)Industrie stammenden "Regeln" - ich nenne das eher "Rituale" - der Lohn- und Tarifvertragsfindung einmal grundsätzlich zu überdenken und den Realitäten im Westeuropa des 21. Jahrhunderts anzupassen, zumindest im Hinblick auf öffentliche Betriebe und (teilweise) von angestellten Managern geführte Privatkonzerne. Die Rituale beruhen nämlich noch auf der tradierten Vorstellung "Arbeitgeber = Unternehmer = Alleinherrscher im Betrieb" und könne daher weitgehend frei über Verkaufspreise, Betriebskosten, Löhne etc. entscheiden, spüre also auch streikbedingte Einnahmeausfälle sofort selbst. Zudem waren geprüfte Unternehmensbilanzen für Beschäftigte weder erreichbar - PDF-Dateien zum öffentlichen Download gibt es erst seit 27 Jahren - noch unmittelbar verständlich lesbar. Da gab es also kaum andere Möglichkeiten, um mit einem Herrn Krupp, einem Herrn Borsig oder einem Herrn Siemens überhaupt irgendwie ins Gespräch kommen zu können...

All' das ist aber heute - zumal bei öffentlichen Betrieben - einfach nicht mehr der Fall: Weder hat etwa Herr Falk großartige Möglichkeiten, eigenständig viel an der Einnahme- und Kostenstruktur der BVG zu ändern (vergaberecht, Personalrat, Aufgabenträger, Finanzsenator...) noch hat er selbst ökonomische Nachteile durch einen Streik (er ist ja selbst "nur" Angestellter) noch wird der Geschäftsbericht der BVG als Staatsgeheimnis geführt und jeder Mensch mit kaufmännischem Grundwissen weiß das Ding zu lesen.

Man sollte sich also gerade bei solchen Institutionen von den Uralt-Ritualen abkommen und sich z. B. auf ein index-basiert (Inflation, Mietspiegel, Betriebsleistung...) "automatisiertes" System der jährlichen Lohnanpassung verlegen. Für Gewerkschaften und Personalräte bliebe ja im Bereich der nicht-monetären Arbeitsbedingungen weiterhin mehr als genug zu tun...

Viele Grüße
Arnd
Zitat
Nordender
Wirtschaft in Berlin? Die im Osten ist gewollt zuerst krachen gegangen, dann folgte der Westen weil die Subventionen aus Bonn weg waren.

Ja, man glaubt es kaum, wir haben die Talsohle irgendwann überwunden und nun haben wir wieder Wirtschaft, beim BIP liegen wir sogar über dem Bundesdurchschnitt. Das merkt halt nur nicht jeder, da diese Jobs eben von anderen Leuten besetzt werden als die Jobs, die damals weggefallen sind, dummerweise von Leuten, die die hohen Mieten bezahlen können.

Gruß Nemo
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Für mehr Ümläüte!
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Nordender
Wirtschaft in Berlin? Die im Osten ist gewollt zuerst krachen gegangen, dann folgte der Westen weil die Subventionen aus Bonn weg waren.

Die Wirtschaft im Osten war dann halt doch nicht die zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt. Da kam man dann ganz schnell auf dem Boden der Tatsachen an.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Zitat
Arnd Hellinger
Zitat
Der Fonz
Ob bei den heuteigen Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft was konstruktives bei rumgekommen ist? Ich vermute eher nicht, der nächste Streik wird denn bald folgen :O

Von Mediation oder Schlichtung statt ständig neuer Streiks scheinen gewisse Führungskräfte bei ver.di und BVG irgendwie noch nie in ihrem Leben etwas gehört zu haben, oder? Warum eigentlich nicht...?

Daneben wäre es evtl. zielführender und öffentlich akzeptierter, mit jeweils kleineren Delegationen vor/in den Dienstgebäuden der Frau Bonde, des Herrn Evers und des Herrn Wegner sowie beim Abgeordnetenhaus geeignet in Erscheinung zu treten statt jeweils für ganze Tage den kompletten kommunalen ÖPNV lahmzulegen. Genau dort - und nicht in der Holzmarktstraße oder auf Betriebshöfen - wird nämlich über die Finanzausstattung der BVG und damit über ihre Verhandlungs- bzw. Zahlungsbereitschaft entschieden.
Man merkt, dass Du noch nie an einem Streik beteiligt warst. Anders kann man den Quatsch mit der Delegation nicht erklären. Und ich glaube kaum, dass Du beurteilen kannst wie die öffentliche Akzeptanz des BVG-Streiks ist, auch wenn Du noch so schön hochgestochen "kommunalen ÖPNV" schreibst. Die Medien und das Feedback der Fahrgäste zeigen eher das Gegenteil.

Warum eigentlich mit tausenden auf der Straße gegen Rechts demonstrieren? Eine Delegation vor einem AfD-Stand reicht auch...



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.02.2025 18:14 von GraphXBerlin.
Zitat
Philipp Borchert
Wohin soll es gehen? In die beliebte Pflege, in die Gastronomie? Vielleicht in die Verwaltung, das könnte ich mir noch am ehesten vorstellen. Aber diese Drohkulisse wird m.E. immer weniger realistisch. Die Boomer gehen ohnehin alsbald in Rente, diesen Personalverlust müssen wir ohnehin erdulden, egal wie sonnig die Tarifaussichten sind. Die Generation nach ihnen bei der BVG ist jene, die abwandern könnte - nur wie gesagt, wohin? Bestimmt kann man ganz entspannt in der Branche bleiben und für zwar noch weniger Geld, aber ruhiger bei den Umlandbetrieben oder in Kleinstädten Bus und Straßenbahn fahren oder in deren Werkstätten arbeiten. In Großstädten hat man doch kaum eine Chance, dort angemessenen Wohnraum zu finden und dass man in München oder Düsseldorf oder Hannover so viel mehr aus seinem Leben dank eines auskömmlicheren Gehalts bei den dortigen Verkehrsbetrieben machen kann, bezweifle ich stark. Und auch, dass die zuerst beschriebenen Umland- und Kleinbetriebe in dieser Menge Leute benötigen, die bei der BVG nach ungünstigem Tarifabschluss mit der Abwanderung droht.

Mit dieser Argumentation müsstest du aber schon auf der Seite der Lohnerhöhung für Mitarbeiter stehen. Denn diese ermöglicht den - in deinem Szenario - weniger Arbeitnehmern ein auskömmliches Leben in der ach so teuren Großstadt. Die anderen könnten (müssten) sich dann natürlich andere, vielleicht auch besser bezahlte Jobs suchen, um ebenso auszukommen. Nur wüssten sie eben von Anfang darum.

Dein alternatives Szenario, in dem alle Mitarbeiter weiter niedrige Löhne bekommen hat nämlich als Ergebnis, dass zwar jeder seinen Job weiter hat, aber niemand damit auskommen kann.

Die Lösung des Problems besteht darin, dass man es nicht als gottgegeben und unveränderbar hinstellt, dass der ÖPNV unterfinanziert ist und nur für Unterschichten existiert.
Zitat
Wutzkman
Mit dieser Argumentation müsstest du aber schon auf der Seite der Lohnerhöhung für Mitarbeiter stehen.

Grundsätzlich schon, aber ich wüsste nicht, mit welcher Drohkulisse man noch arbeiten kann um die derzeitig hohen Forderungen der Gewerkschaften verargumentieren zu können.

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