>
> Berlin ist bekanntlich arm aber sexy. Woher soll
> das Geld für 700-800 Viertelzüge kommen? Zumal
> sich diese Züge nicht innerhalb von wenigen
> Monaten herstellen lassen.
Wenn ich richtig informiert bin, dann gibt es bei Verträgen sowas wie Erfüllungspflichten. Die S-Bahn hat, diesen Schluß muß man als Fahrgast jedenfalls ziehen, diesen Vertrag mehrfach verletzt. Da bis jetzt von der neuen Führung keinerlei Vorstösse dahingehend zu erkennen sind, das
1. künftig das "Absaugen" von Gewinn seitens der DB unterbleibt
2. eine weitere Werkstattkapzitätsverringerung unterbleibt
3. weitere Personalabbau unterbleibt
4. der Einsatz der Betriebsmittel oder Hilfsmittel nicht mehr nach dem Maßstab "billigster Jakob" sondern Betriebstauglichkeit (Schmiermittel für Fahrsperren) gewählt wird
solange ist zu befürchten, das die S-Bahn ihren Verpflichtungen nach einen zuverlässigen Betrieb nicht nachkommen wird, wenn sie immer auf "Kante" fährt - d .h. alles ausreizen, bis zum buchstäblichen Geht - Nicht - Mehr.
Mal ganz davon abgesehen, das Vorgaben vom EBA einfach ignoriert wurden und angebliche technische Mängel der BR 481 - siehe Sandstreuer - nicht innerhalb der dafür vorgesehenen Frist von der S-Bahn beanstandet wurden.
Daher sollte es ja wohl juristisch möglich sein
1. aus dem Vertrag herauszukommen und
2. der S-Bahn GmbH - oder der DB - die S-Bahnen abzunehmen und für einen künftigen Betreiber bereit zu halten.
Das kein Betrieb der Welt mal eben 700 neue Züge anschafft, ist klar. Das weiß die DB und damit wähnt sie sich auf der sicheren Bank, ganz nach dem Motto: wir können machen, was wir wollen, denn es wird sich kein anderer Betreiber finden. Und bisher hat das ja auch wunderbar geklappt.
> > Du weisst, das die DB weiterhin ihre
> > Monopolstellung ausnutzen wird?
>
> Wenn der Senat nicht in der Lage ist Verträge zu
> formulieren, die diese Monopolstellung (welche ein
> anderes EVU ebenfalls hätte) unauffällig werden
> läßt, ändert eine Ausschreibung nichts.
Das könnte in der Tat passieren. Daher wäre es nun folgerichtig dafür zu kämpfen, das die Leute im Senat, die ganz offensichtlich nicht dazu in der Lage sind - oder auch nicht willens - aus ihrem Amt entfernt werden und kompetente und vor allem an einem guten ÖPNV interessierte Politker einen neuen Vertrag aushandeln.
> Welche Spielchen denn? Du tust ja gerade so als
> wenn das alles Absicht von der gesamten S-Bahn
> gewesen wäre.
> Was wäre denn wenn ein anderes EVU plötzlich
> Probleme mit einer kompletten Fahrzeugflotte
> hätte? Die Situation wäre die gleiche!
Ein anderes EVU hätte vielleicht während der Gewährleistungsfrist geschaut, ob man ihnen da Wagen angedreht hat, die den Bremssand neben die Gleise streuen, statt vor die Räder....
Nein, die DB hat die Kuh, die sie ja super melken konnte, gewiß nicht mit Absicht gegen den Prellbock gefahren. Sie hat sich - sagen wir mal nett - in ihrer Gier nur ein wenig zu wenig Gedanken gemacht, das man der Kuh, die man melken will, auch genügend zu fressen geben sollte. Wer z.B. eine Modelleisenbahn hat, wird schon als Kind eingebläut bekommen haben, das er Räder, Gleise usw. regelmäßig zu säubern und zu pflegen hat, denn sonst kann man das Bähnchen eines Tages in die Vitrine stellen oder auf den Müll schmeissen.
Wer 56 Millionen aus dem Betrieb rauszieht aber nur 3 Millionen investiert, der muß sich meiner MEinung nach Fragen lassen, wo er seine kaufmännische Ausbildung gemacht hat. Man kann nicht immer nur Geld rausziehen, Personal verringern und Werkstätten schließen und sich einbilden, man kann den Betrieb auf selben Level am Laufen halten. Es sei denn, man ist ein Fantast.... Oder man weiß, daß man keine Konsequenzen zu fürchten hat. Hat man ja bisher auch nicht und das Argument, auch Deines, war und ist ja immer wieder damit zu drohen, daß ein anderes EVU nicht mal eben 700 Züge aus dem Ärmel schütteln kann. Und damit setzt man sich dann eben auf die Bank und grinst sich eins. DAs meinte ich z.B, mit Spielchen.
>
>
> Der ausgesetzte Börsengang hat mit der S-Bahn
> nichts zu tun! Die Bahn ist nach wie vor ein
> staatliches Unternehmen und wäre es nach einem
> Börsengang immer noch.
Nein! Der geplante Börsengang hat sehr wohl was damit zu tun, denn man muß die Bahn auf Teufel komm raus börsenfähig machen und das geht nur, wenn die Bilanzen stimmen. Und die Bilanzen stimmten ja bisher, denn man hat alles, was man angeblich nicht brauchte, auf den Müll gworfen. Und man hat eben gnadenlos Gewinn abgezogen. Nur ein gut bilanziertes Unternehmen bietet einen Anreiz für den Aktienkauf. Ob die Bahn nun staatlich ist oder nicht spielt da gar keine Rolle. Im übrigen muckt doch die Regierung nicht auf, und das, obwohl sie z Zt. noch der "Alleinaktionär" bei der DB AG ist....
> Hier hat die Politik eindeutig versagt und
> raffgierigen Einzelpersonen Tor und Tür geöffnet.
Das stimmt allerdings!
Außerdem gehört die Bahn endlich von der Mineralölsteuer befreit!
>
> Was soll sich denn bei der DB ändern müssen?
Oh, da gäbe es eine ganze Menge. Aber es würde sicherlich die meisten Fahrgäste schon freuen, wenn die Züge pünktlich fahren würden und die Preise nicht so gepfeffert wären.
Es ist immer noch eine Staatsbahn, welche sich nach
> Wunsch der Regierung privatwirtschaftlich
> verhalten soll.
Was unter den Umständen, wie wir sie in Deutschland haben, gar nicht möglich ist. Man kann nicht einfach alles stillegen und abhängen, was nicht wirtschaftlich zu betreiben ist. Der Spagat zwischen privatwirtschaftlichen Betrieb und sozialen, kommunalverkehrspolitischen Aspekten kann so nicht gelingen.Es fehlt eben ein klares Bekenntnis zum ÖPNV.
> Einen VEB S-Bahn mit 1000 Viertelzügen und einem
> Einsatzbestand von 2/3 kann sich niemand mehr
> leisten.
Man braucht auch keinen VEB. Es würde schon reichen, wenn der Gewinn, der im Unternehmen erzielt wird, auch im Unternehmen verbleibt, damit die Betriebsmittel erhalten bleiben können.
> Es ist Sache der Regierung die Leistungsvorgaben
> so zu definieren, daß ein Preisdumping nicht
> möglich ist.
> So lange aber auf Regierungsebene von einer
> Kostensenkung pro Ausschreibung geträumt wird,
> werden die hausgemachten Probleme nicht
> verschwinden nur weil ein anderes EVU den Betrieb
> führt.
Preisdumping ist leider möglich und das ist wirklich ein Problem, gerade für die Beschäftigten. Niemand hat Lust, für 3,50 Stundenlohn eine Lok zu fahren etc.
Ein wirksames Mittel gegen PReisdumping wäre der gesetzliche Mindestlohn, der aber leider immer noch von weiten Teilen der sog. "Volksparteien" torpediert wird. Was in anderen Ländern funktioniert, kann natürlich in Deutschland nicht funktionieren....
Aus Fahrgastsicht muß ich Dir aber sagen, das es mir sch..egal ist, was an der S-Bahn dran steht. Es kann nicht sein, daß wir Fahrgäste für Versagen in Verkehrs- und Unternehmenspolitik quasi tagtäglich als Geisel genommen werden und uns auf die S-Bahn nicht mehr verlassen können. Einmal ganz davon abgesehen, das man damit einen Rattenschwanz neuer PRobleme schafft. Neue Fahrgäste wird man mit so einer S-Bahn nicht mehr gewinnen und der Imageschaden für Berlin ist jetzt schon recht groß. Wenn die Beförderungsleistung zur LEichtathletik - WM nun auch noch zum Deasaster wird, könnte der Schaden noch umso größer werden. Hier wird zur Zeit von allen Seiten tatenlos zugesehen, wie ein Verkehrsmittel kaputtgespart wird, das auch zur Wirtschaftskraft dieser Stadt beiträgt, denn nicht nur Autobahnanschlüsse sind Kriterien für Gewerbeansiedlungen, sondern es soll auch noch das eine oder andere Unternehmen geben, das Wert auf einen funktionierenden Nahverkehr legt.
Das andere Verkehrsunternehmen auch in der Lage sind, einen zuverlässigen Nahverkehr anzubieten, beweisen die Züge der ODEG und der NEB tagtäglich. Ob die sich ein Verhalten wie die DB es getan hat erlauben würden, möchte ich stark bezweifeln.
> In Hamburg funktioniert die S-Bahn einwandfrei,
> also lag es und liegt es eindeutig an den in
> Berlin direkt beteiligten Personen und nicht
> pauschal an der DB!
Ja, die S-Bahn in Hamburg funktioniert - noch! Aber man weiß auch nicht, was dort hinter den Kulissen passiert. Vielleicht gibt es dort einen Senat, der eben nicht tatenlos zuschaut, bis der Karren im Dreck sitzt. Ich kann mich erinnern, das der dortige Senat schon öfter mal laut darüber nachgedacht hat, den S-Bahnbetrieb auszuschreiben. Vielleicht weiß die DB, das man dort evtl nicht so lange fackelt. Im Übrigen ist das Hamburger S-Bahnnetz mit seinen ca 130 km gerade zu winzig gegenüber Berlin mit 332 km (?) S-Bahn.