Hier mal eine zugegeben etwas provokante Gegenüberstellung des künftigen Nürnberger Nahverkehrs mit dem in München (und ein paar Anmerkungen zu den möglichen Stadtentwicklungen)…
Nach dieser „Vision“ ist der Ausbau des Nahverekhrs in Nürnberg ins Stocken geraten. Die Linie 4 bis Buch wurde zwar fertiggestellt, ebenso wie die Erweiterungen der U3. Danach kamen aber außer der Stub keine größeren Neubauten mehr. Die Stadtoberen konzentrierten sich auf andere Projekte – eine Schlüsselrolle nahm die Sanierung maroder brauner Bauruinen ein. Die verschlang aufgrund der absolut minderwertigen Bauqualität dieser nutzlosen Schrottbauten weitaus mehr als ursprünglich eingeplant. In die letztendlich gescheiterte Anerkennung des Justizpalastes als Weltkulturerbe wurde ebenfalls viel Zeit und noch mehr Geld investiert. Dadurch schränkte sich der Handlungsspielraum der Stadt für wirklich wichtige Projekte weiter ein. Auch wirtschaftlich tritt Nürnberg weiter auf der Stelle, denn die intensive Vergangenheitsbewältigung und die zunehmend darauf ausgerichtete Selbstdarstellung Nürnbergs haben die Wahrnehmung der Stadt im In- und Ausland in diese Richtung gelenkt. Auch die Revitalisierung des Quelle-Areals wurde kein Erfolg. Am Ende übernahm die Stadt den Komplex. Umbauten und Sanierungen der genutzten und der Abriß der leerstehenden Gebäudeteile belasteten das Stadtsäckel zusätzlich.
Außerdem hat sich die „Eingemeindungswut“ früherer Jahrzehnte gerächt: ein Dorf bleibt ein Dorf, auch wenn es politisch / administrativ zu einer Großstadt gehört. Und so wählte die Landbevölkerung aus Buch, Worzeldorf, Kornburg, Pillenreuth und anderen Provinzorten weiterhin „ihre“ nicht sonderlich nahverkehrsfreundliche „Stammpartei“, die dadurch weiterhin im Stadtrat stark blieb und beim Nahverkehr auf die Bremse drückte. Dafür wurde aber der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs abgeschlossen.
Zumindest konnte die Stub realisiert werden, nachdem die Landesregierung eine weitgehende Übernahme der Baukosten zusicherte. Sie verkehrt nun über Tennenlohe, Erlangen und Büchenbach bis Herzogenaurach. Der verkürzte Ostast wurde aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und wegen starker Proteste der Bevölkerung nicht realisiert. Trotz der zu erwartenden hohen Fahrgastzahlen einer Strecke nach Eschenau ist mit einer neuen Untersuchung nicht zu rechnen. Immerhin sind die Gemeinden stark gewachsen: Uttenreuth auf 7.000, Dormitz auf 3.500, Neunkirchen auf 12.000, Eckental auf 16.000 Einwohner. Dafür verkehrt die Linie 209 nun alle 10 Minuten bis Eschenau; bis Neunkirchen wird sie von der verlängerten Linie 285 zu einem Fünfminutentakt verstärkt.
In München hat die SPD hat seit 2014 alle Stadtratswahlen gewonnen. Auch die Grünen konnten stark zulegen. Mit ihnen bildet die SPD nun eine Koalition. München hat das Problem von Wohnraummangel und hohen Mietpreisen dank der Wohnungsbau- und Sozialpolitik zumindest stark abmildern können. Dem Luxuswohnungsbau für den Geldadel schob man einen Riegel vor. Wirtschaftlich geht es mit der Stadt weiter steil bergauf, Unternehmen und Institutionen siedelten sich aber auch verstärkt in benachbarten Kommunen an. Dachau hat sich zu einem international renommierten Hochschulstandort entwickelt. Ähnlich wie in Erlangen prägen dort immer mehr Studenten das Stadtbild. Germering ist nun ein bevorzugter Standort für Unternehmen aus dem Softwarebereich. Der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck wurde zwar von der Luftwaffe geschlossen, entwickelte sich aber dann zu einem neuen Standort für die Luftfahrtindustrie. Erding ist nun nicht mehr nur für sein Weißbier bekannt, sondern auch für seine zahlreichen progressiven Unternehmen aus dem Bereich der regenerativen Energien.
Unter Rot-Grün wurden zwar auch neue Straßenprojekte in Angriff genommen, die jedoch vor allem dazu dienten, Wohngebiete vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Die erste Geige bei der Verkehrsplanung spielte in all den Jahren aber der öffentliche Nahverkehr. Die rot-grüne Koalition hat dabei vor allem die in Nürnberg vorherrschende Situation zu Gunsten ihrer Stadt ausgenutzt und dadurch wesentlich mehr Fördermittel an Land ziehen können. Damit ließen sich dann auch mehr Neubauprojekte als sonst – auch kostspielige U-Bahn-Projekte – realisieren.
Die auch in München diskutierte „Stub“ ist allerdings gescheitert, auch wegen der teilweise unsinnigen Streckenführungen wie über den Güternordring. Einzelne Äste werden / wurden allerdings als U-Bahn oder als „normale“ Tram realisiert.
S-Bahn:
- Die zweite Stammstrecke wurde zugunsten der Südring-Variante von Rot-Grün gekippt.
- Dachau – Altomünster ist elektrifiziert und in die S2 eingebunden. Die Züge der S2 werden jetzt in Dachau geflügelt.
- Der Erdinger Ringschluß wurde realisiert
- Die S7 wurde von Wolfratshausen nach Geretsried verlängert
- Die S20 verkehrt nun zwischen Pasing und Holzkirchen. Ein neu eröffneter Haltepunkt „Grünwald Bf.“ (zwischen Solln und Deisenhofen) bietet nun eine Umsteigemöglichkeit zwischen der Tram 25 und der nun im 20 min-Takt verkehrenden S20.
U-Bahn:
- Die U3 Nord ging ab Moosach in die Verlängerung nach Pasing Bf. (Über Obermenzing), die U3 Süd nach Neuried.
- Die U5 verkehrt nun vom Laimer Platz nach Pasing Bf. weiter, wo sie auf die U3, die Tramlinie 19 und die Stammtstrecke der S-Bahn trifft
- Die U6 Süd ging in die Verlängerung nach Martinsried, in Bau befindet sich die weitere Verlängerung nach Planegg, wo die Strecke am S-Bahnhof enden soll.
- Die sog. Innenstadtspange (U9) wurde gebaut
- Nach Scheitern der Stub hat man die U2 Nord von Feldmoching bis Dachau verlängert. Die neuen Stationen sind Feldmoching Ort, Siedlung Ludwigsfeld, Karlsfeld Süd / MAN, Karlsfeld Nord, Dachau Schulzentrum, Dachau Bahnhof. Aktuell läuft das Planfeststellungsverfahren für die innerstädtische Verlängerung in Dachau, damit werden die Bahnhöfe Dachau Rathaus und Dachau Klinikum hinzukommen. Aufgrund ihres Überlandcharakters konnte die neue Strecke in weiten Abschnitten oberirdisch geführt werden, was Bau- und Unterhaltungskosten spart.
Tram:
- Die Linie 19 ging in die Verlängerung von Pasing Bf. nach Freiham.
- Die Linie 20 verkehrt ab Moosach nun zum S-Bahnhof Untermenzing weiter.
- Die Verstärkerlinie 21 endet nicht mehr am Westfriedhof; sie bedient ab Moosach nun die Neubaustrecke nach Karlsfeld Süd / MAN, wo eine Verknüpfung zur U2 besteht.
- Die Linie 16 wurde nach Unterföhring verlängert.
- Die Linie 17 Süd ging in die Verlängerung: über Neuperlach-Süd und Waldperlach nach Putzbrunn.
- Die Linie 25 verkehrte nur für kurze Zeit bis Berg am Laim Bf., da man die weitere Verlängerung nach Daglfing zügig in Angriff nahm.
- Die Westtangente ist fertiggestellt und wird von der Linie 12 befahren. Noch während des Baus wurde das Planfeststellungsverfahren für eine Verlängerung der Strecke über Solln, Großhesselohe und Pullach nach Höllriegelskreuth eingeleitet.
- Die Linie 23 wurde zunächst zun Kieferngarten verlängert, dann ging die Tangentiallinie 24 Kieferngarten – Am Hart in Betrieb. Nachdem die Wohnsiedlung Hasenbergl durch Neubaugebiete weiter anwuchs, erreichte auch der ursprünglich angedachte Ast der Linie 23 dorthin einen positiven KNF, so daß die Tram zum Goldschmiedplatz zurückkehrte. Die Schleife wurde erneuert und reaktivert.
- Nach Scheitern der Stub hat man die Linie 18 vom Effnersplatz über das Dorf Riem zum U-Bahnhof Messestadt West verlängert.
- Aus dem Scheitern der „Stub“ ergab sich ebenfalls die Südtangente, nämlich die neue Linie 26 Theresienhöhe – Harras - Solln Bf. – Fürstenried West auf der Route der ehemaligen Buslinie 134. Im Bau befindet sich eine Verlängerung von Fürstenried-West nach Pasing Bf. auf der Route der Metrobuslinie 56.
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.02.2014 15:34 von Frankenbahner.