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U4-Fotos
geschrieben von Jan Bartelsen 
Re: U4-Fotos
24.08.2009 12:04
Hallo,

jetzt geht's endgültig meilenweit weg... ;-)

Arne schrieb:
-------------------------------------------------------
> Wer auch nur ein einziges mal den
> Hörsaal einer Uni während einer
> Germanistik-Vorlesung von innen gesehen hat,
> dürfte wissen, dass Sprache generell einem Wandel
> unterworfen ist.

So ist es, aber...


> Aber: Es
> geht hier nicht um eine basisdemokratische
> Abstimmung, wie dieser Wandel der deutschen
> Sprache nun auszusehen hat. Wie ich oben schon
> schrieb: Manchmal muss man sich auch einfach mal
> mit etwas abfinden

genau das steht dem oben genannten absolut gegenüber. Lebendigkeit und damit der Wandel kann nicht von oben bestimmt werden, wo man nach all der Zeit immer noch nicht in der Lage ist, mal ein Ergebnis zu stande zu bringen. Viel mehr fallen den Herrschaften jetzt - endlich! - auf einmal Unsinnigkeiten auf und man rührt fleißig weiter. Per verkopfter Kommission lebt eine Sprache also definitiv nicht, diese Entwicklung ist nur basisdemokratisch möglich.

Dagegen ist "Jugendlichen-Sprech" das Paradebeispiel für so eine Entwicklung. Demnach gehört auch "Digger" eher in den Duden als "Eis laufen" (letzteres ist toter, erdachter Kram, aber keine Sprache).

Aber um mal wieder halbwegs zum Thema zu kommen. Mal wird Hamburg als zu provinziell bezeichnet, nun ist es wieder zu international. Ausser das die Schreibweise ganz klar Marketingzeugs ist, was ist daran so schlimm? Solange man nicht gezwungen wird dahin zu ziehen, ist es doch wirklich unerheblich (so gesichtslos und für sich abgeschlossen, da gibt's wirklich schönere und interessantere Bereiche der Stadt).

Abgesehen davon ist es nur konsequent, daß eine Stadt, die seit Anfang des letzten Jahrhunderts ihre Innenstadt als City bezeichnet, auch einen "neuen" Stadtteil mit diesem Namensbestandteil bekommt.



Grüße,
Boris

P.S. In Erwartung der Argumentation gegen die "Schöne-Allianz-Straße". ;-)))

Was sind Emoticons?
Re: U4-Fotos
24.08.2009 12:20
Ganz schön viel Text hier, für einen Fotothread :-/
Re: U4-Fotos
24.08.2009 12:28
MissyWegner schrieb:
-------------------------------------------------------
> P.S.: Habe zwischen Lohmühlenstraße und
> Lübeckerstraße bereits einen DT4 mit "HafenCity
> Universität" geschildert gesehen. Bizarr.

Back to topic Zurück zum Thema! :-)


26. Juni
Re: U4-Fotos
24.08.2009 13:46
Specky schrieb:
> Back to topic Zurück zum Thema! :-)
>
> [www.abload.de]
> 26. Juni

Interessant... wie kam zu dieser Zugbeschilderung? Kleiner Scherz des Personals? Oder hast Du gefragt, ob man mal kurz die Möglichkeiten des Displays ausprobieren könnte...?^^
Re: U4-Fotos
24.08.2009 14:59
Nee, sicher nicht :)
Das war der Freitag, an dem die Endspurtbaustelle für den Linientausch begann.
Die restlichen Linien fuhren ohne Zugziel, die meisten Züge auf dem Ostring auch.
Trotzdem fuhren alle 10 Minuten Doppel-DT4 von Richtung Barmbek nach Berliner Tor, dann wohl nach Mümmelmannsberg.

Jedenfalls zeigten zumindest 2 Züge die ich sah dieses Ziel, könnte also dran liegen, dass "U2 Berliner Tor" einmal den Code von jetzt "U4 HCU" hatte?
Das Problem wurde hier im Forum erwähnt, aber ich glaube nicht erklärt...
INW
Re: U4-Fotos
24.08.2009 15:03
CycleToCoffee schrieb:
-------------------------------------------------------
> Also ich bin prinzipiell auch kein Freund der
> überhand nehmenden Anglizismen in der deutschen
> Sprache.
> Doch seien wir mal alle ehrlich: Wer von uns sagt
> Mobiltelefon statt Handy, oder Konferenz statt
> Meeting?

Stop.
Den Begriff Handy gibt es meines Wissens nur im deutschen Sprachraum. Überall woanders sagt man z.B. mobile phone (englisch) oder movile (spanisch)...

Auch ich versuche, von meinem Mobiltelefon zu sprechen, erwische mich aber selber immer wieder dabei, dann doch Handy zu sagen -- wohl halt, weil's viele (alle) tun.

Gruß Ingo
Re: U4-Fotos
24.08.2009 15:06
Arne schrieb:

> Interessant... wie kam zu dieser Zugbeschilderung?
> Kleiner Scherz des Personals? Oder hast Du
> gefragt, ob man mal kurz die Möglichkeiten des
> Displays ausprobieren könnte...?^^

lt. Bildtext am 26.6. entstanden - zu dieser Zeit wurde eigentlich ohne Zugzielanzeige gefahren, der abgebildete Zug ist einer der ersten umgerüsteten Züge, die die Werkstatt verlassen hatten (Uhrzeit) und anschließend hinter Hammer Kirche während der Stellwerksumschaltung Berliner Tor "eingeschlossen" wurden.

Da bei umgerüsteten Zügen vor Montag keine Eingaben in den Zugfunk vorgenommen werden konnte, wurde generell bei allen Zügen einheitlich nichts geschildert.

Umgerüstete Züge wurden von der Werkstatt mit "U4 HafenCity Universität" ausgeliefert. Unter bestimmten Umständen konnte es vorkommen, dass obwohl das Display des führenden Wagens "Leerfeld" als Ziel angab, am Zug das gezeigte Ziel stand, da ohne Eingabe eines neues Zielcodes das zuletzt im Zugverband (ggf. in Gegenrichtung) gezeigte Ziel gezeigt wurde.

Aus diesem Grunde waren an jenen Tagen mehrfach Züge mit diesem "Ziel" unterwegs.

Gruß

Jan

--
Das Fototagebuch der Bahnfotokiste: [fototagebuch.bahnfotokiste.de]
INW
Re: U4-Fotos
24.08.2009 15:09
Jan Borchers schrieb:
-------------------------------------------------------
> lt. Bildtext am 26.6. entstanden - zu dieser Zeit
> wurde eigentlich ohne Zugzielanzeige gefahren, der
> abgebildete Zug ist einer der ersten umgerüsteten
> Züge, die die Werkstatt verlassen hatten (Uhrzeit)
> und anschließend hinter Hammer Kirche während der
> Stellwerksumschaltung Berliner Tor
> "eingeschlossen" wurden.
>
> Da bei umgerüsteten Zügen vor Montag keine
> Eingaben in den Zugfunk vorgenommen werden konnte,
> wurde generell bei allen Zügen einheitlich nichts
> geschildert.
>
> Umgerüstete Züge wurden von der Werkstatt mit "U4
> HafenCity Universität" ausgeliefert. Unter
> bestimmten Umständen konnte es vorkommen, dass
> obwohl das Display des führenden Wagens "Leerfeld"
> als Ziel angab, am Zug das gezeigte Ziel stand, da
> ohne Eingabe eines neues Zielcodes das zuletzt im
> Zugverband (ggf. in Gegenrichtung) gezeigte Ziel
> gezeigt wurde.
>
> Aus diesem Grunde waren an jenen Tagen mehrfach
> Züge mit diesem "Ziel" unterwegs.

Hallo Jan!
Danke für die Erläuterung -- das erklärt so einiges...

Gruß Ingo
Re: U4-Fotos
24.08.2009 15:23
INW schrieb:
-------------------------------------------------------
> CycleToCoffee schrieb:
> --------------------------------------------------

> > Doch seien wir mal alle ehrlich: Wer von uns
> sagt
> > Mobiltelefon statt Handy, oder Konferenz statt
> > Meeting?
>
> Stop.
> Den Begriff Handy gibt es meines Wissens nur im
> deutschen Sprachraum. Überall woanders sagt man
> z.B. mobile phone (englisch) oder movile
> (spanisch)...

Stimmt, im Englischen heißt es "mobile phone" oder "cellphone".
Bei dem Begriff Handy handelt es allerdings sich um einen "gewollt" englisch klingenden Begriff. (Im englischen wird der Begriff "handy" durchaus verwendet, und zwar genau als das was er assoziiert, nämlich griffig, handlich, praktisch...)
Ist halt ein tolles Beispiel wie gerne Anglizismen verwendet werden, egal wie dämlich (man denke nur an "Mr. Clean" statt Bahnhofstoilette oder schlicht WC)

Sorry für OT....
Re: U4-Fotos
24.08.2009 18:57
Mein Senf zur Schreibweise (m.E. gar nicht OT, schließlich geht's um die Zugzielanzeigen mit falscher Schreibweise):

"HafenCity" ist gruselig (meine Meinung). Wenn ich mir den aktuellen U/S/A/R-Netzplan (Quelle: hvv.de) ansehe, fällt folgendes auf:

Sengelmannstraße (City Nord) / Rübenkamp (City Nord) --> "City Nord" hieß schon immer so. Auch Denglisch, aber viel älter als die aktuelle Schlechtschreibwelle.

Hammerbrook (City Süd) --> dito (sind das eigentlich Hamburgensien oder gibt's Beispiele in anderen Städten?)

Veddel (BallinStadt) --> gruselig, inakzeptabel. Ich als Softwareentwickler weiß zu unterscheiden zwischen einem Klassennamen, in welchem CamelCase erlaubt, nützlich und gängig ist, und der Rechtschreibung.

Was wären nun die Alternativen zu "HafenCity"? "Hafen City" geht gar nicht, Deppenleerzeichen. Warum ist das bei City Nord und Süd erlaubt? Weil dort das beschreibende Wort drangehängt wurde (so wie in "Karpfen Blau"). Also: "City Hafen" wäre, auch in Analogie zu City Nord und Süd, m.E. die beste Alternative. Oder eben Hafenstadt, auch in Analogie zu Ballinstadt (kleines "s"); allerdings bin ich davon nicht so angetan, da "Hafenstadt" zu sehr im Sprachgebrauch für eine "Stadt mit Hafen" insgesamt verankert ist.
Re: U4-Fotos
24.08.2009 22:16
@aahz77:
Es tut mir ja leid, es Dir sagen zu müssen, aber es müßte "City-Hafen" heißen ;-)

"City Nord" bzw. "City Süd" müßten in Ordnung sein, aber frag mich nicht, warum, das sagt mir einfach nur mein Sprachgefühl und ich hoffe, es täuscht mich nicht (man möge mich korrigieren, sollte ich falsch liegen). Ebenso muß es "Hauptbahnhof Nord" bzw. "Hauptbahnhof Süd" heißen. Aber wie ist das nun bei Wandsbek(-)Markt?


@Boris:
Einen wunderschönen, nach langer Zeit mal wieder :-)
Och, ich mag die HafenCity, aber gut, das ist wohl auch eher Geschmackssache ;-)

@Thomy71:
Recht hast Du irgendwie schon, aber auf der anderen Seite finde ich, es handelt sich um interessante diskussionsstrangfremde (hehe *g*) Beiträge :-)

*Traummodus an*
Nun ja: vielleicht fährt ja demnächst mal ein Zug mit dem Ziel: "U5 Steilshoop" oder "U6 Lurup" im Netz, dann hätten wir die Gewißheit, daß abseits der Öffentlichkeit der U-Bahn-Streckenausbau doch schon ordentlich geplant wird ;-)
*Traummodus aus*

Und zu den Bildern direkt (auch dem neuen): Ich bin immer noch der Meinung, daß ein DT4 besser zur neuen Linie paßt als ein DT3. Wieso wurde ich deswegen eigentlich noch von niemandem beschimpft? :-D
Re: Rechtschreibreform
25.08.2009 09:11
HHNights schrieb:
-------------------------------------------------------
> @aahz77:
> Es tut mir ja leid, es Dir sagen zu müssen, aber
> es müßte "City-Hafen" heißen ;-)

"City-Hafen" dreht natürlich die Bedeutung völlig um und bezeichnet den Hafen in der Stadt. "City Hafen" ohne Bindestrich wäre hier in der Tat die korrekte Analogie zu City Süd und City Nord.
Die Entwicklung zu einem Wort mit zwei Großbuchstaben ist nicht auf die HafenCity oder BalinStadt beschränkt. Da in der Softwareentwicklung diese Schreibweisen für Klassen und Funktionen schon üblich ist, breitet sich das weiter aus. Mein aktuelles Projekt läuft unter der Bezeichnung "KunIg" für "Kundennummer-Integration".
Sprache lebt, und entwickelt sich weiter, und zwar nicht durch irgendwelche Sprachforscher (oder solche, die sich dafür halten), sondern tatsächlich Basisdemokratisch. Zumindest war das bisher so, der Duden hielt fest, wie von der Mehrzahl geschrieben wurde. Und wenn ein Wort immer wieder anders geschrieben wurde, wie es eigentlich richtig war, dann wurde die andere Schreibweise richtig. Wurde ein neues Wort eingeführt, mußte es nur von genügend Leuten gebraucht werden, und es fand seinen Eingang in die offizielle Rechtschreibung.
Ein Zustand, den einige Sprachforscher z.T aus persönlichen Ehrgeiz und z.T. aus Geldgier ändern wollten, und deswegen die Rechtschreibreform ins Leben riefen. Dort kämpften dann verschiedene Egos gegeneinander, und das Ergebnis war eine Reihe von Kompromissen, die mit den ursprünglichen Zielen wenig, mit Logik gar nichts, und mit der Sprache nur am Rande zu tun hatte. ("stängel" statt "stengel", "aufwändig" statt "aufwendig", "kennen lernen" statt "kennenlernen"). Aber die Ziele der Reform wurden erreicht, der persönliche Ehrgeiz der Reformer wurde befriedigt, und Geld haben sie auch verdient. Die Sprache hat darunter sehr gelitten, und die Auswirkungen sieht man heute täglich in Foren und in Zeitungen ("Käse kuchen", Deppenapostrophs ohne Ende, Deppenleerzeichen, falsche ß-Ersetzungen und so weiter). Die Ausdrucksmöglichkeiten wurden eingeschränkt (z.B. keine Unterscheidung mehr zwischen "wohlverdient" und "wohl verdient"), die Drei-Buchstaben-Regel erschuf Wortungetüme, die anschließend notdürftig mit Bindestrichen wieder lesbar gemacht werden sollten, und so weiter... Dazu kommt eine große Verunsicherung über die richtige Schreibweise, da in dem Bemühen, die größten Schwachsinnigkeiten zu korrigieren, ohne gleichzeitig das Scheitern der Reform einzugestehen, immer mehr Alternativen zugelassen wurden.
Inzwischen sind viele Regeln der Reform mehr oder weniger stillschweigend wieder eingestampft, und am Ende wird wohl nur der "Gesslerhut" (schlag nach bei Wikipedia) "dass" übrigbleiben, auf daß nach vielen Jahren und vielen verbrannten Millionen für Bücher und Broschüren die Reformer immer noch sagen können, daß die Reform lebt, auch wenn alle anderen Änderungen wieder untergegangen sind.

Das alles hat mit Nahverkehr natürlich ziemlich wenig zu tun, aber nach meiner Meinung ist das der Hintergrund, vor dem solche Entscheidungen wie die Schreibweise "HafenCity" getroffen werden.
Re: Rechtschreibreform
25.08.2009 11:27
Mathias schrieb:
> Sprache lebt, und entwickelt sich weiter, und zwar
> nicht durch irgendwelche Sprachforscher (oder
> solche, die sich dafür halten), sondern
> tatsächlich Basisdemokratisch. Zumindest war das
> bisher so, der Duden hielt fest, wie von der
> Mehrzahl geschrieben wurde. Und wenn ein Wort
> immer wieder anders geschrieben wurde, wie es
> eigentlich richtig war, dann wurde die andere
> Schreibweise richtig. Wurde ein neues Wort
> eingeführt, mußte es nur von genügend Leuten
> gebraucht werden, und es fand seinen Eingang in
> die offizielle Rechtschreibung.
Also basisdemokratisch - im Prinzip nichts gegen zu sagen, außer dass es dem Schreiber das Schreiben erleichtert aber dem Leser das Lesen erschwert. Da nur einer schreibt, aber mehrere lesen sollten Schreiber etwas weniger Eigenwilligkeit an den Tag legen


> Die Sprache hat darunter sehr
> gelitten, und die Auswirkungen sieht man heute
> täglich in Foren und in Zeitungen ("Käse kuchen",
> Deppenapostrophs ohne Ende, Deppenleerzeichen,
> falsche ß-Ersetzungen und so weiter). Die
> Ausdrucksmöglichkeiten wurden eingeschränkt (z.B.
> keine Unterscheidung mehr zwischen "wohlverdient"
> und "wohl verdient"), die Drei-Buchstaben-Regel
> erschuf Wortungetüme, die anschließend notdürftig
> mit Bindestrichen wieder lesbar gemacht werden
> sollten, und so weiter... Dazu kommt eine große
> Verunsicherung über die richtige Schreibweise, ...............
Aber nun doch unbasisdemokratische Regeln - ja, was denn nun?

Deppenapostophs und Deppenleerzeichen können Text vernünftig gliedern, drei "m" bei Kammmolch haben eine gewisse Logik. Stängel hat eine etymologische Verwandschaft mit Stange (wobei die Frage ist, ob viele "ä" nicht doch "e" sind). Wer auf der einen Seite basisdemokratische Rechtschreibung fordert, der sollte sich nicht gleichzeitig über basisdemokratische Schreibweisen mokieren. Wobei Rechtschreibung generell viel Rechthaberei erzeugt.

Trotzdem gefällt mir HafenCity überhaupt nicht. Aber wenn es denn so sein muss - ich weiß dann, wes Geistes Kind die Leute sind, die sich so etwas ausdenken: Basisdemokratische Schreiber, denen der Leser egal ist. Dabei soll doch mit dieser Schreibweise Image erzeugt werden.

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.08.2009 11:34 von histor.
Re: Rechtschreibreform
25.08.2009 12:22
Großbuchstaben mitten im Wort und Deppenleerzeichen haben inzwischen doch schon fast eine gewisse Tradition. Mitte der 80er-Jahre ersetzte die DB den Speisewagen durch das BordRestaurant, damit einem schon beim Lesen des Schriftzugs schlecht wird, später eroberte der ServicePoint die Großstadtbahnhöfe. "Service" allein hätte locker gereicht, das wird in den meisten Sprachen verstanden.

Heute Morgen fiel mir beim Aussteigen an der mit neuen, weiß-blauen Negativschildern aufgehübschten S-Bahn-Station Stadthausbrücke folgender Hinweis an einer Ausgangstreppe auf: "ST. Ansgar Kirche". Als argloser, aber des Deutschen mächtiger Zeitgenosse schließe ich aus diesem Hinweis, dass ich drei Ziele erreiche, wenn ich diese Treppe hochlaufe:

"ST." (was auch immer das sein mag), "Ansgar" und "Kirche". Einfach nur gruselig.

Noch etwas Nettes, auch heute entdeckt (auf der aktuellen Plakatwerbung der "Fabrik"): "GAY FACTORY - die schwullesBische Tanzparty". Was soll das große B? Ist das vielleicht ein Hinweis auf die Organisatorin? Womöglich hat die ja den schönen Bindestrichnamen Gerda-Hermine Schwulles-Bische ...

<duck und weg>

Gruß,

Helmut



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.08.2009 12:30 von 50ways.
Re: Rechtschreibreform
25.08.2009 12:25
histor schrieb:
-------------------------------------------------------
> Also basisdemokratisch - im Prinzip nichts gegen
> zu sagen, außer dass es dem Schreiber das
> Schreiben erleichtert aber dem Leser das Lesen
> erschwert. Da nur einer schreibt, aber mehrere
> lesen sollten Schreiber etwas weniger
> Eigenwilligkeit an den Tag legen

Die Erleichterung des Schreibens war erklärtes Ziel der Reform, um bildungsschwächeren Schülern trotzdem eine gute Note geben zu können. Als Preis dafür wurde dem Leser mehr Interpretation aufgebürdet - also genau das, was Du bemängelst.
"Eigenwilligkeit" konnte sich nur durchsetzen, wenn es einer Mehrheit getragen wurde, also eben nicht mehr eigenwillig war. Jetzt gibt es die Wörterliste des Rechtschreibrats...
>
> > Die Sprache hat darunter sehr
> > gelitten, und die Auswirkungen sieht man heute
> > täglich in Foren und in Zeitungen ("Käse
> kuchen",
> > Deppenapostrophs ohne Ende, Deppenleerzeichen,
> > falsche ß-Ersetzungen und so weiter). Die
> > Ausdrucksmöglichkeiten wurden eingeschränkt
> (z.B.
> > keine Unterscheidung mehr zwischen
> "wohlverdient"
> > und "wohl verdient"), die Drei-Buchstaben-Regel
> > erschuf Wortungetüme, die anschließend
> notdürftig
> > mit Bindestrichen wieder lesbar gemacht werden
> > sollten, und so weiter... Dazu kommt eine große
> > Verunsicherung über die richtige Schreibweise,
> ...............
> Aber nun doch unbasisdemokratische Regeln - ja,
> was denn nun?

Ich will die alte Regelung zurück, denn die Reform war oktroiert, gegen den Willen der Schreiber, und gegen den Rat von Rechtschreibexperten. Ähnlich wie das Zensurgesetz für das Internet...

> Deppenapostophs und Deppenleerzeichen können Text
> vernünftig gliedern, drei "m" bei Kammmolch haben
> eine gewisse Logik.

Wegen des Vokals nach den drei "m" wurde das auch voher so geschrieben.

> Stängel hat eine etymologische
> Verwandschaft mit Stange (wobei die Frage ist, ob
> viele "ä" nicht doch "e" sind).

nein, hat es nicht. Später mehr, ich muß jetzt weg :-(

> Wer auf der einen
> Seite basisdemokratische Rechtschreibung fordert,
> der sollte sich nicht gleichzeitig über
> basisdemokratische Schreibweisen mokieren. Wobei
> Rechtschreibung generell viel Rechthaberei
> erzeugt.
>
> Trotzdem gefällt mir HafenCity überhaupt nicht.
> Aber wenn es denn so sein muss - ich weiß dann,
> wes Geistes Kind die Leute sind, die sich so etwas
> ausdenken: Basisdemokratische Schreiber, denen der
> Leser egal ist. Dabei soll doch mit dieser
> Schreibweise Image erzeugt werden.
Re: Rechtschreibreform
25.08.2009 12:35
Mathias schrieb zu "Kammmolch":

> Wegen des Vokals nach den drei "m" wurde das auch voher so geschrieben.

Definitiv nein. Die alte Regelung sah im Gegenteil drei aufeinanderfolgende gleiche Konsonanten nur dann vor, wenn ein weiterer Konsonant folgt. Beliebtes und bekanntes Beispiel: "Werkstatttreppe".
Re: Rechtschreibreform
25.08.2009 13:35
histor schrieb:
-------------------------------------------------------
>
> Deppenapostophs und Deppenleerzeichen können Text
> vernünftig gliedern,

In sehr vielen Fällen machen sie den Text aber schwerer bzw. nur aus dem Kontext heraus verständlich; Bastian Sick hat sich z.B. über das Deppenleerzeichen so seine Gedanken gemacht - und wie recht er doch hat. Und hier noch ein paar Gedanken zum Apostroph.

Das beste Beispiel wurde noch während der Diskussion über die Rechtschreibreform kreiert: Der "viel versprechende Politiker". Ich bedaure die Simultandolmetscher, die erst im Zusammenhang erkennen können, ob der Politiker nun viel verspricht oder ob er am Anfang einer großen Karriere steht.

Aber auch "Trink Wasser für Hunde" ist nicht schlecht.

> drei "m" bei Kammmolch haben
> eine gewisse Logik.

Vollste Zustimmung. Im Hauptbahnhof hing jahrelang ein Schild "Sauerstoffflaschen". Hab' ich gelacht damals in den 60ern, als ich dachte, die bei der DB könnten nicht richtig deutsch - bis ich dann über die Regeln aufgeklärt wurde. Allerdings galt die damalige Besonderheit nur bei Konsonanten, Vokale als Trippel waren schon lange erlaubt (Teeei oder Hawaiiinseln bspw., wobei man zur besseren Lesbarkeit lieber Hawaii-Inseln schreiben sollte).

Stellt sich die Frage, ob es auch vier gleiche Buchstaben nacheinander gibt. Da gibt es zum Beispiel den Begriff "Oologie" - auf deutsch die Vogeleierkunde. Ist nun die Zoooologie die Wissenschaft von Vogeleiern, die in Zoos ausgebrütet werden?

> Stängel hat eine etymologische
> Verwandschaft mit Stange (wobei die Frage ist, ob
> viele "ä" nicht doch "e" sind).

Etymologie hin oder her - aufwändig schreibe ich wie soeben geschehen, aber alle anderen Wörter, in denen das "e" zum "ä" wurde, kann ich mir einfach nicht "einbleuen".

> Trotzdem gefällt mir HafenCity überhaupt nicht.
> Aber wenn es denn so sein muss - ich weiß dann,
> wes Geistes Kind die Leute sind, die sich so etwas
> ausdenken: Basisdemokratische Schreiber, denen der
> Leser egal ist. Dabei soll doch mit dieser
> Schreibweise Image erzeugt werden.

Privat nutze ich die Majuskeln schon - ist eben Gewöhnungssache. Öffentlich wie hier verzichte ich gerne drauf, weil's eben unkorrekt ist. Ausnahme: Das Majuskel-I, wenn ich beide Geschlechter anspreche wie hier die TeilnehmerInnen des Forums; es ist nicht so umständlich wie "Liebe Teilnehmer und Teilnehmerinnen, ...."

Alerdings bezweifle ich, lieber Horst, das du daraus meine Geisteshaltung erkennen kannst :-)

Aber im Großen und Ganzen stimme ich Mathias' Beitrag voll zu.

Schöne Grüße
Gerd
Re: Rechtschreibreform
25.08.2009 14:53
GNock schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ausnahme:
> Das Majuskel-I, wenn ich beide Geschlechter
> anspreche wie hier die TeilnehmerInnen des Forums;
> es ist nicht so umständlich wie "Liebe Teilnehmer
> und Teilnehmerinnen, ...."

Und auch den kannst du dir sparen - "Teilnehmer" ist nämlich geschlechtsneutral und beschreibt auch die weiblichen Teilnehmer des Forums. Ich persönlich finde diese ständige Betonung der weiblichen Mitmenschen (und ich mag sie sehr) als übertrieben und nervig - nerviger als jegliche Schreibweisen, über die sich hier aufgeregt wird.

Tobias
Re: Rechtschreibreform
25.08.2009 14:59
50ways schrieb:
-------------------------------------------------------
> "GAY FACTORY - die schwullesBische Tanzparty". Was soll
> das große B?

Mal abgesehen davon, dass es sich hier ja eindeutig um eine Veranstaltung und um Marketing handelt (bei der gerne und durchaus zu Recht mit Worten gespielt wird): Das große "B" in Zusammenhang mit dem kleinen "i" dürfte ein Hinweis auf die ebenfalls angesprochenen bisexuellen Mitmenschen sein ;-)

Tobias
Re: Rechtschreibreform
25.08.2009 15:02
Hallo Tobias,

weiß ich doch ;-))) Aber das Spielchen mit dem Doppelnamen hat mich so gejuckt, dass ich nicht widerstehen konnte <g>

Gruß,
Helmut
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