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Streik!
geschrieben von Kirk 
Re: Streik!
11.03.2024 20:28
Zitat
Neu Wulmstorf
(Ich habe heute bei der S-Bahn einen kommentarlos ausgefallenen Zug im 20-Minutentakt plus DREI Polizeieinsätze über mich ergehen lassen. Hin und zurück bin ich schon bei planmäßigen ÖPNV eine Stunde länger unterwegs zwischen Neu Wulmstorf und Wellingsbüttel, heute kommen noch 90 Minuten obendrauf, und irgendwas ist fast immer. )
Was ist denn heute los? Am frühen Nachmittag hieß es "Betriebsfremde im Citytunnel", aber die waren dann aber weg. Nun läuft der Betrieb aber laut dbf immer noch extrem unrund. Es heißt "Großstörung". Bei Fahrplanalarm steht aber auch nichts.
Re: Streik!
11.03.2024 20:50
Betriebsfremde Person am Nordkopf des Hauptbahnhofs, dann Polizeieinsatz zwischen Barmbek und Ohlsdorf, abends dann 20-Minuten-Takt zwischen Poppenbüttel und Ohlsdorf mit dort endenden Züge und 10 Minuten warten auf den jeweiligen Folgezug aus Airport, dann Polizeieinsatz in Stadthausbrücke. Heute war echt der Wurm drin.
Re: Streik!
11.03.2024 20:54
Zitat
Olifant
...
Im Vergleich zum Rest des Jahres sind die 20 Streiktage im Jahr nun wirklich verkraftbar.
...

Vergesst bitte nicht, dass sich einige Leute Urlaub nehmen müssen wenn sie ihren Arbeitsplatz nicht erreichen können.
Re: Streik!
11.03.2024 21:07
Zitat
Neu Wulmstorf
Betriebsfremde Person am Nordkopf des Hauptbahnhofs, dann Polizeieinsatz zwischen Barmbek und Ohlsdorf, abends dann 20-Minuten-Takt zwischen Poppenbüttel und Ohlsdorf mit dort endenden Züge und 10 Minuten warten auf den jeweiligen Folgezug aus Airport, dann Polizeieinsatz in Stadthausbrücke. Heute war echt der Wurm drin.
Danke für die Information. Na wenigstens fährt die Bahn pünktlich zum Airport. Das hat für die S-Bahn höchste Prio ;-).

Zum Thema Streik: Die Bahn versucht es ja noch über den Rechtsweg zu verhindern. Was der "Move" jetzt bringt, verstehe ich aber auch nicht. Da können sie ebenso gut auch in einer Frankfurter Kirche eine Kerze anzünden und für einen funktionierenden Notfahrplan beten. Bringt genauso viel.
Re: Streik!
12.03.2024 11:08
Zitat
Der Hanseat


Die Einigung gilt übrigens nur für die Hochbahn, bei der VHH wird heute noch verhandelt.

ich habe eben nichts genaues gefunden. Wie lief es denn am ende bei der VHH?
Re: Streik!
12.03.2024 15:32
Zitat
Neu Wulmstorf
(...)
Will sagen: die Streiks können bei einigen der Wassertropfen sein der das Fass zum Überlaufen bringt.

Moin, ich finde, du hast das sehr gut auf den Punkt gebracht!
NVB
Re: Streik!
12.03.2024 22:22
Wenn wir hier alle ehrlich sind, dann hat sich doch über die Jahre folgendes Problem entwickelt:

Es gibt zu wenige Fahrer/Lokführer, die diesen (früher) Traumberuf noch machen wollen. Der sich abzeichnende Personalmangel musste durch die verbleibende Belegschaft mit ausgeglichen werden und in der Folge regieren in vielen Bereichen die Überstunden bei nicht gerade üppiger Bezahlung.

Mit anderen Worten: Es wurde grob fahrlässig und vielleicht sogar vorsätzlich versäumt, den Fahrer/Lokführerberuf attraktiver zu machen. Grube träumte damals sogar von automatischen Zügen "in ein paar Jahren". Wir haben jetzt gleich zwei Probleme: Überlastetes Fahrpersonal und viel zu schlechte Konditionen für die Anwerbung von dringend notwendiger Verstärkung. Für diesen Teufelskreis – Überarbeitung und wegen unattraktiver Bezahlung keine Verstärkung in Sicht – kann Weselsky nun wahrlich nix. Er ist nur einer der Wenigen, die den Zusammenhang von Nachfrage und Angebot begriffen haben und jetzt als Überbringer der schlechten Nachricht gegeißelt wird.

Wenn also die Herrschaften in der Plüschetage für ihre Bonusmillionen mal ihr Gehirn eingeschaltet hätten, wären sie längst selbst darauf gekommen, dass die Erfüllung der GDL-Forderung die einzige Möglichkeit ist, aus diesem Teufelskreis auszubrechen und zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Attraktivitätssteigerung der Fahrpersonal-Berufe und damit gleichzeitig Entlastung der eigenen Belegschaft.
Re: Streik!
13.03.2024 07:47
Zitat
NVB
Für diesen Teufelskreis – Überarbeitung und wegen unattraktiver Bezahlung keine Verstärkung in Sicht – kann Weselsky nun wahrlich nix.
Das ist alles richtig. Deswegen ist der Prostest auch richtig. Leider sind aber schlussendlich die Kunden einzig die Opfer. Die Wellenstreiks machen es nochmals schwieriger.
Die Verantwortlichen der Misere trifft das aber herzlich wenig. Es frustriert eigentlich eher nur noch mehr die Unbeteiligten. Alternativen? Habe ich auch nicht anzubieten, aber das man als Unbeteiligter jubelnd daneben steht, müssen einigen auch klar sein.
Re: Streik!
13.03.2024 08:40
Die Politik hat mit den Ausschreibungen ein Druck auf die Unternehmen ausgeübt, weswegen viele Jahre eine Nullrunde bei den Unternehmen gefahren werden musste um überhaupt Aufträge zu sichern. Somit haben die Unternehmen eine Teilschuld.

Mfg

Sascha Behn
Re: Streik!
13.03.2024 09:30
Frage: Warum sollen immer nur Banker und Manager überbezahlt sein? Warum nicht auch Lokführer und andere einfache Arbeitnehmer?

Ich finde NVB hat recht dass die DB-Führung (einschließlich Minister) grob fahrlässig gehandelt hat - nicht nur im Personalbereich sondern praktisch in allem. Ich denke sie müssten nicht unbedingt alle Forderungen der GDL erfüllen und sie könnten auch ohne noch genug Fahrer and Leute für alle anderen Jobs finden. Aber wenn ich Gewerkschaftsführer bin würde ich mit Blick auf die 'Plüschetage' auch denken 'hier kann ich was für meine Leute rausholen'. Und dann ist es auch egal ob das gerechtfertigt ist oder nicht, dann wäre es von Gewerkschaftsseite schon ziemlich komisch dass nicht zumindest mal versuchen.

Das die Kunden die Hauptstreikopfer ist leider bei allen öffentlichen Dienstleistungsunternehmen so - allen Dienstleistungsunternehmen trifft es die Kunden stark, und bei öffentlichen Unternehmen bedeutet ein Streik nicht automatisch problematische finanzielle Einbußen. Ich sehe also nicht wie ein Streik in einem öffentlichen Dienstleistungsunternehmen überhaupt wirksam sein kann wenn er vielen Leuten weh tut - und genau dadurch die Politiker denken sie müssten jetzt was gegen den Streik tun...
Re: Streik!
14.03.2024 11:55
Hätte, hätte Fahrradkette...

Schuld an der Gesamtsituation, die ihren Ursprung schon vor vielen, vielen Jahren hatte, tragen sehr viele und sicher auch die gerne gebetsmühlenartig vorgetragenen Bonuszahlungsempfänger. Da ist es ja so schön einfach, von der eigenen Verantwortung abzulenken.
Die Gesamtgesellschaft trägt eine Mitschuld an diesem Desaster, auch in den handwerklichen Bereichen. Es war so vogue im Übergang 90/2000er unbedingt das Abi zu erreichen und bitteschön, mit dem Abi geht unser Kind doch nicht in einen Handwerksberuf, da wird erstmal etwas studiert und dann muss man sich später vielleicht nicht die Finger schmutzig machen und Jobs mit Schichtdienst muss ja nun auch nicht sein. Auch die beruflichen Beratungsangebote in den Schulen waren in diesem Kontext ausgerichtet, man ist quasi einem Mainstream gefolgt.

Ich durfte das mit unseren Kindern und deren Freunde begleiten und zu der Zeit konnten Unternehmen Einstellungshürden noch sehr hoch legen und auch Handwerksbetriebe haben knallhart selektiert. Waren immer noch genug da, die dann zwar nach heutigen Gesichtspunkten nicht mehr nachvollziehbare Einstellungstests bestanden haben, aber dann in der Praxistauglichkeit gescheitert sind. Mit diesen Erfahrungen wurden aber Interessenten für die jeweiligen Berufsbilder nachhaltig "verschreckt" und sind dann doch den Weg ins Studium gegangen, oder haben sich bei niedrigeren Bildungsabschlüssen nochmal um einen besseren Abschluss bemüht.
Mir sagte mir mal jemand aus dem Gewerk Gas-Wasser-Sch..., . "...wir haben es versäumt die Leute zum richtigen Zeitpunkt abzuholen, heute laufen wir ihnen hinterher oder hofieren diejenigen, die wir früher im Leben nicht genommen hätten..." Das ist nun auch schon 6 Jahre her.

Was mir an der aktuell geforderten Arbeitszeitverkürzung nicht gefällt und ich hatte es irgendwo schon mal erwähnt, es werden wegen des Fachkräftemangels nicht mehr Leute eingestellt werden können. Die Arbeitsmenge bleibt die gleiche, ergo muss ich in der weniger zur Verfügung stehenden Zeit die gleiche Arbeitsmenge verrichten, oder bei Berufen im Fahrdienst Überstunden schieben. Diese Verdichtung ist dann ja auch nicht so dienlich für die WLB und unter dem Strich ist vielleicht eine Überstundenvergütung rausgekommen oder ein Arbeitszeitkonto wird befüllt.
Re: Streik!
14.03.2024 16:48
Gerade bei der Bahn steht die 38-Stunden-Woche ja nur auf dem Papier. Verspätete Züge sind ja keine Seltenheit und das Personal kann erst Feierabend machen, wenn die letzte Fahrt beendet ist.

Die 35-Stunden-Woche würde zwar aufgrund anderer Dienstplanung zu weniger Arbeitszeit führen, aber nicht zu 35 Stunden in der Woche. Diese Besonderheit bei dieser Berufsgruppe sollte man immer bedenken.

Ich finde trotz Arbeitskräftemangel eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit für so stressige Berufe wie Schichtdienstmitarbeiter im Fahrdienst richtig, um Personal zu halten und neues zu gewinnen.

Sollten nicht alle Dienste besetzt werden können müssen die Anreize erhöht werden, dass mehr Mitarbeiter zusätzliche Dienste an ihren dienstfreien Tagen übernehmen. Und das können sie nur, wenn sie nicht von ihrer normalen Arbeitszeit schon völlig ausgelaucht sind.

Eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit könnte auch zu einer Reduzierung der gesundheitlichen Fehlzeiten der Mitarbeiter führen, sodass möglicherweise nicht einmal mehr Mitarbeiter benötigt werden würden.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 14.03.2024 17:14 von Wolf Tiefenseegang.
Re: Streik!
15.03.2024 14:08
hat man sich eigentlich bei der VHH geeinigt? Bis jetzt hieß es doch immer "HOCHBAHN".
Re: Streik!
15.03.2024 15:24
Gerüchten zur Folge Streikt die VHH am Mittwoch.

Mfg

Sascha Behn
Re: Streik!
15.03.2024 16:51
Nun haben die Arbeitnehmer und Arbeitgeber der VHH mit der Hochbahn-Einigung allerdings eine Messlatte. Wenn eine Seite davon groß abweichen will und dadurch längerfristige Streiks verursacht wäre das sowohl schwer vermittelbar als auch eine verpasste Chance, dass sich die Hochbahn und VHH möglichst nah angleichen und sich keine Konkurrenz um die Arbeitnehmer machen.

mfg fox

---
"Ich bringe unseren Busfahrern noch sportlicheres Fahren bei"
Reza "Racer" F., Gruppenleiter Betriebsrennsport



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.03.2024 12:31 von FoxMcLoud.
Moin,

unter diesem Titel hat der Abgeordnete Richard Seelmaecker (CDU) die SKA 22/14658 gestartet, sich damit einen verbalen Rüffel "verdient" (und diesen auch erhalten) und dennoch eine ganz interessante Übersicht zum Thema bekommen.
Re: Streik!
15.03.2024 20:02
Zitat
Sascha Behn
Gerüchten zur Folge Streikt die VHH am Mittwoch.
Danke, da bin ich mal gespannt.
Re: Streik!
15.03.2024 20:46
Hallo,

Zitat
Wolf Tiefenseegang
Die 35-Stunden-Woche würde zwar aufgrund anderer Dienstplanung zu weniger Arbeitszeit führen, aber nicht zu 35 Stunden in der Woche. Diese Besonderheit bei dieser Berufsgruppe sollte man immer bedenken.

Ich finde trotz Arbeitskräftemangel eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit für so stressige Berufe wie Schichtdienstmitarbeiter im Fahrdienst richtig, um Personal zu halten und neues zu gewinnen.

Bei den Sätzen muss ich ein wenig schmunzeln. Vor noch nicht all zu vielen Jahren hattest Du darüber spekuliert, dass man das Personal im ÖPNV doch (wieder) verbeamten sollte. Rate mal, was man dann alles nicht machen würde, ganz zu schweigen vom Gehalt. Streiken wäre dann auch tabu...

Grüße
Boris
Danke für die Verlinkung der SKA. Diese objektiviert die Diskussion m.E. ein wenig. Die Zahl der Streiktage und damit deren Auswirkungen sind ja doch sehr überschaubar. Gerade die S-Bahn funktioniert ja trotz relativ hoher Streiktageszahl immer recht stabil, meist besser als an Tagen ohne Streik :-).

Vielmehr sind die Probleme an normalen Tagen die Herausforderung für die ÖPNV-Kunden. Dies wurde oben durch Neu Wulmstorf sehr schön plastisch beschrieben.

Und noch eins in Sachen Objektivität: Das Framing, das "alles so anstrengend geworden ist und es jetzt Entlastung braucht", entbehrt auch jeder Objektivität. Diese Interpretation hat sich in den letzten Jahren durch gegenseitige Verstärkung (Gewerkschaften haben das Thema in der Natur der Sache immer schon gebracht, Arbeitgeber sind teils übereifrig auf den Zug aufgesprungen "attraktive AG-Marke etc.") etwas verselbstständigt. Gleichzeitig gab es in den letzten Jahren bereits deutliche Reduzierungen der Soll-Arbeitszeiten (mehr Urlaub, Möglichkeiten zur Umwandlung von Geld in Freizeit etc. pp.). Insgesamt sind die netto-Arbeitszeiten in den letzten Jahren gesunken ...

Auswertung auf Anfrage der Linken im Bundestag: "Demnach lag die Zahl unbezahlter Überstunden 2022 pro Beschäftigten bei 20,1 (2012: 27,5) und die Zahl bezahlter Überstunden bei 14,2 (2012: 22,7)." Auch hier: Deutlicher Rückgang der Überstunden.

Auch im ÖPNV hat sich in den letzten Jahren eine deutliche Reduzierung der tatsächlichen Arbeitszeit und damit eine Reduzierung der geleisteten Betriebsleistung pro Kopf ergeben. Hier würde ich mich Herrn Habeck anschließen: "Jedenfalls wird ein bisschen im Moment zu viel für immer weniger Arbeit gestreikt beziehungsweise geworben«, sagte der Grünenpolitiker am Mittwoch in Berlin. »Und das können wir uns in der Tat im Moment nicht leisten.« Deutschlands Wirtschaft stagniere nur. Das Volumen aller Arbeitsstunden reiche nicht aus.

Gerne mehr Geld, alles gut, aber die Zeitreduzierung sollte und muss jetzt mal ein Ende haben ...
Die Notwendigkeit der Zeitreduzierung ergibt sich aber auch, weil die letzten Jahrgänge in Rente gehen, in denen es noch vermehrt Hausfrauen gab, sodass Männer auch problemlos 50-60 Stunden arbeiten konnten. In den mittleren und evtl. auch jüngeren Generationen übernehmen Männer vermehrt auch selbstverständliche Aufgaben, dann kann nicht mehr so viel gearbeitet werden... Dafür gibts mehr Frauen die arbeiten.
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