Wenn man die Linie 62 anspricht, dann hat man auch gleich das Problem des Niederelbedienstes mit genannt. Es existiert hier eine Linie, mit der man auch ein Stück weit die Elbe hinunterschippern kann (wenn auch nicht sooo weit) und für die man keinen teuren Extra-Fahrschein braucht. Es genügt der Fahrschein, der entweder für die Anreise zu den Landungsbrücken oder sogar für den werktäglichen Weg zur Arbeit ohnehin schon vorhanden ist und auch bei denjenigen Fahrgästen, die nicht mit dem ÖPNV zu den Landungsbrücken kommen, fällt der Niederelbedienst preislich neben der Linie 62 schnell aus der engeren Auswahl heraus.
Ein anderes Problem ist - wie schon angedeutet - die Entwicklung des Ausflugsverkehrs. Heutzutage gelten Blankenese, Wittenbergen, die Schiffsbegrüßungsanlage in Schulau oder das Alte Land nicht mehr als die Ziele, an denen man seinen freien Sonntag verbringen möchte. Nein, es muss schon mindestens Timmendorfer Strand oder sogar gleich Westerland sein - Ziele, die vor dem Einsetzen der Massenmotorisierung eher als Urlaubsreiseziele in Betracht gekommen wären (aber solange die Sonntagsausflüge weiterhin bis hierhin führen, ist das Benzin immer noch viel zu billig). Und wer nur einen Ausflug per Schiff auf der Elbe machen will, für den ist doch die eine Stunde für die Hin- und Rückfahrt nach Finkenwerder (oder 90 Minuten bis Teufelsbrück) in der heutigen schnellebigen Zeit viel passender, als insgesamt vier Stunden auf einem gemächlich die Elbe hinuntertuckernden Schiff zu sitzen.
Ein letztes Problem ist der geringe Bekanntheitsgrad der Linie. Wo - außer im Faltblatt "Tolle Törns" oder auf den Aushängen auf den Anlegern - taucht diese Linie denn noch auf ? Das Faltblatt hält man meistens erst dann in den Händen, wenn man sich schon auf einem HADAG-Schiff - also in der Regel der Linie 62 - befindet und den Aushang findet man an den Landungsbrücken auch eher zufällig, wenn man sich die Aushänge zu den HVV-Fähren schon durchgelesen und vorher an den Mitarbeitern der Barkassenbetriebe mit ihrer lautstarken Werbung für die HafenRUNDfahrt (nur echt mit Betonung auf der dritten Silbe) vorbeigekommen ist.
Die perfekte Lösung, den Niederelbedienst attraktiver zu machen, habe ich auch nicht, aber so wie es jetzt läuft, ist die Linie spätestens in drei Jahren tot. Und ich kann mich noch gut erinnern, dass Anfang der 90er Jahre am Wochenende noch vier Fahrten mit zwei Schiffen angeboten wurden (Landungsbrücken ab 10:30, 11:30, 14:30 und 15:30) und bei gutem Wetter auch gern noch mit einer weiteren Abfahrt um 12:30 verstärkt wurde.
Eine Möglichkeit, das Angebot attraktiver zu gestalten, wäre die folgende Maßnahme :
1. Die Linien 62 und 64 werden am Wochenende durchgebunden, so dass alle 15 Minuten bis Finkenwerder und alle 30 Minuten bis Teufelsbrück gefahren wird.
2. Während der Sommersaison wird am Wochenende stündlich weiter bis Blankenese gefahren, wo zeitnah Anschluss in Richtung Neuenfelde/Cranz besteht. Während der Sommerferien werden auch werktags Fahrten angeboten.
3. Die Lühe-Schulau-Fähre verlängert ihre zweistündlichen Fahrten an den Sommerwochenenden bis Blankenese und nimmt dort an einem Anschlussknoten mit der Linie 62/64 und der HBEL teil. Während der Hamburger Sommerferien können auch hier einzelne Fahrten bis Blankenese mit Anschluss an die Linie 62/64 und HBEL angeboten werden.
4. Zwischen Landungsbrücken und Teufelsbrück gilt der HVV-Tarif, für die übrigen Abschnitte ein kostendeckender Sondertarif (Gemeinschaftstarif HADAG/LSF), die Fahrkarten sind bei der HADAG an den Landungsbrücken und auf den über Teufelsbrück hinausfahrenden Schiffen erhältlich.
5. Der Fahrplan der Buslinie 2357 wird so geändert, dass am Anleger Lühe im Zweistundentakt Anschluss von und nach Stade besteht.
6. Die Fahrpläne werden im HVV-Fahrplanbuch und durch Aushang auf Anlegern und Schiffen veröffentlicht. Darüber hinaus erhalten auch Tourist-Informationen, zentral gelegene HVV-Servicestellen und ähnliche Einrichtungen Infoblätter für diese Linie).