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(Zu)treffende bzw. (un)passende Bahnhofsnamen...
geschrieben von plums 
Ulrich Conrad schrieb:
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> Diese Umbenennerei gefällt mir auch nicht. Dennoch
> habe ich immer das Gefühl, dass der Name Witzleben
> ohnehin nur für den S-Bahnhof existierte.
> Jedenfalls findet man den auf keinem modernen
> Stadtplan, so dass dieser Name weitgehend überholt
> sein dürfte.

Dazu möchte ich dann doch ein wenig weiter ausholen.

Stadtpläne sind für die Benennung bestimmter Siedlungsgebiete / Ortslagen nicht aussagekräftig. Viele Ortsbezeichnungen werden in Stadtplänen häufig gar nicht erwähnt, außerdem bestehen Unterschiede in den Ausgaben der verschiedenen Verlage. Da muss man sich dann doch mal mit der jeweiligen Kiez- / Heimatliteratur beschäftigen, die mehr Erkenntnis bietet, als ein Stadtplan, in dem viele Flur- / Siedlungs- oder Ortsnamen zwecks Übersichtlichkeit schlicht nicht auftauchen. Wenn dann noch die Bahnhofsbezeichnung aufgegeben wird, schwinden traditionelle Ortsbegriffe nach und nach aus dem Bewusstsein.

Außerdem sind viele Ortsbezeichnungen auch nicht Bestandteil der amtlichen Struktur Berlins, die aus Bezirken und Ortsteilen definiert ist, siehe: Liste der Bezirke und Ortsteile Berlins. Einige Ortsteile sind auch erst nach der Bezirksreform neu geschaffen worden. Beispielsweise im Bezirk Spandau gab es bisher die Ortsteile Staaken, Gatow, Kladow, Haselhorst, Siemensstadt und Spandau (!). Nach der Bezirksreform wurden der Ortsteil Spandau verkleinert und die Ortsteile Hakenfelde, Falkenhagener Feld und Wilhelmstadt aus den ausgegliederten Gebieten neu geschaffen. Vorher waren das lediglich nichtamtliche Ortslagen im Ortsteil Spandau, der etwa der alten Gemarkung der Stadt Spandau entsprach. Ortslagen wie Plan oder Nonnendamm als alte Ortsbezeichnungen sind heute meist nur eingefleischten Spandauern / Historikern ein Begriff.

Stadtviertel wie Bayrisches Viertel, Louise-Schroeder-Sielung, am Görlitzer Bahnhof, Neu-Westend, Altstadt Köpenick und Spandau, Lietzow, Witzleben und so weiter sind im Gegensatz zu Bezirken und Ortsteilen nicht amtlich abgegrenzte Gebiete – im Bewusstsein der Bewohner aber durchaus vorhanden. Und wer fährt nicht alles zum Zoo, obwohl er gar nicht Elefanten gucken geht, sondern auf Ku’damm und Tauentzien mit den anderen Affen schlendert. ;-)

Witzleben (siehe: Berlin-Witzleben ) ist bei alteingesessenen Charlottenburgern durchaus ein vertrauter Begriff, steht allerdings auch in Gebrauchskonkurrenz (wie andernorts auch) zu anderen Umschreibungen wie beispielsweise Lietzensee. Als ehemaliger Anwohner in Witzleben sprach ich mal so, mal so: "ich wohne in Witzleben" oder "ich wohne am Lietzensee." Auswärtigen habe ich manchmal auch erklärt, "ich wohne in der Nähe vom Funkturm / Messegelände." Und aufgepasst: wer sich mit Rundfunktechnik und -geschichte beschäftigt, kann auch mit dem Sender Berlin-Witzleben (Deutsches Rundfunk-Museum) eine ganze Menge anfangen.

Von wegen nur für den S-Bahnhof existierte Witzleben... ;-)

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Fahr lieber mit der Bundesbahn
Aus dem Berliner Straßenverzeichnis:

Mohrenstraße

Name ab um 1700. Mohr, von "Maure", Bewohner Mauretaniens, mohammedanischer Einwohner Nordafrikas. Die Straße hat ihren Namen von den hier einquartierten "Mohren", die Friedrich Wilhelm I. aus den Niederlanden als Geschenk bekommen hatte und zu Militärmusikern für seine Regimenter ausbilden ließ.

Invalidenstraße

Name ab um 1800. Die Straße hat ihren Namen nach dem in den Jahren 1745–1748 erbauten Invalidenhaus. Dieses am 15. November 1748 durch König Friedrich II. eröffnete Invalidenhaus an der Scharnhorststraße 36/37 (bis 1859 Kirschallee) diente als Heimstätte für Kriegsinvaliden der beiden Schlesischen Kriege (1740-1742 und 1744–1745) und ihre Familienangehörigen, die hier Unterkunft, Arbeit, Verpflegung, Kleidung und ärztliche Betreuung fanden.

Gegen diese schönen Geschichten braucht mir kein "politisch korrekter" Gutmensch blöd kommen ;-)

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Fahr lieber mit der Bundesbahn
Prinz Eisenherz schrieb:
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> Aus dem Berliner Straßenverzeichnis:
>
> Mohrenstraße
>
> Name ab um 1700. Mohr, von "Maure", Bewohner
> Mauretaniens, mohammedanischer Einwohner
> Nordafrikas. Die Straße hat ihren Namen von den
> hier einquartierten "Mohren", die Friedrich
> Wilhelm I. aus den Niederlanden als Geschenk
> bekommen hatte und zu Militärmusikern für seine
> Regimenter ausbilden ließ.
>
>

Darum habe ich ja ausdrücklich geschrieben, dass der Straßenname nicht geändert werden sollte.

Ob der Name als Stationsname in der Nähe von Regierungsgebäuden und Touristenhöhepunkten okay ist, ist trotzdem eine andere Frage. Wenn der Bahnhofsname alt und vertraut und für die Orientierung selbstverständlich richtig wäre, sollte man sich über solche Bedenken selbstbewusst hinwegsetzen.

Der Bahnhofsname ist aber nichts von alldem. Er ist, genau wie "Zinnowitzer Straße", eine übereilte Verlegenheitslösung der Nachwendezeit und hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit ein Missgriff, da die Station am äußersten Ende der Mohrenstraße liegt: Zu dem in dieser Straße liegenden Justizministerium etwa muss man besser 2 Stationen weiterfahren.

Wenn man den Namen nicht als anstößig ansieht, spricht also immer noch viel für die Umbenennung.
Vollring über Westkreuz schrieb:
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> Au fein, endlich mal wieder eine
> Namensdiskussion.

Namendiskussion, bitte ohne Fugen-s.
Hauptbahnhof schrieb:
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> Umbennenen würde ich:
>
> - Görlitzer Bahnhof in Görlitzer Park

Warum? Lies mal Deine eigene Begründung zum Anhalter Bahnhof.

> Den Görlitzer Bahnhof kennt wirklich kaum noch
> einer, er war damals schon relativ unbedeutend.

So ein Urteil läßt auf ein fundiertes Wissen der Berliner Eisenbahngeschichte schließen. Oder?
In die Kategorie "relativ unbedeutend" gehören Stationen wie der Wriezener Bahnsteig des Schlesischen Bahnhofs.

> - Stettiner Bahnhof garnicht, denn so eine Station
> gibt es nicht.

Lies Dir mal Deine Begründung zum Anhalter Bahnhof durch.
Hinweis: Der Stettiner Bahnhof galt einst als der verkehrsreichste Berliner Bahnhof.

> - Nordbahnhof ist auch fehl am Platz, aber ein
> besserer Name fällt mir nicht auf beim Blick auf
> den Stadtplan.

Nimm einfach diesen hier, er hat sich bewährt: Stettiner Bahnhof.

> Den Anhalter Bahnhof würde ich auf jeden Fall
> behalten, denn das war einst Berlins berühmtester

Tolle Begründung! Und jetzt nur zu beim Namen Stettiner Bahnhof und für den Erhalt des Görlitzers!

> Man könnte in Klammern Tempodrom oder Askanischer
> Platz klein drunter schreiben.

Und am besten noch kleiner ... weitere ... sechszeilig ... Klammern .. Einrückungen ...

An anderer Stelle schrubst Du:
> Über Messe-Nord und Messe-Süd kann man sich streiten,

1. nicht zum Streiten: Messe Nord und Messe Süd --> keine Bindestriche!
2. Beide Namen sind Schrott und gehören höchstens als Zusatzschild unter das Stationsschild, im jeweiligen Fall Witzleben oder Eichkamp.

> Das der Hauptbahnhof nicht Lehrter Bahnhof heißt
> begrüsse ich nach wie vor, denn es gibt keinen

Heute schon begrüßt?
Berlin hat keinen Hauptbahnhof.

> Ansonsten sollten Haltestellen die Bezeichnungen
> tragen welche dem Standort gerecht werden.

Lehrter Bahnhof paßt, und Stadtkreuz noch besser passen. Ein Hauptbahnhof ist was anderes.
Anonymer Benutzer
...
17.09.2007 00:10
...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.01.2011 11:24 von 54E.
Hallo,
ganz kleiner Katalog für die innere Stadt
- Zinnowitzer Str = Invalidenstr
- neue Station = Unter den Linden (für wegfallende Station Französiches Str bei Xung U6 mit U5 neu)
- Stadtmitte = Leipziger Str.
Namensrelevant ist immer die Querstraße, die die U6 kreuzt.

außerdem
- Unter den Linden (S+U55) = Pariser Platz
- Mohrenstr = Wilhelmstr

Freundliche Grüße vom Nichtberliner
Horst Bu. - histor
54E schrieb:
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> Gibt es denn eine amtliche Definition zum Thema
> Hauptbahnhof, in der etwas steht, was ausschließt,
> dass der Berliner Hauptbahnhof keiner sein kann?

Es gibt ja nicht mal eine Definition, was zu einer Hauptstadt gehört und was nicht! Wie kann man dann den Lehrter Bahnhof -- ein Bahnhof von vielen in Berlin -- einfach Hauptbahnhof nennen?
histor schrieb:
-------------------------------------------------------

> Hallo,
> ganz kleiner Katalog für die innere Stadt
> - Zinnowitzer Str = Invalidenstr
> - neue Station = Unter den Linden (für wegfallende
> Station Französiches Str bei Xung U6 mit U5 neu)
> - Stadtmitte = Leipziger Str.
> Namensrelevant ist immer die Querstraße, die die
> U6 kreuzt.

Auf die S-Bahn angewendet ergibt das den Namen ... (Tusch!) ... Invalidenstraße.

Auf den künftigen U-5-U-Bahnhof an der Kreuzung Friedrichstraße ergibt das den Namen ... (Tusch!) ... Friedrichstraße.
Hallo,

Als 1906 der Hamburger Hauptbahnhof eröffnet wurde, nannte man ihn einfach "Hauptbahnhof", obwohl HH-Altona ähnlich viel Gleise hat. Hätte ja auch HH-St. Georg heißen können oder HH-Steintor. Kaumm 100 Jahre später hat man sich daran gewöhnt. Lehrter Bahnhof hatte natürlich als Name einen gewissen Charme - aber der neue Bahnhof ist ja quasi zufällig auf dem Platz des ehemaligen Lehrter Bahnhofs. Wäre er weiter westlich beim ehemaligen Hamburger Bahnhof errichtet - sollte er dann auch Hamburger Bahnhof heißen?

fragt sich
Horst Bu. - histor
Anonymer Benutzer
...
17.09.2007 00:31
...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.01.2011 11:25 von 54E.
histor schrieb:
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> Als 1906 der Hamburger Hauptbahnhof eröffnet
> wurde, nannte man ihn einfach "Hauptbahnhof",
> obwohl HH-Altona ähnlich viel Gleise hat. Hätte ja

Gewiß, Hamburg, das ist ein Nest wie München oder Frankfurt am Main, oder Wuppertal Hauptbahnhof.

Berlin ist Hauptstadt. Da ist soviel Haupt-, da braucht man keinen Hauptbahnhof. Guck mal: London ist Haupt-, Paris ist Haupt-, Moskau ist Haupt-. Alle diese Städte haben ganz viel Bahnhof, aber keinen Hauptbahnhof. Berlin hat abseits der Mitte einen Kreuzungbahnhof.

> Lehrter Bahnhofs. Wäre er weiter westlich beim
> ehemaligen Hamburger Bahnhof errichtet - sollte er
> dann auch Hamburger Bahnhof heißen?

Wäre/hätte/könnte/sollte -- ist alles nicht. Einen Kreuzungsbahnhof kann man auf -kreuz enden lassen. Beispielsweise Kanzlerkreuz. Wenn mal wieder so ein Kanzler (inklusive Kanzlerin) ganz viel Kreuz (Rückgrat, spina dorsalis) bei einer Entscheidung zeigen muß, dann geht sie/er zum Bahnhof -kreuz und guckt sich das Bauwerk an, bis genug innere Kraft aufgebaut ist ...
Mathias Hiller schrieb:

> Es gibt ja nicht mal eine Definition, was zu einer
> Hauptstadt gehört und was nicht! Wie kann man dann
> den Lehrter Bahnhof -- ein Bahnhof von vielen in
> Berlin -- einfach Hauptbahnhof nennen?
>

Durch die Zwangshauptung aller Verkehre ist der Hauptbahnhof der Hauptbahnhof!

Außerdem ist der Hauptbahnhof schon deshalb der Hauptbahnhof, weil da fast alle Züge, die ab Berlin abfahren auch selbiges dort tun! Stadtkreuz wäre für den Hauptbahnhof noch euphemistischer wie Hauptbahnhof, denn ich seher an der Stelle eigentlich keine Stadt, sondern eher nur nen großen Bahnhof. Ich hätte ihn für unsere spanischen Freunde "Campo Central*" genannt, das klingt doch irgendwie weltstädtisch!

Ansonsten bin ich der Meinung, dass für die meisten Fahrgäste ein falscher Name wesentlich leichter zu ertragen ist, als ein geänderter. Man sollte sich also Umbenennungen sehr gut überlegen, und sie nicht durchführen, wenn einem bloß die Straße zu unbedeutend ist.

*:frei übersetzt wäre das in etwa "Pampa Zentral", hört sich jedoch auf spanisch besser an oder?

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!
Mathias Hiller schrieb:
-------------------------------------------------------
> histor schrieb:
> --------------------------------------------------
> > Namensrelevant ist immer die Querstraße, die
> die
> > U6 kreuzt.
> Auf die S-Bahn angewendet ergibt das den Namen ...
> (Tusch!) ... Invalidenstraße.
> Auf den künftigen U-5-U-Bahnhof an der Kreuzung
> Friedrichstraße ergibt das den Namen ... (Tusch!)
> ... Friedrichstraße.
>
Das findest Du schlau, oder?

@Nemo: Eben, aber genau so eine Nacht- und Nebelaktion des Rumpelstilzchen (Schell über Mehdorn) hat uns den "Hauptbahnhof" erst eingebracht, denn jener Bahnhof trug bereits offiziell und im Betrieb die Namensschilder "Lehrter Bahnhof" im Gegensatz zum sodann abgerissenen "Lehrter Stadtbahnhof". Und nebenbei liegt der ganze Spaß auch noch an der Invalidenstraße. Ebenso wie der Nordbahnhof. Also kanns ruhig bei Zinnowitzer Str. bleiben, das ist dann doch eindeutiger.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Mathias Hiller schrieb:
-------------------------------------------------------
> Berlin ist Hauptstadt. Da ist soviel Haupt-, da
> braucht man keinen Hauptbahnhof. Guck mal: London
> ist Haupt-, Paris ist Haupt-, Moskau ist Haupt-.
> Alle diese Städte haben ganz viel Bahnhof, aber
> keinen Hauptbahnhof. Berlin hat abseits der Mitte
> einen Kreuzungbahnhof.

Gegen Städte wie Paris oder London ist Berlin ebenso ein Nest wie Hamburg gegen Berlin, wie Du ja meinst. Deshalb haben Städte wie Paris oder London keinen "Hauptbahnhof", sondern diverse Kopfbahnhöfe.
>
> > Lehrter Bahnhofs. Wäre er weiter westlich beim
> > ehemaligen Hamburger Bahnhof errichtet - sollte er
> > dann auch Hamburger Bahnhof heißen?

Sollte nur ein Beispiel sein, wie zufällig der Name "Lehrter" Bahnhof war. War eigentlich kaum misszuverstehen.

histor





1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.09.2007 01:22 von histor.
54E schrieb:
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> Vielleicht kapiert ihr es langsam, der Bahnhof
> wird Brandenburger Tor heißen - nix mit Pariser
> Platz oder Unter den Linden (der entsteht and e
> rKreuzung Friedrichstr/ Unter den Linden).

Das mag schon so werden und man wird sich daran gewöhnen und Du wirst Recht behalten. Ich darf doch aber sagen, dass mir ein anderer Name besser gefällt. :-)

Freundliche Grüße
Horst Bu. - histor

Anonymer Benutzer
...
17.09.2007 01:14
...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.01.2011 11:25 von 54E.
Anonymer Benutzer
...
17.09.2007 01:17
...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 05.01.2011 11:26 von 54E.
54E schrieb:
-------------------------------------------------------
> Der Hamburger Bahnhof liegt übrigens nordöstlich
> vom Hauptbahnhof und nicht im Westen...

Korrekt, habe mich vertan. Na klar liegt er weiter östlich oder nordöstlich (eben auch an der Invalidenstr)

Mit freundlichem Gruß
Horst Bu . -histor
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