Prinz Eisenherz schrieb:
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> Hallo MrCrabs,
>
> Um Missverständnisse zu vermeiden, Dein Vorschlag
> noch einmal wiederholt: eine Nahverkehrs- (N-)
> Linie zwischen Nauen – Berlin Südkreuz
> (20-Minuten-Takt) und stündlich weiter bis
> Luckenwalde, die alle Stationen der RB/RE
> zuzüglich geplanter S-Bahn-Halte im HVL bedient.
> Ihr Betrieb erfolgt auf den Ferngleisen mit
> Wechselstromzügen. RE 4 (Wittenberge) würde dann
> in Spandau mit RB 14 (Senftenberg) zu einer neuen
> RE-Linie verknüpft. Richtig?
Jein. Die Linienführungen sind richtig, allerdings denke ich nicht das dies auf den bestehenden Gleisen möglich sein wird. Das heißt ein Streckenausbau ist auch hierfür notwendig. Allerdings denke ich, dass man mit insgesamt weniger Streckenausbau auskommt als bei einer GSB-Variante. Im schlimmsten Fall benötigt man die gleiche Gleiszahl, daher mein Kommentar, dass der Streckenausbau höchstens soviel kostet wie der S-Bahn-Ausbau (zumindest bis Falkensee/Finkenkrug). Denke aber wie gesagt man braucht nicht auf ganzer Länge 2 weitere Gleise.
>
> RE 6 bleibt offen (kommt hoffentlich in nicht
> allzu ferner Zeit auf der Kremmener Bahn nach
> Berlin)
>
> Mängel dieser Lösung:
> 1. Fehlende Taktverdichtung auf 10 Minuten im
> Spandauer Abschnitt.
Ich denke nicht, dass dieser Takt für den recht dünn besiedelten Bereich gerechtfertigt ist (wie bereits geschildert liegen die Großwohnsiedlungen relativ weit weg.)
> 2. Grundsätzlich ist die Belastung der Ferngleise
> mit dichter Zugfolge bei unterschiedlichen
> Geschwindigkeiten kritisch. Gegenseitige
> Behinderung schnell fahrender Züge (ICE mit 160
> bis 230 km/h) und N-Züge (wg. kurzer
> Bahnhofsabstände max. 80-100 km/h) sowie im
> Bahnhof Spandau (Einfädelung der Züge Hannover /
> Wustermark). Widersprüchliche Bedürfnisse auf
> möglichst gleichmäßige NV-Vertaktung, andererseits
> Option für weitere IC/ICE.
>
> 3. Bei gleicher Stationsbedienung westlich Spandau
> unterscheidet sich die Fahrzeit nicht von der GSB.
> Aber Überholungen müssten zusätzlich in den
> Haltestellen abgewartet werden
> (Fahrzeitverlängerung), darüber hinaus Problem
> Verspätungen; störanfälliger NV.
>
> 4. Problematische(r) Gestaltung / Betrieb am Halt
> Nauener Straße an den Ferngleisen: hier befindet
> sich bereits die (asymmetrische) Einfahrt
> (Gleisverbindungen) in den Bahnhof Spandau.
> Bahnsteige (Seitenlage) müssten angefahren werden.
> Weiteres Behinderungspotential.
>
> Nach 1-4: eine Trennung von Nah- und Fernverkehr
> ist sinnvoller. S-Bahn-Bau.
>
siehe oben, wenn man das Wechselstromnetz so ausbaut, dass man flexibel genug ist um sowohl die langsamen RBs und die schnellen ICEs störungsfrei durch den Abschnitt zu bekommen, glaube ich, hat man weniger Gleise insgesamt als mit dem getrennten System, spart also Geld beim Ausbau.
> 5. Fehlender Nachweis ausreichender
> Verkehrsnachfrage für 20er-Takt auf Gesamtlinie.
>
Bereits heute fahren auf dem Abschnitt Nauen-Spandau 3 Züge pro Stunde, die sehr gut genutzt werden. Nach "meinem" Vorschlag wären es 4. Durch die Attraktivitätssteigerung rechne ich mit Fahrgastzahlerhöhungen, die eine weitere Fahrt pro Stunde rechtfertigen. Kein Beweis, aber schlüssig wie ich finde. Eine Beweisstudie müsste man halt anfertigen, aber bei den Kosten eines solchen Ausbaus sollte man daran nicht sparen.
> 6. Erhöhte Betriebkosten (Finanzierung durch
> Regionalisierungs- /zusätzliche Haushaltsmittel)
> durch Mehrleistungen (gegenüber S-Bahn Falkensee /
> RE 4) in den Abschnitten Nauen – Falkensee und
> Spandau – Südkreuz. Teurer als ein gezielt auf die
> Verkehrsnachfrage abgestimmter S-Bahn-Betrieb.
>
Zwischen Nauen und Falkensee wie gesagt kaum Mehrkosten, wenn überhaupt da ja auch nach dem S-Bahn Bau zwischen Nauen und Falkensee RBs fahren müssten. Z.B. spart man Wendezeit ein, da es sich nur um eine Linie handelt und nicht zwei (S-Bahn bis Falkensee, RB Falkensee-Nauen).
Zwischen Spandau und Südkreuz sind es 2 zusätzliche Fahrten pro Stunde, die durch den Wegfall des RB10 zwischen Spandau und Charlottenburg natürlich nicht kompensiert werden. Allerdings bin ich der Meinung, diese Lösung würde mehr Fahrgäste locken als eine S-Bahn, da die Fahrzeiten von Falkensee bis in die Innenstadt extrem lang sind (ca 45min im Gegensatz zu ca 25min der RB), von den Orten jenseits des Brechpunkts in Falkensee sieht es noch schlechter aus durch den Umstieg. Ob die Mehrkosten (+2 Fahrten Spandau-Südkreuz, +1 Fahrt Spandau-Nauen, -1Fahrt Spandau-Charlottenburg) wirklich höher als die (zumindest von mir) erwarteten Fahrgastmehreinnahmen...ich denke nicht, andere denken schon, dazu bräuchte man eine Studie.
> Nach 5 und 6: S-Bahn-Betrieb ist kostengünstiger,
> weil Mehrleistungen gezielt auf die Nachfrage
> eingesetzt werden. S-Bahn-Leistungen sind östlich
> Spandau bereits vorhanden. RB-Leistungen können
> substituiert werden. Bundesweit übliche und
> erfolgreiche Vorgehensweise.
>
Auch hier werden die alten RBs durch eine neue, S-Bahn-artige Linie substituiert. Ob die jetzt S-Bahn, SX-Bahn, RB oder wie auch immer heißt ist doch ganz egal, schließlich handelt es sich bei den bundesweiten S-Bahnen nach Berliner Verständnis sowieso nur um RB-Linien, da sie in der Regel weder eigene Gleise noch Gleichstrom haben und auch der Takt im Gegensatz zur Berliner S-Bahn arg dünn ist.
> Spurtstarke ET’s, was besonderes soll dieser
> Neologismus sein? Eigentlich haben alle moderne
> Elektro-Triebwagen (Gleich- und Wechselstrom) mit
> Beschleunigung von 1m/s die Grenze erreicht, die
> Fahrgästen (z.B. im Zug stehend) noch sicher
> zugemutet werden kann. Fahrzeitkürzungen sind nur
> durch Weglassen von Halten (RE) möglich, was aber
> einen Verzicht auf Erschließung von
> Fahrgastpotentialen zur Folge hat. Diese müssen
> dann anders bedient werden, RB auf dem Land,
> S-Bahn in Verdichtungsgebieten.
>
Mit spurtstarken ETs wollte ich lediglich betonen, dass modernes Zugmaterial eingesetzt wird, dass für die kurzen Haltestellenabstände zwischen Spandau und Nauen geeignet ist. Mit älteren von Lok gezogenen Wendezügen ist das ja aufgrund der Beschleunigung eher ungünstig.
> Deine Lösung stellt neben der S-Bahn ein weiteres
> System dar. Ein ähnliches Modell wird mit der
> zweiten Münchener S-Bahn-Stammstrecke (wenig Halte
> in der Stadt) verfolgt. Im Vergleich zu München
> ist die Nachfrage nach solchen Leistungen im
> Berliner Raum ziemlich lau, wenn ich nur unsere
> kurzen RE/RB-Züglein anschaue und daran denke, wie
> der Regionalverkehr in Westdeutschland brummt.
>
In Westdeutschland ist es auch eher unüblich, dass RB Züge am Rand der Stadt enden und man von dort mit S-Bahn weiterfahren muss (Spandau, Lichtenberg, Schöneweide...). Ausserdem existiert gerade in Berlin und Umland aufgrund der großen Ausdehnung das Problem, dass eine S-Bahn ewig vom Rand bis in die Stadt unterwegs ist, das kostet Fahrgäste. Ausserdem ist da ja auch noch das Verwaltungsproblem zwischen Berlin und Brandenburg. Ich halte es jedenfalls aufgrund der genannten Gründe nicht für sinnvoll, RB-Leistungen am äußersten Rand des Großraums komplett durch S-Bahnen zu ersetzen, sondern eher RB- oder SX- oder wie-auch-immer-Züge einzusetzen, die von diesem äußersten Rand bis zur echten S-Bahn auch wie einer S-Bahn verkehren und von da an als Expresszüge ins Zentrum.
> Gruß
>
> Prinz Eisenherz
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> Die gefällt mir: Zweisystem-S-Bahn
Endlich mal jemand, der vollständig auf Argumente eingeht und ordentlich mitdiskutiert, ohne Beschimpfungen, Lächerlichmachen fremder Vorschläge etc.
Dankeschön!