Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 22.05.2017 19:37 |
Zitat
manuelberlin
Hallo zusammen!
Zuerst mal ganz allgemein in die Runde, nicht speziell an Angus (ich habe aus der Diskussion der letzten Zeit den Eindruck gewonnen, dass noch nicht alle verstehen, was genau dort an der Minna-Cauer-Straße los ist):
Es gibt dort kein Problem mit der Dichtigkeit des eigentlichen Bauwerks (also des Tunnels oder Teilen davon). Das Problem ist, dass man dort die Baugrube nicht dicht und damit nicht trocken bekommt. Daher konnte man dort mit dem Bau des Tunnels noch gar nicht beginnen.
Als tatsächliches Bauteil des Tunnels existiert dort bisher nur die Deckenplatte, die auf den Schlitzwänden aufliegt. Die Schlitzwände sind aber nicht Bestandteil des Tunnels, sondern haben die Hauptaufgabe, die Baugrube zu begrenzen und zu sichern (und als Nebenfunktion tragen sie bauzeitlich die Deckenplatte).
Wie gesagt, zum Bau muss die Baugrube trockengelegt werden.
Zumindest noch in den 1970er Jahren hat man dies durch Grundwasserabsenkung erreicht, was aber damals immer wieder unter anderem erhebliche Schäden an Gebäuden (bis hin zum Totalverlust) sowie am Baumbestand verursacht hat. So wurden in den 1970er Jahren beim Bau der U7 etliche Gründerzeit-Miethäuser in Charlottenburg durch die Grundwasserabsenkung so stark geschädigt, dass sie abgerissen werden mussten. Dasselbe passierte beim Bau des Charité-Bettenhochhauses in Mitte mit dem alten Friedrichstadtpalast und weiteren Gebäuden. Das Ganze ist auch ziemlich unkalkulierbar, die Schäden treten mitunter einige hundert Meter von der Baustelle entfernt auf.
Daher verwendet man die Grundwasserabsenkung innerstädtisch nur noch, wenn es um kleine Beträge geht (früher hat man das Grundwasser teilweise um zehn Meter abgesenkt). Umgekehrt reichen die Bauwerke immer tiefer ins Grundwasser.
So kommt man heute um eine abgedichtete Baugrube nicht mehr herum, wobei sich das Verfahren mit Schlitzwänden und einer injizierten Dichtsohle am weitesten verbreitet hat. Die Dichtigkeit ist dabei immer relativ, wirklich dicht wird die Baugrube dabei so gut wie nie. Die eindringende Wassermenge muss aber klein genug sein, um eine Beeinträchtigung der Umgebung und des Baubetriebs auszuschließen. Klappt das nicht auf Anhieb, muss nachgearbeitet werden.
Zu dem konkreten Problem an der Minna-Cauer-Straße dringen aber leider schon länger keine Informationen mehr durch, sodass man als Außenstehender aktuell nicht weiß, ob immer noch Ursachenforschung betrieben wird, planerisch an einer Lösung gearbeitet wird oder ob sich diese schon im Genehmigungsverfahren befindet. Jedenfalls kann man bei einem Besuch vor Ort mit eigenen Augen einschätzen, dass die eindringende Wassermenge viel zu groß ist.
Der Deckel könnte bei der nötigen Abdichtung hinderlich sein. Ihn zwischenzeitlich wieder abzubrechen, wäre aber wohl mit erheblichem Aufwand hinsichtlich Planung und Genehmigung, mit einer langen Sperrung der Minna-Cauer-Straße und damit einhergehendem Verkehrschaos vor dem Hauptbahnhof und auf den anderen Ausweichrouten sowie mit hohen Kosten verbunden.
Die Priorität wird daher sicherlich auf einer Lösung liegen, die auch unter dem Deckel oder von den Seiten her umsetzbar ist.
Viele Grüße
Manuel
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 22.05.2017 20:01 |
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Thrax
Etwas off-topic-Frage dazu: Würde man die Gründung eines solchen Hochhauses eigentlich monolithisch mit dem Tunnelbauwerk verbinden, d.h. muss es irgendwo Bewehrungsanschlüsse "nach oben" für das zukünftige Hochhaus geben? Oder stellt man das Hochhaus "einfach" auf den Boden oberhalb der Tunneldecke, so dass diese nur indirekt belastet wird? Oder wie muss man sich das vorstellen?
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 23.05.2017 00:44 |
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Ralf
Hallo Manuel,
genauso ist es, du hast mit wenigen Worten das relativ komplexe Problem sehr gut erklärt. Für Bauvorhaben dieser Art gehört wohl auch immer ein klein wenig Glück dazu, denn man muß bedenken: Die Abdichtung der Baugrube erfolgt auschließlich unter Wasser! Spezial-Taucher arbeiten praktisch ohne Sicht in dem absolut trüben Wasser, stellen die Bodenplatte her und dichten diese gegen die Schlitzwand ab. Trotz aller Sorgfalt ist der Augenblick des Lenzvorganges auch immer ein Augenblick des Hoffens, dass alles "relativ" dicht geworden ist. Das war beim Bau des Hbf so, das war beim Bau des Potsdamer Platzes so und das ist auch beim Bau der A100 so. In diesem Fall hat's aber offensichtlich nicht ganz geklappt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Lösung des Problems eine ziemlich komplexe Herausforderung ist. Bin gespannt, was sich die Ingenieure ausgedacht haben ...
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 23.05.2017 19:12 |
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 23.05.2017 21:36 |
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Slighter
Warum geht's eigentlich südlich bzw am HBF direkt nicht weiter? Müsste da nicht der Rest des Bahnsteigs liegen, sowie erste Ansätze zur späteren Fortführung nach Süden zum Potsdamer Platz?
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 23.05.2017 22:21 |
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 23.05.2017 22:42 |
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 23.05.2017 23:11 |
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Jay
Dein rotes Dreieck passt so nicht. Die Vorleistung enthält ja auch den Notausgang der U5, welcher nördlich in den östlichen (derzeit gesperrten) Abgang der S-Bahn mündet. Dein Dreieck geht also nicht weit genug in den Norden.
Ich meine auf den Fluchtwegeplänen im Hbf kann man Teile der Vorleistung ganz gut erkennen. Hab jetzt aber in meinen Fotos nichts passendes gefunden.
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 24.05.2017 04:37 |
Zitat
"manuelberlin" am 23.5.2017 um 21.36 Uhr:
Die Vorleistung umfasst gerade einmal die dreieckige Fläche, die ich im Lageplan unten rot markiert habe. [...] Die Vorleistung reicht also noch nicht einmal bis unter die Freitreppe des Bahnhofs, diese muss für den Weiterbau noch einmal abgebrochen werden. [...]
Zitat
"Jay" am 23.5.2017 um 22.42 Uhr:
Ich meine auf den Fluchtwegeplänen im Hbf kann man Teile der Vorleistung ganz gut erkennen. Hab jetzt aber in meinen Fotos nichts passendes gefunden.
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 24.05.2017 09:56 |
Zitat
krickstadt
Zitat
"manuelberlin" am 23.5.2017 um 21.36 Uhr:
Die Vorleistung umfasst gerade einmal die dreieckige Fläche, die ich im Lageplan unten rot markiert habe. [...] Die Vorleistung reicht also noch nicht einmal bis unter die Freitreppe des Bahnhofs, diese muss für den Weiterbau noch einmal abgebrochen werden. [...]
Ein bisschen mehr wurde schon gebaut (wie man dank dem fleißigen Fotografen Eckhart Kunkel immer noch sehen kann). Fotos vom Rohbau vom 1.7.2004.
Zitat
"Jay" am 23.5.2017 um 22.42 Uhr:
Ich meine auf den Fluchtwegeplänen im Hbf kann man Teile der Vorleistung ganz gut erkennen. Hab jetzt aber in meinen Fotos nichts passendes gefunden.
Darf ich helfen? :-) <http://thomas.krickstadt.de/s-bahn/hbf>, erstes Bild auswählen und dann auf das Bild klicken, um die Originalgröße zu bekommen.
Gruß, Thomas
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 24.05.2017 10:10 |
Zitat
Jay
Mir bekannte Personen, die damals am Projekt Hbf beteiligt waren, können sich die Vorwürfe übrigens nicht wirklich erklären. Gebaut wurde das, was die damals vorliegenden Pläne vorgaben. Möglich wäre auch, dass ein anderer Planungsstand als die tatsächlich umgesetzte Ausführungsplanung dokumentiert wurde. Aber es ist natürlich einfacher heute zu sagen, dass damals falsch gebaut wurde.
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 24.05.2017 10:24 |
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 24.05.2017 10:35 |
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 24.05.2017 10:38 |
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 24.05.2017 11:29 |
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 24.05.2017 12:11 |
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 24.05.2017 12:15 |
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 24.05.2017 12:28 |
Zitat
Slighter
Das ist echt Wahnsinn: Um ein Dreieck mit einen halben Bahnsteig und etwas Gleistrog und einer Treppe drüber ernsthaft als Vorleistung zu betrachten braucht es wirklich Chuzpe.
Ich versteh garnicht, warum man denn dann den Rest der Strecke begonnen hat, ohne dieses Problem nicht auch gleich anzugehen? Das sieht mir ja nach der krtitischsten Stelle des ganzen Vorhabens aus, da hätte man doch seine planerische Energie als allererstes reinsetzen sollen, oder?
Von wem stammt eigentlich die Idee zu dieser "Vorleistung"?
...
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 24.05.2017 13:07 |
Re: S21 - Aktueller Stand der Arbeiten (ab August 2016) 24.05.2017 13:14 |