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Fahrzeugpool mit Wartungsvertrag, sinnvollstes Konzept für die S-Bahn?
geschrieben von peterl 
Liebes Forum,

seit geraumer Zeit steht ja das Konzepts des Fahrzeugspool im Raum, aus dem Gewinner einer Ausschreibung (Landeseigene) Fahrzeuge beziehen könnten.

Wäre hierfür nicht die sinnvollste Lösung sowohl Wartung als auch Produktion der Fahrzeuge auszuschreiben? In England scheint das relativ erfolgreich zu funktionieren, siehe hier und dort.

In der Ausschreibung würden dann Qualitätsmerkmale wie vorallem die Verfügbarkeitsgrade festgelegt und die Einhaltung mit entsprechenden hohen Maluszahlungen garantiert. Zusätzlich könnte die Vergabe an die Zahlung eines bestimmten Mindeslohns geknüpft werden, um eine Wettbewerb über Lohnzahlungen zu verhindern.

Was meint ihr, das sinnvollste Konzept für Berlin?



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 14.02.2011 02:21 von peterl.
Die LNVG macht das so. Die Wartung wird vom Fahrzeughersteller durchgeführt.
@peterl:
Wovon schreibst du hier eigentlich? Busflotte? Heidekrautbahn?

Darf ich vorschlagen, den Threadtitel folgendermaßen umzubenennen?
"Fahrzeugpool mit Wartungsvertrag, sinnvollstes Konzept für S-Bahn?"

[Edit]: Danke.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 15.02.2011 16:46 von DonChaos.
Ich frag mich nur immer, wenn man alles so genau festlegt, dann kann das ja auch gleich ein landeseigener Betrieb machen?

______________________

Nicht-dynamische Signatur
Weil lediglich das Ergebnis festgelegt wird und nicht wie dieses erreicht wird. (was in der Regel der schwierige Teil bei Unternehmungen jeder Art ist ;))



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.02.2011 13:57 von peterl.
Das Vorurteil dass Landesunternehmen generell ineffizienter arbeiten als Private sollte sich aber inzwischen revidiert haben. So kaufen einige Kommunen ihre Muellentsorger und Wasserfirmen wieder zurueck.

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Zitat
Lehrter Bahnhof
Ich frag mich nur immer, wenn man alles so genau festlegt, dann kann das ja auch gleich ein landeseigener Betrieb machen?

Da liegt der Hase im Pfeffer.
Wenn der vielbeschworene Wettbewerb mit seinen Ausschreibungen zu befriedigenden Zuständen führen würde, hätten wir das Problem garnicht.
Stattdessen ist offensichtlich ein gehöriges Maß an Vorschriften und Kontrollen notwendig, um ein ähnliches Leistungsniveau wie das der vielgeschmähten öffentlichen Betriebe überhaupt zu erreichen.
Die höhere Effizienz privater Betreiber beruht meist auf einer drastisch geringer wahrgenommenen Verantwortung für die ihnen übertragen Aufgaben, Anlagen und Belegschaften.
Was sich dadurch betriebswirtschaftlich einsparen lässt, kommt nur zum Teil dem Souverän zugute, der dafür aber alle negativen Folgen dieser Vorgehensweise volkswirtschaftlich tragen darf(unzureichendes tatsächliches Angebot, öffentliche Investitionen in privaten Gewinnen dienende Infrastruktur, Ausgleichsleistungen aus den Sozialkassen etc.)

Insofern sollte man aufhören, zu behaupten, private Betriebe würden Aufgaben besser erledigen als öffentliche und endlich anfangen, das einfach mal von Fall zu Fall zu belegen.
Die Maxime einer öffentlichen Verwaltung sollte doch bitte sein, das in Aspruch genommene Leistungen privater Anbieter n a c h w e i s l i c h wenigstens denen öffentlicher ebenbürtig sind.

Das gegenwärtige Problem hat viel mit einer auf soviele Schultern verteilten Verantwortung zu tun, dass sie kaum mehr greifbar ist und alle Beteiligten praktisch machen können, was sie wollen, da Konsequenzen kaum zu erwarten sind.
Die Veranwortung für Herstellung und Wartung von Fahrzeugen in einer Hand zusammenzufassen, könnte sicher ein Teil der Lösung sein.
Der Hersteller(egal ob privat oder öffentlich) ist dann voll für die Verfügbarkeit seiner Fahrzeuge verantwortlich.
Das ganze Affentheater zwischen Bahn und Bombardier wäre überflüssig und die Probleme hätten viel früher angegangen werden können.
Zudem könnte ein Hersteller früher als ein Betreiber zu dem Schluß kommen, dass die Erneuerung einer Flotte sich rechnet, da sein Interesse nicht im verwalten, sondern im bauen von Fahrzeugen liegt.

Berlins Straßen sind zu eng, um sie nur dem MIV zu opfern!
Dass private Unternehmen effizienter arbeiten als staatliche Unternehmen ist m.E. Konsens. Insofern würde ich euch bitten eure abweichende Ansicht im Ansatz zu belegen.

Sinn und Zweck von privaten Unternehmen ist es per Definition nicht die allgemein Wohlfahrt zu steigern, sondern die eigene. Insofern ist der Verkauf von staatseigenen Betrieben die qua Natur Monopolist sind (z.B. Wasserwerke) sehr problematisch. Hier wird das private Unternehmen seinen eigenen Nutzen zu Lasten der allgemeinen Wohlfahrt optimieren. Das ist das zu erwartende Verhalten.

Insofern sind die von euch angesprochenen Probleme mit verkauften Wasserwerken kein Gegensatz zur Regel, dass private Unternehmen effizienter arbeiten als staatliche, sondern Ausfluss der selben Gesetzmäßigkeit. Nämlich dem Streben nach Gewinn der Individuen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 19.02.2011 16:03 von peterl.
Zitat
peterl
Dass private Unternehmen effizienter arbeiten als staatliche Unternehmen ist m.E. Konsens. Insofern würde ich euch bitten eure abweichende Ansicht im Ansatz zu belegen.

Ist es nicht, denn auch private Unternehmen legen ab einer bestimmten Größe ein träges und schwerfälliges Verhalten an den Tag wie es staatliche Beamtenapperate auch können.

Gruß Spandauer
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Zitat
Spandauer70
Zitat
peterl
Dass private Unternehmen effizienter arbeiten als staatliche Unternehmen ist m.E. Konsens. Insofern würde ich euch bitten eure abweichende Ansicht im Ansatz zu belegen.

Ist es nicht, denn auch private Unternehmen legen ab einer bestimmten Größe ein träges und schwerfälliges Verhalten an den Tag wie es staatliche Beamtenapperate auch können.

Abgesehen davon liegen hier oftmals auch unterschiedliche Unternehmensstrategien und Bewertungssysteme zugrunde, die in derartigen Effizienzvergleichen nicht oder nur unzureichend berücksichtigt werden. Selbst wenn ein privates Unternehmen eine höhere kurzfristige Rendite ausweist als ein öffentliches muss dies noch lange nicht heißen, dass es effizienter arbeitet. Unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten sieht das Ganze ohnehin nochmal anders aus, da es sich z.B. für ein privates Unternehmen lohnen kann, seine Mitarbeiter in den Schulferien in Kurzarbeit zu schicken. Wenn die öffentliche Hand dies tut, wirtschaftet sie dagegen nur von einer Kasse in die andere.
Zitat
Spandauer70
Zitat
peterl
Dass private Unternehmen effizienter arbeiten als staatliche Unternehmen ist m.E. Konsens. Insofern würde ich euch bitten eure abweichende Ansicht im Ansatz zu belegen.

Ist es nicht, denn auch private Unternehmen legen ab einer bestimmten Größe ein träges und schwerfälliges Verhalten an den Tag wie es staatliche Beamtenapperate auch können.


Das Unternehmen mit zunehmender Größe eine zunehmende Verwaltung haben ist völlig normal und sogar zwingend. Nur dass sie träge und schwerfällig werden mag a) deine persönliche Auffassung sein und ist b) im Vergleich mit einer gleichgroßen Behörde nicht belegt.
Ein einfacher Vergleich:

Sinopec als staatlicher chinesischer Öl- und Gasversorger hat bei 187 Mrd Dollar Umsatz über 600.000 Mitarbeiter und einen Gewinn von knapp 6 Mrd Dollar (also ca. 3% Marge) während vergleichbare private Unternehmen wie Royal Dutch Shell, ExxonMobil oder BP (abgesehen vom letzten Jahr) jeweils mehr Umsatz haben (zwischen 250 und 285 Mrd Dollar), mehr Gewinn erwirtschaften (zwischen 12,5 und 19 Mrd Dollar)[Marge: 4,4% Shell, 6,7% ExxonMobil und BP] und gleichzeitig nur ein Sechstel(!) der Mitarbeiter beschäftigen (zwischen 80.000 und 102.000).

Sorry, aber peterl hat recht: Private Unternehmen gelten allgemein(!) als effizientere Unternehmen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 20.02.2011 12:39 von Blaschnak.
Zitat
Lopi2000
Zitat
Spandauer70
Zitat
peterl
Dass private Unternehmen effizienter arbeiten als staatliche Unternehmen ist m.E. Konsens. Insofern würde ich euch bitten eure abweichende Ansicht im Ansatz zu belegen.

Ist es nicht, denn auch private Unternehmen legen ab einer bestimmten Größe ein träges und schwerfälliges Verhalten an den Tag wie es staatliche Beamtenapperate auch können.

Abgesehen davon liegen hier oftmals auch unterschiedliche Unternehmensstrategien und Bewertungssysteme zugrunde, die in derartigen Effizienzvergleichen nicht oder nur unzureichend berücksichtigt werden. Selbst wenn ein privates Unternehmen eine höhere kurzfristige Rendite ausweist als ein öffentliches muss dies noch lange nicht heißen, dass es effizienter arbeitet. Unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten sieht das Ganze ohnehin nochmal anders aus, da es sich z.B. für ein privates Unternehmen lohnen kann, seine Mitarbeiter in den Schulferien in Kurzarbeit zu schicken. Wenn die öffentliche Hand dies tut, wirtschaftet sie dagegen nur von einer Kasse in die andere.

Nur wo liegt da die Ineffizienz? Beim Unternehmen oder an der Rahmenbedingungen des Marktes? Um gerade auf dein Beispiel zurückzukommen:

Es wird nicht sinnvoll sein die Beschäftigten auf Kurzarbeit zu schicken, da die meisten Angestellten nämlich auch ihren Urlaub in die Schulferien legen wollen (v.a. die mit Kindern). Parallel gibt es in Branchen mit diesen saisonalen Spitzen Arbeitszeit- und Gleitzeitkonten wo nachfrageschwache und -starke Zeiten ausgeglichen werden können (z.B. auch bei der Post zwischen Sommer<->Weihnachten). Man sollte sich eher die Frage stellen ob man nicht die Rahmenbedingungen anpasst um externe Kosten zu internalisieren und die sozialen Kosten mit abzudecken, als pauschal zu sagen die bösen privaten Unternehmen berücksichtigen die Kosten des Staates nicht. Würde doch keiner von uns machen, wenn wir nicht gezwungen werden.
Zitat
Blaschnak

Das Unternehmen mit zunehmender Größe eine zunehmende Verwaltung haben ist völlig normal und sogar zwingend. Nur dass sie träge und schwerfällig werden mag a) deine persönliche Auffassung sein und ist b) im Vergleich mit einer gleichgroßen Behörde nicht belegt.
Ein einfacher Vergleich:

Sinopec als staatlicher chinesischer Öl- und Gasversorger hat bei 187 Mrd Dollar Umsatz über 600.000 Mitarbeiter und einen Gewinn von knapp 6 Mrd Dollar (also ca. 3% Marge) während vergleichbare private Unternehmen wie Royal Dutch Shell, ExxonMobil oder BP (abgesehen vom letzten Jahr) jeweils mehr Umsatz haben (zwischen 250 und 285 Mrd Dollar), mehr Gewinn erwirtschaften (zwischen 12,5 und 19 Mrd Dollar)[Marge: 4,4% Shell, 6,7% ExxonMobil und BP] und gleichzeitig nur ein Sechstel(!) der Mitarbeiter beschäftigen (zwischen 80.000 und 102.000).

Sorry, aber peterl hat recht: Private Unternehmen gelten allgemein(!) als effizientere Unternehmen.

Arbeiten die genannten Unternehmen unter den gleichen Rahmenbedingungen?
Lässt sich überall Öl und Gas zu denselben Kosten fördern?
Könnte es sinnvoll sein, bei der Zahl der Beschäftigten auch deren Lohnniveau zu berücksichtigen?
Also was soll ein derart vereinfachender Vergleich bringen?

Berlins Straßen sind zu eng, um sie nur dem MIV zu opfern!
Zitat
dubito ergo sum
Arbeiten die genannten Unternehmen unter den gleichen Rahmenbedingungen?
Lässt sich überall Öl und Gas zu denselben Kosten fördern?
Könnte es sinnvoll sein, bei der Zahl der Beschäftigten auch deren Lohnniveau zu berücksichtigen?
Also was soll ein derart vereinfachender Vergleich bringen?

Sicherlich alles legitime Einwände. Nur denkst du, dass diese Punkte den exorbitanten(!) Unterschied der Kennzahlen erklären? Du darfst auch das kleine Wort "allgemein" nicht überlesen (ich hatte es extra mit einem Ausrufezeichen versehen)! Es gibt Situationen da ist ein staatliches Unternehmen genauso effizient oder vllt. auch effizienter als private Unternehmen, aber im Allgemeinen gilt trotzdem die Aussage, dass private Unternehmen effizienter sind als Staatliche.
Zitat
Blaschnak
Du darfst auch das kleine Wort "allgemein" nicht überlesen [...]

Was heißt denn "im Allgemeinen"? Ich assoziiere damit eine Betrachtungsweise von einer Meta-Ebene, die nicht auf konkrete Zahlen eingeht, sondern sich nach dem subjektiven Gefühl richtet.

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
Zitat
Florian Schulz
Zitat
Blaschnak
Du darfst auch das kleine Wort "allgemein" nicht überlesen [...]

Was heißt denn "im Allgemeinen"? Ich assoziiere damit eine Betrachtungsweise von einer Meta-Ebene, die nicht auf konkrete Zahlen eingeht, sondern sich nach dem subjektiven Gefühl richtet.

Viele Grüße
Florian Schulz

Hi,

Das allgemein bezog sich auf die heutige Situation, dass die meisten Güter von privaten Unternehmen hergestellt werden, die dem Wettbewerb unterliegen. Genau in solchen Märkten haben private Unternehmen einen Kostenvorteil ggü. öffentlichen. In wie weit das einen Einfluss hat, ist sehr schön verständlich in folgendem Paper der Uni Potsdam dargestellt:

Klick

Es kann also nicht von einer Meta-Ebene subjektiver Gefühle ausgegangen werden, sondern die Zahlen
@ Blaschnak

Ich zitiere mal ein paar Passagen aus deinem "Paper":

"Konkret waren es jedoch nicht die relativ hohen Preise und schlechten Qualitäten,
die die Privatisierungen und die Marktöffnungen initiiert haben. Vielmehr sind
diese Ineffizienzen lediglich als notwendige und nicht als hinreichende Bedingung für
die einzelnen Reformmaßnahmen anzusehen."

Staatliche Monopole werden mit schlechter Qualität und hohen Preisen gleichgesetzt. Wenn eine Privatisierung durchgeführt wird, werden vielleicht kurzfristig die Preise fallen, jedoch im Laufe der Zeit massiv steigen, um die Effizienz des Privatunternehmens auf langer Sicht zu sichern. Dabei kontrolliert der Wettbewerb sich selbst, okay...
Ich sehe es durchaus richtig an, dass den öffentlichen Institutionen die Kontrolle fehlt, gerade hinsichtlich der ausgezahlten Gehälter bezüglich der tatsächlich geleisteten Arbeit (ich spiele auf die Ämter an), jedoch ist der Unterschied zwischen beiden "Wirtschaftsformen" privat und öffentlich bezeichnend, dass sich bei einem Wettbewerb die Privaten selbst kontrollieren sollen. Staatliche Unternehmen erfüllen die Aufgabe der Daseinsvorsorge, sprich: Die Sicherung des Daseins steht vor der Kapitalerwirtschaftung. Das könnte die hohen Preise erklären. Aber leidet die Qualität darunter, wenn Mitarbeiter wenig bis keinem Wettbewerbsdruck unterliegen?

Zu den einzelnen Positionen Eisenbahn, Post, Telko, die Prof. Dr. Eickhof aufführt, fehlt mir eine kritische Bewertung. Ich nehme mir mal nur die Post raus: Bestimmte politische Kräfte (welche?) und die bösen Gewerkschaften haben bisher eine 100%ige Privatisierung verhindert. "Vielfach hat der Deutsche Verband für Post und Telekommunikation der Post vorgeworfen, ihre Monopolstellung [der Post] zu Lasten der Verbraucher auszunutzen." Ein kurzer Blick in die Mitgliederliste des Verbandes offenbart, dass neben privaten Postfirmen auch zahlreiche Banken, Versicherungen, Firmen aus dem sekundären Sektor und Pharmaunternehmen aufgeführt werden. Ihr oberstes Ziel ist die "Liberalisierung der Post-, Telekommunikations- und Informationstechnologiemärkte". Eine Gegenstimme hat Eickhof nicht aufgeführt. Bei der Eisenbahn ähnlich: Die Marktöffnung kommt schleppend voran. Keinerlei Auseinandersetzung mit der Frage nach dem "Ob", sondern nur "Wie".

Bei solch einseitigen wissenschaftlichen (!) Arbeiten verspüre ich Bauchschmerzen. Dem "beliebten Argument der öffentlichen Daseinsvorsorge" kann er wenig entgegen steuern. Im Gegenteil, er stellt eine weitere Frage, ohne sie selber zu beantworten. Auf seine Aussage, dass der Staat nicht nur Probleme lösen sondern auch schaffen kann, antwortet er bezüglich dem Schaffen von Problemen selbstverständlich mit der Lösung der Liberalisierung. "Staat kann Probleme lösen" wird kurzerhand unter den Tisch gekehrt.

Das Eindringlichste habe ich vergessen. Zum Stichwort unflexible Bürokraten möchte ich noch einen Satz zitieren:
"Der Bürokrat möchte aus seiner Tätigkeit
einen möglichst großen Nutzen ziehen [...]
Nutzen zieht er aus dem direkten und indirekten
Einkommen, aus dem sozialen Prestige, aus der
öffentlichen Anerkennung, aber auch aus einem
ruhigen, sicheren und konfliktfreien Berufsleben."

Das rechtfertigt die Forderung zum Bürokratieabbau. Damit verstehe ich auch den Zusammenhang zwischen steigender Privatisierung und sinkender Vollzeitbeschäftigung...

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.03.2011 12:39 von Florian Schulz.
Zitat
Florian Schulz
@ Blaschnak

Ich zitiere mal ein paar Passagen aus deinem "Paper":

gern, nur ist es nicht "mein" Paper. Bitte nicht verwechseln! Ich stehe nicht mit allen Punkten d'accord!


Zitat

Wenn eine Privatisierung durchgeführt wird, werden vielleicht kurzfristig die Preise fallen, jedoch im Laufe der Zeit massiv steigen, um die Effizienz des Privatunternehmens auf langer Sicht zu sichern.

Wo hast du diese Erkenntnis her?

Zitat

Ich sehe es durchaus richtig an, dass den öffentlichen Institutionen die Kontrolle fehlt, gerade hinsichtlich der ausgezahlten Gehälter bezüglich der tatsächlich geleisteten Arbeit (ich spiele auf die Ämter an), jedoch ist der Unterschied zwischen beiden "Wirtschaftsformen" privat und öffentlich bezeichnend, dass sich bei einem Wettbewerb die Privaten selbst kontrollieren sollen. Staatliche Unternehmen erfüllen die Aufgabe der Daseinsvorsorge, sprich: Die Sicherung des Daseins steht vor der Kapitalerwirtschaftung. Das könnte die hohen Preise erklären.

Das soll höchstens die hohen Preise rechtfertigen! Für mich ist da kein zwingender Zusammenhang erkennbar.

Zitat

Aber leidet die Qualität darunter, wenn Mitarbeiter wenig bis keinem Wettbewerbsdruck unterliegen?

Ganz ehrlich: Ja! Das ist auch einfach zu begründen: der Mensch ist bequem. Mir macht meine Arbeit Spaß und trotzdem mach ich mich nicht tot, wenn es gerade nicht sein muss.

Zitat

Zu den einzelnen Positionen Eisenbahn, Post, Telko, die Prof. Dr. Eickhof aufführt, fehlt mir eine kritische Bewertung. Ich nehme mir mal nur die Post raus: Bestimmte politische Kräfte (welche?) und die bösen Gewerkschaften haben bisher eine 100%ige Privatisierung verhindert. "Vielfach hat der Deutsche Verband für Post und Telekommunikation der Post vorgeworfen, ihre Monopolstellung [der Post] zu Lasten der Verbraucher auszunutzen." Ein kurzer Blick in die Mitgliederliste des Verbandes offenbart, dass neben privaten Postfirmen auch zahlreiche Banken, Versicherungen, Firmen aus dem sekundären Sektor und Pharmaunternehmen aufgeführt werden. Ihr oberstes Ziel ist die "Liberalisierung der Post-, Telekommunikations- und Informationstechnologiemärkte". Eine Gegenstimme hat Eickhof nicht aufgeführt. Bei der Eisenbahn ähnlich: Die Marktöffnung kommt schleppend voran. Keinerlei Auseinandersetzung mit der Frage nach dem "Ob", sondern nur "Wie".

Warum nicht das Beispiel Telko? Da scheint es lustigerweise zu funktionieren. Gut es gibt einen entscheidenen Unterschied: Das Netz sei kein natürliches Monopol (der entscheidene Punkt in dem ich dem Prof Eickhof Ungenauigkeit vorwerfen muss) sondern wird durch andere Netze substituiert. Jedes Netz für sich ist schon ein natürliches Monopol, nur eben nicht für die Betreiber (und damit für die Verbraucher) der TK-Branche. Außerdem fehlt mir bie den Begriffen natürliches monopol immer die Einschränkung "für einen gegebenen Output"! Es kann durchaus sein, dass ab einer bestimmten Größe das natürliche Monopol nicht mehr vorhanden ist; übrigens auch die theoretische Grundlage der Befürworter von regionalisierten Eisenbahnnetzen.

Für deine gewählten Beispiele gilt immer: je niedriger der Endverbraucherpreis ist desto höher ist der Nutzen des Verbrauchers. Das sind die Punkte die auch für die Post gelten. Das ein Brief von Friedrichshain nach Helgoland genauso teuer ist wie von Friedrichshain nach Kreuzberg ist durchaus ein Punkt, der bzgl. Gerechtigkeit diskutiert gehört!

Zitat

Bei solch einseitigen wissenschaftlichen (!) Arbeiten verspüre ich Bauchschmerzen. Dem "beliebten Argument der öffentlichen Daseinsvorsorge" kann er wenig entgegen steuern. Im Gegenteil, er stellt eine weitere Frage, ohne sie selber zu beantworten.

Doch doch, er beantwortet sie, nur nicht ausführlich, da das auch nicht Thema in seinem Aufsatz war... Seine Aussage bzgl. der Quersubventionierung innerhalb von Stadtwerken ist durchaus ein wichtiger Punkt! So geschieht es z.B. in Dresden, dass die Drewag mit ihren Gewinnen die DVB subventioniert.Ich möchte dieses Vorgehen nicht prinzipiell in Frage stellen, nur sollte man auch nicht unter den Tisch kehren, dass dies zu einer Verzerrung der Allokation von Ausgaben führt.

Zitat

Auf seine Aussage, dass der Staat nicht nur Probleme lösen sondern auch schaffen kann, antwortet er bezüglich dem Schaffen von Problemen selbstverständlich mit der Lösung der Liberalisierung. "Staat kann Probleme lösen" wird kurzerhand unter den Tisch gekehrt.

Nö tut er nicht: der ganze Absatz auf Seite 11 (bzw. 14 im pdf) dreht sich nur darum, dass bei Marktversagen auch öffentliche Regulierung oder Unternehmen sinnvoll sein können. Nur müssen sie bei einer Marktwirtschaft begründet werden.

Zitat

Das Eindringlichste habe ich vergessen. Zum Stichwort unflexible Bürokraten möchte ich noch einen Satz zitieren:
"Der Bürokrat möchte aus seiner Tätigkeit
einen möglichst großen Nutzen ziehen [...]
Nutzen zieht er aus dem direkten und indirekten
Einkommen, aus dem sozialen Prestige, aus der
öffentlichen Anerkennung, aber auch aus einem
ruhigen, sicheren und konfliktfreien Berufsleben."

Das rechtfertigt die Forderung zum Bürokratieabbau. Damit verstehe ich auch den Zusammenhang zwischen steigender Privatisierung und sinkender Vollzeitbeschäftigung...

Na den Gedankengang möchte ich doch genauer von dir beschrieben haben!

VG
Zitat

Für deine gewählten Beispiele gilt immer: je niedriger der Endverbraucherpreis ist desto höher ist der Nutzen des Verbrauchers. Das sind die Punkte die auch für die Post gelten. Das ein Brief von Friedrichshain nach Helgoland genauso teuer ist wie von Friedrichshain nach Kreuzberg ist durchaus ein Punkt, der bzgl. Gerechtigkeit diskutiert gehört!

Der Nutzen ist aber nicht allein der Preis, sondern auch der Punkt, wieviel Freude/Ärger ich damit habe. In der Hinsicht Kundenservice gibt es im TK-Bereich aber so einige schwarze Löcher und als Kunde ist man angemeiert, wenn Netzbetreiter und TK-Anbieter sich gegenseitig die Schuld zuschieben, während man selbst eigentlich "nur" einen funktionierenden Telefon- & Internetanschluss haben will.

Beim Brief sehe ich keinerlei Diskussionsbedarf. Was schlägst du als nächstes vor - Abschaffung der Krankenkassen und Gesundheitssystem nach US-"Vorbild"?

Und was hat das eigentlich noch mit der Überschrift des Themas zu tun?

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat
Jay
Der Nutzen ist aber nicht allein der Preis, sondern auch der Punkt, wieviel Freude/Ärger ich damit habe.

Ganz klar, die Qualität spielt natürlich eine genauso große Rolle wie der Preis.

Zitat

In der Hinsicht Kundenservice gibt es im TK-Bereich aber so einige schwarze Löcher und als Kunde ist man angemeiert, wenn Netzbetreiter und TK-Anbieter sich gegenseitig die Schuld zuschieben, während man selbst eigentlich "nur" einen funktionierenden Telefon- & Internetanschluss haben will.

Das ist das Problem der Regulierung: Um gerecht zu regulieren bedarf es möglichst vieler Informationen zu der jeweilgen Branche mit den dortigen Akteuren. Ich bleibe aber dabei,d ass der TK- und insbesondere der Mobilfunkmarkt Erfolgsmodelle der Liberalisierung und auch der Regulierung sind! Im Vergleich zu 1990, wo man selbst Telefone teuer bei der Telekom leihen musste, haben wir echte Fortschritte für die Kunden erlebt.

Zitat

Beim Brief sehe ich keinerlei Diskussionsbedarf.

Aha, dann ist also darüber diskutieren unerwünscht/unnötig. Obwohl o.g. Umstand zutrifft, ignorieren wir es einfach. Man muss den Umstand ja nicht radikal ändern, aber darüber reden sollte man schon! Dann wird sich auch zeigen ob und, falls ja, in wie weit man etwas ändern sollte. Allerdings sind wir heir nicht im Postforum, von daher: geschenkt!

Zitat

Was schlägst du als nächstes vor - Abschaffung der Krankenkassen und Gesundheitssystem nach US-"Vorbild"?

Du bist also mit unserem Gesundheitssystem mit >100 öffentlichen Kassen die zu 97% das gleiche Angebot haben und spinnerten Preisen von Pharmafirmen zufrieden (als einziges Land in Europa wohlgemerkt)? Die Schweiz hat übrigens gar keine öffentlichen Krankenkassen, da sind alle privat versichert (per Gesetz auch dazu gezwungen!). Man braucht nicht nach unten zu schauen (USA) um zu schauen was man nicht will, aber das in unserem System auch etwas nicht stimmt kann man schon zugeben.

Zitat

Und was hat das eigentlich noch mit der Überschrift des Themas zu tun?

Keine Ahnung. Irgendwer hat mal angefangen eine Grundsatzdiskussion daraus zu machen bzw. Wettbewerb prinzipiell als Teufelszeug polemisiert....
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