Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 27.03.2020 22:26 |
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Ingo Kollosche
Die Coronakrise könnte den ÖPNV allerdings nachhaltig schädigen. »Ich vermute, dass die Leute die Distanzierung in den Habitus übernehmen werden«, sagt Ingo Kollosche vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung. Die Mobilitätswelt werde sich verändern, denn die Attraktivität des Autos sei wieder da. Forscher Christoph Aberle, der an der TU Hamburg am Projekt "Mobile Inclusion" arbeitet, formuliert das so: »Die aktuelle Coronakrise ist dem Image des ÖPNV leider nicht zuträglich, schließlich nutzen jetzt viele das eigene Auto, um Infektionsrisiken zu reduzieren.«
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 27.03.2020 22:48 |
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nicolaas
Die Gespräche mit Verkehrswissenschaftlern für einen Artikel zu einem anderen Thema – Sammeltaxidiensten und Personenbeförderungsgesetz – äußerten gleich zwei der Gesprächspartner diesen Gedanken:
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Ingo Kollosche
Die Coronakrise könnte den ÖPNV allerdings nachhaltig schädigen. »Ich vermute, dass die Leute die Distanzierung in den Habitus übernehmen werden«, sagt Ingo Kollosche vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung. Die Mobilitätswelt werde sich verändern, denn die Attraktivität des Autos sei wieder da. Forscher Christoph Aberle, der an der TU Hamburg am Projekt "Mobile Inclusion" arbeitet, formuliert das so: »Die aktuelle Coronakrise ist dem Image des ÖPNV leider nicht zuträglich, schließlich nutzen jetzt viele das eigene Auto, um Infektionsrisiken zu reduzieren.«
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 27.03.2020 23:00 |
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 27.03.2020 23:08 |
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 27.03.2020 23:21 |
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 27.03.2020 23:21 |
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GraphXBerlin
Durch den täglichen kurzen Weg mit dem Bus sehe ich natürlich sehr wenig Fahrgäste. Von einigen Kollegen habe ich erfahren, dass sie auch den ÖPNV meiden und das Fahrrad nehmen. Wiederum sind ja viele gezwungen zu Hause zu bleiben, sodaß es sichtbar weniger Autoverkehr gibt. Also ich kann gefühlt nicht bestätigen, dass es nun mehr Autoverkehr gibt. Im Gegenteil.
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 27.03.2020 23:55 |
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 00:02 |
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 00:08 |
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schallundrausch
Natürlich fahren aktuell weniger Autos (absolut), aber viele Menschen fahren gerade bevorzugt Auto, die sonst in den Öffis unterwegs sind.
Anonymer Benutzer
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 01:12 |
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schallundrausch
Viele Leute entdecken gerade das Radfahren (wieder) für sich. Das ist gesund, stärkt das Immunsystem, macht bei dem aktuellen Wetter richtig Freude, und man hält ganz intuitiv 1,5m Abstand.
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 01:57 |
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schallundrausch
Hier ist eine aufschlussreiche Grafik dazu:
[twitter.com]
Natürlich fahren aktuell weniger Autos (absolut), aber viele Menschen fahren gerade bevorzugt Auto, die sonst in den Öffis unterwegs sind. Es besteht die berechtigte Sorge, dass Leute ihre Gewohnheit ändern und sich der Modal-Split hin zum Auto verschiebt.
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 02:03 |
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Lehrter Bahnhof
Die massiven Taktausdünnungen bestätigen leider das Image des öpnv, dass man sich in der Not nicht darauf verlassen kann.
Anonymer Benutzer
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 02:14 |
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Nemo
Es mag ein Risiko bestehen, aber es ist nur dann groß wenn man mit den angestrebten aber nicht zumutbaren 140% Auslastung fährt.
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 02:41 |
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Nemo
Es gibt schlichtweg kein brauchbares Alternativkonzept zum ÖPNV.
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Nebenbei sind es in Deutschland nicht die Orte mit benutztem ÖPNV die die Topaddressen für eine Ansteckung. Von daher scheinen andere Orte besser geeignet zu sein um sich anstecken zu lassen als ein voller Bus. Gab es eigentlich auch nur einen einzigen Fall, wo man davon ausgeht dass die Ansteckung im ÖPNV erfolgt ist?
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Es mag ein Risiko bestehen, aber es ist nur dann groß wenn man mit den angestrebten aber nicht zumutbaren 140% Auslastung fährt.
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 05:38 |
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Lehrter Bahnhof
Die massiven Taktausdünnungen bestätigen leider das Image des öpnv, dass man sich in der Not nicht darauf verlassen kann.
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 06:35 |
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Ingolf
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schallundrausch
Hier ist eine aufschlussreiche Grafik dazu:
[twitter.com]
Natürlich fahren aktuell weniger Autos (absolut), aber viele Menschen fahren gerade bevorzugt Auto, die sonst in den Öffis unterwegs sind. Es besteht die berechtigte Sorge, dass Leute ihre Gewohnheit ändern und sich der Modal-Split hin zum Auto verschiebt.
Im Moment lässt sich die Situation wohl am Besten folgendermaßen beschreiben: Der Verkehr in seiner Gesamtheit ist deutlich zurückgegangen. Und es gab deutliche Verschiebungen beim Modal Split: Anteile gewonnen haben der MIV, Rad- und Fußverkehr, massenhaft verloren der ÖPNV.
Und ja, eine derartige Pandemiesituation ist - neben allem persönlichen Leid und wirtschaftlichen Verlusten - für den Öffentlichen Verkehr ein Desaster. Was im Sinne eines effizienten und nachhaltigen Verkehrs einer seiner größten Vorteile ist - nämlich die sehr platzsparende Beförderung einer großen Anzahl vom Menschen - wird jetzt durch die sehr leichte Übertragbarkeit des Virus zu einem entscheidenden Nachteil. Das lässt sich auch nicht lösen, dieser Systemnachteil lässt sich leider nicht beseitigen. Privatabteile für jeden einzelnen Fahrgast wird es kaum geben können...
Zusätzlich fatal wirkt, dass etliche Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger noch einen draufsetzen, indem sie das Angebot weit stärker zurückfahren, als von der verbliebenen Nachfrage gerechtfertigt. Dem Fahrgast und der Politik wird signalisiert: wir wollen eigentlich auch gar nicht für die Fahrgäste und die Gesellschaft da sein.
Gerade dazu wurde ja in diesem Forum in den letzten Tagen schon viel geschrieben.
Und ja, ich befürchte, dass der Öffentliche Verkehr durch diese Krise nachhaltig Schaden nehmen kann.
Viele werden sich sagen, das Auto bietet einem die größte Sicherheit in allen Lebenslagen. Egal, wie oft man im Stau steht. Und viele Politiker werden genauso denken, und die Rahmenbedingungen für den Kauf und Nutzung des Autos verbessern. Und ja, es werden auch Menschen permanent vom ÖPNV auf das Fahrrad umsteigen. Dieser Verkehr bleibt zwar immerhin im Umweltverbund, aber trotzdem fehlen dann die Einnahmen für den ÖPNV, denn er gewinnt ja von den anderen Verkehrsmitteln auch keine neuen Nutzer.
Der Finanzbedarf für die Wiederherstellung von Wirtschaft und Gesellschaft wird nach der Krise immens sein - ob dann wirklich die Bereitschaft bestehen wird, den imagemäßig angeschlagenen Öffentlichen Verkehr ausreichend zu finanzieren?
Das ist zwar spekulativ, was ich hier geschrieben habe - doch nicht völlig außerhalb möglicher Szenarien. Was vielleicht ein Hoffnungszeichen für eine schnelle Erholung des ÖPNV sein kann, zeigte sich im Nachgang nach in den letzten Jahren deutlich zugenommenen Streiks: die Fahrgäste sind flexibel genug, dass sie schnell wieder zum ÖPNV zurückgekehrt sind. Ob das hier auch greifen wird?
Bleibt gesund!
Ingolf
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 08:03 |
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 08:18 |
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 09:13 |
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Railroader
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schallundrausch
Viele Leute entdecken gerade das Radfahren (wieder) für sich. Das ist gesund, stärkt das Immunsystem, macht bei dem aktuellen Wetter richtig Freude, und man hält ganz intuitiv 1,5m Abstand.
Das ist soweit richtig, entdecke es auch selbst gerade wieder für mich. Aber es hat für mich auch seine Grenzen, nämlich dann, wenn der Weg zur Arbeit durch die Fahrt mit dem Rad deutlich mehr Zeit benötigt als mit dem ÖPNV (oder für Andere die Fahrt mit dem Auto). Zum Feierabend ist es entspannt, da habe ich alle Zeit der Welt, nicht aber, wenn ich zum Dienst muss.
Ich fahre vor Allem wieder gern mit dem Rad, wenn ich keinen Zeitdruck habe, um zum Beispiel Freunde zu besuchen (wenn auch nicht in der gegenwärtigen Situation) oder um einfach mal rauszukommen. Da können es dann auch 30-40 Kilometer am Tag sein.
Re: Corona könnte längerfristig den ÖPNV schwächen 28.03.2020 09:33 |
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Ingolf
Und ja, es werden auch Menschen permanent vom ÖPNV auf das Fahrrad umsteigen. Dieser Verkehr bleibt zwar immerhin im Umweltverbund, aber trotzdem fehlen dann die Einnahmen für den ÖPNV, denn er gewinnt ja von den anderen Verkehrsmitteln auch keine neuen Nutzer.