Bus 91 schrieb:
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> Dann schau Dir mal bitte die alten Bilder an.
> Früher gab es viel weniger Autos als heute!
Um zur heutigen Situation zu kommen, reichte der Ausbau der Infrastruktur für den MIV nicht.
Die Stillegung der Infrastruktur des ÖV war die entscheidende Maßnahme, damit statt Straßenbahn(und S-Bahn) Auto gefahren wird.
Demzufolge bedeutet die Wiedereinführung der Straßenbahn keine Verschärfung, sondern die Lösung der geschaffenen Probleme.
Mit dem Status Quo dagegen zu argumentieren, ist Nonsens.
Nichts würde dem Lieferverkehr mehr helfen, als Maßnahmen, die zum Rückgang des MIV führen, beispielsweise wenn man statt in zweiter Reihe stehen zu müssen, die vorhandenen Parklätze zum be- und entladen nutzen könnte.
Schmierzug schrieb:
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> Mir ist es bis heute unverständlich, wie die
> Bürger damals zur letzten Strassenbahnfahrt
> Beifall klatschten und Volksfeststimmung aufkam,
> am nächsten Tag sich von einem stinkenden und
> lauten Dieselbus durch die Straßen schaukeln
> liessen.
Die Stillegung der Straßenbahn wurde gegen die Bevölkerung durchgesetzt.
Die Bürger nahmen ungern Abschied von ihrer Straßenbahn, sonst hätten nicht so viele Anteil daran genommen.
Dazu kann sicher 54E noch mehr sagen.
Dass es zu dieser Zeit auch komfortable
> und moderne Strassenbahnen gab, kann dem Berliner
> doch nicht entgangen sein.
Moderne Straßenbahnen wurden weiterhin in Westberlin gebaut und sorgsam in Planen gehüllt exportiert.
Den Berlinern wurden sie vorenthalten, der Fuhrpark der BVG wurde bewusst nicht erneuert, damit die Vorkriegsfahrzeuge von Jahr zu Jahr mehr zu der Behauptung passten, die Straßenbahn sei veraltet, unmodern und deswegen abzuschaffen.
Dass ein Verkehrsmittel, das nicht im üblichen Rahmen modernisiert wird, an Akzeptanz einbüßt, war klar und gewollt.
Wohl eher ist es der
> Senatsverwaltung damals gelungen dem ungebildeten
> Bürger seine Lügen und unsachliche Diskussion zu
> vermitteln, so wie sie es heute noch versucht.
>
Kaum ein Bereich der Politik tangiert die Bürger mehr und trifft dennoch auf weniger Interesse, als die Verkehrspolitik.
> Die irrsinnigen und teuren U-Bahnplanungen in
> diesem Bereich (U9, U10) der vergangenen Jahre
> lassen ja erkennen, dass man sehr wohl einen
> enormen Verkehrsbedarf ermittelt hat.
Den musste man nicht erst ermitteln, es musste möglich werden, ihn statt mit Straßenbahnen mit Autos abzuwickeln.
Dafür brauchte man jede Reserve, die die Straßen boten, also wurden Fahrgäste und (querende) Fußgänger in den Untergrund verbannt, damit der Verkehr oben besser "fließen" und "ruhen" kann auf breiterer Fläche, obwohl im Untergrund ein Hochleistungsverkehrsmittel installiert wurde.
Mit mehr
> Vernunft sollte hier die Straßenbahn diese Lücke
> füllen.
Das selbstverursachte Problem durch Zurücknahme der eigenen Fehlentscheidung zu lösen, wäre ein Eingeständnis der eigenen Inkompetenz und der jahrzehntelangen Verschwendung von Steuergeldern zum Schaden aller.
Demzufolge ist es von der Politik nicht zu erwarten.
Es ist wie bei des Kaisers neuen Kleidern.
Aber Befürworter reden seit Mitte der 80er
> Jahre davon und werden ausgelacht, zahlreiche
> Ideen und Entwürfe der letzten 25 Jahre ganz
> unterschiedlicher Quellen habe ich vorliegen, und
> sind dir Harald auch bestens bekannt (--> Beispiel
> "Straßenbahn für ganz Berlin" von Holger Orb oder
> der "Tra(u)mstadt Berlin" aus dem Jahr 1991 mit
> konkreten Strassenplanungen der hier vorgelegten
> Trasse entlang der B1, von IGEB, BISS, BIW, FIB
> und VCD).
>
Alle, die von ineffektiven Strukturen profitieren, müssen stets Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um den jederzeit drohenden Verlust ihrer Pfründe zu verhindern.
> So frage ich mich, was an der jetzigen Studie
> *neu* ist.
Man legt es solange "neu" auf, bis es Gehör findet.
Wohl eher als Bestätigung zu sehen,
> dass der Bedarf noch immer gegeben ist.
Als wenn das noch bestätigt werden müsste.
Also:
> wieder mal ein alter Hut der hier neu verkauft
> wird. Wahrscheinlich ist hier nur der unkundige
> BILD und BZ-Leser beeindruckt, und glaubt hier
> etwas Neues zu lesen.
Ja und nein.
Jede Wahlperiode hat ihre Neuwähler, die aufgrund ihres Alters nicht wissen können, was vor 25 Jahren schon alles sinnvolles veröffentlicht wurde.
Denen reicht auch nicht ein Verweis auf olle Kamellen, man muss es ihnen schon zeitgemäß aufbereiten, wenn man sie gewinnen will.
Daher fraglich, was die
> jungen Studenten der TU hier irre neues
> ausgearbeitet haben.
Das Problem harrt nach wie vor der Lösung, Studenten damit zu beschäftigen, halte ich für sehr sinnvoll.
Autodidaktischer Anteil und Selbsterarbeitung von Ergebnissen dürften deutlich höher gewesen sein, als bei üblichen Uni-Veranstaltungen.
Versäumte man jemanden zu
> kontaktieren, der schon etwas länger auf der Welt
> ist?
Bestenfalls mussten sich die Profs der TU gegenseitig kontaktieren:-)
Ob ein Verweis auf ältere Studien hilfreich gewesen wäre, ist fraglich, da diese ja systematisch verfemt wurden und die aktuelle Studie ohne diese vielleicht bessere Chancen hat, wohlwollend zur Kenntnis genommen zu werden.
> Lasche Bekundungen in dieser Form seitens des
> Senats gab es auch immer wieder, insofern sehe ich
> jetzt nur ein Fortsetzung des dummen Geschwafels
> aus der Senatsverwaltung.
Was man so alles mit einem lapidaren Satz eines untergeordneten Mitarbeiters vom Tisch wischen zu können meint.
>
> Die Strab im Bereich Steglitz / Lankwitz /
> Lichterfelde ist seit 20 Jahren überfällig, der
> Rückbau der Straßenbahn war nie zeitgemäß. Schon
> damals rechtfertigte der Verkehrsbedarf nicht den
> Dieselbusbetrieb auf den bis heute stark
> frequentierten Linien.
Der Verkehr auf dem Kudamm war als zu stark eingestuft für Busse, dennoch stellte man die Straßenbahn hier zuerst ein und "ersetzte" sie durch Busse.
Gut möglich, dass es hier ähnlich war.
So fordere ich nicht die M4
> als U10-Ersatz nur bis zum Rathaus zu führen (was
> der Vorschlag ja erstmal nur beinhaltet). Der
> Schwerpunkt müsste in den südlichen
> Linienplanungen der nicht umgesetzten U9 und U10
> liegen, hier liegen auch die Vorteile auf der
> Hand.
Bei beidem sind die Vorteile stark genug für die Wiedereinführung der Straßenbahn.
Die M4 bis Rathaus Steglitz kann nur ein erster Schritt sein.
> Denn der alten U10 oder dieser Planung der M4
> verläuft die S-Bahn parallel.
Ja und?
Als die Linie F geplant wurde, war der Bedarf für Schienenstrecken unweit der Wannseebahn so offensichtlich, dass man die Straßenbahn durch ein U-Bahn ergänzen wollte.
Die Zwecke, denen die drei Verkehrsmittel dienen, überschneiden sich nur teilweise.
Einem mit dem Verweis auf ein anderes ganz oder teilweise die Notwendigkeit abzusprechen, ignoriert die Bedürfnisse derjenigen, für die die bestehende Situation nicht ausreichend ist.
>
> Lesen wir in der Berliner Zeitung:
> Denn die Vorteile im Vergleich zu heute seien
> offensichtlich. Vom Alexanderplatz nach Steglitz
> würde die Straßenbahn 31 Minuten brauchen. Die
> Busse der Linie M 48 sind laut Plan 41 Minuten
> unterwegs.
> halte ich eine Fahrverbindung mit der S-Bahn mit
> 25 Minuten dagegen.
Also eine Straßenbahn, deren Fahrzeit im Unterschied zum Bus mit Auto und S-Bahn und den zu ihr nötigen längeren Wegen konkurrieren kann!
Das die S-Bahn trotz unschlagbarer Fahrzeiten nicht alle Verkehrsbedürfnisse allein abdecken kann, ist doch offensichtlich, das kann kein Verkehrsmittel.
Für viele dürfte eine um ein Drittel schnellere Verbindung Alex-Steglitz ohne umsteigen attraktiver sein, als mit der S-Bahn, zumal die meisten nur einen Teil der Strecke fahren werden.
Darin liegt das Potential, neue Fahrgäste zu gewinnen.
Etwaige Fahrgastverluste der S-Bahn kompensieren das nicht, zumal der S-Bahn durch die neue Strecke auch neue Fahrgäste zugeführt werden.
Also keine gute
> Diskussionsgrundlage für den M4-Abschnitt auf der
> Bundesstrasse 1. Da müsste man mehr Pluspunkte auf
> den Tisch legen, als einen U10-Straßenbahnbetrieb
> nur bis zum Rathaus. In der Kosten-Nutzen-Analyse
> kommt sofort das Aus für diese Idee, das ist
> sicher.
Warum?
Die Baukosten liegen mit einem Bruchteil derer der U-Bahn so niedrig, dass sich die Umstellung von Bus auf Straßenbahn rentiert.
Die Betriebskosten verringern sich, die Fahrgastzahlen steigen - insgesamt, nicht nur in Bezug auf diese Strecke.
Die S-Bahn macht weder Autos noch Busse in dieser Relation überflüssig - warum dann eine Straßenbahn?
Ihre Bahnhöfe liegen teilweise zu weit vom Straßenzug entfernt(v.a aufgrund der grossen Abstände), um Fahrzeitgewinne abseits direkter Relationen von S-Bahnhof zu S-Bahnhof zu ermöglichen.
Die von dir vorgeschlagenen Verlängerungen erhöhen die Rentabilität ohne Zweifel weiter, gegeben ist sie auch ohne diese.
>
> An die Projektgruppe: Wer die Geschichte nicht
> kennt, kann auch kaum etwas neues finden.
Woher nimmst du die Gewissheit, dass frühere Zustände und Studien nicht betrachtet wurden?
Berlins Straßen sind zu eng, um sie nur dem MIV zu opfern!