U 4 teurer als Hafen-Transrapid
Studie: Der Senat hat für den Bau der neuen Linie 550 Millionen Investitionskosten einkalkuliert - wird da der Bund noch mitspielen?
Von Sven Kummereincke, Jens Meyer-Wellmann
Platzen die Pläne für den Bau der U 4 in die HafenCity? Die Finanzierung des Prestige-Objekts ist derzeit alles andere als gesichert. Am kommenden Dienstag steht die Investitionsplanung bis 2007 auf der Tagesordnung des Senats - dann dürfte die geplante neue U-Bahn-Linie 4 eine zentrale Rolle spielen. 550 Millionen Euro (inklusive des U-Bahn-Baus von Barmbek bis Steilshoop) sind als Kosten kalkuliert. Damit hat sich der Senat für die mit Abstand teuerste aller Lösungen entschieden, wie aus einer Machbarkeitsstudie hervorgeht, die dem Abendblatt vorliegt.
Allein der Bau der kurzen Strecke vom Rathaus bis zur Hafen-City mit zwei neuen Stationen wird laut Studie rund 235 Millionen Euro kosten. Selbst der Bau einer Magnetbahn, die auf der Transrapid-Technik beruht, wäre mit etwa 200 Millionen Euro kostengünstiger. Die preiswerteste Variante wäre die Bus-Anbindung, die auch mit moderns-ten Fahrzeugen nur 15 Millionen Euro kosten würde.
Die U 4 soll 2012 den Betrieb aufnehmen, doch bereits im kommenden Jahr fallen vier Millionen Euro Planungskosten an. Bis 2007 müssen 106 Millionen Euro ausgegeben werden. Doch obwohl Hamburg jedes Jahr zwischen 940 und 965 Millionen Euro investieren will, ist kaum noch Geld verfügbar. "Bis auf 200 Millionen Euro ist bis 2007 bereits alles verplant", hatte Bürgermeister Ole von Beust (47, CDU) nach der ersten Senatssitzung zur Investitionsplanung bekannt.
Besonders schwer wiegt es da, dass die Förderung der U 4 durch den Bund keineswegs gesichert ist. Theoretisch bezahlt der Bund bei solchen Vorhaben bis zu 60 Prozent der Kosten. Allerdings muss sich ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis ergeben, das in einem Standardverfahren errechnet wird. Die Gutachter sind da skeptisch. "Die Erfahrungen lassen für die Anbindung der HafenCity erwarten, dass für alle ( . . . ) betrachteten Bahnsysteme ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis nur schwer zu erreichen sein wird", heißt es in der Machbarkeitsstudie. Sprich: Die U 4 ist zu teuer, der Bund verweigert wohl die Unterstützung.
Angesichts der aktuell verschärften Finanzkrise dürfte Hamburg ohnehin Schwierigkeiten bekommen, die U 4 wie geplant zu bauen. Sollte keine Bundesgelder fließen, würden die Probleme noch größer.
Um dennoch an die begehrten Bundesmittel aus dem "Gemeinde-Verkehrs-Finanzierungs-Gesetz" zu kommen, will der Hamburger Senat jetzt die Gesamtstrecke von der Hafen-City bis nach Bramfeld betrachtet wissen - auch wenn in Wahrheit nur die beiden Enden neu gebaut werden und der Rest aus der jetzigen U-3-Trasse besteht. "Die Chancen werden bei einer Betrachtung der gesamten Linie höher eingeschätzt", heißt es in einer Senatsdrucksache. "Höher", steht dort - nicht etwa "hoch".
Bausenator Mario Mettbach (50, Schill-Partei) hatte schon im September gefordert, die U 4 notfalls auch ohne Bundeszuschuss zu bauen. Dann müsste Hamburg allerdings wohl sogar mehr Geld einsetzen, als die jetzt kalkulierten 550 Millionen Euro. Neben den allgemeinen Preissteigerungen bis zum Projektende 2012 kommt es bei Großprojekten dieser Art regelmäßig zu gewaltigen Kostensteigerungen. Mettbach war trotz dieser Risiken von Beginn an für die U-Bahn-Anbindung, weil es "hochwertiges" Verkehrsmittel sei. Das bestätigt auch die Machbarkeitsstudie. Die "Investoren-Akzeptanz" - in der Hafen-City ein wichtiger Faktor - sei bei der U-Bahn höher als etwa bei Bussen, heißt es dort.
erschienen am 5. Dez 2002 in Hamburg