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Global Fisch
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flierfy
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Arnd Hellinger
... Dass man heute im Zuge dessen S-Bahn und "Fernbahn" trennt, ist in erster Linie den unterschiedlichen Stromsystemen geschuldet (unabhängig von der resultierenden Möglichkeit dichterer Zugfolge und einer stabileren Betriebsführung) und hätte unter "normalen politischen Rahmenbedingungen" spätestens Anfang der 1960er Jahre ohnehin stattgefunden.
Die Kausalkette ist genau umgekehrt. Getrennt wird der S-Bahn- vom Fernverkehr allein aus operativen Gründen. Der Takt-dichte und langsame Vorortverkehr lässt sich einfach nicht zusammen mit dem schnellen Fernverkehr betreiben. In Folge dieser Trennung haben sich unterschiedliche Elektrifizierungs-Standards überhaupt erst entwickeln können..
Jein. Völlig richtig (und zu betonen) ist, dass die Trennung von S-Bahn und Fernbahn zunächst in der Tat aus operativen Gründen kam, sie kam auf vielen Strecken in und um Berlin auch lange vor der Elektrifizierung der S-Bahn. Wobei mit der Elektrifizierung diese Trennung dann noch weiter vorangetrieben wurde und praktisch alle Strecken dann getrennt waren.
Allerdings konnte sich das separate Stromschienensystem in Berlin nur entwickeln, weil eine Elektrifzierung der Ferngleise mit Fahrleitung damals in weiter Ferne lag.
Das ist etwas irreführend.
Eine Elektrifzierung der Ferngleise mit Oberleitung lag in den 1920er Jahren nicht "in weiter Ferne".
Schon 1912 hatten die deutschen Länder mit landeseigenen Staatseisenbahnen, Preußen, Bayern und Baden, einen Vertrag geschlossen, wonach ihre Eisenbahnen mit 15 kV bei 17-2/3 Hertz aus der Oberleitung zu elektrifizieren seien. Die Schweiz und Österreich-Ungarn hatten sich kurz danach diesem Vertrag angeschlossen.
1913 hatte der Preußische Landtag in seiner Zuständigkeit für die Preußischen Staatsbahnen beschlossen, die Berliner S-Bahn (damals noch einfach Stadt-, Ring- und Vorortbahnen genannt) nach genau diesem Standard mit 15 kV~17⅔ Hz zu elektrifizieren.
Als das nach dem Krieg dann konkret zur Realisierung anstand, hatte die AEG für die Berliner S-Bahn ein elektrisches Zugfahrzeug angeboten, das genau so seinen Strom beziehen konnte.
Es gab auch durchaus schon einige Strecken in Deutschland, die nach diesem Standard elektrifiziert waren.
Nur die Intervention von Siemens mit der seitlichen Stromschiene wie bei der Berliner Hoch- und Untergrundbahn hat dann zur Abweichung von dem eigentlich bindenden Beschluß des Preußischen Landtags geführt. Kurzfristig billiger, langfristig ein technisches Unikum, das durch seine Inkompatibilität mit der allgemeinen Eisenbahnelektrifizierung zu zusätzlichen Gleisen, Überwerfern etc zwingt, die aus rein trassentechnischen Gründen überflüssig wären.
Natürlich würde man Verkehrsarten auf der Schiene primär nach betrieblichen Gegenheiten, d.h. der Trassenverfügbarkeit trennen, ggf. separate Strecken für Güterverkehr, Personennahverkehr und Personenfernverkehr oder Hochgeschwindigkeitsverkehr.
Aber in Berlin und Umland kommt die Inkompatibilität der Stromversorgung aus der seitlichen Schiene mit der Standardelektrifizierung noch hinzu, und erzwingt separate Strecken, selbst dort wo es aus betrieblichen Gründen nicht unbedingt erforderlich ist.
In Gegensatz dazu findet z.b. auf der Main-Weser-Bahn im Norden von Frankfurt/Main auf zwei Gleisen ein dichter Mischverkehr von Güter-, Personenfern-, Personenregional- und Personennahverkehr (S-Bahn) statt, in Zugszahlen deutlich mehr als z.B. auf der Hamburger Bahn zwischen B-Spandau und Nauen. Allerdings sind die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen S-Bahnen und Güterzügen auf der Main-Weser-Bahn zum Personenfernverkehr nicht so groß wie auf dem genannten Abschnitt der Hamburger Bahn. Erst jetzt werden zwei zusätzliche Gleise gelegt um den S-Bahn-Verkehr vom übrigen Verkehr zu entkoppeln.Es sollten auch Weichenverbindungen angelegt werden, so daß im Havariefall der S-Bahn-Verkehr auf die Fernbahngleise und umgekehrt umgeleitet werden kann. Aufgrund der inkompatiblen Stromversorgung ist das zwischen Gleisen mit Stromschiene und Gleisen mit Oberleitung nicht möglich. Was vor 90 Jahren kurzfristig Kosten sparte, wirkt sich später als kostentreibende Inkompatibilität aus. Damit muß Berlin leider leben.
immer noch keine richtige sig
2 mal bearbeitet. Zuletzt am 03.07.2017 13:18 von L.Willms.