Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
Verkehrspolitik in Berlin
geschrieben von krickstadt 
Zitat
def
Dass die Grünen in ihrer Kommunikation verdammt schlecht sind und wenigstens in Teilen überhaupt kein Interesse haben, mit Menschen außerhalb ihrer Bubble ins Gespräch zu kommen - geschenkt, das sehe ich auch so. Das macht aber das verantwortungslose Verhalten der CDU nicht besser. Parteien haben nicht nur die Aufgabe, nachzuplappern, sondern auch für Inhalte zu werben - das steht sogar im Grundgesetz ("Die Parteien tragen zur Willensbildung bei.").
Mir liegt es komplett fern, das aktuelle verkehrspolitische Rumgeeiere der CDU zu verteidigen. Ihr ist es nämlich selbst in der Opposition nicht gelungen, ihre Wünsche zu sortieren und zu ordnen, obwohl genau das die Zeit dafür ist. Und so entstehen halt Gaga-Kapitel des Koalitionsvertrags, wo jeder CDU-Kreisverband seine U-BahnWunschstrecke ohne ein finanzielles Gesamtkonzept eingebracht hat.
Leider funktioniert parlamentarische Opposition oft anders.
Parlamentsfraktionen in Opposition nehmen den Begriff "Opposition" allzu oft, allzu wörtlich. Sie warten mit der eigenen Willensbildung oft erst mal die Vorschläge der Regierung ab und sind dann dagegen.
Gilt übrigens meist auch umgekehrt: Wenn aus der Opposition mal ein konstruktiver, vernünftiger Antrag ins Parlament kommt, dann lehnen die Regierungsfraktionen immer ab.
Zitat
oskar92
Leider funktioniert parlamentarische Opposition oft anders.
Parlamentsfraktionen in Opposition nehmen den Begriff "Opposition" allzu oft, allzu wörtlich. Sie warten mit der eigenen Willensbildung oft erst mal die Vorschläge der Regierung ab und sind dann dagegen. Gilt übrigens meist auch umgekehrt: Wenn aus der Opposition mal ein konstruktiver, vernünftiger Antrag ins Parlament kommt, dann lehnen die Regierungsfraktionen immer ab.

Das ist in der Tat so ein Problem, von dem selbst ich nicht weiß, wie es denn sinnvoll gelöst werden könnte. Der "Bürger draußen im Lande", den es in dieser Homogenität natürlich auch überhaupt nicht gibt und geben kann, scheint es nämlich irgendwie auch nicht besonders zu mögen, wenn die Grenzen beider Gruppen zu sehr aufgeweicht werden. Da ist dann schnell von "Einheitspartei" oder "Mauschelei zu Lasten der 'kleinen Leute'" die Rede, was sich wiederum im Erstarken populistischer Kräfte ausdrückt...

Was also tun...?

Viele Grüße
Arnd
Zitat
Arnd Hellinger
Zitat
oskar92
Leider funktioniert parlamentarische Opposition oft anders.
Parlamentsfraktionen in Opposition nehmen den Begriff "Opposition" allzu oft, allzu wörtlich. Sie warten mit der eigenen Willensbildung oft erst mal die Vorschläge der Regierung ab und sind dann dagegen. Gilt übrigens meist auch umgekehrt: Wenn aus der Opposition mal ein konstruktiver, vernünftiger Antrag ins Parlament kommt, dann lehnen die Regierungsfraktionen immer ab.

Das ist in der Tat so ein Problem, von dem selbst ich nicht weiß, wie es denn sinnvoll gelöst werden könnte. Der "Bürger draußen im Lande", den es in dieser Homogenität natürlich auch überhaupt nicht gibt und geben kann, scheint es nämlich irgendwie auch nicht besonders zu mögen, wenn die Grenzen beider Gruppen zu sehr aufgeweicht werden. Da ist dann schnell von "Einheitspartei" oder "Mauschelei zu Lasten der 'kleinen Leute'" die Rede, was sich wiederum im Erstarken populistischer Kräfte ausdrückt...

Was also tun...?


Gleichzeitig wird immer problematisiert, wenn sich Koalitionspartner öffentlich auseinandersetzen aka. "streiten". Ich finde das durchaus legitim - die Boulevardpresse, m.E. zunehmend jedoch auch seriösere Medien stoßen sich daran heftig. Dabei ist das ja der ideale demokratische Alltag. Argumente austauschen, Kompromiss finden, Entscheidung fällen.

Das wäre vielleicht auch mal originäre Aufgabe der Bundeszentrale für politische Bildung, auch in die (erwachsene) Masse zu wirken und solche Prozesse - ohne Wertung - zu erklären und zu begleiten. Egal, ob am konkreten Fallbeispiel ("Heizungsstreit") oder abstrakt.
Zitat
DerMichael
Das Problem hat man tatsächlich mit den beiden Positionen: die CDU ist autohörig, und setzt jetzt wieder auf die autogerechte Stadt - weil sie es jetzt kann und die Grünen waren damals nicht besser, weil sie es konnten. Kompromissfindung oder gegenseitiges Zuhören fehlt auf beiden Seiten.

Nur hat sich die Kompromisslosigkeit auf beiden Seiten auf die Rhetorik begrenzt.
Nicht auf das Handeln. Und genau das führt jetzt zum Dilemma.
Die Grünen reden vom Rad und vom ÖPNV; die CDU reden "auch" vom Auto. Das wars aber auch. Die Rhetorik war oft kompromisslos; ohne die andere Seite mitzunehmen, ohne die Vorteile der eigenen Haltung darzustellen. (Dein Beispiel mit den Zebrastreifen passt da ganz gut).

Dass die Grünen Zeit ihrer Regierung massenweise die Straßen weg vom Auto hin zum Fahrrad umgebaut hätten, hört man oft, das hält aber nicht ansatzweise einer faktischen Überprüfung statt.

Es hat unter RRG ein Mobilitätsgesetz gegeben (vom Senat, nicht von den Grünen!). In dem wurde ein Radhauptroutennetz bis 2030 beschlossen, von dem unter RRG 4,nochwas Prozent realisiert wurden. Das wars. Es sind vielleicht ganz minimal Parkplätze weggefallen, es wurde keine Straße für den Autoverkehr gesperrt, auch Busspuren kamen praktisch nicht hinzu. Dafür kam es (Ehrlich) zur tagelangen Sperrung einer Straßenbahn wegen "des Verkehrs".

Die CDU ist nun in dem Dilemma: sie will es verbal anders machen als die Grünen es verbal gemacht haben, aber faktisch kann sie nix anders machen, ohne sich aus dem gesamtgesellschaftlichen Konsens (zumindest der inneren Stadt) wegzubewegen. Mehr Radwege und besserer ÖPNV (auch abgesehen von U-Bahnen) werden ja auch von Leuten gefordert, die niemals Grün gewählt haben.

Und das führt zu dem argumentlosen Rumgeeier bei den Radwegen, besonders eklatant bei Ollenhauerstraße oder Hauptstraße. Es ist offenkundig, dass in beiden Straßen was geschehen muss, und namentlich Hauptstraße war sehr sauber vorbereitet unter Einbeziehung von BVG, IHK etc. Aber im Grunde kann auch die CDU da eben nicht zurück.

Die CDU hätte die Chance gehabt, die Grünen zu entwaffen: "Ihr redet von Radwegen - wir bauen sie". Dito beim ÖPNV.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.07.2023 22:54 von Global Fisch.
Ansonsten kann ich mich den beiden letzten Beiträgen von Arnd Hellinger und DerMichael nur anschließen. Danke euch!
Ich hatte selbst schon vorhin eine zustimmende Antwort auf Arnds Beitrag verfasst, die jetzt mit Michaels obosolet ist.

Ich ignorierte in diesem Forum bislang nur echte Trolls.

Deshalb nur noch kurz: Hier im Forum ist es doch alles in allem gut, dass verschiedene Meinungen zur (Verkehrs-)Politik vertreten sind und diese auch geäußert werden. Häufig sieht es online doch inzwischen anders aus: jede Meinungsgruppe sitzt für sich und gibt sich im Grundsatz recht.

Inhaltlich abweichende oder konträre Ideen zu lesen, sehe ich als fördernd an. Wenn jedoch kein Interesse mehr an inhaltlicher Auseinandersetzung besteht, es in faktenloses, boulevardeskes Geblöke übergeht, dann wird es schwierig. Aber auch das gehört ja zur Politik- und Medienlandschaft dazu, tendenziös bis falsche Berichte zu lancieren und damit irgendwie umzugehen bzw. umgehen zu müssen.

Um mal den Bogen wieder zur Berliner Verkehrspolitik zu schlagen, der Hinweis auf eine NDR-Doku:
Wie gelingt die Verkehrswende?
(verfügbar 12.07.2023 bis 10.10.2023)

Dort wird u.a. über europäische Städte, die Superblocks in Barcelona, Paris, Kopenhagen und auch über Berlin berichtet. Den Titel finde ich nicht sonderlich glücklich gewählt, denn die Frage wird höchstens partiell beantwortet. Viele Aspekte bleiben außenvor. Manche Vorurteile werden entkräftet, z.B. dass Gewerbetreibende in großflächig verkehrsberuhigten Quartieren Einnahmeverluste erleiden. Andererseits sehe ich hier vor allem wieder junge, akademisch gebildete Gutverdiener, die ein schönes Leben haben (wollen). Große, andere Bevölkerungsgruppen spielen wie meist leider keine Rolle. Dabei wäre es so wichtig - und auch sie können und sollen genauso profitieren.


Tante Edit korrigierte den händisch eingepflegten Link, so dass er auch abgerufen werden kann ;)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.07.2023 23:06 von Stichbahn.
Zitat
Arnd Hellinger
Leute, dieses gegenseitige Ignorieren oder Sperren bringt doch irgendwie rein gar nichts, sondern führt letztlich - durch bilateral fehlenden Austausch bzw. Denkanstoß - nur zu weiterer Polarisierung und sickender Kompromissfähigkeit. So erreicht mensch aber in einer Demokratie genau gar keine langfristig mehrheitsfähige und damit stabile Lösung.

Man höre und staune: ich lese durchaus gern Texte, die nicht meinem Weltbild entsprechen, aber erwarte da eben ein Mindestmaß an Fairness und intellektuellem Anspruch. Bestes Beispiel ist Bert Rürups Meinungsbeitrag im freitäglichen Handelsblatt: ich würde es in den meisten Fällen anders sehen, aber seine Kommentare sind stringend durchargumentiert und deshalb auch für mich durchaus ein Denkanstroß. Ähnlich geht es mir in der österreichischen "Presse" mit Anneliese Rohrer.

Aber wenn von jemandem halt ausschließlich Beleidigungen kommen (mit gelegentlichen könnte ich ja durchaus leben, ich bin ja auch kein Engel) oder einem Argumente unterstellt werden, die man eindeutig so nicht gemeint (und das sogar auch so geschrieben) hat - wo ist dann der Mehrwert für die Diskussion? Insofern landen gewisse Leute dann irgendwann bei mir dauerhaft auf der Ignorier-Liste. (Gelegentlich auch etwas vorschnell, wenn ich mich über einen konkreten Beitrag geärgert habe, aber eigentlich viele sinnvolle Beiträge von einem User kommen; aber zum Glück kann man das Ignorieren ja wieder rückgängig machen - Grüße an @joe). Ich schreibe selten, wessen Beiträge ich verberge, man dürfte es aber recht leicht nachvollziehen können, weil ich selten bis nie direkt auf Beiträge dieser User:innen antworte.

Zitat
Arnd Hellinger
Ja, @def, dazu gehören auch sichere Rad. und Fußwege - die entstünden aber in meiner Idee weitgehend automatisch quasi als "Kollateralschaden" bei Ausbau und Beschleunigung des Straßenbahnnetzes. So etwas ist - vgl. Freiburg, Würzburg oder diverse französische Städte - ausschließlich eine Frage der klaren Vorgabe an die Planenden. Dann reduziert sich nämlich durch verfügbare Alternativen die Nachfrage nach Fahrspuren/Parkplätzen für den MIV auch fast ganz von selbst, wovon am Ende sogar alljene (Pflegedienste, Handwerker, Post/Logistik, Blaulichtdienste, und Behinderte) profitieren, welche objektiv innerorts auf ein Kraftfahrzeug angewiesen sind.

Da muss nur vorher offen Allen kommuniziert werden, was geplant/gewollt ist, warum das der Stadt als Ganzer nützt und nicht zuletzt, wie jedermensch ganz individuell Vorteile daraus ziehen kann...

Prinzipiell: Zustimmung. Aber in der Schöneberger Hauptstraße wurde ja z.B. recht offen kommuniziert. Das hat nur die Schreiner trotzdem nicht interessiert. Genauso wenig wie sie nun die Argumente der TU-Wissenschaftler:innen interessieren.

Zitat
DerMichael
Das Problem hat man tatsächlich mit den beiden Positionen: die CDU ist autohörig, und setzt jetzt wieder auf die autogerechte Stadt - weil sie es jetzt kann und die Grünen waren damals nicht besser, weil sie es konnten. Kompromissfindung oder gegenseitiges Zuhören fehlt auf beiden Seiten.

Das sehe ich nicht so: auf den meisten Straßen mit neuen Radwegen gibt es immer noch mindest so viel Fläche für den MIV wie für den Radverkehr, oft auch mehr (z.B. Frankfurter Allee). Die CDU stellt hingegen überhaupt die Notwendigkeit von Radwegen auf wichtigen Routen in Frage, das ist um einiges radikaler als die Grünen auf der anderen Seite.

Zitat
DerMichael
Mal wieder ein paar Anekdoten aus der Politikwelt: hier in Frohnau sollten vor ein paar Jahren ein paar Zebrastreifen gegen den Willen der CDU (damals noch Schultze-Berndt und Steffel) eingeführt werden und es wurde der Untergang des Abendlandes von der CDU prophezeit. Dauerstau, totales Verkehrschaos und überfüllte Seitenstraßen, da man dann ja nicht mehr über die Plätze vorankommt. Die Zebrastreifen kamen, nichts davon trat ein, jeder findet es toll, da man jetzt endlich mal als Fußgänger über die Straßen kommt, ohne von den Autofahrern blöd angeschaut zu werden und siehe da: von der CDU wurden dann weitere Zebrastreifen eingeführt.

Anderes Beispiel: die Begegnungszone Mariahilfer Straße in Wien. Einst von der Wirtschaftskammer bekämpft, fordert sie inzwischen ähnliche Konzepte in allen Wiener Bezirken.
Zitat
Stichbahn
Zitat
Arnd Hellinger
Zitat
oskar92
Leider funktioniert parlamentarische Opposition oft anders.
Parlamentsfraktionen in Opposition nehmen den Begriff "Opposition" allzu oft, allzu wörtlich. Sie warten mit der eigenen Willensbildung oft erst mal die Vorschläge der Regierung ab und sind dann dagegen. Gilt übrigens meist auch umgekehrt: Wenn aus der Opposition mal ein konstruktiver, vernünftiger Antrag ins Parlament kommt, dann lehnen die Regierungsfraktionen immer ab.

Das ist in der Tat so ein Problem, von dem selbst ich nicht weiß, wie es denn sinnvoll gelöst werden könnte. Der "Bürger draußen im Lande", den es in dieser Homogenität natürlich auch überhaupt nicht gibt und geben kann, scheint es nämlich irgendwie auch nicht besonders zu mögen, wenn die Grenzen beider Gruppen zu sehr aufgeweicht werden. Da ist dann schnell von "Einheitspartei" oder "Mauschelei zu Lasten der 'kleinen Leute'" die Rede, was sich wiederum im Erstarken populistischer Kräfte ausdrückt...

Was also tun...?


Gleichzeitig wird immer problematisiert, wenn sich Koalitionspartner öffentlich auseinandersetzen aka. "streiten". Ich finde das durchaus legitim - die Boulevardpresse, m.E. zunehmend jedoch auch seriösere Medien stoßen sich daran heftig. Dabei ist das ja der ideale demokratische Alltag. Argumente austauschen, Kompromiss finden, Entscheidung fällen.

Das wäre vielleicht auch mal originäre Aufgabe der Bundeszentrale für politische Bildung, auch in die (erwachsene) Masse zu wirken und solche Prozesse - ohne Wertung - zu erklären und zu begleiten. Egal, ob am konkreten Fallbeispiel ("Heizungsstreit") oder abstrakt.

Das stimmt; wichtig ist aber auch das Niveau des Streits. Das Schlimme an der Heizungsdebatte war ja, dass auch Opposition und Medien ihren Aufgaben nicht nachkommen sind. Es wäre nämlich ihre verdammte Aufgabe gewesen, Habecks Gesetzentwurf von vorn bis hinten zu zerpflücken. Genau das haben sie aber nicht getan. Sie haben etwas erfunden, das angeblich drinsteht, und darüber diskutiert.

Nun haben im Grunde alle verloren: die Ampelparteien, die Grünen, Umwelt & Klima, jene, die sich nun noch schnell Gasheizungen einbauen lassen wollen, CDU & CSU, das Vertrauen in die Politik... Moment, fast alle: die einzige Gewinnerin dieses Desasters ist die AfD. Danke für nichts, toll gemacht.
Zitat
Global Fisch
Die CDU ist nun in dem Dilemma: sie will es verbal anders machen als die Grünen es verbal gemacht haben, aber faktisch kann sie nix anders machen, ohne sich aus dem gesamtgesellschaftlichen Konsens (zumindest der inneren Stadt) wegzubewegen. Mehr Radwege und besserer ÖPNV (auch abgesehen von U-Bahnen) werden ja auch von Leuten gefordert, die niemals Grün gewählt haben.

In den letzten Tagen und Wochen kursierte dazu eine Erhebung von Statista, derzufolge ein Drittel der Pendelwege in Berlin (inklusive Schulen und Hochschulen) mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Ein Drittel. Das geht weit über das Grünen-Wahlergebnis hinaus.

Zitat
Global Fisch
Und das führt zu dem argumentlosen Rumgeeier bei den Radwegen, besonders eklatant bei Ollenhauerstraße oder Hauptstraße. Es ist offenkundig, dass in beiden Straßen was geschehen muss, und namentlich Hauptstraße war sehr sauber vorbereitet unter Einbeziehung von BVG, IHK etc. Aber im Grunde kann auch die CDU da eben nicht zurück.

Das ist leider nicht nur in verkehrs-, sondern auch in demokratiepolitischer Hinsicht ein Problem. Nicht nur, dass man durch dieses Vorgehen sauber geplante Verfahren und auch Bürger:innenbeteiligung entwertet, man gibt auch zu verstehen, dass es die Grünen irgendwie mit den Radwegen doch übertrieben haben - nur um sie dann doch umzusetzen. Davon profitiert doch am Ende nur die AfD, und die CDU verliert weiter. Sind die eigentlich wirklich nicht in der Lage, weiter als von 12 bis Mittag zu denken?

Zitat
Global Fisch
Die CDU hätte die Chance gehabt, die Grünen zu entwaffen: "Ihr redet von Radwegen - wir bauen sie". Dito beim ÖPNV.

Wobei ich bei reinen Kilometernenennungen bzw. -zielen vorsichtig bin. Die könnten auch 100 km bauen, solange das Freizeitradwege im Köpenicker Forst oder im Grunewald sind, nützt das nichts.
Zitat
Stichbahn
Andererseits sehe ich hier vor allem wieder junge, akademisch gebildete Gutverdiener, die ein schönes Leben haben (wollen). Große, andere Bevölkerungsgruppen spielen wie meist leider keine Rolle. Dabei wäre es so wichtig - und auch sie können und sollen genauso profitieren.

Auf jeden Fall. Das wäre m.E. auch ein Köder, mit dem man die zumindest in den deutschsprachigen Ländern in dieser Hinsicht sehr zögerliche Sozialdemokratie gewinnen könnte (bzw. gewinnen können sollte, wenn sie ihre ursprünglichen Werte ernstnimmt). Umgedreht wäre es natürlich gerade deshalb auch eine Aufgabe der Sozialdemokratie, das voranzutreiben.
Zitat
def
Zitat
Stichbahn
Das wäre vielleicht auch mal originäre Aufgabe der Bundeszentrale für politische Bildung, auch in die (erwachsene) Masse zu wirken und solche Prozesse - ohne Wertung - zu erklären und zu begleiten. Egal, ob am konkreten Fallbeispiel ("Heizungsstreit") oder abstrakt.

Das stimmt; wichtig ist aber auch das Niveau des Streits. Das Schlimme an der Heizungsdebatte war ja, dass auch Opposition und Medien ihren Aufgaben nicht nachkommen sind. Es wäre nämlich ihre verdammte Aufgabe gewesen, Habecks Gesetzentwurf von vorn bis hinten zu zerpflücken. Genau das haben sie aber nicht getan. Sie haben etwas erfunden, das angeblich drinsteht, und darüber diskutiert.

Nun haben im Grunde alle verloren: die Ampelparteien, die Grünen, Umwelt & Klima, jene, die sich nun noch schnell Gasheizungen einbauen lassen wollen, CDU & CSU, das Vertrauen in die Politik... Moment, fast alle: die einzige Gewinnerin dieses Desasters ist die AfD. Danke für nichts, toll gemacht.


Klar, hier stimmen wir doch überein. Deshalb doch meine - spontane, nicht zuendegedachte - Idee, ein neutraler Player müsste bei vollkommen absurden Exzessen wie klaren Falschaussagen im Sinne einer guten, demokratischen Diskussionskultur intervenieren - ohne in der Sache Stellung zu nehmen. Quasi eine Schiedsrichterin, die ruft: "alle mal beruhigen. Einwurf von der Seitenlinie. Weiter geht's."

Rund um die Heizungssache wäre es schön gewesen, wenn eine neutrale Stelle unterbrochen hätte: "Moment, niemand hat behauptet und niemand möchte offensichtlich, ein Ölheizungsverbot ab 2024." Für Berlin wäre manchmal angebracht gewesen: "Niemand möchte, dass alle ab 2030 nur noch mit dem (Lasten-)Fahrrad unterwegs sind."

Für die Presse gibt's ja immerhin den leider zu wenig beachteten (und auch wenig starken) Presserat: [www.presserat.de]
Und die bpb macht sicher viel Gutes, fördert ja auch unzählige Projekte. Dennoch erreicht sie einen Großteil der erwachsenen Bevölkerung überhaupt nicht. Dabei ist/sollte sein ein orginäres Ziel, aufsuchend dieses und jenes demokratische Prinzip zu erklären, z.B. warum es gut ist, wenn Parteien um eine Sache ringen, auch mal "streiten". Die (Boulevard)Presse nutzt (oder missbraucht!) jedoch regelmäßig und m.E. immer häufiger Aussagen aus dem politischen Leben, wenn gerade noch der Weg zum Kompromiss begangen wird, um in diesen legitimen Prozess übelst hineinzugrätschen.

Auch die Berliner Verkehrspolitik wird ja häufig von Bauchgefühlen und weniger von Rationalität getrieben. Das gilt leider für eigentlich alle Parteien, wenn auch nicht für alle (Fach-)Politiker in den Parteien.
Zitat
Arnd Hellinger
Leute, dieses gegenseitige Ignorieren oder Sperren bringt doch irgendwie rein gar nichts, sondern führt letztlich - durch bilateral fehlenden Austausch bzw. Denkanstoß - nur zu weiterer Polarisierung und sickender Kompromissfähigkeit. So erreicht mensch aber in einer Demokratie genau gar keine langfristig mehrheitsfähige und damit stabile Lösung.

Quatsch. Die Ignorierfunktion ist doch das Beste hier am Forum.
Man redet im echten Leben ja auch nicht immer mit jedem Menschen sondern sortiert auch aus, irgendwelche Spinner,Freaks oder Fanatiker lässt man doch gerne links liegen.
Das gute an der Ignorierfunktion ist ja auch, dass man sich einzelne Beiträge doch anzeigen lassen kann, falls man doch das Interesse an der (in dem Falle meist sinnlosen) Diskussion hat.
Ursächlich scheint mir hier im Forum aber auch die fehlende Moderation zu sein.

___
Gute Nacht, Forum!
Ich ignoriere Def auch soweit wie ich kann bzw. lese nur quer oder genauer wenn ich lachen möchte.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.07.2023 11:11 von Henrik.
Zum Thema U7 zum BER:

[www.berlin.de]

Beste Grüße
Harald Tschirner
Schade, dass wissenschaftliche Erkenntnisse als Anlass zum Lachen genommen werden. Wobei Lachen ist ja immerhin gesund.
Ja die (!) Wissenschaft ist sich einig....

Wissenschaftler fanden heraus....
...und gingen wieder rein.
Sagen wir jetzt alle, wie wir zu @def stehen oder wie läuft das hier? Falls ja: Ich habe ihn nicht auf der Ignoreliste.
Aber ein anderer User bittet gerade hartnäckig um Einlass, falls das wichtig ist.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.07.2023 14:06 von Wutzkman.
Zitat
Der Fonz
Zitat
Arnd Hellinger
Leute, dieses gegenseitige Ignorieren oder Sperren bringt doch irgendwie rein gar nichts, sondern führt letztlich - durch bilateral fehlenden Austausch bzw. Denkanstoß - nur zu weiterer Polarisierung und sinkender Kompromissfähigkeit. So erreicht mensch aber in einer Demokratie genau gar keine langfristig mehrheitsfähige und damit stabile Lösung.

Quatsch. Die Ignorierfunktion ist doch das Beste hier am Forum.

Schon darüber ließe sich trefflich streiten. Aber die Wichtigkeit dieser Funktion zeigt sich immer deutlicher. Natürlich hat der gute Arnd Hellinger recht, wenn er - ganz allgemein - auf bilateralen Austausch und Denkanstöße hinweist. Aber auch er weiß ja ganz genau, mit welchen Usern das in diesem Forum bei völlig unterschiedlichen Meinungen wunderbar möglich ist und mit welchen nicht! Und wem geht es nicht so, wie "Der Fonz" im zweiten Teil beschreibt:

Zitat
Der Fonz
Man redet im echten Leben ja auch nicht immer mit jedem Menschen, sondern sortiert auch aus, irgendwelche ... Fanatiker(!) lässt man doch gerne links liegen.

Nicht unterschiedliche Meinungen müssen es sein, die Gespräche schwer bis unmöglich machen, sondern die Art, wie sie hier wie auch im normalen Alltag vertreten werden. Unter den Namen, die ich schon nannte, waren einige, bei denen Meinungsunterschiede bisher problemlos besprochen werden konnten; def war nicht darunter... Ganz im Gegenteil! Anfangs dachte ich: "Ach sei nicht so empfindlich!" Dann erfuhr ich, dass ein paar User sich vom aktiven Betrieb verabschiedet haben. Nein: Lag nicht nur, aber u. a. an def. In späteren PN sind es nur die Temperamentsunterschiede, die die Reaktionen auf def unterschiedlich ausfallen lassen - zwischen wegducken und "Ach, lass ihn doch, den nimmt doch sowieso nicht jeder ernst!" Und - schau mal an! - jetzt werden es selbst offen hier immer mehr Kritiker? Alles Geisterfahrer? Nee, jahrelange User.

Zitat
Der Fonz
Ursächlich scheint mir hier im Forum aber auch die fehlende Moderation zu sein.

Zusätzliches Problem: Wenn eine Personalunion zwischen Meinungssympathisant und Administrator vorhanden ist...
Zitat
def
In den letzten Tagen und Wochen kursierte dazu eine Erhebung von Statista, derzufolge ein Drittel der Pendelwege in Berlin (inklusive Schulen und Hochschulen) mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Ein Drittel. Das geht weit über das Grünen-Wahlergebnis hinaus.

Wie aussagekräftig sind Zahlen von etwaigen Start up-Unternehmen die mit riesigen Zahlen für sich werben? Sorry, ist für mich nicht aussagekräftig.
Zitat
GraphXBerlin
Zitat
def
In den letzten Tagen und Wochen kursierte dazu eine Erhebung von Statista, derzufolge ein Drittel der Pendelwege in Berlin (inklusive Schulen und Hochschulen) mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Ein Drittel. Das geht weit über das Grünen-Wahlergebnis hinaus.

Wie aussagekräftig sind Zahlen von etwaigen Start up-Unternehmen die mit riesigen Zahlen für sich werben? Sorry, ist für mich nicht aussagekräftig.

Wie meinst du das? Warum sind die Zahlen nicht aussagekräftig? Laut dem vor kurzem veröffentlichten Monitoring des Nahverkehrsplan Berlin werden 18% aller Wege in Berlin mit dem Fahrrad zurückgelegt. Wenn man jetzt nur die Wege zur Schule und Arbeit nimmt und andere Wege (zum Einkaufen, zur Freizeit, zum Arzt rausrechnet) können das doch gut 33% sein. Warum nicht?



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 18.07.2023 07:33 von PassusDuriusculus.
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen