Prinz Eisenherz schrieb:
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> Für den Tram-Ausbau bieten sich die M-Korridore
> an, in der Mehrzahl nördlich, westlich und südlich
> der Innenstadt. Der Schwerpunkt beim Tram-Bau
> sollte also außerhalb der Innenstadt liegen. Im
> Tarifbereich B gibt es genügend Korridore mit
> Langstrecken-Fahrgästen, wo Schnellbahnen fehlen.
> Wenn die Korridore in die Innenstadt
> hineinreichen, weil vorher kein vernünftiger
> Übergang zu S- bzw. U-Bahn gefunden wird, dann
> wird man die Tram auch in die Innenstadt
> hineinführen. Das kann dann später zum
> Innenstadt-Tram-Netz zusammen wachsen. Wegen der
> Parallelangebote und Dichte der Schnellbahnen sehe
> ich jedoch grundsätzlich keine Priorität vor der
> Erschließung des Außenbereichs.
Bertrachtet man dieses Thema streng wirtschaftlich nach Kriterien der Gewinnung von Fahrgästen bzw. der Effizienz der Leistungserbringung, dann zeigt sich, dass es auch in der Innenstadt - trotz sehr gut ausgebautem S- und U-Bahn-Netz - sehr stark belastete Oberflächenkorridore gibt - die meisten davon sogar stärker belastet als die langen Busradialen in Richtung Außenbezirke.
Zudem kommt hinzu, dass der Nutzen bei der Verlängerung bestehender Strecken besonders groß wäre, da sich das sofort positiv auf die Auslastung der bereits bestehenden Netzteile auswirken würde.
Was jedoch der strategisch beste Weg zur größeren Wiedereinführung der Straßenbahn im Westteil der Stadt wäre, ist da schon eine andere Diskussion (die ich jetzt nicht bewerten möchte). "Straßenbahnwürdige" Strecken gibt es in dieser Stadt noch zuhauf - in der Innenstadt ebenso wie in den Außenbezirken. Selbst die Diskussion der Einrichtung von Teilnetzen (wie z.B. in Dublin, Barcelona, Madrid oder Paris praktiziert) gab es bereits in Berlin. Sichtbar wurde dies in den Senatsplanungen der 1990er Jahre, wo mit einer Strecke in der Wasserstadt Spandau ein Einstieg in ein dortiges Teilnetz Eingang in die Planungsunterlagen gefunden hat. Und nicht nur dies - in typischer Berliner Tardition - hat man auf einer der Wasserstadtbrücken kräftig Bauvorleistungen erbracht für eine Straßenbahn, die wohl noch sehr lange Zeit nicht kommen wird.
Ingolf
Ausnahme kann die
> Achse Mierendorffplatz - Moabit - Hbf. sein, was
> dem Verlauf der fehlenden U5 entspricht - das wird
> aber auch noch ein Krampf.
>
> Mit der M4 Alex - Steglitz hat sich die
> Machbarkeitsstudie genau die Strecke ausgesucht,
> die parallel zu S- und U-Bahn liegt. Außerdem ist
> wegen der Platzverhältnisse mit mehr Widerstand zu
> rechnen als beispielsweise auf der Seestraße,
> Heerstraße oder am Kurt-Schumacher-Damm.
> Abenteuerlich ist der Versuch, dass ausgerechnet
> mit der M4 "der Westen" von der Straßenbahn
> überzeugt werden soll. Diese Bereitschaft muss
> tatsächlich "behutsam" - um mal diesen
> Planer-Modesprech zu verwenden - entwickelt
> werden. In der Machbarkeitsstudie ist "behutsam"
> dagegen angesichts der Eingriffe in Straße und
> Busnetz diese typische Öko-Worthülse, wo
> Betroffenen der Kragen platzt.
>
> > > Nun, das Problem U5 soll ja gelöst werden.
> >
> > Was höchst effektiv jede verbessernde Maßnahme
> bis
> > dahin verhindert.
>
> Die U5 ist doch eine "höchst effektiv [...]
> verbessernde Maßnahme." Hier haben sich die sonst
> so rührigen Verkehrspolitischen Sprecher der
> Regierungskoalition nicht durchsetzen können. Nach
> Eröffnung der U55 wird der U5-Lückenschluss
> Brandenburger Tor - Alex nicht zu stoppen sein.
> Keine, egal welche Senats-Koalition, wird sich
> eine Schilda-Kampagne in der Presse leisten
> können.
>
> > Die Tram würde Rathausstr., Spandauer Str.,
> > Mühlendamm und Gertraudenstr. erschließen.
> > Die U2 stattdessen umfährt den ganzen Bereich
> auf
> > dem anderen Ufer des Kupfergrabens.
>
> Zur U2: der Molkenmarkt (Hst. Berliner Rathaus /
> Nikolaiviertel) liegt unweit von U Klosterstraße,
> gleiches gilt für U Märkisches Museum und U
> Spittelmarkt zur Station Fischerinsel, jeweils
> rund 300 Meter. Etwas unerfreulich ist lediglich
> die Schienenanbindung im Bereich Stadtschloss /
> Humboldt-Forum. Das erledigt sich jedoch mit der
> U5. Vor dem U5-Lückenschluss wird dort erst recht
> niemand eine Straßenbahn bauen.
>
> > Hausvogteiplatz allein reisst das auch nicht
> raus
> > - eine Tram entlang von Rathausstr.,
> Werderschem
> > Markt und Französischer Str. siehst du ja auch
> als
> > sinnvoll an.
>
> Nein, mein Hinweis lautete:
> >> eine Tramvariante Französiche Straße fände ich
> >> sogar interessanter als die Leipziger Straße.
>
> Eine Realisierung finde ich aber erst nach
> wichtigeren Tram-Projekten sinnvoll, siehe oben.
>
> > Natürlich geht es (wieder) um ein Steglitzer
> > Straßenbahnnetz, nur braucht man dafür erst
> einmal
> > (mindestens) eine Verbindungsstrecke zum
> > bestehenden.
>
> Nein, seit "Erfindung" der U55 (und nach Blick
> über den Berliner Gartenzaun) braucht man keine
> Verbindungsstrecke. Dieses Dogma beim Tram-Ausbau
> ist nur ein ideologischer Hemmschuh - irgendwie
> ein Denkverbot typisch Berlin. Da erwarte ich
> einfach mehr Kreativität bei den Parteien bzw.
> ihren sie anfütternden Meinungsbildnern.
> Bei ernst gemeinten Netzausbau werden so oder so
> weitere Betriebshöfe gebraucht, die sich
> individuell in Stufen vergrößern lassen - dann
> kann auch mal ein erst (an)wachsender Netzteil
> vorübergehend separat sein.
>
> > Eine Machbarkeitsstudie ist kein
> umsetzungsreifes
> > Gesamtkonzept, insofern sollte man sie nicht
> > überfrachten mit Ansprüchen - unsere Diskussion
> > hier ist da schon in Teilen ein gutes Stück
> > weiter.
>
> Da wird nichts überfrachtet. Das hier ist ein
> Forum, in dem Zustimmung, Kritik, Anregungen und
> Alternativen hin und her diskutiert werden. Auf
> welchem Diskussionspfad auch immer man sich "da
> schon in Teilen ein gutes Stück weiter" verlaufen
> haben will - macht nichts, bleibt alles in der
> Trambahn-Bastelstube.
>
> > > Hohes Niveau gab es nicht einmal unter grüner
> > > Beteiligung - Momper-Senat 1989/90.
> >
> > In Bezug auf die Reaktivierung der S-Bahn
> schon.
>
> Nein, da braucht man 20 Jahre später nichts zu
> beschönigen. Den Schwung in die
> S-Bahn-Reaktivierung brachten erst Mauerfall und
> Vereinigungsprozess. Antrieb war schließlich die
> schlichte Notwendigkeit, nicht eine grüne
> Gesinnung.
>
> Grün hat damals zwar viel versprochen, sich im
> Momper-Senat aber schön mit einem Maulkorb
> totgestellt, selbst als der Bausenator nicht mehr
> als Posen für die Presse mit Bauhelm und
> Presslufthammer zustande brachte. Die
> Glaubwürdigkeit grüner (Verkehrs-) Politik ist
> seitdem immer wieder peinlich ernüchternd - auch
> auf Bundesebene.
>
> > Wer denkt denn in der Berliner
> (Verkehrs-)Politik
> > deiner Meinung nach vorbildlich v.a. ans
> > Gemeinwohl?
>
> In der Verkehrspolitik ist da niemand. Allgemein
> in der Politik nenne ich keine Namen, um diesen
> Thread vorsorglich zu entlasten. ;-)
> Eigentlich sind unsere Götter in Blau ganz gut -
> die BVG macht (meistens) einen guten Job, da hat
> sich viel verbessert.