Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
Verkehrspolitik in Berlin
geschrieben von krickstadt 
Zitat
Lopi2000
Zitat
Nemo
Gut, also 10 Autobahnspurenäquivaltente.

Wenn man einen Doppelstockzug hätte, in den man von einem doppelstöckigen Bahnsteig auch oben einsteigen könnte, dann hätte man die entsprechende Kapazität wohl erreicht...

Bei den 22 Spuren handelt es sich aber vermutlich nicht um Richtungsfahrbahnen sondern um 11 Spuren pro Richtung oder nicht?

Du hast aber auch nur ein Gleis als Berechnungsgrundlage bei der Bahn genannt. Dementsprechend sollte man mit 22 Spuren je Richtung rechnen, da eingleisige Bahnstrecken bei Stadtschnellbahnen nicht der große Bringer sind. Wobei man in New York beim 42nd Street Shuttle sogar 3 parallele eingleisige Strecken hatte auf denen dann drei Pendelzüge gependelt sind. Aber das dürfte wohl ein Spezialfall sein.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.09.2023 13:49 von Nemo.
Zitat
Nemo
Du hast aber auch nur ein Gleis als Berechnungsgrundlage bei der Bahn genannt. Dementsprechend sollte man mit 22 Spuren je Richtung rechnen, da eingleisige Bahnstrecken bei Stadtschnellbahnen nicht der große Bringer sind. Wobei man in New York beim 42nd Street Shuttle sogar 4 parallele eingleisige Strecken hatte auf denen dann vier Pendelzüge gependelt sind. Aber das dürfte wohl ein Spezialfall sein.

Ja, aber da es um eine bestehende Autobahn ging, dürfte es sich um 22 Spuren insgesamt handeln. Eine schnelle Recherche nach der breitesten Autobahn der Welt ergab den 26-spurigen Katy Freeway in Houston, wobei "nur" 12 Spuren die eigentlichen Fahrspuren und der Rest Zubringer und Sonderspuren sind. Insofern dürften 11 Spuren pro Richtung schon eher das aktuelle Maximum sein als 22.
Zitat
Lopi2000
Zitat
Nemo
Du hast aber auch nur ein Gleis als Berechnungsgrundlage bei der Bahn genannt. Dementsprechend sollte man mit 22 Spuren je Richtung rechnen, da eingleisige Bahnstrecken bei Stadtschnellbahnen nicht der große Bringer sind. Wobei man in New York beim 42nd Street Shuttle sogar 4 parallele eingleisige Strecken hatte auf denen dann vier Pendelzüge gependelt sind. Aber das dürfte wohl ein Spezialfall sein.

Ja, aber da es um eine bestehende Autobahn ging, dürfte es sich um 22 Spuren insgesamt handeln. Eine schnelle Recherche nach der breitesten Autobahn der Welt ergab den 26-spurigen Katy Freeway in Houston, wobei "nur" 12 Spuren die eigentlichen Fahrspuren und der Rest Zubringer und Sonderspuren sind. Insofern dürften 11 Spuren pro Richtung schon eher das aktuelle Maximum sein als 22.

Richtig. Solche Breiten kommen allerdings auch in Houston oder LA nur im Bereich von Knoten mehrerer Autobahnen/Schnellstraßen vor und dienen primär der Vorsortierung. In vergleichbaren Situationen werden auch Bahnanlagen in den seltensten Fällen nur ein- oder zweigleisig ausgeführt...

Viele Grüße
Arnd
Zitat
def
Auf jeden Fall stünde es viel besser da. Es gäbe nämlich viel weniger Autoverkehr.
Das ist die Frage. Warum sollte? Genausogut könnte es hier wie in Indien aussehen: Vollgestopfte Straßen fast ohne Verkehrsregeln...
Unsere Wirtschaft lebt u.a. von der Autoindustrie. Glaubst Du man hätte Anfang der 1960er Jahre angefangen den Autoverkehr zu reglementieren hinsichtlich Anzahl und Anschaffung? Dann hätte der Aufschwung der Wirtschaft nach dem Krieg sicherlich nicht so forsch geklappt. Oder wie kommst Du zu der Annahme, dass es weniger Autoverkehr gegeben hätte?
Zitat
GraphXBerlin
Zitat
def
Auf jeden Fall stünde es viel besser da. Es gäbe nämlich viel weniger Autoverkehr.
Das ist die Frage. Warum sollte? Genausogut könnte es hier wie in Indien aussehen: Vollgestopfte Straßen fast ohne Verkehrsregeln...
Unsere Wirtschaft lebt u.a. von der Autoindustrie. Glaubst Du man hätte Anfang der 1960er Jahre angefangen den Autoverkehr zu reglementieren hinsichtlich Anzahl und Anschaffung? Dann hätte der Aufschwung der Wirtschaft nach dem Krieg sicherlich nicht so forsch geklappt. Oder wie kommst Du zu der Annahme, dass es weniger Autoverkehr gegeben hätte?

In Städten mit schlechtem ÖPNV hat man natürlich Verkehrschaos, da es keine Alternative zum Auto gibt. In Berlin hatte man aber ÖPNV und wir haben auch heute ÖPNV. Man hätte natürlich, wenn man nicht aufs Auto gesetzt hätte, sicherlich auf die Stilllegung der Straßenbahn im Westteil verzichtet, man hätte sich bei den Allierten um eine Kontrolle über das S-Bahnnetz gekümmert und den S-Bahnboykott hätte es auch nicht gegeben.

Sodass man mit den wenigen U-Bahnstrecken, die man dann gebaut hätte, sicherlich den Verkehr hätte bewältigen können. Natürlich hätte der Autoverkehr auch zugenommen. Allerdings eben ohne den Stau in alle anderen Verkehrsmittel zu tragen, sodass man mit allen anderen Verkehrsmitteln einfach besser durchgekommen wäre.

Das mit der Wirtschaft ist schwierig, da es ja nicht nur die Chance gegeben hätte, die Autoindustrie auszubauen. Man hat in Deutschland dafür andere Branchen vernachlässigt und man hat übrigens auch sehr viele Arbeitsplätze im öffentlichen Verkehr vernichtet.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
GraphXBerlin
Zitat
def
Auf jeden Fall stünde es viel besser da. Es gäbe nämlich viel weniger Autoverkehr.
Das ist die Frage. Warum sollte? Genausogut könnte es hier wie in Indien aussehen: Vollgestopfte Straßen fast ohne Verkehrsregeln...
Unsere Wirtschaft lebt u.a. von der Autoindustrie. Glaubst Du man hätte Anfang der 1960er Jahre angefangen den Autoverkehr zu reglementieren hinsichtlich Anzahl und Anschaffung? Dann hätte der Aufschwung der Wirtschaft nach dem Krieg sicherlich nicht so forsch geklappt. Oder wie kommst Du zu der Annahme, dass es weniger Autoverkehr gegeben hätte?

Brillante Argumentation: wir vernichten unsere Lebensgrundlage, Hauptsache, für ein Jahrzehnt brummt die Wirtschaft. Im Zweifelsfall kann man ja Benzin trinken.
Zitat
Nemo
Zitat
GraphXBerlin
Zitat
def
Auf jeden Fall stünde es viel besser da. Es gäbe nämlich viel weniger Autoverkehr.
Das ist die Frage. Warum sollte? Genausogut könnte es hier wie in Indien aussehen: Vollgestopfte Straßen fast ohne Verkehrsregeln...
Unsere Wirtschaft lebt u.a. von der Autoindustrie. Glaubst Du man hätte Anfang der 1960er Jahre angefangen den Autoverkehr zu reglementieren hinsichtlich Anzahl und Anschaffung? Dann hätte der Aufschwung der Wirtschaft nach dem Krieg sicherlich nicht so forsch geklappt. Oder wie kommst Du zu der Annahme, dass es weniger Autoverkehr gegeben hätte?

In Städten mit schlechtem ÖPNV hat man natürlich Verkehrschaos, da es keine Alternative zum Auto gibt. In Berlin hatte man aber ÖPNV und wir haben auch heute ÖPNV. Man hätte natürlich, wenn man nicht aufs Auto gesetzt hätte, sicherlich auf die Stilllegung der Straßenbahn im Westteil verzichtet, man hätte sich bei den Allierten um eine Kontrolle über das S-Bahnnetz gekümmert und den S-Bahnboykott hätte es auch nicht gegeben.

Sodass man mit den wenigen U-Bahnstrecken, die man dann gebaut hätte, sicherlich den Verkehr hätte bewältigen können. Natürlich hätte der Autoverkehr auch zugenommen. Allerdings eben ohne den Stau in alle anderen Verkehrsmittel zu tragen, sodass man mit allen anderen Verkehrsmitteln einfach besser durchgekommen wäre.

Eben. Entscheidend ist, wie gut die Alternativen sind, nicht, wie viele Autobahnen es gibt. Demzufolge muss bei deren Ausbau auch der Nutzen (bzw. das Aufwand-Nutzen-Verhältnis) im Vordergrund stehen, und nicht wie aktuell die Frage, wie St. Auto am wenigsten gestört wird.

Zitat
Nemo
Das mit der Wirtschaft ist schwierig, da es ja nicht nur die Chance gegeben hätte, die Autoindustrie auszubauen. Man hat in Deutschland dafür andere Branchen vernachlässigt und man hat übrigens auch sehr viele Arbeitsplätze im öffentlichen Verkehr vernichtet.

Und das geht bis heute so. Die österreichische Westbahn nimmt demnächst chinesische Züge in Betrieb. Hat man jemals die Forderung nach Schutzzöllen auf chinesische Züge gehört, so wie jüngst bei E-Autos? (Ob das sinnvoll ist, sei dahingestellt, es geht darum, was die Politik interessiert und was nicht.)

Oder die Solarbranche, die man bewusst ruiniert hat - bei der sich der damalige Umwelt(!)minister sogar über den Einbruch bei der installierten Leistung gefreut hat. Das war einfach in jeglicher Hinsicht dumm: in ökologischer, ökonomischer und geopolitischer. Hätte man damals den Ausbau von PV und Netzen fortgesetzt, wären die aktuellen Krisen zumindest nicht ganz so schlimm.

Zurück zur Autoindustrie: es wird sich in den nächsten Jahren zeigen, wie sinnvoll es war und ist, sehr viel auf eine Karte zu setzen. Zumal wenn diese Industrie, unterstützt von der Politik, lieber in Betrugssoftware als in Zukunftstechnologien investiert.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.2023 08:09 von def.
Das Problem ist, dass bei uns extrem viele Arbeitsplätze vom Verbrennermotor abhängen, Kolbenfertigung, Pleuel, Ventile, Kurbelwellen und Gehäuse, Getriebe, usw. Die Leute haben Panik, dass das Verbrenner-Aus ähnliche Effekte haben wird, wie der Steinkohle-Ausstieg. Und dazu wird es auch kommen: wenn China die Welt mit preiswerten E-Autos überschwemmt und den Käufern direkt noch die Solarpaneelen für die Energiegewinnung auf die Rückbank legt, dann wird ein E-Auto nicht nur die Abhängigkeit vom Öl, sondern auch von den Energiekonzernen insgesamt auflösen. Zumindest mal in den Gegenden, wo es viel Sonne gibt. Da werden zwangsläufig massiv Absatzmärkte wegbrechen und für die paar Neuwagenverkäufe in D auf Verbrennerbasis wird sich die Produktion schlicht nicht mehr lohnen. Das gilt es nun, so lange wie möglich hinauszuzögern. Die Zölle auf billige E-Autos und die Verhinderung der Solarenergie bei Privatpersonen gehen da vermutlich Hand in Hand. Das Thema „Ladeinfrastruktur“ geht ja in die gleiche Richtung: braucht man die in anderen Ländern mit genug Sonneneinstrahlung überhaupt? Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, usw?
Der Klimawandel spielt uns da nicht gerade in die Hände.
Die Faustkeilindustrie am Übergang zur Bronzezeit hat auch nicht überlebt. Zeiten ändern sich halt.
Jede halbwegs gut geführte Firma hat übrigens ein Change-Management und die Vorstände predigen immer, dass das einzig beständige die Veränderung ist. Aber damit kommen die Deutschen überhaupt nicht klar. Wohin man auch sieht…



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.2023 08:55 von DerMichael.
@DerMichael:
Der weltweite Technologiewandel zum E-Auto ist unaufhaltsam. Sie werden mittelfristig deutlich billiger und sauberer sein als Verbrennerautos, die viel mehr Teile haben (Du hast ja einige aufgezählt). Und es hilft nicht, diesem Technologiewandelprozess ein paar Steine in den Weg zu werfen. Das wäre etwa so, wenn Finnland mit einer Smartphone-Steuer versucht hätte, die Marktführerschaft von Nokia-Klapphandys zu sichern.

Leider vermisse ich in der Politik die Stimmen, die sich klar zu technologischem Wandel und Fortschritt bekennen. Gerade die FDP, die ja ansonsten durchaus manchmal für schnellere Transformationsprozesse war (z.B. raus aus dem deutschen Steinkohlebergbau), ist mir da viel zu rückwärtsgewandt. Politiker sollten ja durchaus auch das Ziel haben, ihre Wähler mit guten Argumenten mitzunehmen.

Und man darf dabei natürlich nicht zu viel Angst verbreiten. Wir waren halt nicht nur im Autobereich Weltmarktführer, wir haben auch mal sehr gute Festnetztelefonanlagen und elektrische Schreibmaschinen produziert. Und wir haben auch das Wegbrechen dieser Industriezweige gut überlebt.
So könnte es auch gehen, aber bei uns gäbe es bestimmt eine BI dagegen. Warum sind die Dänen das glücklichste Volk in der EU?

Tagesschau: Eine Wärmepumpe für eine ganze Stadt.

Zitat

Demnächst liefert die Technik aus Augsburg Fernwärme für bis zu 25.000 Haushalte beziehungsweise 100.000 Menschen. In sieben Jahren soll Esbjerg CO2-neutral sein, sagt Bürgermeister Jesper Frost Rasmussen: "Die Menschen von Esbjerg erwarten von uns, dass wir grüne Lösungen finden. Sie haben erkannt, dass wir unser Leben anders leben müssen als zuvor", so der Politiker von der konservativ-liberalen Venstre-Partei.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.2023 09:32 von DerMichael.
@M48er: so sieht es wohl aus.
Bei allen politischen Parteien bei uns kann ich mir das nur damit erklären, dass zu viele Parteigenossen in den Vorständen der Konzerne sitzen und gerade bei den Energiekonzernen gibt es einen Zusammenhang zwischen den örtlichen Stadtwerken und den Konzernen.
Dazu kommen dann noch Aktienkurse oder Rentenfonds. BP ist ja mit der größte Finanzierer der britischen Rentenfonds.
Da steht unheimlich viel Kapital hinter, was weitere Verwerfungen mit sich bringt.

Was passiert mit Schwedt, wenn man in Berlin kein Benzin oder Diesel mehr braucht. Was gibt es da sonst? Wären E-Fuels ein Ersatz für Schwedt?
Wenn RWE keine Rendite mehr erwirtschaftet, haben die Ruhrgebietsstädte ein Einnahmenproblem. EnBW gehört zum großen Teil dem Land Baden Württemberg und den Gemeinden. Warum sind die Politiker in BW wohl so für Kernkraftwerke? Nicht nur wegen den Umsatzsteuern.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.2023 09:43 von DerMichael.
Zitat
DerMichael
Das Problem ist, dass bei uns extrem viele Arbeitsplätze vom Verbrennermotor abhängen, Kolbenfertigung, Pleuel, Ventile, Kurbelwellen und Gehäuse, Getriebe, usw. Die Leute haben Panik, dass das Verbrenner-Aus ähnliche Effekte haben wird, wie der Steinkohle-Ausstieg.

Wenn China die Welt mit preiswerten E-Autos überschwemmt und den Käufern direkt noch die Solarpaneelen für die Energiegewinnung auf die Rückbank legt, dann wird ein E-Auto nicht nur die Abhängigkeit vom Öl, sondern auch von den Energiekonzernen insgesamt auflösen.

Es gab ja schon jahrzehntelang eine Preiskonkurrenz mit dem asiatischen Markt, lange Zeit konnte man aber mit einer vermeintlich oder real besseren Qualität in dieser Konkurrenz bestehen. Hätte man die selbe Energie, die man in die "Mogelsoftware" und ihre Konsequenzen gesteckt hat, in die Weiterentwicklung des Produktes in Richtung der seit Jahrzehnten absehbaren Nachfrage gesteckt, hätte man diesen Vorsprung wohl auch halten können. Aber wenn man nun mit überteuerten Produkten in überzüchteten Variationen versucht, der asiatischen Konzernen hinterher zu hecheln, sind es wohl vor allem die Aufsichtsräte, Vorstände und Lobbyisten der Automobilindustrie, die diesen Wandel verschlafen haben bzw. gehofft haben, der Weltmarkt richtet sich nach ihren Wünschen.
@Lopi2000: es gibt da diesen schönen Spruch: „Alle sagten: „Das geht nicht!“ Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.“

Ich denke, wir sind in D an einem Punkt angelangt, bei dem Besitzstandswahrung und Überregulierung jede Weiterentwicklung und Veränderung blockiert und geradezu eine Sehnsucht danach besteht, nichts zu verändern. Und selbst, wenn der Spruch mit der beständigen Veränderung eine Binsenweisheit ist, so zeigt uns doch die Evolution, dass die, die zu keiner Veränderung und Anpassung bereit oder imstande sind, untergehen.
Diesen Punkt haben wir erreicht. Wenn per Politik die nicht zu verhindernde Veränderung per Beschluss verhindert werden soll.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.09.2023 09:57 von DerMichael.
Zitat
Lopi2000
Zitat
DerMichael
Das Problem ist, dass bei uns extrem viele Arbeitsplätze vom Verbrennermotor abhängen, Kolbenfertigung, Pleuel, Ventile, Kurbelwellen und Gehäuse, Getriebe, usw. Die Leute haben Panik, dass das Verbrenner-Aus ähnliche Effekte haben wird, wie der Steinkohle-Ausstieg.

Wenn China die Welt mit preiswerten E-Autos überschwemmt und den Käufern direkt noch die Solarpaneelen für die Energiegewinnung auf die Rückbank legt, dann wird ein E-Auto nicht nur die Abhängigkeit vom Öl, sondern auch von den Energiekonzernen insgesamt auflösen.

Es gab ja schon jahrzehntelang eine Preiskonkurrenz mit dem asiatischen Markt, lange Zeit konnte man aber mit einer vermeintlich oder real besseren Qualität in dieser Konkurrenz bestehen. Hätte man die selbe Energie, die man in die "Mogelsoftware" und ihre Konsequenzen gesteckt hat, in die Weiterentwicklung des Produktes in Richtung der seit Jahrzehnten absehbaren Nachfrage gesteckt, hätte man diesen Vorsprung wohl auch halten können. Aber wenn man nun mit überteuerten Produkten in überzüchteten Variationen versucht, der asiatischen Konzernen hinterher zu hecheln, sind es wohl vor allem die Aufsichtsräte, Vorstände und Lobbyisten der Automobilindustrie, die diesen Wandel verschlafen haben bzw. gehofft haben, der Weltmarkt richtet sich nach ihren Wünschen.

Man verhindert Wandel eben nicht, indem man sich ihm verweigert. Wenn das eigene Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert, kann man sich entweder ein neues suchen oder perspektivisch untergehen.

Ein gutes Beispiel, in positiver wie negativer Hinsicht, ist Nokia. Die haben irgendwann mal als Papierhersteller begonnen und waren Anfang des 21. Jahrhunderts einer der größten Handyhesteller der Welt - bis sie den Trend zu Smartphones verschlafen haben.
Zwei aktuelle Artikel über unsere Verkehrssenatorin (derzeit beide vor der Paywall)
[www.morgenpost.de]
[www.tagesspiegel.de]

M. M. n ganz viel "Interessantes":
- Hochbordradwege, damit sich die Radfahrer nicht auf der Fahrbahn vermeintlich sicher fühlen
- keine Verbote
- mehr grüne Wellen gegen Autostau
- keine Einschränkungen für fahrenden und ruhenden MIV

Jedoch gar nix dazu, wie sie die Klimaneutralität im Verkehr, die sie im gleichen Statement nochmal bekräftigt, erreichen möchte.

Finde ich spannend!

Ein Kommentar zum Sachbericht leider hinter der Paywall
[www.tagesspiegel.de]
Zitat
TomB
Ein Kommentar zum Sachbericht leider hinter der Paywall
[www.tagesspiegel.de]

Hier gibt es die archivierte Version: [archive.ph] Und ich finde, mit der korrekten Einordung des von Frau Schreiner Gesagtem.

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
Zitat
TomB

- Hochbordradwege, damit sich die Radfahrer nicht auf der Fahrbahn vermeintlich sicher fühlen

„Wenn man einen abgetrennten Radweg hat, der ertüchtigt werden muss, ist es immer meine allererste Option, den zu sanieren, statt auch die Fahrradfahrer noch auf die Straße zu holen“ wird sie im Tagesspiegel zitiert. Also Hochbordradwege, damit die Radfahrer den MIV nicht stören. Dass die meisten alten Hochbordradwege viel zu schmal sind und oft nicht (mehr) Benutzungspflichtig blendet die Blenderin dabei völlig aus.

Zitat
Tagesspiegel

Als prominentes Negativbeispiel nannte sie die Straße Unter den Eichen, wo eine Autospur für wenig Radverkehr geopfert worden sei. Ihre Amtsvorgängerinnen hätten den Streifen bewusst auf die Fahrbahn verlegt, damit die Autofahrer sehen sollten, wie die Radfahrer am Stau vorbeiziehen.

Wie sie die Situation dort gelöst hätte verschweigt sie natürlich. Ebenso wird nicht erwähnt, dass der ÖPNV den Radweg mitbenutzt. Es ist halt ein Kompromiss. Sollte lieber der Botanische Garten verkleinert werden, damit der MIV seine Spuren behalten kann? Oder alle Straßenbäume gefällt werden, damit der von Wurzeln zerstörte alte Radweg saniert werden kann?

Zitat
Tagesspiegel

Einerseits will die Senatorin Autofahrern die Alternativen schmackhaft machen, andererseits will sie ihnen das Fortkommen erleichtern: Bei Grünen Wellen „muss einfach mehr drin sein“. Es gebe stadtweit 220 Detektoren, die Verkehrsmengen und Geschwindigkeiten erfassen.

Na was denn nun? LSA-Vorrang für den MIV und so die Leute für den ÖPNV begeistern der dadurch weiter ausgebremst wird?

„auch die Straßenbahn“ wird mal erwähnt aber ohne konkrete Ausbaupläne, Flugtaxis scheinen ihr wichtiger. Diese Person ist eine einzige Bankrotterklärung.
Zitat
DerMichael
@Lopi2000: es gibt da diesen schönen Spruch: „Alle sagten: „Das geht nicht!“ Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.“

Ich denke, wir sind in D an einem Punkt angelangt, bei dem Besitzstandswahrung und Überregulierung jede Weiterentwicklung und Veränderung blockiert und geradezu eine Sehnsucht danach besteht, nichts zu verändern. Und selbst, wenn der Spruch mit der beständigen Veränderung eine Binsenweisheit ist, so zeigt uns doch die Evolution, dass die, die zu keiner Veränderung und Anpassung bereit oder imstande sind, untergehen.
Diesen Punkt haben wir erreicht. Wenn per Politik die nicht zu verhindernde Veränderung per Beschluss verhindert werden soll.

Das mag ja in manchen Bereichen zutreffen, aber gerade bezogen auf die Autoindustrie und ihre Kundschaft trifft das nur bedingt zu. Sie haben sich dem Wandel verweigert, gesundheitsgefährdende Auswege gesucht, ihre Fahrzeuge immer größer gemacht (bzw. immer größere gekauft) und wundern sich nun, dass die seit Jahrhunderten gewachsene gebaute Umwelt nicht mit wächst und nicht mehr ausreichend Platz da ist. Ebenso wundern sie sich, dass man zwar in Deutschland lange für den Verbrennungsmotor gekämpft hat, während absehbar war, dass man auf dem Weltmarkt damit ohnehin nicht mehr lange irgendwelche Erfolgaussichten hat.

Sie hätten jederzeit die Entwicklung von Elektromotoren so vorantreiben können, dass man die Vorteile auf dem Weltmarkt erhalten hätte. Sie hätten attraktive Fahrzeuge entwickeln können, die trotzdem in heutige Parklücken passen. Die meisten angebotenen Fahrzeuge, die da noch bequem reinpassen, sind bessere Krankenfahrstühle aus Plastik, selbst mit dem, was einst die "Golfklasse" war, wird es heute eng.
Zitat
M48er
@DerMichael:
Der weltweite Technologiewandel zum E-Auto ist unaufhaltsam. Sie werden mittelfristig deutlich billiger und sauberer sein als Verbrennerautos, die viel mehr Teile haben (Du hast ja einige aufgezählt). Und es hilft nicht, diesem Technologiewandelprozess ein paar Steine in den Weg zu werfen. Das wäre etwa so, wenn Finnland mit einer Smartphone-Steuer versucht hätte, die Marktführerschaft von Nokia-Klapphandys zu sichern.

Leider vermisse ich in der Politik die Stimmen, die sich klar zu technologischem Wandel und Fortschritt bekennen. Gerade die FDP, die ja ansonsten durchaus manchmal für schnellere Transformationsprozesse war (z.B. raus aus dem deutschen Steinkohlebergbau), ist mir da viel zu rückwärtsgewandt. Politiker sollten ja durchaus auch das Ziel haben, ihre Wähler mit guten Argumenten mitzunehmen.

Und man darf dabei natürlich nicht zu viel Angst verbreiten. Wir waren halt nicht nur im Autobereich Weltmarktführer, wir haben auch mal sehr gute Festnetztelefonanlagen und elektrische Schreibmaschinen produziert. Und wir haben auch das Wegbrechen dieser Industriezweige gut überlebt.

Das hast du wunderbar zusammengefasst. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Der Ausdruck "extrem viele Arbeitsplätze" in der Autoindustrie hat sich dank der kontinuierlichen Lobbyarbeit so dermaßen in den Köpfen festgesetzt, obwohl das auf viele andere Branchen genauso zutrifft. Deutschlands größter Arbeitgeber ist die Deutsche Bahn. DB Cargo hat gerade verkündet, dass 1.800 Stellen abgebaut werden. Schwerindustrie (z.B. Stahlwerke), Energieindustrie (Kraftwerke, Netze) - auch da gibt es überall viele Arbeitsplätze, die bei weitem nicht so überhöht werden, wie die Automobilindustrie und allen gemeinsam ist ein erheblicher wachsender Fachkräftemangel. Insofern ist es eher eine Frage der Transformation. Eigentlich müsste man das als großen Glücksfall sehen, weil durch den Wegfall der Verbrenner just zum Zeitpunkt der größten Verrentungswelle in der bundesdeutschen Geschichte, der Fachkräftemangel etwas gemildert werden kann. Aber wie schon Andere hier schrieben, werden die Chancen gar nicht begriffen und der ständige Versuch unternommen einen Status Quo zu zementieren, der nicht mehr haltbar ist.

In der Baubranche wird das gerade wiederholt. Statt die neuen Richtlinien als Chance und Innovationstreiber zu begreifen, wurden die Auflagen "entschärft" und damit die Innovation gehemmt. Die Zerstörung der Solar- und Windkraftindustrie wurden ja schon genannt. Ergänzt um das Thema Chipfabrik, gucke ich mal nach Frankfurt/Oder. Nachdem die Chipfabrik hinüber war, siedelte sich dort die Solarbranche recht erfolgreich an, bevor sie von der Bundesregierung platt gemacht wurde. Die dadurch fehlenden Steuereinnahmen wirkten sich dann direkt auf den ÖPNV aus. Mit dem Verzicht auf Neufahrzeuge, gab es auch keine Aufträge für die Schienenfahrzeugbranche.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Ich glaube, die Sache mit der Bauindustrie ist auch nur Aktionismus und Blendwerk: ohne Flächen kann auch die Bauindustrie kaum bauen. Ohne Fachkräfte und Rohstoffe auch nicht. Vermutlich machen die Energieeinsparrichtlinien kaum etwas aus, vor allem, da dann zwar der Bau vielleicht etwas billiger wird, aber die Heizung dann die gesparten Baukosten wieder auffrisst.
Im Endeffekt darf bei uns ja auch gar nichts billiger werden, weil das ja unserem Wachstum widersprechen würde. Inflation ist ja besser als Deflation. Und wenn die Löhne nicht steigen dürfen, kann man nur sagen: billiger wird’s nicht.
Sorry, in diesem Forum dürfen nur registrierte Benutzer schreiben.

Hier klicken, um sich einzuloggen