Hallo
Zunächst finde ich es ja sehr löblich, dass sich jemand von der CDU dafür einsetzt die Straßenbahn zu erhalten und sogar einen Sechs-Punkte-Plan vorschlägt, um deren Fahrgastzahlen zu erhöhen. Doch ist mir in diesem Plan einiges unklar.
NVB schrieb:
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> Lausitzer Rundschau
> Cottbus 27.03.2009
> Sechs-Punkte-Plan für Cottbuser Straßenbahn
> ...
> 1. Trasse in der Bahnhofstraße: Schon im Sommer
> sollten sich die Stadtverordneten zur Sanierung
> der Bahnhofstraße mit Straßenbahngleis
> entscheiden. Dabei sollten sie der Verwaltung eine
> Planung mit der billigsten und naturnahen Variante
> vorschreiben – zwei Rasengleise in der Mitte
> oder an den Seiten.
Ist nicht das Schottergleis die billigste Variante? Rasen muss doch gepflegt werden. Widerspricht sich diese Vorgabe nicht selbst?
Und was bedeutet "zwei Rasengleise ... an den Seiten"? Auf jeder Straßenseite ein Gleis? Das wäre eine sehr ungewöhnliche Aufteilung der Straße, in der ich keinen besonderen Nutzen sehe. Eher Gefahren durch unachtsame Verkehrsteilnehmer.
> 2. Trasse im Südwesten: Auch die Straße der Jugend
> sollte mit Rasengleis saniert werden. Am Ärztehaus
> an der Priorstraße könnte die Bahn zum neuen
> Gewerbepark Hegelstraße einschwenken.
Gegen Rasengleise ist nichts einzuwenden, im Gegenteil, ich begrüße sie.
Wie eine Trasse von der Priorstraße zur Hegelstraße aussehen könnte, ist mir jedoch völlig unklar. Wo soll die lang gehen? Quer durch die Bebauung? Sicher könnte man von der Endstelle Madlow aus nach rechts abbiegen und durch die Hänchener Straße die Hegelstraße erreichen, doch kommt man dann bald in den Einflussbereich der Linie 4.
> 3. Wendepunkt in Sandow: Kurzfristig sollten
> Straßenbahn und Züge am Haltepunkt in Sandow
> besser miteinander verknüpft werden – um ein
> barrierefreies Umsteigen zwischen Regionalexpress
> und Straßenbahn auf einem Bahnsteig zu
> ermöglichen.
Das klingt sehr vernünftig. Allerdings frage ich mich, wie sich der Verfasser das Umsteigen auf einem Bahnsteig vorstellt. Die Eisenbahnstrecke nach Guben verfügt dort über Seitenbahnsteige und ein dritter Bahnsteig liegt an der Strecke nach Forst. Von allen Bahnsteigen wird man wohl kaum bahnsteiggleich zur Straßenbahn umsteigen können. Allenfalls der Bahnsteig am Gleis von Guben nach Cottbus könnte für die Straßenbahn erreichbar werden, wenn man die Schleife etwas näher an die Bahn heran legt. Dann müsste die Endstelle aber mitten in der Schleife innerhalb einer Kurve mit einem Radius von maximal 25 m liegen. Ist das überhaupt zulässig?
> 4. Trasse am Hauptbahnhof: Die derzeitige
> Straßenbahnlinie zwischen Jessener Straße und
> Hauptbahnhof könnte künftig über die Welzower
> Straße bis in die Nähe des Herzzentrums führen und
> bis zum Hochhaus am Platz der Freundschaft als
> Wendeschleife verlängert werden. Dabei sei eine
> Gleisführung um das Hochhaus denkbar – und
> der Busverkehr würde entfallen.
Ja, am Hauptbahnhof müsste wirklich einiges geändert werden, aber was wird da vorgeschlagen? Ich verstehe das so, dass die Strecke zur Jessener Straße durch eine 300 - 400 m südlich liegende andere Trasse ersetzt werden soll. Die gesamte vorgeschlagene Strecke liegt bereits im Einzugsgebiet der Linie 2 zur Jessener Straße. Die Buslinien 13 und 16 fahren dort anscheinend nur, weil es in Cottbus offensichtlich einem Prinzip entspricht Busse nicht als Zubringer zur Straßenbahn zu betrachten, sondern sie selbst bis in Zentrum zu führen. Um den dabei entstehenden Parallelverkehr nicht allzu deutlich sichtbar werden zu lassen lässt man diese Busse wohl lieber durch parallele Straßen fahren, was zwar Fahrzeit kostet, aber wenigstens ein unerwünschtes Umsteigen zur Straßenbahn verhindert. Man beachte: Die Linien 13 und 16 bieten trotz Parallelverkehrs mit der Straßenbahn weder in der Thiemstraße eine Umsteigemöglichkeit zur Linie 4, noch in der Bahnhofstraße zur Linie 3. Sie halten dort einfach nicht. Würde man eine vernünftige Umsteigemöglichkeit in der Thiemstraße schaffen, könnte man auf die Linien 13 und 16 in der Welzower Straße auch ohne eine neue Straßenbahnstrecke in dieser Gegend verzichten. Die Leipziger Straße westlich der Welzower Straße, sowie die Welzower Straße nördlich der Leipziger Straße liegen komplett im Einzugsbereich der Linie 2, während die restlichen Teile der Leipziger und der Welzower Straße im Einzugsbereich der Linie 4 liegen. Andere Gegenden von Cottbus sind noch deutlich weiter vom ÖPNV entfernt, als es diese Gegend ohne die Busse 13 und 16 wäre.
> 5. Trasse entlang der Uni: Eine weitere Strecke
> könnte von der Kreuzung Berliner
> Straße/Bahnhofstraße über die Karl-Marx-Straße
> führen, dort links in die Universitätsstraße
> einbiegen und bis zur Pappelallee führen. Damit
> wären die Uni erreichbar, ebenso das künftige
> Max-Steenbeck-Gymnasium, die Institute der Uni
> sowie die gerade entstehende neue Polizeiwache der
> Stadt. Zudem biete die Strecke die Möglichkeit
> einer Verlängerung zum Technologiepark.
Eine Trasse über die Karl-Marx-Straße halte ich für unglücklich, da der Weg über die Hubertstraße zum vorhandenen Netz deutlich kürzer und damit vermutlich auch billiger wäre. Außerdem würde so das Stadtzentrum besser erschlossen werden, denn eine Führung durch die Karl-Marx-Straße würde eine Weiterführung entlang der Bahnhofstraße, obwohl sie sich wegen ihrer Gradlinigkeit geradezu anbieten würde, ausschließen, da so das Stadtzentrum nicht einmal gestreift, sondern in einem gehörigen Abstand umfahren werden würde. Über die Hubert- und Friedrich-Ebert-Straße könnten aber beide Nord-Süd-Trassen auch unter Berührung der Altstadt an der Stadthalle erreicht werden.
Eine Fortsetzung bis zur Pappelallee mag gut sein, eine Fortsetzung zum Technologiepark erscheint mir aber sehr utopisch. Dorthin fährt derzeit nur fünf bis sechs mal am Tag ein Bus. Außerdem erweisen sich Straßenbahnstrecken, die nur Gewerbegebiete bedienen, häufig nicht als besonders erfolgreich, da nur in der HVZ mit einem angemessenen Fahrgastaufkommen gerechnet werden kann. Sollte man dort eine Strecke bauen, die am Wochenende ohne Verkehr bleibt? Da schiene mir eine Verlängerungsoption in Richtung Cottbus-Center eher sinnvoll.
> 6. Trasse zur Hochschule: Eine Verlängerung der
> Straßenbahn zur Hochschule Lausitz, zum
> Einkaufszentrum im Süden der Stadt Cottbus und zum
> UCI sollte entstehen. Damit würden viele
> Autofahrten entfallen.
Die Hochschule Lausitz befindet sich in der Lipezker Straße. Dort fährt die Linie 4 im Abstand von etwa 400 m vorbei, noch etwa einen Kilometer weiter. Wie soll sie dorthin "verlängert" werden? Über eine 180-Grad-Kehre? Das "Einkaufszentrum im Süden", gemeint ist wohl das Lausitz-Center, anzuschließen wäre eine sehr vernünftige Entscheidung, das UCI wäre damit eigentlich automatisch mit angeschlossen, da es nicht weit weg ist.
Zusammenfassend habe ich das Gefühl, dass da mit den Punkten 4 und 6 auf Vorschläge aus dem PTV-Gutachten eingegangen wird, nur die dort vorgeschlagenen Buslinien in Straßenbahnen umgewandelt wurden. Grundsätzlich ist dieser Ansatz durchaus eine Überlegung wert, doch scheint mir dabei etwas zu wenig auf das vorhandene Netz Rücksicht genommen zu werden. Den Vorschlag für die Verlängerung Priorstraße - Hegelstraße habe ich allerdings nicht begriffen, das muss ich zugeben.
Es bleiben also noch ein paar Fragen offen. Falls ich etwas missverstanden haben sollte, bitte ich um Entschuldigung und hoffe auf genauere Erläuterungen.
Viele Grüße
Ulrich C.