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Ausbau des Straßenbahnnetzes unter CDU-SPD-Senat (2023-2026)
geschrieben von Jay 
Nach dem Stopp des Radwegeausbaus, kochte am Wochenende das Gerücht hoch, auch die Straßenbahnplanung sei gestoppt worden.

Noch am Sonnabend gab es daher ein Dementi von Frau Schreiner und eine entsprechende PM ihrer Senatsverwaltung. Selbstverständlich noch nicht online zu finden. Daher hier nur kurz der Tweet dazu:
Zitat
Manja Schreiner
Der ÖPNV mit Straßenbahn, U-Bahn und Bussen ist unser Garant für die Mobilitätswende. Dazu stehen wir, wie auch im Koalitionsvertrag und den Richtlinien der Regierung festgehalten. Nicht jeder Fake-News glauben!
@TspBerlin @morgenpost @BVG @CDUBerlin_AGH @spdfraktionbln
[twitter.com]

Abgesehen davon, dass Frau Senatorin im Eifer des Gefechts zwar den ÖPNV korrekt aufgezählt, den SPNV aber nicht erwähnt hat, lässt sich da jetzt eine Menge hereininterpretieren. Schon der Koalitionsvertrag als Basis hat ja mehrere Projekte gar nicht erwähnt oder in eine zusätzliche Prüfschleife geschickt. Timur Husein, der CDU-Bezirkungsvorsitzende von Friedrichshain-Kreuzberg, lässt keine Chance aus, um sich gegen die Verlängerung der M10 von der Warschauer Str. zum Hermannplatz zu positionieren. Insofern ist es ein offenes Geheimnis, was Ziel dieser "Prüfschleife" ist. Ähnlich sieht es bei der M4-Verlängerung vom Alex zum Potsdamer Platz aus. Der verfolgte Planungsansatz, dem MIV nur noch einen Fahrstreifen zwischen Spittelmarkt und Leipziger Platz zur Verfügung zu stellen, stößt auf erheblichen Widerstand.

Die Frage bleibt also, wie es mit den anderen laufenden Projekten weiter geht. Zur weiteren M10-Verlängerung von der Turmstraße nach Jungfernheide hat sich der Koalitionsvertrag explizit bekannt. Einrichtung der Planfeststellungsunterlagen ist noch für dieses Jahr angedacht. Allerdings gibt es auch hier lautstarke Kritik, die insbesondere vom ehemaligen BVG-Chefplaner kommen und eine geänderte Straßenraumaufteilung zugunsten des Mittelstreifens und zulasten eines besonderen Bahnkörpers gehen. Damit bietet sich ein Anlass auch hier eine zusätzliche Prüfschleife einzubauen oder eine Änderung der laufenden Planung zu veranlassen, was dann ebenfalls zu Verzögerungen führen könnte.

Aber selbst wenn es keinen offensichtlichen Planungsstopp geben sollte, verfügt die CDU über alle Optionen, um ihn indirekt durchzuführen. Die CDU stellt mit dem regierenden Bürgermeister und der Verkehrssenatorin auch den Finanzsenator und somit die Kontrolle über sämtliche Finanzflüsse. Bekannt ist bereits, dass alle Senatsverwaltungen deutliche Einschnitte hinnehmen müssen, die Frage ist also, wo die Verkehrsverwaltung den Rotstift ansetzen wird. Und das sind sicher nicht die U-Bahnträume, die man sich in den Koalitionsvertrag geschrieben hat. Weitere Stellschraube ist die Planungskapazität. In den letzten Jahren wurden mehrere Planungsstellen für den Ausbau des Straßenbahnnetzes geschaffen. Über deren Besetzung/Fluktuation herrschte aber weitgehend stillschweigen. Durch schriftliche Anfragen im Abgeordnetenhaus gab es da immer mal wieder punktuelle Einblicke. Fazit daraus: Die 4 zusätzlichen geschaffenen Stellen für die U-Bahn-Planungen wurden umgehend besetzt, während es bei der Straßenbahn offene Stellen gab. Somit war bereits unter der Vorgängerregierung das Versprechen gebrochen, dass die U-Bahn nicht zu Lasten der Straßenbahn geht.

Die deutlich erweiterten Wünsche zur U-Bahn erfordern auch mehr Planungskapazität. Neue Stellenausschreibungen sind aber bisher nicht bekannt. Das Versprechen wurde von der neuen Regierung auch nicht übernommen, so dass davon auszugehen ist, dass Planungsstellen umgeschichtet werden. Über Prüfschleifen und Repriorisierung dürfte der Ausbau des Straßenbahnnetzes also auf jeden Fall weiter ausgebremst werden, was für manche Projekte einen Defacto-Stopp bedeuten wird. Interessant wird sein, wie offen das kommuniziert wird und wie gut Frau Schreiner den Drahtseilakt beherrschen wird, dass sie es gar nicht allen Recht machen kann.

Sollte also das Gerücht stimmen, dass Frau Schreiner alle Projekte stoppen will, dann hat sie dazu mehr als genug Möglichkeiten, ohne es "offiziell" zu tun.

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Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Danke für die Zusammenfassung. Das war und ist leider zu erwarten. Im weniger schlechten Fall sind es einfach 3,5 verlorene Jahre, im schlimmeren Fall sabotiert Brumm-Brumm-Manja den Ausbau auf Jahrzehnte hinaus, wenn sie Straßen entlang der geplanten Trassen umbaut und dann Fördermittel dran hängen.

Der sPD traue ich da auch keinerlei Intervention zu. Die CDU mag zwar die dafür wichtigen Posten innehaben, aber die sPD hat als Drohkulisse, dass sie zu Rot-Grün-Rot wechseln könnte; bzw. hätte, sie sieht sich ja offensichtlich selbst nur noch als Stimmvieh für das CDU-Programm.
Zitat
def
Danke für die Zusammenfassung. Das war und ist leider zu erwarten. Im weniger schlechten Fall sind es einfach 3,5 verlorene Jahre, im schlimmeren Fall sabotiert Brumm-Brumm-Manja den Ausbau auf Jahrzehnte hinaus, wenn sie Straßen entlang der geplanten Trassen umbaut und dann Fördermittel dran hängen.

So schnell kann die Verwaltung ja auch nicht arbeiten, selbst wenn sie sich anstrengt.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
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Danke für die Zusammenfassung. Das war und ist leider zu erwarten. Im weniger schlechten Fall sind es einfach 3,5 verlorene Jahre, im schlimmeren Fall sabotiert Brumm-Brumm-Manja den Ausbau auf Jahrzehnte hinaus, wenn sie Straßen entlang der geplanten Trassen umbaut und dann Fördermittel dran hängen.

Der sPD traue ich da auch keinerlei Intervention zu. Die CDU mag zwar die dafür wichtigen Posten innehaben, aber die sPD hat als Drohkulisse, dass sie zu Rot-Grün-Rot wechseln könnte; bzw. hätte, sie sieht sich ja offensichtlich selbst nur noch als Stimmvieh für das CDU-Programm.

Naja, an der SPD-Basis rumort es kräftig. Mal sehen, ob die "Disziplin" die 3 Jahre durch hält oder das "Duo infernale" vorher abgesägt wird. Ich denke, dass die CDU gerade auch deswegen sehr zurückhaltend in der Kommunikation ist, weil sie den Spagat zwischen ihrem "Berlin auch für Autos" und den Formulierungen im Koalitionsvertrag, der von der Hasskappen als "Fortsetzung grüner Ideologie" geframt wird, eigentlich nicht überstehen kann. Insofern müssen sie auch aufpassen, dass sie die SPD nur so weit marginalisieren, dass sie die Rest-Legislaturperiode durch hält, ohne vorher in Grabenkämpfen zu zerbrechen.

Du darfst nicht vergessen: Beide Regierungsparteien haben eine Option. R2G für die SPD (ohne Giffey) und Schwarz-Grün für die CDU.

Insofern gilt es: Aufmerksam bleiben und aufpassen, dass der Umweltverbund nicht wieder/weiter gegeneinander ausgespielt wird. Denn das ist leider unter den Grünen zuletzt passiert und genau da hat Frau Schreiner nun leider auch einen Ansatzpunkt bei der "Radwegprüfung", da die Belange der BVG mehrfach ignoriert wurden.

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Zitat
Jay
Du darfst nicht vergessen: Beide Regierungsparteien haben eine Option. R2G für die SPD (ohne Giffey) und Schwarz-Grün für die CDU.

Das stimmt, wobei der Schatten, über den zu springen ist, für die CDU größer sein dürfte, nachdem ihr gesamtes aktuelles Programm auf Bundes- wie Landesebene aktuell aus "Bekämpft die Grünen!" besteht. Es ließe sich auch schlecht gegenüber den eigenen Wähler:innen und der Basis verkaufen: "Wir müssen nun mit den Grünen koalieren, weil uns die Verkehrspolitik der SPD zu grün ist!" wirkt halt auch etwas albern.

Auch ein Annähern von CDU und Grünen scheint nach der inhaltlichen wie verbalen Eskalation der letzten ein, zwei Wochen schwierig.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.06.2023 13:50 von def.
Zitat
def
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Jay
Du darfst nicht vergessen: Beide Regierungsparteien haben eine Option. R2G für die SPD (ohne Giffey) und Schwarz-Grün für die CDU.

Das stimmt, wobei der Schatten, über den zu springen ist, für die CDU größer sein dürfte, nachdem ihr gesamtes aktuelles Programm auf Bundes- wie Landesebene aktuell aus "Bekämpft die Grünen!" besteht.

Auf jeden Fall. Wenn allerdings Giffey ihre Drohung wahr macht und die SPD in die Oppositionsrolle schleift, dann bleibt die CDU nur die "Vernunft"-Option sich zumindest für den Rest der Restlegislatur zumindest von den Grünen dulden zu lassen. Affentheater für Doofe ist für die CDU jedenfalls keine Option, weil sie dann bei der Folgewahl auf jeden Fall verlieren, da lieber das "Original" gewählt wird.

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Jay
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Jay
Du darfst nicht vergessen: Beide Regierungsparteien haben eine Option. R2G für die SPD (ohne Giffey) und Schwarz-Grün für die CDU.

Das stimmt, wobei der Schatten, über den zu springen ist, für die CDU größer sein dürfte, nachdem ihr gesamtes aktuelles Programm auf Bundes- wie Landesebene aktuell aus "Bekämpft die Grünen!" besteht.

Auf jeden Fall. Wenn allerdings Giffey ihre Drohung wahr macht und die SPD in die Oppositionsrolle schleift, dann bleibt die CDU nur die "Vernunft"-Option sich zumindest für den Rest der Restlegislatur zumindest von den Grünen dulden zu lassen.

Das wäre dann wirklich spannend, zumal die Grünen dann hoffentlich ein paar Bedingungen stellen, um die CDU-Regierung zu dulden. Schlimmer als jetzt kann es ja in der aktuellen Zusammensetzung des Abgeordnetenhauses kaum noch werden.

Andererseits ist die Frage, inwieweit die SPD das mitmachen würde. Wenn die sich nicht langsam mal von der Giffey emanzipieren, kratzen sie 2026 wirklich an den 10 %. Von unten natürlich.

Zitat
Jay
Affentheater für Doofe ist für die CDU jedenfalls keine Option, weil sie dann bei der Folgewahl auf jeden Fall verlieren, da lieber das "Original" gewählt wird.

Wobei sich die Frage aktuell gar nicht stellt, da schwarz-blaun im Abgeordnetenhaus keine Mehrheit hätte.
Zitat
Jay
Naja, an der SPD-Basis rumort es kräftig. Mal sehen, ob die "Disziplin" die 3 Jahre durch hält oder das "Duo infernale" vorher abgesägt wird. Ich denke, dass die CDU gerade auch deswegen sehr zurückhaltend in der Kommunikation ist, weil sie den Spagat zwischen ihrem "Berlin auch für Autos" und den Formulierungen im Koalitionsvertrag, der von der Hasskappen als "Fortsetzung grüner Ideologie" geframt wird, eigentlich nicht überstehen kann. Insofern müssen sie auch aufpassen, dass sie die SPD nur so weit marginalisieren, dass sie die Rest-Legislaturperiode durch hält, ohne vorher in Grabenkämpfen zu zerbrechen.

Danke. Es ist schön, eine etwas optimistischere Formulierung der Situation zu lesen.

Die CDU steckt irgendwie im Spagat zwischen Ideologie und Fakten.
"Ich will keine Radwege, mit denen man Autos mutwillig ausbremst" ist schon bizarr. Haben Jarrasch & Co. samt diversen Planern ernsthaft sich hingesetzt, und geplant, wie man Autos durch Radwege am besten ausbremsen kann?

Zwei Mantras (oder Mantren ;-) ):

1) Der Straßenverkehr (Auto, Busse, Rad, Fuß) wird im Stadtverkehr im Wesentlichen durch Autos ausgebremst.
2) Die Fläche in einer dichtbebauten Großstadt ist begrenzt. Es ist unmöglich, dort *wesentliche* Verbesserungen für den Oberflächen-ÖPNV bzw. den Radverkehr zu erreichen, ohne zuvor vom Autoverkehr genutzte Flächen zu nutzen.

Daran ändert niemand etwas, das ist die Physik dahinter.

Zitat

Insofern gilt es: Aufmerksam bleiben und aufpassen, dass der Umweltverbund nicht wieder/weiter gegeneinander ausgespielt wird. Denn das ist leider unter den Grünen zuletzt passiert und genau da hat Frau Schreiner nun leider auch einen Ansatzpunkt bei der "Radwegprüfung", da die Belange der BVG mehrfach ignoriert wurden.

Zustimmung zu Ersterem. Der Ansicht, dass unter den Grünen der Umweltverbund gegeneinander ausgespielt wurde, folge ich allerdings nicht.
Ich halte im Gegenteil diese Aussage letztlich für ihrerseits geeignet, den Umweltverbund gegeneinander auszuspielen!

Ich halte die These (ich meine jetzt nicht Dich, aber ich höre das immer und immer wieder), dass unter den Grünen wahnsinnig viel für das Fahrrad getan wurde, dagegen nichts für den ÖPNV, für eine ausgemachte Latrinenparole. Es wurde verbal viel von beiden geredet.
Tatsächlich wurde sehr sehr wenig für den ÖPNV getan und ein ganz bisschen was für den Radverkehr. Letzteres vor allem a) dank Corona und b) dank einiger Bezirke. Kaum von Senat. Dass Radprojekte schneller gehen als ÖPNV-Projekte, liegt in der Natur der Sache. Auch, dass ein paar Projekte nun in der Pipeline sind.

Es gibt natürlich unbestritten zwei Effekte: es gibt Radverkehrsplanungen, die sich einfach nicht für den ÖPNV interessieren (wie umgekehrt auch), die sich jeweils mit ihrem Thema befassen und zu wenig mit dem Ganzen. Unbestritten. Aber ignorante Planung mag man zu Recht kritisieren; "gegeneinander ausspielen" wäre aber eine bewusste Handlung, dafür sehe ich keine Anzeichen.

Und auch zum Mitmeißeln (folgt aus obigem Mantra 2): wenn man den Autoverkehr samt Parkplätzen im Kern so lässt, wie er war, ist es schwer, Verbesserungen für einen Teil des Umweltverbandes zu erreichen, ohne Dinge zu machen, die für einen anderen Teil des Umweltverbandes problematisch sind. Isso.

Das betrifft das immer wieder widergekäute Beispiel Kantstraße. Das war für den Busverkehr sicherlich nicht gut, dennoch halte ich die Maßnahme letztlich für nötig. Und ich würde es ins Reich der Fabel verweisen, dass es dort vorher für Busse problemlos gewesen wäre. Nein, war es nicht. Und erst recht halte ich es für Fabel, wenn so getan wird, als wären die Probleme im Busverkehr im wesentlichen auf Maßnahmen zugunsten des Radverkehrs wie in der Kantstraße (wo denn eigentlich noch?) zurückzuführen. Siehe Mantra 1)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.06.2023 15:34 von Global Fisch.
Zitat
Global Fisch
Zustimmung zu Ersterem. Der Ansicht, dass unter den Grünen der Umweltverbund gegeneinander ausgespielt wurde, folge ich allerdings nicht.
Ich halte im Gegenteil diese Aussage letztlich für ihrerseits geeignet, den Umweltverbund gegeneinander auszuspielen!

Noch viel schlimmer als Herr Wieseke war übrigens der Fuss e.V., den habe ich bei Twitter irgendwann blockiert, weil er nur noch gegen den Radverkehr geschossen hat. Nun habe ich ihn entblockt und sehe, wie er zu recht Brumm-Brumm-Manjas Politik zerreißt. Oh Wunder, wenn man gegen die Förderung des Radverkehrs kampagnisiert, profitieren davon Parteien, denen auch der Fußverkehr egal ist - wer hätte das gedacht? Wäre es nicht so tragisch, wäre es fast lustig. Ich hoffe, man lernt daraus.

Zitat
Global Fisch
Ich halte die These (ich meine jetzt nicht Dich, aber ich höre das immer und immer wieder), dass unter den Grünen wahnsinnig viel für das Fahrrad getan wurde, dagegen nichts für den ÖPNV, für eine ausgemachte Latrinenparole. Es wurde ein ganz bisschen was für den Radverkehr getan. Das vor allem a) dank Corona und b) dank einiger Bezirke. Kaum von Senat. Dass Radprojekte schneller gehen als ÖPNV-Projekte, liegt in der Natur der Sache.

Und umgedreht halte ich es auch für gewagt zu sagen, dass nichts für den ÖPNV getan wurde. Die Nutzkilometer sind zwischen 2016 und 2022 um 10 % bei der Straßenbahn und je 3 % bei U-Bahn und Bus gestiegen; Adlershof II und die bald fertiggestellte Strecke zur Turmstraße wurden gebaut, neue U- und Straßenbahnen bestellt und die notwendige Elektrifizierung des Busbetriebs in die Wege geleitet. Ja, ich hätte mir auch viel mehr erwartet, insbesondere das Trödeln bei i2030 und das Ostkreuz-Desaster nerven mich auch - aber so zu tun, als sei überhaupt nicht passiert, ist halt auch falsch. Nach drei Jahren Schreiner werden wir uns wahrscheinlich nach der Günther zurücksehnen. Es ist halt besser, mit 10 km/h in die richtige Richtung zu fahren als mit 100 km/h in die falsche.
Zitat
Global Fisch
Es gibt natürlich unbestritten zwei Effekte: es gibt Radverkehrsplanungen, die sich einfach nicht für den ÖPNV interessieren (wie umgekehrt auch), die sich jeweils mit ihrem Thema befassen und zu wenig mit dem Ganzen. Unbestritten. Aber ignorante Planung mag man zu Recht kritisieren; "gegeneinander ausspielen" wäre aber eine bewusste Handlung, dafür sehe ich keine Anzeichen.

Mit Letzterem irrst du halt leider. Wenn die BVG erklärt, dass sie bei der Art der Ausführung die betroffene Bushaltestelle nicht mehr korrekt anfahren kann und als Antwort bekommt: "Uns egal, wir machen das trotzdem so.", dann ist das eine sehr bewusste Handlung nicht nur gegen den ÖPNV, sondern sogar als Folge gegen das PBefG und das AGG.

Genau hier liegt auch mein allgemeines Problem bei der Radwegplanung, wie sie an vielen Stellen in Berlin läuft. Seit nun schon 1,5 Jahren müssen alle Haltestellen gemäß PBefG barrierefrei sein. Davon sind wir gerade beim Bus noch extrem weit entfernt. Umso ärgerlicher ist es, dass dieser Mangel dann nicht im Rahmen der Radwegeplanung beseitigt wird, sondern die Umsetzung auf ein undefiniertes "später" verschoben wird. Das gilt natürlich nicht für alle Projekte. Im Rahmen der Verstetigung auf der Frankfurter Allee wurde ja genau dem Rechnung getragen und die Nachtbushaltestelle U Samariterstraße (in wenig optimaler Lage) als Kaphaltestelle ausgeführt. Warum klappt das nicht überall?

PS: Und andersrum hätte der Bau von Kaphaltestellen auch für eine vernünftige Radwegplanung genutzt werden müssen, zuletzt an der M13 mit der neuen Haltestelle "Jessnerstraße".

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1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.06.2023 16:03 von Jay.
Zitat
Jay
Zitat
Global Fisch
Es gibt natürlich unbestritten zwei Effekte: es gibt Radverkehrsplanungen, die sich einfach nicht für den ÖPNV interessieren (wie umgekehrt auch), die sich jeweils mit ihrem Thema befassen und zu wenig mit dem Ganzen. Unbestritten. Aber ignorante Planung mag man zu Recht kritisieren; "gegeneinander ausspielen" wäre aber eine bewusste Handlung, dafür sehe ich keine Anzeichen.

Mit Letzterem irrst du halt leider. Wenn die BVG erklärt, dass sie bei der Art der Ausführung die betroffene Bushaltestelle nicht mehr korrekt anfahren kann und als Antwort bekommt: "Uns egal, wir machen das trotzdem so.", dann ist das eine sehr bewusste Handlung nicht nur gegen den ÖPNV, sondern sogar als Folge gegen das PBefG und das AGG.

Tut mir leid, das überzeugt mich überhaupt nicht. Es mag sein, dass dabei etwas schief lief; und vielleicht aus Sicht einer entscheidenden Person sogar willentlich schief. Aber dieser Fall (was da und wo auch immer das gewesen sein mag, das schriebst Du ja nicht) ist nicht mehr als anekdotische Evidenz. Ich bleibe dabei: die These, dass unter RRG von Seiten des Senats Radverkehr und ÖPNV gegeneinander ausgespielt werden, sehe ich ihrerseits als etwas, was Radverkehr und ÖPNV gegeneinander ausspielt.

Zitat
Jay
Genau hier liegt auch mein allgemeines Problem bei der Radwegplanung, wie sie an vielen Stellen in Berlin läuft. Seit nun schon 1,5 Jahren müssen alle Haltestellen gemäß PBefG barrierefrei sein. Davon sind wir gerade beim Bus noch extrem weit entfernt. Umso ärgerlicher ist es, dass dieser Mangel dann nicht im Rahmen der Radwegeplanung beseitigt wird, sondern die Umsetzung auf ein undefiniertes "später" verschoben wird. Das gilt natürlich nicht für alle Projekte. Im Rahmen der Verstetigung auf der Frankfurter Allee wurde ja genau dem Rechnung getragen und die Nachtbushaltestelle U Samariterstraße (in wenig optimaler Lage) als Kaphaltestelle ausgeführt. Warum klappt das nicht überall?

PS: Und andersrum hätte der Bau von Kaphaltestellen auch für eine vernünftige Radwegplanung genutzt werden müssen, zuletzt an der M13 mit der neuen Haltestelle "Jessnerstraße".

Vom Ende her gedacht sind wir hier beide einer Meinung, ein gemeinsames Konzept wäre wünschenswert. Aber vom Machen her gedacht: wäre der Aufwand nicht wesentlich größer, wenn a) für jede Haltestellenplanung, b) für jede Radwegplanung, welche ansonsten a) nicht weiter in Radwege bzw. b) Haltestellen eingreifen jeweils die ganzen Organe der anderen Seite in die Planungen mit einbezogen werden müssten?

Es gibt endlos viele Beispiele, wo man die verschiedenen Verantwortlichkeiten nicht zusammenbringt.
Zitat
def
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Global Fisch
Zustimmung zu Ersterem. Der Ansicht, dass unter den Grünen der Umweltverbund gegeneinander ausgespielt wurde, folge ich allerdings nicht.
Ich halte im Gegenteil diese Aussage letztlich für ihrerseits geeignet, den Umweltverbund gegeneinander auszuspielen!

Noch viel schlimmer als Herr Wieseke war übrigens der Fuss e.V., den habe ich bei Twitter irgendwann blockiert, weil er nur noch gegen den Radverkehr geschossen hat.

JFTR: ich finde Jens Wieseke nicht wirklich schlimm. Manchmal hätte er nur vor dem Sprechen mehr nachdenken sollen.
Über den Fuss e. V. hab ich mich dagegen schon wirklich erheblich geärgert.

Zitat

Nun habe ich ihn entblockt und sehe, wie er zu recht Brumm-Brumm-Manjas Politik zerreißt. Oh Wunder, wenn man gegen die Förderung des Radverkehrs kampagnisiert, profitieren davon Parteien, denen auch der Fußverkehr egal ist - wer hätte das gedacht? Wäre es nicht so tragisch, wäre es fast lustig.

Parallele zu Putin, der die "hirntote" (wie Macron sagte) NATO geeint hat.

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def

Und umgedreht halte ich es auch für gewagt zu sagen, dass nichts für den ÖPNV getan wurde. Die Nutzkilometer sind zwischen 2016 und 2022 um 10 % bei der Straßenbahn und je 3 % bei U-Bahn und Bus gestiegen;

Auch bei der Bahn gab es Angebotsverbesserungen.

Zitat

Es ist halt besser, mit 10 km/h in die richtige Richtung zu fahren als mit 100 km/h in die falsche.

Na, es wäre sogar besser, mit 10 km/h in die falsche Richtung zu fahren als mit 100. ;-)



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.06.2023 20:26 von Global Fisch.
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Nemo
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Danke für die Zusammenfassung. Das war und ist leider zu erwarten. Im weniger schlechten Fall sind es einfach 3,5 verlorene Jahre, im schlimmeren Fall sabotiert Brumm-Brumm-Manja den Ausbau auf Jahrzehnte hinaus, wenn sie Straßen entlang der geplanten Trassen umbaut und dann Fördermittel dran hängen.

So schnell kann die Verwaltung ja auch nicht arbeiten, selbst wenn sie sich anstrengt.

Und selbst wenn-zur Zeit ist der Zustand der Schieneninfrastruktur recht sanierungsbedürftig, vor allem Bögen und Kreuzungen.
Vor aller Ausbaufantasie soll man bitte bedenken, je mehr Strecke umso mehr Instandhaltung nötig.
Da werfe ich neben Fahrern und Handwerkern auch noch den Fachkräfteangel für Gleisbaubetriebe etc mit in die Wagschale.
Da wirds den verkehrsunternehmen nicht anders gehen als den anderen Branchen.

T6JP
Zitat
Global Fisch

(...)

Es wurde verbal viel von beiden geredet.

(...)

Gut, dass beide wenigstens verbal geredet und nicht nur durch Schweigen geredet haben :-) ...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 26.06.2023 22:41 von Bovist66.
Zitat
Bovist66
Zitat
Global Fisch

(...)

Es wurde verbal viel von beiden geredet.

(...)

Gut, dass beide wenigstens verbal geredet und nicht nur durch Schweigen geredet haben :-) ...

Nun ja. Man kann natürlich auch sehr effektiv durch Gesten, Blicke reden. "Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse" (Saint Exupéry). ;-)

Mit meiner Sprache bzw. einem Tippfehler habe ich auch Dich zu einem Missverständnis geführt.
"Von beidem" hätte es heißen müssen. Vom ÖPNV wie vom Radverkehr. Nicht von zwei Personen.

Danke.
Zitat
Global Fisch
Zitat
Bovist66
Gut, dass beide wenigstens verbal geredet und nicht nur durch Schweigen geredet haben :-) ...

Nun ja. Man kann natürlich auch sehr effektiv durch Gesten, Blicke reden.

So auch in der zweiten Strophe jenes berühmten Gedichtes von Wolfgang Goethe, das Schiller in der Morgenröte schrieb, als er auf dem Nachttopf saß und die Abendzeitung las:

Finster war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzesschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend im Gespräch vertieft,
als ein totgeschoss’ner Hase
über'n Sandberg Schlittschuh lief.



Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Zitat
Global Fisch
Zitat
def
Zitat
Global Fisch
Zustimmung zu Ersterem. Der Ansicht, dass unter den Grünen der Umweltverbund gegeneinander ausgespielt wurde, folge ich allerdings nicht.
Ich halte im Gegenteil diese Aussage letztlich für ihrerseits geeignet, den Umweltverbund gegeneinander auszuspielen!

Noch viel schlimmer als Herr Wieseke war übrigens der Fuss e.V., den habe ich bei Twitter irgendwann blockiert, weil er nur noch gegen den Radverkehr geschossen hat.

JFTR: ich finde Jens Wieseke nicht wirklich schlimm. Manchmal hätte er nur vor dem Sprechen mehr nachdenken sollen.

Ja, "schlimm" ist zu viel gesagt, "ungeschickt" trifft es eher. Letztlich hat er versehentlich CDU-Wahlkampf gemacht, indem er ihre beiden wichtigsten Themen "Die Grünen kümmern sich nur ums Radfahren!!!1!" und innere Sicherheit ("Ich fahre nicht mit der U8!") gefüttert hat. Gut, ich würde es auch nicht überbewerten, kaum jemand wird denken: "Eigentlich wollte ich ja die Grünen wählen, aber wenn die Wieseke das sagt, wähle ich lieber die CDU!" - aber er und viel stärker noch der Fuss e.V. stärkten natürlich eine gewisse Grundstimmung, die da lautete: "Selbst die Grünen machen keine konsequent grüne Politik, sondern kümmern sich nur um das Hipsterspielzeug 'Fahrrad', dann kann man auch direkt die CDU wählen, das ist eh kein Unterschied."

Vielleicht lernen ja Verbände und Aktivist:innen auf Bundesebene davon. Da war nach dem komplett ausgehöhlten Heizungsgesetz ja auch zu hören, dass es sowieso keinen Unterschied mache, ob die Grünen in der Regierung sind oder nicht.

(Und um es, v.a. Richtung GraphXBerlin, nochmal zu betonen: im Grunde ist mir egal, ob die Grünen in der Regierung sind, wichtig ist mir, dass die Klimakrise endlich ernsthaft angegangen wird, mit mehr als ein bisschen folgenlosen Wohlfühlblabla. Mir wäre es auch sehr viel lieber, wenn die Grünen nicht die einzige Partei wären, die die Krise und die daraus folgenden Transformationen in ihrer Dimension erfasst haben.)

Zitat
def
Zitat
Jay
Du darfst nicht vergessen: Beide Regierungsparteien haben eine Option. R2G für die SPD (ohne Giffey) und Schwarz-Grün für die CDU.

Das stimmt, wobei der Schatten, über den zu springen ist, für die CDU größer sein dürfte, nachdem ihr gesamtes aktuelles Programm auf Bundes- wie Landesebene aktuell aus "Bekämpft die Grünen!" besteht.

Seit gestern ist der Schatten nun noch ein bisschen größer, nachdem der Meisterstratege Friedrich Merz die Grünen zum Hauptgegner ernannt hat - das hat ja in den letzten Wochen und Monaten total gut funktioniert, z.B. mit der Lügenkampagne zum angeblichen Heizungsverbot. Ich würde ja meinen, die Hauptgegner einer staatstragenden Partei sollten Inflation, Wohnungsnot, Klimakrise (=> Energie- und Verkehrswende), geopolitische Unabhängigkeit (auch hier: Energiewende), die Expansionsgelüste Putinistans und Chinas, die stagnierende Wirtschaft, Arbeitskräftemangel, Probleme bei der Integration und Demokratiefeinde (inkl. "AfD") sein, aber wenn Merz meint, es seien die Grünen, wird es sich schon was dabei denken.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 27.06.2023 08:54 von def.
Seit wann ist grüne Politik konsequent. Sie ist weder links noch rechts, sie ist vor allem irrational und inkonsequent.
Zitat
Heidekraut
Seit wann ist grüne Politik konsequent. Sie ist weder links noch rechts, sie ist vor allem irrational und inkonsequent.

Warum?

Radwege bauen wollen, die weder dem Auto- noch Fußverkehr Platz nehmen wollen, ist dagegen total rational? Klimaziele verabschieden und dann eine Politik machen, die diese Ziele verfehlen lässt, ist dagegen komplett konsequent?
Der grüne Habeck-Graichenfilz ist zumindest so konsequent wie der schwarze oder rote Filz..... ;-)

T6JP
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