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Berlin schafft sich für 3 Mrd Euro eigene S-Bahnzüge an
geschrieben von Nemo 
Zitat
Rekowagen
Hallo,
ich verstehe echt nicht, warum die DB den Senat bei der Ringbahn-Ausschreibung überhaupt so "über den Tisch gezogen hat"... Ich meine klar, man kann sagen, warum sollte sie ihre Position nicht ausnutzen, aber deshalb haben wir doch jetzt die ganzen Diskussionen über die Ausschreibung der anderen Teilnetze. Wenn sich die DB vorbildlich verhalten hätte und man mit dem Senat eine Art "gentlemen's agreement" abgeschlossen hätte, hätte doch jeder die DB auch gerne weiterhin als Betreiber der anderen Teilnetze gehabt. Aber so entstand jetzt die wohl wahrscheinliche Zerschlagung des Netzes mit allen verbundenen Nachteilen und wir werden vielleicht zum ersten Mal in der 90-jährigen Geschichte der S-Bahn eine Situation haben, wo die DB (oder ihre Vorgängerinstitution) nicht mehr Betreiber unserer S-Bahn ist (klar, da gab es ja noch die BVG, aber die war ja wenigstens in berliner Hand).
War das denn keinem der damals bei der DB Verantwortlichen klar? Durch kurzsichtiges Handeln und Profitgier hat man sich möglicherweise um den Zuschlag für die anderen Teilnetze gebracht...
LG Rekowagen

Es geht nicht um ein "Gentleman-Agreement", sondern um Verlässlichkeit als Vertragspartner. Dieses Vertrauen genießt die S-Bahn Berlin GmbH nicht mehr, weder in der Politik noch bei den Fahrgästen. Das stell ich mal nüchtern als einen Fakt fest.

Die Absurdität des Ganzen wird dann deutlich, wenn man sich Auftraggeber und Eigentümer anguckt. Die S-Bahn ist Leistungs-Erbringer, kommt ihren Verpflichtungen mehr oder weniger schlecht nach. Der Auftraggeber (die Länder) haben es aus meiner Sicht in der Vergangenheit versäumt, sich direkt und massiv beim Eigentümer (dem Bund als Eigentümer der DB AG) zu beschweren und so Veränderungen zu erzwingen. Statt dessen hat man auf die Ausschreibung gesetzt, ein valides Mittel, aber gleichzeitig konstatiert der Senat von Berlin damit auch sein politisches Versagen in der Kommunikation mit dem Bund / Verkehrsminister. Man konnte als Senat die eigene Handlungsfähigkeit ja dadurch beweisen, dass man die Zuwendungen kürzt und dafür Dächer und Fahrstühle baut. So sehr ich mich über neue Dächer und Fährstühle freue, so sehr fehlt das Geld der S-Bahn aber auch, um besser zu werden.

Jetzt ist man an einem Punkt, wo sich auch bei der DB AG die Mängel nicht mehr unter den Tisch kehren lassen. Es gibt Bahn-Gipfel, der Bahn Chef muss beim Verkehrsminister zum Rapport. So wirklich passieren tut nix, man konstatiert nur dass man 22.000 Mitarbeiter einstellen will. Und wir reden hier nur über die DB AG. Gleiches Problem bei der ODEG, S-Bahn und BVG. Überall will scheinbar niemand arbeiten. Man könnte meinen, in dem Land herrscht Vollbeschäftigung. Wo sind nur all die Arbeitslosen hin?!?

Das, was es wirklich bräuchte, ist ein koordiniertes Vorgehen. Sowohl auf der politischen Ebene, um den Druck über den Verkehrsminister auf den DB Chef und so auf die S-Bahn zu erhöhen. Zum anderen aber auch ein koordiniertes Vorgehen, wie sinnvoll mehr Geld in das System gegeben wird, um die Infrastruktur zu ertüchtigen, Instand zu halten, auszubauen bzw. auf neue Technologien wie ZBS umzustellen. Plus Infrastruktur-Ausbau, der wesentlich zur Betriebs-Stabilität beiträgt bzw. diese nachhaltig verbessern kann. Man hat es nach vielen Jahren endlich geschafft, mit Brandenburg eine gemeinsame politische Linie zu finden. Das ist aber leider auch das Einzige, was man positiv anmerken kann. Ansonsten ist dieser Senat verkehrspolitisch ein Trauerspiel. Es ist eine Illusion, zu glauben, dass ich mit Radschnellwegen oder neuen Tram-Linien die Überlastung im bestehenden System löse. Wie lang soll denn jemand aus Spandau oder Erkner radeln, bis er zu seinem Arbeitsplatz in der Innenstadt ankommt?

Guck ich mir aber diesen Senat in Berlin an, so ist auf Besserung nicht zu hoffen. Man verrennt sich lieber darin, Klientel-Politik für Wenige zu betreiben, nicht-finanzierbare populistische Forderungen in die Welt zu setzen und die großen Probleme der Stadt nicht zu lösen. Wodurch sich die Probleme dann in ihren Ringwirkungen gegenseitig weiter aufschaukeln. Kleine Wahrheit: Wenn die Anzahl der Wohnungen in der Stadt nicht zunimmt, aber weiterhin 40.000 - 60.000 Menschen pro Jahr nach Berlin ziehen, dann wohnen die halt woanders. Und nutzen dann die Verkehrs-Infrastruktur, zu einem großen Teil Bus und Bahn. Ehe man Unsummen in den Rückkauf von GSW Wohnungen steckt, was nur wenigen nutzt, sollte man das Geld sinnvoller in Neubau von Wohnungen (senkt den Druck auf dem Wohnungsmarkt und nützt somit allen) und in den Ausbau der Verkehrs-Infrastruktur stecken.
Zitat
Railroader
Sprich, hätte die S-Bahn ein günstigeres Angebot offeriert, hätte man auf die weiteren Ausschreibungen verzichtet? Das glaube ich nun nicht.

Nee, rechtlich wäre das doch gar nicht gegangen!

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Zitat
Balu der Bär
Es ist eine Illusion, zu glauben, dass ich mit Radschnellwegen oder neuen Tram-Linien die Überlastung im bestehenden System löse. Wie lang soll denn jemand aus Spandau oder Erkner radeln, bis er zu seinem Arbeitsplatz in der Innenstadt ankommt?
Die Frage ist doch eher, ob der Spandauer etwas davon hat, wenn der Pichelsberger nun unbedingt auch noch mit der S-Bahn nach Charlottenburg fahren will und natürlich der hier jetzt fiktive Typ, der immer in Spandau mit seinem Rad einsteigt und in Stresow wieder aus... Ansonsten ist eher das Wetter beim Rad das Problem als die Reisezeit. Die meisten Leute wollen auch gar nicht so lange Entfernungen zurücklegen, wenn man ihnen keine guten Radwege bietet, dann verstopfen sie auch auf Kurzstrecken den ÖV...

Gruß Nemo
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Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
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