HHNights schrieb:
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> Hallo Mathias,
>
> so liebe ich eine Diskussion ja, klasse ;-)
>
Schön, das Dir das gefällt :-) Die Diskussion mit Dir ist auch deutlich produktiver als mit einigen anderen (Ex-)Usern, die entweder gar nicht reagierten oder stur ihren Standpunkt wiederholten...
>
> Zunächst: Ich könnte mich heute noch drüber
> aufregen, daß die Straßenbahn damals überhaupt
> eingestellt wurde. Vor allem, daß es auch dort
> passiert ist, wo noch keine Schnellbahn errichtet
> war. Auch die Akribie ärgert mich, also, daß der
> jeweils letzten Straßenbahn, die auf der
> entsprechenden Trasse fuhr, anscheinend Leute
> hinterherliefen, um die Schienen so schnell wie
> möglich abzubauen.
Es war den Verantwortlich schon bewußt, daß die Abschaffung der Straßenbahn nicht wirklich auf Gegenliebe stieß, und so sollte der Rückweg abgeschnitten werden. Hätten sie mit dem Rückbau gezögert, hätte es durchaus passieren können, daß eine entsprechende Bürgerinitiave die Wiederaufnahme des Betriebs gefordert hätte. So war das von vorneherein aussichtslos, und die Imageschädigende Auseinandersetzung wurde vermieden.
> Andererseits hätte ich vielleicht auch gerade das
> Vorhandensein von Straßenbahnen bzw. -schienen
> dafür verantwortlich gemacht, daß das
> Schnellbahnnetz noch nicht weiter ausgebaut ist.
> So weiß ich wenigstens, daß dem nicht so ist :-)
Schwer zu sagen, welchen Stand das Schnellbahnnetz hätte, wenn nicht die Entscheidung gegen die Straßenbahn gefallen wäre. Sicherlich würden die Linien z.T. anders laufen, und den einen oder anderen Ausbau gäbe es auch nicht. Skurrilerweise war ja der kommende U-Bahn-Ausbau immer das Argument für die Abschaffung der Straßenbahn, und kaum war sie weg, stockte auch der U-Bahn-Bau.
>
> Zu Deiner Argumentation, daß man besser eine
> Stadtbahn als gar kein schienengebundenes
> ÖPNV-System aufbaut:
> Das ist ein Punkt, bei dem ich Dir recht gebe.
> Man darf aber nicht vergessen, daß es auch immer
> viel mit Politk zu tun hat.
Natürlich. Projekte, die mit Leidenschaft vorangetrieben werden, werden auch viel eher verwirklicht. Eigentlich erstaunlich, wieviel in der Geschichte von einzelnen Persönlichkeiten abhängt, sowohl im Großen als auch im Kleinen. Man kann als Einzelperson viel bewegen, wenn man es denn schafft, die entsprechende Position zu erreichen.
> Da gab es eine Partei, die die Straßenbahn
> abschaffte und sie fast komplett durch U-Bahnen
> ersetzen wollte, bis eine weitere Partei diesem
> Vorhaben einen Strich durch die Rechnung machte.
> Zwischenzeitlich war dann eine andere Partei mit
> an der Macht, die sehr für die Stadtbahn war, aber
> zum Bau kam es dann doch nicht. Irgendwann kam es
> zum politischen Wechsel in der Stadt und die nun
> an der Macht Befindlichen erweiterten das
> U-Bahn-Netz um eine neue Linie. Zwischenzeitlich
> ist aber wieder die "Stadtbahn-Partei" mit im Boot
> und das erklärt, warum es überhaupt wieder eine
> solche Bahn geben wird; sie ist also auch
> politisch motiviert.
> Wenn sich die Regierungskonstellation in HH wieder
> ändert und eine u-bahn-freundlich-gesinnte Partei
> an die (alleinige) Macht kommt, wäre die
> Wahrscheinlickeit höher, daß dort, wo die
> Stadtbahn gebaut werden soll, eine Schnellbahn
> gebaut wird, was aber wahrscheinlich nicht der
> Fall sein wird, wenn dort bereits die Stadtbahn
> fährt.
U-Bahn-Freundlich hin oder her, keine Partei bringt momentan genügend Geld zusammen, um mehr als einen Stummelausbau wie die U4 zu bewerkstelligen. Eine richtige neue Linie wie die U4-Alt kann momentan niemand bezahlen. Auch die S4 ist ja nichts als eine Erweiterung des bestehenden, und dadurch deutlich günstiger als ein vollständiger Neubau.
> Das sind halt so meine Befürchtungen.
Zum einen zwar zu recht, eine Stadtbahnstrecke wird so schnell nicht durch eine U-Bahn ersetzt, aber andererseits kommt die U-Bahn sowieso nicht, dann doch zumindest die kleinere Lösung Stadtbahn, die immer noch viel besser ist als der bestehende Zustand. Ich fahre auch am liebsten eine Mercedes S-Klasse, aber da ich dafür das Geld nicht habe, nehme ich lieber einen Golf, statt zu Fuß zu laufen. Natürlich könnte ich das Geld auch sparen, aber dann hätte ich jetzt kein Auto, und wenn ich das Geld für die S-Klasse zusammen habe, brechen mir anschließend die Unterhaltskosten das Genick. Denn nicht nur der Erwerb ist teurer, auch das fahren einer S-Klasse kostet deutlich mehr Geld. Und das ist bei einer U-Bahn nicht anders. Die Fahrzeuge sind teurer, weil sie Spezialanfertigungen sind, Tunnel sind viel teurer im Unterhalt, und die erst die Stationen! Eine straßenbahnhaltestelle kostet genausoviel wie eine Bushaltestelle, also fast nichts, eine U-Bahn-Haltestelle hingegen...
>
> Immerhin - das muß man ja auch sagen - tut sich
> was. Die Stadtbahn wäre - neben der U4, der S4
> (wenn sie denn kommt) und der Flughafen-S-Bahn -
> immerhin das vierte Großprojekt in den letzten
> Jahren.
> Und ich denke - jetzt mal parteienunabhängig - daß
> in so manchen Schubladen noch Ausbaupläne stecken,
> die irgendwann mal wieder aktuell werden.
> Der aktuelle Trend ist halt, daß man davon
> ausgeht, daß die Stadtbahn das A und O des ÖPNV
> ist (das sieht man ja beispielsweise an Paris),
> aber die Situation wird sich irgendwann auch
> wieder zugunsten der U-Bahn ändern ;-)
Ja, wenn die Finanzkrise vorbei ist, und wir wieder Vollbeschäftigung wie in den 60er haben, und die Stadtkasse wieder Überschüsse aufweist und die Staatsschulden getilgt sind. Dann können wir uns auch wieder U-Bahnen im großen Stil leisten.
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.03.2009 00:17 von Mathias.