Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 08:52 |
Zitat
schallundrausch
Das "schnell" in RSV steht für zügiges vorankommen, nicht notwendigerweise für hohe Maximalgeschwindigkeit. RSV sollen keine Trainigsrouten für Rennradfahrer sein. Darauf spielt auch das Statement von Streese an, wenn er sagt, "wir wollen keine rasenden Radfahrer."
(Wobei hier anzumerken ist, wie absurd groß hier der Bias in der Betrachtung von Geschwindigkeiten ist: ein Radfahrer "rast" mit 30 km/h, während dieselbe Geschwindigkeit bei Autofahrern als Schneckentempo und Gängelung empfunden wird.)
RSV dienen auch nicht vorrangig dem Freizeitverkehr, der Erholung, oder den Fernradreisenden. Sie sollen im Gegenteil ein Angebot an Alltagsradfaher sein, um schnell von A nach B zu kommen. Besonderes Augenmerk liegt auf Berufspendler.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 09:32 |
Zitat
Logital an schallundrausch
Ja, aber wie ist das Stement einzuordnen. Wird sich das infrastrukturell niederschlagen? Werden Rennradfahrer gebeten anderswo zu fahren? Was ist der Sinn dieses Statements?
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 12:40 |
Zitat
def
Überholen sollte m.E. aber nicht nur auf den paar Radschnellwegen, sondern überall möglich sein - was ein weiteres Argument dagegen ist, Radwege zwischen Fußweg und Stellplätzen zu verstecken. Denn wenn auf der Straße ein Radfahrstreifen markiert ist, kann man wenigsten Überholen, wenn keine Autos kommen.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 13:42 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 14:00 |
Zitat
eiterfugel
Eine der Hauptkritiken am MIV ist ja aber gerade auch die Denke vom höher-schneller-weiter: Alle langsameren haben Platz zu machen. Das wird inhaltlich nicht besser, wenn es nun von Radrasern kommt - denn es ist eben keine Änderung in der Denkweise.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 14:12 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 14:21 |
Zitat
Alter Köpenicker
Den Grundsatz des Rechtsfahrgebots, der durchaus auch für Fußgänger und Radfahrer gilt, kennen offenbar nur noch die wenigsten.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 14:32 |
Zitat
eiterfugel
Die Kritik muss mE weiter gehen: Eine der Hauptkritiken am MIV ist ja aber gerade auch die Denke vom höher-schneller-weiter: Alle langsameren haben Platz zu machen. Das wird inhaltlich nicht besser, wenn es nun von Radrasern kommt - denn es ist eben keine Änderung in der Denkweise.
Ein Denken von der_m schwächsten Teilnehmer*in her muss anders aussehen (und heißt im Zweifel auch mal hinterherfahren) - so lange Radverkehrspolitik aber mehrheitlich aus dieser Richtung heraus gemacht wird, erwarte ich da leider nicht zu viel Veränderung.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 14:35 |
Zitat
Florian Schulz
Zitat
Alter Köpenicker
Den Grundsatz des Rechtsfahrgebots, der durchaus auch für Fußgänger und Radfahrer gilt, kennen offenbar nur noch die wenigsten.
Das dürfte nur bei der überschaubaren Gruppe an Zeitgenossen (meist in der Adoleszenzphase) umsetzbar sein, die Schuhe mit Hackenrollen tragen.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 15:15 |
Zitat
Global Fisch
Zitat
eiterfugel
Die Kritik muss mE weiter gehen: Eine der Hauptkritiken am MIV ist ja aber gerade auch die Denke vom höher-schneller-weiter: Alle langsameren haben Platz zu machen. Das wird inhaltlich nicht besser, wenn es nun von Radrasern kommt - denn es ist eben keine Änderung in der Denkweise.
Ein Denken von der_m schwächsten Teilnehmer*in her muss anders aussehen (und heißt im Zweifel auch mal hinterherfahren) - so lange Radverkehrspolitik aber mehrheitlich aus dieser Richtung heraus gemacht wird, erwarte ich da leider nicht zu viel Veränderung.
Wenn Dir der Vorrang des Langsamen so am Herzen liegt, dann setze Dich doch für eine flächendeckende Senkung der KfZ-Geschwindigkeit und einen Vorrang für Fußgänger auf Fahrbahnen ein.
"Ein Denken von der_m schwächsten Teilnehmer*in her muss anders aussehen " - es muss ganz bestimmt nicht zuerst bei "Radrasern" ansetzen, sondern bei Kfz, die a) schneller sind und b) wegen Platz und Masse auch andere stärker gefährden.
Wenn man dabei konsequent wäre, käme man auf Schritttempo, das würde dann natürlich auch die Radfahrer betreffen.
Aber einen Radfahrer, der nicht schneller fährt als es Kfz erlaubt ist, als "Radraser" zu titulieren, halte ich nicht nur für unsachliche Polemik sondern einfach nur für abstrus.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 15:47 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 15:53 |
Zitat
Global Fisch
Gibts für Rollkoffer eigentlich ein Rechtsfahrgebot?
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 16:00 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 16:20 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 16:50 |
Zitat
def
Zitat
Global Fisch
Wenn Dir der Vorrang des Langsamen so am Herzen liegt, dann setze Dich doch für eine flächendeckende Senkung der KfZ-Geschwindigkeit und einen Vorrang für Fußgänger auf Fahrbahnen ein.
"Ein Denken von der_m schwächsten Teilnehmer*in her muss anders aussehen " - es muss ganz bestimmt nicht zuerst bei "Radrasern" ansetzen, sondern bei Kfz, die a) schneller sind und b) wegen Platz und Masse auch andere stärker gefährden.
Wenn man dabei konsequent wäre, käme man auf Schritttempo, das würde dann natürlich auch die Radfahrer betreffen.
Aber einen Radfahrer, der nicht schneller fährt als es Kfz erlaubt ist, als "Radraser" zu titulieren, halte ich nicht nur für unsachliche Polemik sondern einfach nur für abstrus.
Prinzipiell gebe ich eiterfugel insofern Recht, als dass wir aufpassen müssen, dieses Schneller-Höher-weiter-Denken auf Kosten des Stadtlebens nicht 1:1 vom Auto- auf den Radverkehr zu übertragen.
Zitat
Vor allem sollte man anfangen, Radwege auf Hauptrouten aus Sicht Radfahrender und nicht aus Sicht Autofahrender zu planen. Sprich: es sollte nicht darum gehen, unter dem Deckmänteclhen des Umweltschutzes die Radfahrenden auf Umwege darstellende Nebenstraßen oder in beliebte Parks abzuschieben (dann kommen solche Fahrradstraßenparodien raus wie in Biesdorf-Süd), sondern den Radfahrenden attraktive Verbindungen anbieten: mit Platz zum Überholen, möglichst flach, auf möglichst direktem Weg. (Das heißt im Umkehrschluss nicht, dass die Hauptradouten prinzipiell nicht durch Parks und Nebenstraßen geführt werden sollten - aber eben nur, wenn es einen Vorteil darstellt; und ohne insbesondere bei Parks deren Erholungsfunktion zu stören.)
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 17:19 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 30.06.2020 18:00 |
Zitat
Latschenkiefer
Weniger als 20% aller Prenzlauer-Berger sollen ein Auto besitzen (gibt's dazu irgendwo eine zugängliche Quelle?)...
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 01.07.2020 08:23 |
Zitat
Latschenkiefer
Einen ganz interessanten Artikel habe ich beim Tagespiegel gefunden:
1888 Parkplätze, 0 Sitzbänke: So werden Autofahrer bevorzugt.
Weniger als 20% aller Prenzlauer-Berger sollen ein Auto besitzen (gibt's dazu irgendwo eine zugängliche Quelle?), während trotzdem über 50% der Flächen für (mehr oder weniger) fließenden und ruhenden Pkw-Verkehr reserviert sind.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 01.07.2020 11:28 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 01.07.2020 11:38 |
Zitat
O-37
Jedem Menschen steht es zu, sich einen Tunnelblick zuzulegen. Die Straßen in Wohngebieten sind eben kein Privileg der Autofahrer. Sie dienen auch der Müllabfuhr, der Feuerwehr und anderen Einsatzfahrzeugen. Handwerker, Lieferfahrzeuge, Umzugswagen die nicht immer klein sind. Das kann beliebig fortgeführt werden.
Zitat
O-37
Jeder, der plötzlich vor der Haustür einen Fahrradbügel vorfindet und dann eher länger im Kreis fahren muß, bis er endlich sein Auto irgendwo abstellen kann, ist auch nicht gut für die Umwelt.
Zitat
O-37
Aus meiner Sicht muß es hier Konsens geben und jede politische Kraft ist gut beraten, eben keinen Krieg gegen die Hälfte der Bewohner einer Stadt zu führen. Früher oder später gibts dafür die Rechnung. Die Stadt ist für alle da.