In etlichen Gazetten wurde vor einigen Tagen über den Deutschlandtakt geschrieben, z.B. in der Süddeutsche Zeitung

"Noch im Herbst soll ein 'Musterfahrplan für die Bahn im ganzen Land' präsentiert werden, kündigte vor Kurzem Enak Ferlemann (CDU) an, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium."

Zum Einlesen: BMVI mit Links am Ende auf die Zielfahrpläne.

Lesenswert ist die Machbarkeitsstudie zur Prüfung eines Deutschlandtaktes im Schienenverkehr

Bemerkenswert finde ich zweierlei:

1. Es handelt sich nicht um einen integralen Taktfahrplan mit 0-Knoten und 30-Knoten, bei denen wenige Minuten z.B. vor einer vollen Stunde ("0-Knoten") oder einer halben Stunde ("30-Knoten") die Züge aus mehreren Richtungen in den Bahnhof einfahren und wenige Minuten danach weiterfahren, so dass von jeder Richtung in jede andere zeitgünstig umgestiegen werden kann.

Grund sind die langen Umsteigezeiten. "Je nach Größe und Komplexität des Bahnhofs können die Umsteigewege bis zu 20 min in Anspruch nehmen." Die Züge müssten sehr lange in den Bahnhöfen stehen, die Gesamtreisezeit wird dadurch unattraktiv. Sie steigt bei einigen Relationen wie z.B. Hamburg-Köln über die kritische Grenze von vier Stunden.

2. Die Bahngesellschaften konkurrieren um die festen Trassen. Wenn z.B. Flixtrain eine Trasse von Hamburg nach Köln erhält, kann die DB zur selben Stunden keine Fahrt anbieten.

Im Ergebnis habe ich Zweifel, ob ein Deutschlandtakt wirklich wünschenswert ist. Das Argument mit dem einfach zu merkenden Fahrplan im Fernverkehr wird zu Zeiten der Smartphones immer schwächer.

Wenn man sich Nachbarregionen, wie Luxemburg anschaut, dann funktioniert ein Taktfahrplan wohl sehr gut:

Hier wurde zum letzten Fahrplanwechsel der Taktfahrplan mit Überschneidung von Linien (10 & 60, 10 & 70, 30 & 60) eingeführt. Grundsätzlich gibt es einen Taktfahrplan, aber auch hier sieht man, dass man viele Ausnahmen machen musste (erkenntlich, durch die Ausrufezeichen):
[www.cfl.lu]

Vorteil hierbei ist, dass der Luxemburgische Hbf nicht mehr als "Endbahnhof" genutzt wird, sondern als Durchfahrtsbahnhof und die Züge nicht wenden müssen. Dies führte dazu, dass der Luxemburgische Hbf nun entlastet ist und nun mehr Kapazität vorhanden ist, was wiederum zur Folge hat, dass die Ein- und Ausfahrten freie sind und es dadurch zu weniger Verspätung kommt.

Ich würde so einen Taktfahrplan begrüßen.

Naja, es gibt auch in Deutschland ein paar kleine Regionen wo der Taktfahrplan genau wie in Luxemburg gut funktioniert...

Zitat
Koschi1988
Wenn man sich Nachbarregionen, wie Luxemburg anschaut, dann funktioniert ein Taktfahrplan wohl sehr gut:

In einem Land, dass so groß ist wie das Saarland ist das auch etwas einfacher :)

Zitat
zurückbleiben-bitte

Zitat
Koschi1988
Wenn man sich Nachbarregionen, wie Luxemburg anschaut, dann funktioniert ein Taktfahrplan wohl sehr gut:

In einem Land, dass so groß ist wie das Saarland ist das auch etwas einfacher :)

Das will auch ich meinen. Desto größer ein Land ist, desto unattraktiver und komplizierter wird doch auch so ein Taktfahrplan. In der Schweiz funktioniert das Ganze ja ebenfalls hervorragend.

Andererseits frage ich mich, ob denn so kurze Umsteigezeiten wirklich bei der Mehrheit der Fahrgäste erwünscht ist? Persönlich fühle ich mich immer sehr gehetzt, wenn ich nur sieben Minuten Zeit habe, die Bahnsteige zu wechseln. Da auch die anderen Fahrgäste unter diesem Zeitdruck stehen, kommt es oft zu diversen Rudelrennen über die Bahnsteige und entsprechenden Gedränge an den häufig viel zu schmalen Treppen sowie in den Unterführungen. Ich würde gern in Frieden umsteigen und eventuell noch das eine oder andere Angebot an den Bahnhöfen wahrnehmen, wie zum Beispiel einen Kaffee trinken oder etwas für die weitere Reise einkaufen.

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Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.

Vorschlag: Wenn an einem Knotenbahnhof alle Züge angekommen sind, sollten an beiden Bahnsteigenden Klappbrücken herunterfahren, die vor bzw hinter den Zügen die Bahnsteige miteinander verbinden. Dann würde dieser Treppe-hoch-Treppe-runter-Zirkus für die Umsteiger entfallen.

Es gibt einen aktualisierten Zielfahrplan: Zielfahrplan Deutschland

Schade ist, dass jeder Zug von Hamburg nach Köln den Umweg über Bremen fahren soll, die 20 Minuten schnellere Abkürzung, die u.a. auch Flixtrain fährt, soll nicht mehr angeboten werden.

Zitat
Neu Wulmstorf
Es gibt einen aktualisierten Zielfahrplan: Zielfahrplan Deutschland

Laut dem bei der Legende eingetragenen Datum sind die jetzt unter [www.bmvi.de] abrufbaren Entwürfe aber alle älter als die neulich angebotenen. Damals hatten die Pläne alle den Bearbeitungsstand 09.10.2018, die jetzt verlinkten Pläne haben einen Stand zwischen 18.05.2017 (Fernverkehr) und 28.08.2017 (Baden-Württemberg).
Die früheren, aktuelleren Pläne sind derzeit auch noch unter ihren alten URLs abrufbar, beispielsweise Fernverkehr oder Baden-Württemberg.

Der Plan sieht nur einen 2-Stunden-Takt zwischen Kopenhagen und Hamburg vor, obgleich die dänische Staatsbahn alle 30 Minuten fahren will, siehe Hamburger Abendblatt über ersten Link bei Google

Also ich halte das mit dem 30-Minuten-Takt fuer Augenwischerei um den Autotunnel unterm Fehmarnbelt zu rechtfertigen. Wenn Berlin wirklich das is was "lockt" koennte die DSB doch locker schon jetzt 1-2 Zuege pro Tag direkt dahin fahren lassen (z.B. via Luebeck-Buechen)

Es gibt einen neuen Artikel auf der Website des BMVI:

>> Erste Ergebnisse des Zukunftsbündnis Schiene

Scheuer: Deutschland-Takt soll bereits 2021 starten

Das von Bundesminister Andreas Scheuer geschmiedete Zukunftsbündnis Schiene hat am 7. Mai 2019 auf einer Veranstaltung im BMVI in einem Zwischenbericht erste Ergebnisse vorgelegt. Kernthemen: Der Deutschland-Takt sowie die Digitalisierung. <<

Unten auf der Seite gibt es neue Netzpläne zum Zielfahrplan 2030+, zweiter Gutachterentwurf (Stand 07.05.2019).

[www.bmvi.de]

Eine Pressemitteilung des BMVI (, die man im Volltext kopieren darf,) gibt es nicht.

In der Presse findet man Artikel zu regionalen Planungen.


Pressemitteilung der DB (Konzern) von gestern:

>> Auf dem Weg zum Deutschland-Takt: Deutsche Bahn fährt ab 2021 im Halbstundentakt zwischen Berlin und Hamburg

DB-Chef Richard Lutz: Angebotsausweitung ab Dezember 2021 • Sechs zusätzliche Zugpaare pro Tag • 20 Prozent mehr Sitzplatzkapazitäten <<

[www.deutschebahn.com]

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Hinweis: Der dritte und finale Gutachterentwurf ist Ende Juni 2020 erschienen; siehe hier Seite 2.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.07.2020 09:08 von Manfred Erlg.

Sehr interessant.

Aber sehe ich das richtig, dass Hamburg - Köln Hbf nur alle 2 Stunden angeboten werden soll?

Zitat
Neu Wulmstorf
Sehr interessant.

Aber sehe ich das richtig, dass Hamburg - Köln Hbf nur alle 2 Stunden angeboten werden soll?

Nein, es gibt zwei Linien, die jeweils alle zwei Stunden bedient werden:

FV 1 (bis 250 km/h) Hamburg - Bremen - Osnabrück - Münster - Dortmund - Hagen - Wuppertal - Solingen - Köln (-[...]- München)

FV 9.2 (bis 200 km/h) Hamburg - Bremen - Osnabrück - Münster - Recklinghausen - Gelsenkirchen - Essen - Duisburg - Düsseldorf - Köln

Zudem FV 16.1 bis Messe/Deutz, von wo ja eine sehr kurze S-Bahnfahrt zum Hauptbahnhof ausreicht.

Freundliche Grüße

Roman – Der Hanseat



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.05.2019 08:25 von Der Hanseat.

Aber ist HH-Ruhrgebiet nicht eine Hauptachse? Auf denen alle 30 Minuten ein Zug fahren soll?

Zitat
christian schmidt
Aber ist HH-Ruhrgebiet nicht eine Hauptachse? Auf denen alle 30 Minuten ein Zug fahren soll?

Doch, ins Ruhrgebiet gibt es der Planung nach von Hamburg aus einen 30-Minutentakt (Abfahrt auf 04 und 34)

Wenn du aber meinst, dass Köln im Ruhrgebiet liegt, solltest du dich in ganz NRW besser nicht sehen lassen ;-)

Freundliche Grüße

Roman – Der Hanseat

Zitat
Der Hanseat

Zitat
Neu Wulmstorf
Sehr interessant.

Aber sehe ich das richtig, dass Hamburg - Köln Hbf nur alle 2 Stunden angeboten werden soll?

Nein, es gibt zwei Linien, die jeweils alle zwei Stunden bedient werden:

FV 1 (bis 250 km/h) Hamburg - Bremen - Osnabrück - Münster - Dortmund - Hagen - Wuppertal - Solingen - Köln (-[...]- München)

FV 9.2 (bis 200 km/h) Hamburg - Bremen - Osnabrück - Münster - Recklinghausen - Gelsenkirchen - Essen - Duisburg - Düsseldorf - Köln

Zudem FV 16.1 bis Messe/Deutz, von wo ja eine sehr kurze S-Bahnfahrt zum Hhauptbahnhof ausreicht.

Ok, ich hatte die FR 9.2 übersehen und Köln Messe als Alternative zu Köln Hbf nicht gesehen.

Dann komme ich ab Hamburg nach KÖLN
mit FV 1 ab Hamburg gerade Stunde : 45
mit FV 16.1 ab Hamburg ungerade Stunde : 44
mit FR 9.2 ab Hamburg gerade Stunde : 14

Zurück
mit FR 9.2 ab Köln Hbf ungerade Stunde : 54
mit FV 16.1 ab Köln Messe gerade Stunde : 14
mit FV 1 ab Köln Hbf ungerade Stunde : 12

So sieht es schon richtig gut und besser als heute aus.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.05.2019 09:23 von Neu Wulmstorf.

Allerdings bedaure ich, dass es im Deutschlandtakt keine Verbindung zwischen Hamburg und Köln unter 4 Stunden gibt. Heute sind die schnellsten Verbindungen knapp 3,5 Stunden. Da vergibt man Chancen.

Und ein echter 30-Minuten-Takt, also mindestens 4 Züge in 2 Stunden, wäre auch gut, zumal die Züge heute oft über weite Teile des Tages so voll sind, dass die DB die Nutzung anderer Abfahrten empfiehlt.

Schräg finde ich es, dass der ICE schneller als der IC werden soll.

Und bedauerlich, dass es keine Verbindung mehr mit nur rund 3,5 h wie heute gibt. So will man dem Flugzeug Konkurrenz machen, indem die Verbindungen zwischen den großen Städten langsamer werden?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 08.08.2019 22:21 von Neu Wulmstorf.