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ioki statt Bus
geschrieben von Ingo Lange 
Re: ioki statt Bus
30.07.2022 15:15
Ob das Kind nun Moia oder loki heisst, im Grunde sind beides Hemmschwellen für die Nutzung des ÖPNV. Durch den abweichenden Fahrpreis zum Verbundpreis.

Mfg

Sascha Behn
Re: ioki statt Bus
30.07.2022 16:11
Hallo,

Zitat
oskar92
Schafschütze Boris, auf der Jagd nach dem Goldenen Bock, pirscht er durch den Großstadtdschungel.
Klingt fast wie richtiges Abenteuer.

Immerhin überfordern Dich so kurze Beiträge nicht beim Lesen. Das freut mich.

Freut mich besonders in Dir so einen eifrigen Leser und treuen Gefährten gefunden zu haben!

Grüße
Boris
Re: ioki statt Bus
31.07.2022 00:33
Zitat
Sascha Behn
Ob das Kind nun Moia oder loki heisst, im Grunde sind beides Hemmschwellen für die Nutzung des ÖPNV. Durch den abweichenden Fahrpreis zum Verbundpreis.

Hauptsächlich durch die Voranmeldung und die damit verbundene nicht spontane Nutzungsmöglichkeit wird massiv abgeschreckt. Bei beiden Systemen kommt noch hinzu, dass die Fahrzeit und damit konkrete Anschlüsse/Verabredungen nicht planbar sind. Zudem muss man damit rechnen, dass einfach gar kein Angebot gemacht wird, wenn es zu viel Nachfrage gibt. All diese Probleme hat linienbasierter ÖPNV nach Fahrplan nicht. Ist aber nicht modern genug :-).

Dann soll jetzt eben nochmal dieselbe Erfahrung diverser Rufbusse seit den 1970er Jahren gemacht werden. Nun eben per App statt per Telefon, BTX oder Fax :-).

Immer wieder schön ist dieses Werbevideo (ca. 1980). Kann man ja jetzt in Osdorf/Lurup nochmal als Re-Make anbieten: [www.youtube.com]
Re: ioki statt Bus
31.07.2022 18:57
Zitat
M2204
Immer wieder schön ist dieses Werbevideo (ca. 1980). Kann man ja jetzt in Osdorf/Lurup nochmal als Re-Make anbieten: [www.youtube.com]

Bei so einem Andrang hat sich wohl vor allem die Bundespost über die Telefongebühren gefreut… Und die Schüler mussten jeden Tag anrufen, wenn die Schule vorbei war? Und als Fahrer ständig neue „nächste Haltestellen“ präsentiert zu bekommen, scheint auch nicht gerade entspannt.

Aber in der Tat, was uns heute oft als modern verkauft wird, ist nichts anderes, nur neu verpackt.
Re: ioki statt Bus
31.07.2022 19:40
Hallo,

Zitat
Ingo Lange
Aber in der Tat, was uns heute oft als modern verkauft wird, ist nichts anderes, nur neu verpackt.

In der Tat, fast erschreckend. ;-) Selbst die Werbung dazu im zeitgenössischen Kontext, wie heute.

Grüße
Boris
Re: ioki statt Bus
01.09.2022 20:59
Hallo,

am Samstag ab 12 Uhr gibt es - organisiert durch den Sozialverband Deutschland (SoVD) - eine Kundgebung gegen die Einstellung von ioki in Lurup/Osdorf vor dem Lurup Center.

Grüße
Boris
Re: ioki statt Bus
02.09.2022 18:58
Siehe dazu auch diese beiden Artikel:
Wunstorfer Aue Post 2017
Der Spiegel 2019
Hochaktuell, im Zusammenhang mit der Diskussion über den ÖPNV im ländlichen Raum, gerade auch im Rahmen der "9 €-Ticket" Bilanzierung.
Re: ioki statt Bus
04.10.2022 22:29
Hallo,

der NDR und MOIA selbst verbreiten die Pressemitteilung von MOIA, dass MOIA nach dem geänderten Personenbeförderungsgesetz eigenwirtschaftlichen Linienbedarfsverkehr ab dem nächsten Jahr beantragt hat. Das Angebot soll zusätzlich Teil des Hamburg-Takts werden, indem MOIA nicht nur in den HVV "integriert" werden soll, sondern es auch einen Abschlag für Abo-Karten Inhaber auf den MOIA-Tarif geben soll.

Der NDR-Artikel ist um die Meldung erweitert, dass es in Lurup/Osdorf noch ein verbessertes Busangebot geben soll. Ist schon bekannt, welche Verbesserungen zur Einstellung von ioki kommen werden?

Grüße
Boris
Re: ioki statt Bus
05.10.2022 06:37
Ich bin immer noch der Meinung, AST und diese Shuttledienste (moia, loki und co) sind Hemmschwellen bei der Nutzung des ÖPNV.

Mfg

Sascha Behn
Re: ioki statt Bus
05.10.2022 08:07
Zitat
Sascha Behn
Ich bin immer noch der Meinung, AST und diese Shuttledienste (moia, loki und co) sind Hemmschwellen bei der Nutzung des ÖPNV.

Ist auch so. Schon die Rufbussysteme (erste in den 1970er Jahren) haben dies vielerorts gezeigt. Nach Umstellung auf Regelbetrieb sind die Fahrgastzahlen deutlich gestiegen. Was man den Systemen lassen muss: Sie sind ein schöner Testballon, mit dem man Potenziale sichtbar machen kann. In den attraktiven Bereichen kann dann ein verlässlicher Regelbetrieb eingerichtet werden.

Hauptproblem aus Fahrgastsicht ist eben, dass man anmelden muss und dann keine Verlässlichkeit hat, dass der Moiashuttle auch wirklich zur gewünschten Zeit verfügbar ist. Diese Systeme sind eben nicht spitzenlastfähig und stabil verfügbar. Sie bleiben immer Wackelkandidaten und sind daher nur bei wenigen Fahrtanlässen, bei denen es nicht drauf ankommt oder wo es auch alternative Optionen gäbe, eine genutzte Option. Wie wurde es mal in einem Diskussionstermin zu diesem Thema gesagt: "Gelegenheits-ÖPNV für Fußfaule!" Trifft es m.E. ganz gut ...

Den Testballoncharakter kann man heutzutage durch datengestützte Auswertungen billiger haben als jetzt 450 Testbusse auf die Straße zu schicken. Wenn man sich allein vorstellt, diese Ressourcen stattdessen in den Regel-ÖPNV zu investieren. Das würde messbar etwas bewirken, während Moia selbst im Maximalszenario mit 5.000 autonomen Fahrzeugen nur einen Anteil von 2,95% der Wege in HH erwartet und das weiterhin bei einer kläglichen Besetzung von 1,83 je Flotten-km. Aktuell liegt die Besetzung bei 1,33, d.h. unterhalb des Pkw.
Re: ioki statt Bus
05.10.2022 09:19
Zitat
Sascha Behn
Ich bin immer noch der Meinung, AST und diese Shuttledienste (moia, loki und co) sind Hemmschwellen bei der Nutzung des ÖPNV.

Das hängt vermutlich davon ab, aus welcher Richtung du schaust. Als abgespeckte Variante eines Linienverkehrs sehe ich es genauso. Als zusätzliches Angebot für bisher nicht oder schlecht angebundene Quartiere kann es aber durchaus attraktiv sein. Hier sehe ich eher den Preis als kritisch an - ein kleiner Rabatt wie jetzt kommuniziert wird an der Akzeptanz nicht viel ändern.

Tobias
Zitat
Sascha Behn
Ich bin immer noch der Meinung, AST und diese Shuttledienste (moia, loki und co) sind Hemmschwellen bei der Nutzung des ÖPNV.

Für Fahrgäste? Die bekommen doch einfach ein billiges Taxi?
Re: ioki statt Bus
05.10.2022 10:31
Ich habe das jetzt noch nicht so richtig rauslesen können. Man muss somit für diesen diesen Service etwas bezahlen und bekommt einen Euro Rabatt? Was kostet denn so eine kurze Fahrt zur nächsten Haltestelle. Und das nur mit einer Abbokarte?

Wenn das später in den HVV übergehen soll und man den Hamburg Takt ausbauen will, dann sind diese durch die Ansage, das man keine 5 Minuten warten soll, im Fahrpreis mit inbegriffen, oder gibt es dann weiterhin zusätzliche Kosten?

Für schwerbehinderte Menschen auch ohne Rollstuhl, oder überhaupt ältere Menschen, die weiter ab von einer Haltestelle wohnen, finde ich die Idee sonst ganz gut. Aber die werden doch zu einigen Zeiten einfach nur leer durch die Gegend fahren.
Re: ioki statt Bus
06.10.2022 09:53
die Frage ist ja auch Rabatt auf was? Ich nutzen relativ häufig Moia und zahle da oft Preise wo ich garnicht weiß WIE der jetzt zustande gekommen ist. MOIA hat ja schon jetzt ein Rabatt-Sytem ähnlich der Bahncad, nur Monatlich. 6€ für 30 Tage 25%. MOIA muss aber auch seine Flotte vergrößern, ich hab noch heute oft Fahren die er mir anbietet, ich sie aber nicht anklicken kann, da nicht verfügbar. Fahrten kann man ja inzwischen bis zu 24h im Voraus buchen....aber bitte nicht innerhalb der ersten 90 Minuten nach Beginn der Geschäftszeit.
Moin,

eine etwas tiefergehende Berichterstattung zur bisherigen Nutzung der "on-demand"-Verkehre hat die BVM jetzt mit Datum vom 11.10.2022 vorgelegt.
Nicht uninteressant.

Für Moia zeigt Abbildung 2 die Wege pro Tagesstunde - und da hätte ich gerne Vergleichsdaten zu Taxis. Bei Zweck steht dann auch 60% Freizeit - das sieht mir doch stark wie ein Taxidienst aus. Würde ich da sehr dafür interessieren was denn so die Durchschnittskosten sind, für Fahrgäste und für den Betreiber. Und was den die Taxenverbände davon so halten.

Bei Ioki fällt die auf das 72% aller Fahrten ÖPNV-Anschlussfahrten sind, und dementsprechend die häufigsten Ziel die S-Bahnhaltestellen Eidelstedt, Elbgaustraße, Klein Flottbek und Hochkamp sind, soei Bahrenfeld Trabrennbahn und Rugenbarg (Nord)/Eckhoffplatz. Da würde mich dann mal interessieren was die anderen Enden sind, und auch wann die Fahrten stattfinden (was bei Ioki anders als bei Moia leider nicht angezeigt wird). Denn die Frage ist doch ob es besser wäre die Ioki-Mittel in den Ausbau des Zubringerverkehr zu diesen Orten zu investieren?
Danke für den Link zur Bürgerschaftsdrucksache. Insgesamt bleiben die Informationen für eine valide Beurteilung natürlich sehr dünn. Da ist die veröffentlichte Begleitforschung zu Moia schon deutlich erhellender.

Zu Ioki werden außer der verpixelten Karte gar keine Gesamtfahrgastzahlen oder Kennwerte angegeben. Zu allen Prozentwerten fehlt die Basisangabe. Die Moia-Zahlen zeigen überschlägig - analog zum Forschungsbericht - die mehr als dürftige Nutzung im Vergleich zu den eingesetzten Ressourcen.

Meine Überschlagsrechnung zu den wenigen Moia-Infos:

1. Quartal 150.000 FG pro Monat x 12 = 1,8 Mio. FG p.a. / 300 Normtage (üblicher Daumen-Ansatz im Verkehr, um auf den normalen Wochentag zu kommen) = 6.000 FG pro Tag

Dazu die Betriebsleistungen: 220 eingesetzte Fahrzeuge x 15 Einsatzstunden je Fahrzeug und Tag (Annahme) = 3.300 Einsatzstunden pro Tag

FG pro Einsatzstunde: 6.000 / 3.300 = 1,8 FG pro Stunde

Jetzt kann man noch ein bisschen an den Annahmen drehen: Fahrzeuge fahren weniger Stunden, 300 Tage justieren etc. Dies wird an den Größenordnungen nichts ändern. Die dürftige Besetztquote FG-km/Wg-km passt ja ebenso zum Befund (geringer als im Autoverkehr).

Ergebnis von Herrn Bill könnte also eher die Empfehlung sein, die Verkehre einzustellen und die Gelder umzulenken in das Kernangebot.
Für die Anfangszeit in Harburg haben die VHH Zahlen herausgelassen (https://vhhbus.de/hvv-hop-harburg-erweiterung/). Die "Nachfrage sei groß.", was ja immer so ein bisschen auf die Relation ankommt :-).

Die Zahlen:

- 10.400 FG auf 8.500 Fahrten

--> also im Mittel 1,22 Fahrgäste je Nutzfahrt, was auf weitgehende Taxibedienung, vereinzelte Gruppenfahrten und Pooling allenfalls im Ausnahmefall hindeutet.
--> Die Besetzung eines Autos ist nicht geringer.
--> Das Verhältnis von Besetz-km zu Fahrzeug-km dürfte noch schlechter ausfallen.

- 14 Fahrzeuge im Einsatz

--> Betriebsaufnahme am 2. Januar. Für das Ende des Bezugszeitraums wurden keine Zahlen angegeben, gehen wir mal von Mitte April aus, also etwa 100 Tage.
--> Pro Betriebstag im Mittel 100 FG
--> Fahrzeug 7,5 FG pro Tag

Selbst bei Wachstumsraten im "hohen zweistelligen Bereich" bleibt da noch sehr viel Luft nach oben und es fragt sich auch in diesem Projekt, ob der ÖPNV das Geld nicht woanders nötiger hätte.

In jedem Fall sind die Einschätzungen zu den Zahlen seitens des Senators wieder mal sehr im Jubelarie-Bereich. Ich würde mir da eine realisitischere Einschätzung wünschen.
Hallo,

also eine ganz normale Entwicklung. Wenn ich das richtig behalten habe, anderswo, wo selbst ein Stadtbussystem für Ondemand eingestellt wurde, sind die Zahlen ebenfalls nicht berauschend. Ich meine sogar, da nutzen weniger Leute das System, als vorher den Bus. Auch da wird dann mit den absoluten Zahlen "geprahlt".

Es zeigt sich, dass in der Vergangenheit ähnliche Systeme nicht umsonst gescheitert sind. Es gibt offenbar über die Jahrzehnte hinweg keinen immensen Bedarf zwischen Bus/ÖPNV und Taxi. Zumal es aktuell auch unglaublich merkwürdig ist, ernsthaft noch einen gesalzenen Zuschlag zu erheben wo Geld offenbar gar keine Rolle mehr spielt (auf Seiten des Staats).

Stellt sich ja auch die Frage, wann es nach dem endlosen Testen einmal ein normales Angebot wird und vor allem wo?

Ich glaube nicht, dass da groß Mittel gebunden werden. Eher ist dieses ziellose Tanzen auf vielen Hochzeiten, ohne Trauung (um mal ein Bild zu malen), problematisch. Vor allem durch das Deutschlandticket steht man eigentlich vor großen Aufgaben und Problemen, die schon länger einer Lösung bedurften. Da wird aber auch absehbar nichts passieren. Beispielsweise dieses merkwürdige Ungleichgewicht bei Nachsteuerungen. Bei manchen Linien wird üppig verdichtet, sobald auch nur mehr Nachfrage vermutet wird, anderswo können sich die Leute stapeln und es wird nichts gemacht.

Grüße
Boris
Zitat
M2204
Selbst bei Wachstumsraten im "hohen zweistelligen Bereich" bleibt da noch sehr viel Luft nach oben und es fragt sich auch in diesem Projekt, ob der ÖPNV das Geld nicht woanders nötiger hätte.

Der Scherz ist doch dass selbst Wachstumsraten im "hohen zweistelligen Bereich" das nicht unbedingt effizienter machen. Wenn ein Rufbus-System (zu) gut angenommen wird, ist ein Linienbus günstiger (im Sinne von Kosten/Fahrtgast oder pkm). Es hat doch einen Grund warum die allermeisten Busse nach Fahrplan fahren!

Oder mal ein Hamburger Beispiel: Das Vier- und Marschländer AST fährt doch mittlerweile nur noch ganz spät abends, während am (früheren) Abend da jetzt viel mehr Linienbusse fahren.
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