IsarSteve schrieb:
-------------------------------------------------------
> @Jens u. Ingolf
> Ich möchte mich doch wiederholen. Ich bin nicht
> gegen eine Strassenbahn nach Steglitz, aber ich
> finde die Pläne von Ingolf nicht gut.
> Ich schließe mich den Anderen an, die meinen es
> wird sowieso sehr lange dauern bevor die
> Strassenbahn entlang der Potsdamer Straße kommen
> wird. Daher alles was folgt ist eigentlich
> umsonst.
Wenn wir davon ausgehen, dann würde sich ohnehin jegliche verkehrplanerische Diskussion verbieten, da gegenwärtig in Berlin kaum mehr eine infrastrukturelle Weiterentwicklung des ÖPNV stattfindet.
> M85: Die Verlängerung zum Hauptbahnhof dient nicht
> nur Bahnreisenden. Sie stellt die Verbindung
> Schöneberg (oh sorry, SW Berlin) - Wedding wieder
> her (jetzt mit Umsteigen am Hbf.), die es fast 40
> Jahre gegeben hat (83/248).
Dann nenne mir mal die Fahrgastzahl, die täglich eine Verbindung zwischen Schöneberg und Wedding mit Umsteigen am Hauptbahnhof vom M85 in Richtung Wedding nutzen. Mit Verlaub, aber mit dem gegenwärtigen Angebot dürften das verschwindend wenig sein, da nahezu alle anderen Optionen besser geeignet sind.
Um in dieser Relation wirklich Fahrgäste auf den Bus zu bekommen, müsste es zumindest eine umsteigerfreie, expressbusartige Linie mit Nutzung des Tiergartentunnels und unter Auslassung des Potsdamer Platzes geben. Dann wäre man halbwegs konkurrenzfähig zu den heutigen Alternativoptionen (wie z.B. S1-U6 mit Umsteigen in Friedrichstraße)
Ich gehe sowieso davon
> aus, dass die zentraler Gegend rund um den Hbf.
> sich in den nächsten Jahren deutlich
> weiterentwickeln wird und weil die S21 noch nicht
> gebaut wurde, wird es doch deutlich mehr
> Busfahrgäste (SW Berlin) P/Pl. - Hbf. geben.
Bei dieser Buslinienführung bin ich sehr skeptisch. Dazu ist das Teil zu lahm und zu unzuverlässig.
> Wie 54E, kann ich mir in Steglitz eine M48/M82
> Verbindung gut vorstellen. Die M85 soll weiterhin
> mindestens bis W-Schr.-Platz fahren.
In der Schloßstraße wird es sicher weiterhin Busverkehr geben - nach meiner Meinung sollte zwischen Walther-Schreiber-Platz und Rathaus Steglitz eine kombinierte Bus/Tram-Trasse entstehen, um die örtlichen Durchmeserlinien (wie z.B. 282, 186 etc) weiter hier kunden- und betriebsfreundlich entlangzuführen.
Die Frage ist natürlich, bei wie vielen weiteren Linien Aufrtraggeber und Verkehrsunternehmen bereit sind, diese durch diesen Abschnitt zu führen. Die kundenfreundlichste Variante wäre eine Führung praktisch aller Linien, die am Rathaus Steglitz enden, durch die Schloßstraße. Aber das dies auch bei den besten Rahmenbedingungen nicht der Fall sein wird, dürfte klar sein. Zudem dürfte dann das Gesamtangebot (M4neu, M48,M85,M82,186,283,188,284,285) mit schätzungsweise bis zu 50-60 Fahrten/Stunde/Richtung doch eher zu betrieblichen Problemen, denn zu einem zuverlässigen Angebot führen.
Also wird man hier immer entscheiden müssen, welche Linien die stärksten und wichtigsten sind, die dann durch die Schloßsstraße fahren. Der M48 Süd ist da nicht der stärktsgenutzte Ast - M82 und M85/285 bieten mehr Fahrgäste. Und selbst der 186er ist ein wenig eine verkappte Metrolinie.
Aber ebenso, wie es sinnvoll ist, eine zentrale Geschäftsstraße mit vielen unterschiedlichen Linien zu bedienen - so ist es auch klar, dass mit einem kilometerweiten Parallelverkehr von Bus und Straßenbahn wirklich jemandem gedient wird.
Dazu nur folgende Anmerkungen:
1.
Man benötigt entweder doppelte Infrastruktur (Tramtrasse und Busspuren) oder der Bus muss über lange Abschnitte auf einer Straßenbahntrasse geführt werden. Erfahrungsgemäß muss wegen der hohen Belastungen auf engem Raum die Fahrbahndecke bei solchen Kombiabschnitten oft ausgebessert werden und zudem verbaut man sich damit städtebauliche Gestaltungsmöglichkeiten (breitere Trasse, Asphalt bzw. Beton statt Rasengleis etc). Daher ist es empfehlenswert, derartige Kombispuren nur auf kurze Abschnitte zu begrenzen (wie z.B. Schloßstraße).
2. Die Eigenschaften von Bus und Straßenbahn sind im gemeinsamen Betrieb doch recht unetrschiedlich, was auf gut nachgefragten Kombitrassen zu betrieblichen Problemen führt. Ein 40- oder 60-Meter Zug mit vielen Türen hat nun einmal andere Fahrgastwechselzeiten bzw. andere Kapazitätsreserven, als ein Berliner Doppeldecker. Als Resultat hätten wir also bei langen deckungsgleichen Abschnitten wieder die übliche Pulkbildung und der positive Effekt einer Eigentrasse (Zuverlässigkeit) wäre voll verpufft.
3. Den Luxus eines dichten Straßenbahntaktes und eines parallelen dichten Bustaktes wird es nicht geben. Wenn Du eine Verlängerung einer Straßenbahn nach Steglitz als nicht real betrachtest, warum soll dann eine wirtschaftlich wesentlich ineffizientere Maßnahme (Parallelverkehr Bus/Tram über lange Strecken) eine größere Chance auf Realisierung haben?
Und der heutige status quo ist die langfristig wirtschaftlich allerschlechteste Variante: gigantischer Aufwand für viel Busverkehr für nur eine mäßige Marktausschöpfung für den ÖPNV - trotz recht vieler Direktverbindungen ab der Hauptstraße.
> Schliesslich, kann ich Eure Argumentation nicht
> verstehen. Ingolf meinte ironisch, dass Schöneberg
> Mittelpunkt der Welt ist. Tatsache ist, diese
> Verbindungen existieren schon und sie werden gut
> angenommen.
Eine bestimmte andere hier genannte Verbindungen existiert (noch) nicht und hätte eine stärkere Nachfrage, als all die von Dir hier genannten Relationen zusammen. Weil sie eine gesamtsädtische Bedeutung hat - und nicht nur für den Schöneberger Lokalverkehr in die unmittelbaren Nachbarbezirke.
Im Übrigen, die BVG ist nicht bekannt
> für Ihre Grosszügigkeit gegenüber
> Schwachausgelasteter Linien. Daher denke im
> besonderen die 187, ist wichtig und sollte
> bestehen bleiben.
Eine zur Straßenbahn parallele Buslinie vom Innsbrucker Platz bis Bülowstraße sehe ich wenig realistisch. Daher bleibe ich bei meinem Vorschlag der Direktführung über die Martin-Luther-Straße. Für die Fahräste aus dem Bereich südlich des Innsbrucker Platzes sehe ich da sogar überweigend Vorteile, da sie eine schnelle Direktverbindung in die City-West und nach Moabit bekommen, die sogar schneller als einige Umsteigeverbindungen mit Schnellbahnnutzung sein dürften.
Und für die Relation vom Kaiser-Wilhelm-Platz nach Moabit gibt es ja weiter den Bus 106. Sollte die Nachfrage hier tatsächlich so groß sein, kann man diese Linie ja auf einen 10-Minuten-Takt verdichten. Vorschläge zu einer Neuordnung des Netzes um die Linien 104,106 und 204 habe ich ja hier schon öfter gemacht (u.a. mit einer Linie 206 Südkreuz - Turmstraße als 187er-Ersatz). Dies ließe sich problemlos auf die Straßenbahnplanung anpassen, ohne dass es zu längeren Abschnitten mit Parallelverkehr kommen muss.
> Ihr habt euch früher gegen das starre
> Metrobuskonzept ausgesprochen. Jetzt auf einmal
> ist es doch richtig?
Straßenbahnen bedienen nun einmal ökonomisch am effizientsten die stärkeren Relationen im Oberflächennetz und erreichen dort - nach modernen Gesichtspunkten gebaut und betrieben - eine sehr hohe Marktausschöpfung für den ÖPNV. Und zwar wesentlich mehr, als man mit einem noch so dicht befahrenen und verästelten Busnetz erreichen kann. Da man sich aber nun einmal Straßenbahnen nicht überallhin leisten kann (das wäre ökonomischer Umfug), muss es eben zu einer Abstimmung der einzelnen Verkehrsträger untereinander kommen. Einen 1:1 Ersatz eines Busnetzes durch Straßenbahnen hat es nie und wird es auch nicht geben. Wichtig ist jedoch, dass die stark belasteten Relationen mit Schienenverkehrsmitteln bedient werden. Und in diesem Teil der Stadt wäre die neue M4 ein Anfang - und zwar der allerwichtigste.
Sogar Ingolf hat für eine
> Überlagerung der Buslinien plädiert, als es um die
> 343/106 Planung ging. Jetzt meint er das
> Gegenteil.
Und wo weiche ich jetzt von dieser Idee der Linien 104/204 und 106/206 ab? Ich nehme die damals vorgeschlagene Linie "X87" heraus und führe sie auf einem anderen Weg, statt parallel zur Straßenbahn. Aber bezüglich Kleistquark - Morbid ändert sich nicht viel bei den Bussen.
> Und Ingolf es ist gut dass Du erkankt hast, "die
> ganze Welt will nach Schöneberg".
> Anscheinend schon.. sonst würde man keine
> Strassenbahn nach NO Berlin planen wollen, oder?
Für eine gesamtstädtische Relation, wo Schöneberg ein Bestandteil ist.
Ingolf