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Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin
geschrieben von Arnd Hellinger 
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eiterfugel
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Und auch hier ist dieser Vorschlag - der ja auch nur greift, wenn keine bauliche Veränderung möglich ist - als Antwort auf das zu lesen, was täglich in dieser Stadt passiert: Dass nämlich gar nicht angehalten wird von Radfahrer*innen-Seite und sich noch mit Bimmelei und Bleidigungen durch den Fahrgastwechsel gekämpft wird. Das mögt ihr beide nicht machen, ist da draußen aber 100-fache Realität, jeden Tag - und als Antwort darauf lese ich auch diesen Vorschlag.


Damit sagst du: Die Antwort darauf, dass sehr viele die Regeln nicht einhalten, sind strengere Regeln.

Darf ich mit Skepsis reagieren? ;-)
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eiterfugel
Zitat
def
Und? Wird im eigenen, übergeordneten Punkt gefordert (meinetwegen auch alternativ gefordert), Autos müssten grundsätzlich anhalten, wenn ein Fußgänger die Überquerung der Fahrbahn begehrt?

Nochmal: Das "müssen grundsäzlich anhalten" ist der Alternativvorschlag, wenn 100 Gründe angeführt werden, warum Zebrastreifen auf Radwegen unnötig seien und Fußgänger*innen doch ruhig 100m Umweg gehen können.

Nur: Alternativvorschläge, die nicht räumlich begrenzt sind, gelten überall. Gibt es eigentlich auch den Alternativvorschlag, dass Autos immer und überall für Zu-Fuß-Gehende anhalten müssen, wenn nicht genug Zebrastreifen gebaut werden?

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eiterfugel
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def
Nochmal: Das Problem ist nicht, dass es nicht vordergründig um den Radverkehr geht, sondern dass man Regeln erlassen möchte, die für den Radverkehr gelten und für den Autoverkehr nicht.

Ja, woran liegt das denn aus Fußgänger*innen-Perspektive? Autos überholen idR nicht rechts über den Fußweg, scheren nicht zum Rechtsabbiegen sehr großräumig auf den Fußweg aus und an der Mehrheit der Haltestellen in dieser Stadt können sie auch rein technisch nicht in einen Fahrgastwechsel fahren. Das Dilemma mit den diversifizierten Geschwindigkeiten sprach ich bereits letzte Woche an.

Und warum? Weil der Straßenraum so gestaltet ist, dass Autos auch anderswo überholen können! Aber genau das stellt der FUSS e.V. nicht in Frage. Er nimmt hin, dass der Umweltverbund weiterhin um die Krümel kämpfen muss, die der MIV ihm hinwirft, anstatt endlich ein Tortenstück für den Umweltverbund als ganzes zu fordern. Kann es sein, dass der FUSS e.V. eigentlich eine getarnte Lobbyorganisation der Autoindustrie ist?

(Das macht auf den Gehweg ausweichende Radfahrende nicht besser. Aber man sollte doch schon allgemeiner ansetzen als mit "Die bösen, bösen Radfahrer!")

Zitat
eiterfugel
Ja, daraus könnt ihr mir noch bis zum jüngsten Tag falsche Schwerpunktsetzung vorwerfen, aber ich habe als Fußgänger im Alltag inzwischen sehr viel mehr Probleme mit Radfaher*innen, als mit motorisierten Verkehrsteilnehmer*innen - eben auch, weil letztere baulich getrennt sind. Diese bauliche Trennung wird nun auch für den Radverkehr gefordert - eben mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben, nämlich das bestimmte Regeln gelten, die für die motorisierten Verkehrsteilnehmer*innen längst etabliert sind.

Nein, der FUSS e.V. fordert eben nicht das gleiche wie für die motorisierten Verkehr, sondern mehr - er fordert eine Gängelung des Radverkehrs, eine De-Facto-Abschaffung des Rades als Verkehrsmittel. Das versteckt er dann hinter sinnfreien Formulierungen wie "Alternativvorschlägen". Wer dann die Lücke zwischen Fußverkehr und ÖPNV schließt, können wir uns denken.

Dabei könnte man sich bei der Forderung, wie Radwege anzulegen sind (nämlich auf der Fahrbahn und somit baulich getrennt von Fußwegen), sicher mit der Radlobby treffen - zumal ja Fußwege bzw. kombinierte Rad- und Fußwege auch für Radfahrende nicht angenehm sind (allenfalls für manche weniger unangenehm als die danebenliegende Hauptstraße). Könnte - wenn man beim FUSS e.V. nicht einen grenzenlosen Hass gegen Radfahrende an den Tag legte. Sicher wurde das Meerschweinchen des FUSS-Vorsitzenden von einem Fahrrad überfahren, als er fünf war.

Zitat
eiterfugel
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def
Einfaches Beispiel: Ein Radfahrer passiert bei Annäherung eines Busses eine Haltestelle (er passiert die Haltestelle selbst, ist nicht 20 m davor), bei der genau niemand auf den Bus wartet und sich entsprechend der Fahrbahn nähert; offensichtlich gibt es also nur Aussteigende. Dennoch soll laut der Logik von Fuss e.V. der Radfahrer anhalten, einfach weil sich der Bus nähert.

Es ist in der StVO geregelt, dass Annäherung 20m davor ist?

Stell Dich bitte nicht dümmer als Du bist. Du hast die StVO doch selbst zitiert - also bring doch bitte den minimalen geistigen Aufwand (oder vielmehr den Willen?) auf, ein Beispiel zu verstehen:

Zitat
eiterfugel
Zitat
StVO §20 (2)
Wenn Fahrgäste ein- oder aussteigen, darf rechts nur mit Schrittgeschwindigkeit und nur in einem solchen Abstand vorbeigefahren werden, dass eine Gefährdung von Fahrgästen ausgeschlossen ist. Sie dürfen auch nicht behindert werden. Wenn nötig, muss, wer ein Fahrzeug führt, warten.

In meinem Beispiel steigt eben niemand ein oder aus, weil sich der Bus ja erst der Haltestelle nähert, und an der Haltestelle wartet niemand (der dann schon Richtung Bordstein gehen könnte). Es wird also niemand gefährdet, wenn ich als Radfahrer genau in diesem Moment die Haltestelle passiere.

Wenn ich hingegen 20 m (oder 50 oder 100 m, das ist ein Beispiel, verdammt!) vor der Haltestelle bin, muss ich damit rechnen, dass aus dem sich nähernden Bus jemand aussteigt, weil er zum Halten kommt, bis ich an der Haltestelle bin, und entsprechend handeln. Hier ist es heute schon Rechtslage, dass sich der oder die Radfahrende unterzuordnen hat. Der FUSS e.V. möchte es in seinem grenzenlosen Hass auf Radfahrende auch auf den ersten Fall anwenden. Die nächste Forderung wird dann sicher sein, dass ein Radfahrer in Köpenick anhält, sobald jemand in Spandau in die S3 steigt - schließlich könnte sie in Köpenick aussteigen und die Straße überqueren wollen.

Zitat
eiterfugel
Und auch hier ist dieser Vorschlag - der ja auch nur greift, wenn keine bauliche Veränderung möglich ist - als Antwort auf das zu lesen, was täglich in dieser Stadt passiert: Dass nämlich gar nicht angehalten wird von Radfahrer*innen-Seite und sich noch mit Bimmelei und Bleidigungen durch den Fahrgastwechsel gekämpft wird. Das mögt ihr beide nicht machen, ist da draußen aber 100-fache Realität, jeden Tag - und als Antwort darauf lese ich auch diesen Vorschlag.

Hier teile ich Passus' Skepsis. Diejenigen, die heute mitten durch die Ein- und Aussteigenden fahren, sie beleidigen und beschimpfen, werden auch härtere Regeln ignorieren, und diejenigen, die sich regelkonform verhalten, sind dann noch langsamer (und steigen schlimmstenfalls auf Strecken, die für einen Fußweg zu lang sind und mit dem ÖPNV zu lange dauern, aufs Auto um). Sinnvoller wären viel eher (unangekündigte) Kontrollen an Schwerpunkten, mit entsprechend harten Strafen, statt die pauschale Bestrafung aller Radfahrenden durch Regeln, die dann wiederum nicht kontrolliert werden.

Eine weitere sinnvolle Maßnahme wäre sicher, im Lieferverkehr (sowohl per Kraftfahrzeug als auch per Fahrrad) die Firmen, in deren Auftrag jemand fährt, bei Verstößen ebenfalls (neben dem/der Fahrer/in selbst) in Haftung zu nehmen. Das würde sicher einiges an Druck rausnehmen - derzeit ist das zeitliche Risiko nämlich im Großen und Ganzen an die Arbeitnehmer/innen bzw. Pseudo-Selbstständigen ausgelagert, und die agieren entsprechend.



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.08.2020 06:41 von def.
Zitat
Global Fisch
Die Mitstreiter wurden vielleicht ignoriert, nur sind die Gründe dafür vielfältig. Und ein Teil der Ursachen ist auch, dass der Senat dem Auto nicht zuviel wegnehmen wollte, und so die Interessen der anderen gegeneinander ausgespielt werden.

Es bleibt nur die Frage, wer sich gegen wen hat ausspielen lassen.

(Zum Rest werde ich nichts mehr sagen, zumal ich wirklich grad sprachlos bin wegen defs Niveaulimbo.)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.08.2020 06:48 von eiterfugel.
Zitat
User, der 'Zumal alleine diese Wortklauberei hier zeigt, dass die ÖPNV-Nutzer*innen vollkommen egal sind' schreibt und dies mehreren Usern unterstellt

Zum Rest werde ich nichts mehr sagen, zumal ich wirklich grad sprachlos bin wegen defs Niveaulimbo.

Oder hast Du die Stelle noch immer nicht gefunden, in der FUSS e.V. fordert, Autos müssten grundsätzlich für Fußgänger/innen anhalten, wenn nicht genug Zebrastreifen gebaut werden?

Im Übrigen: erst unterstellen, ÖPNV-Nutzende seien einem völlig egal, dann bei der Beschreibung einer konkreten Situation doof stellen und am Ende beleidigt die Diskussion verlassen ist nun auch gerade nicht die hohe Kunst des Diskutierens.

Die Forderungen des FUSS laufen letztlich darauf hinaus, dass der Anteil der Idiot*innen unter den Radfahrenden steigt - einfach, weil vernünftige Radfahrende vom Fahrrad weggeekelt werden. Weil weniger Radfahrende auch weniger politisches Gehör bekommen, droht ein Teufelskreis: die Verkehrsräume werden für Radfahrende noch gefährlicher gestaltet, was noch mehr vom Radfahren abhält und die verbleibenden noch stärker dazu motiviert, Regeln zu brechen. Und am Ende ist der MIV-Anteil am Modal Split dann 15 % höher und Zu-Fuß-Gehende dürfen sich weiterhin zwischen Autos hindurch- oder an ihnen entlangquetschen: aber der FUSS e.V. hat sein Ziel erreicht.



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.08.2020 07:38 von def.
def, warum sollte sich nun FUSS e.V. um die Belange Radfahrer scheren, aber Strößenreuther und co mussten das nicht? Da scheint mir mit zweierlei Maß gemessen zu werden. Wie Lopi schon sagte, da wird erst einmal geschrien und am Ende kommen Kompromisse bei raus.

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Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Der FUSS e.V. muss sich nicht um die Belange von Radfahrern scheren... Sollte sich aber auch nicht um die Belange von Autofahrenden scheren.
Zitat
B-V 3313
def, warum sollte sich nun FUSS e.V. um die Belange Radfahrer scheren, aber Strößenreuther und co mussten das nicht?

Ja, sicher hätte in den letzten Jahren auch die Radlobby mehr auf die Belange von Fußgänger/innen achten sollen. Die Frage ist ja, was gewonnen ist, wenn die Beteiligten im Umweltverbund immer nur sagen "Der hat angefangen! Der hat nicht auf uns gehört! Also ignorieren wir ihn auch!". Hätte er nicht viel mehr davon, wenn irgendwer den ersten Schritt täte?

Ich sage mal so: das Papier enthält ja auch viele sinnvolle Formulierungen, auch Beschränkungen des Autoverkehrs. Die Gefahr ist doch, dass eine einzige Forderung, die völlig übers Ziel hinausschießt, dazu beiträgt, dass die anderen kaum wahrgenommen und gar nicht erst diskutiert werden. Oder dass halt die Autolobby diese Forderung übernimmt, damit um Gottes Willen niemand über den Platzbedarf des MIV spricht.

Wobei "übers Ziel hinausschießen" ja auch nur halb passt: Wenn es die alternative Forderung zum Bau von Zebrastreifen, Radfahrende müssten Zu-Fuß-Gehende grundsätzlich vorlassen, spiegelbildlich auch für Autos gäbe, hätte (sicher nicht nur) ich ein viel kleineres Problem damit.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.08.2020 08:30 von def.
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def
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B-V 3313
def, warum sollte sich nun FUSS e.V. um die Belange Radfahrer scheren, aber Strößenreuther und co mussten das nicht?

Ja, sicher hätte in den letzten Jahren auch die Radlobby mehr auf die Belange von Fußgänger/innen achten sollen. Die Frage ist ja, was gewonnen ist, wenn die Beteiligten im Umweltverbund immer nur sagen "Der hat angefangen! Der hat nicht auf uns gehört! Also ignorieren wir ihn auch!". Hätte er nicht viel mehr davon, wenn irgendwer den ersten Schritt täte?

Und warum geht diesen Schritt nicht der Stärkere, der nebenbei auch schon etwas erreicht hat?

Zitat
def
Wobei "übers Ziel hinausschießen" ja auch nur halb passt: Wenn es die alternative Forderung zum Bau von Zebrastreifen, Radfahrende müssten Zu-Fuß-Gehende grundsätzlich vorlassen, spiegelbildlich auch für Autos gäbe, hätte (sicher nicht nur) ich ein viel kleineres Problem damit.

Ich möchte nicht in Bussen oder Straßenbahnen sitzen, die nur noch mit Schrittgeschwindigkeit durch die Stadt gurken. Deine Forderung schwächt ebenfalls den Umweltverbund. ,-)

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Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.08.2020 09:28 von B-V 3313.
Hallo B-V 3333,

erstmal kurze Antwort auf Dich, für längere inhaltliche Beiträge fehlt die Zeit.

Zitat
B-V 3313
def, warum sollte sich nun FUSS e.V. um die Belange Radfahrer scheren, aber Strößenreuther und co mussten das nicht? Da scheint mir mit zweierlei Maß gemessen zu werden. Wie Lopi schon sagte, da wird erst einmal geschrien und am Ende kommen Kompromisse bei raus.

Natürlich muss der FUSS e.V. sich nicht um die Radfahrerbelange scheren. Aber dennoch: ist das nicht so einfach. Mich ärgert der Text aus drei Sichtweisen:

Aus Sichtweise des Radfahrers, dass der Entwurf Radfahrende schärfer reglementiert als Autofahrende.
Das macht ihn aus der Perspektive völlig untragbar.

Aus Sichtweise des verkehrspolitisch und intermodal Interessierten, dass er oberflächlich aus Sicht der Alltagskonflikte agiert und sich so vor den Karren des Gegeneinander-Ausspielens spannend lässt.

Aus Sichtweise des Fußgängers, weil er mit dem Entwurf kaum Verbündete finden wird und somit nicht zu Verbesserungen beiträgt.
Da wird keiner über Kompromisse verhandeln.
Zitat
B-V 3313
Und warum geht diesen Schritt nicht der Stärkere, der nebenbei auch schon etwas erreicht hat?

Ist der Radverkehr denn der Stärkere? Ich denke nicht. Bei einem Unfall zwischen Auto und Fußgänger/in ist doch relativ klar, wer das größere Verletzungs- oder gar Tötungsrisiko hat. Aber bei einem Unfall zwischen Radfahrer/in und Fußgänger/in ist doch erstere/r ähnlich stark gefährdet wie letztere/r. Beim Verhältnis zwischen Fuß- und Radverkehr würde ich aus dem Verkehrsmitteln selbst keine Stärke-Schwäche-Position ableiten - allenfalls aus dem Umstand, dass schwächere Verkehrsteilnehmer/innen natürlich eher zu Fuß gehen als Radfahren.
Natürlich sind Radfahrer stärker als Fußgänger, gerade für unsere älteren Mitbürger. Der Fußgänger ist das letzte Glied in der Kette und wenn die sich nun zu Wort melden, dann ist das doch ihr gutes Recht.

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Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
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def
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B-V 3313
def, warum sollte sich nun FUSS e.V. um die Belange Radfahrer scheren, aber Strößenreuther und co mussten das nicht?

Ja, sicher hätte in den letzten Jahren auch die Radlobby mehr auf die Belange von Fußgänger/innen achten sollen. Die Frage ist ja, was gewonnen ist, wenn die Beteiligten im Umweltverbund immer nur sagen "Der hat angefangen! Der hat nicht auf uns gehört! Also ignorieren wir ihn auch!". Hätte er nicht viel mehr davon, wenn irgendwer den ersten Schritt täte?

Ich sage mal so: das Papier enthält ja auch viele sinnvolle Formulierungen, auch Beschränkungen des Autoverkehrs. Die Gefahr ist doch, dass eine einzige Forderung, die völlig übers Ziel hinausschießt, dazu beiträgt, dass die anderen kaum wahrgenommen und gar nicht erst diskutiert werden. Oder dass halt die Autolobby diese Forderung übernimmt, damit um Gottes Willen niemand über den Platzbedarf des MIV spricht.

Wobei "übers Ziel hinausschießen" ja auch nur halb passt: Wenn es die alternative Forderung zum Bau von Zebrastreifen, Radfahrende müssten Zu-Fuß-Gehende grundsätzlich vorlassen, spiegelbildlich auch für Autos gäbe, hätte (sicher nicht nur) ich ein viel kleineres Problem damit.

In den Beiträgen zuvor bist du so dermaßen über das Ziel hinausgeschossen, dass sich die Frage stellt, ob sich eine Diskussion überhaupt noch lohnt. Nur um dir mal kurz den Spiegel vorzuhalten: Du bist hier immer ganz schnell dabei anderen Usern sämtliche Methoden aus den Trollfabriken vorzuhalten (von denen die noch nie was gehört haben ;)) und wendest sie hier nun selber an. Dazu immer "Aber das Auto !Einself!" zu rufen, ist auch nur bedingt hilfreich, zumal es eben nicht die Perspektive trifft. Für viele (insbesondere Ältere) Fußgänger sind nicht Autos, sondern Radfahrer das Problem Nummer 1. Das spiegelt sich in den Forderungen des Fuß e.V. wieder.

Werfen wir ferner mal einen Blick auf einen Aspekt des Radkatalogs und was daraus geworden ist: Strößi & Co forderten, dass Radfahrende bei Baustellen ausreichend zu berücksichtigen seien und schafften es mit einem entsprechenden Passus ins Mobilitätsgesetz. Auch meine Befürchtung war damals, dass das primär zu Lasten der Fußgänger geht und das ist nun auch die Realität! In meiner Umgebung gibt es mehrere Beispiele (Andreasstraße, Str. der Pariser Kommune), wo der Radweg wegen einer Baustelle auf den Fußweg geführt wird und die Fußfläche mal eben halbiert. Im Fall der Pariser Kommune wurde in einer Bauphase auf einer Seite der Gehweg für Fußgänger komplett gesperrt. In einer anderen Bauphase wurden die Radfahrer nicht nur auf den Fußweg geleitet, sondern dieser auch noch auf 1 Meter eingeengt und an der engsten Stelle über so eine Baugrabenbrücke geführt. Oder nehmen wir das Frankfurter Tor, das aktuell allen Verkehrsteilnehmern den letzten Nerv raubt. Radfahrer sollen hier den Fußweg und die Fußgängerampel mitbenutzen. Stadtauswärts gar bis zur Einmündung Niederbarnimstraße, um dort zu queren.

Das zeigt eben, wie groß das Misstrauen (nicht völlig zu Unrecht) der Fußlobby gegenüber den Radfahrern ist. Und leider benehmen sich auch viel zu viele Radfahrer gegenüber Fußgängern so, wie Autofahrer gegenüber Radfahrern. Null Rücksicht, Ignoranz der Verkehrsregeln, zu dichtes Überholen. Insofern halte ich den Wunsch für absolut nachvollziehbar Vorrang zu erhalten, auch wenn er weit über das Ziel hinaus schießt.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
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B-V 3313
Natürlich sind Radfahrer stärker als Fußgänger, gerade für unsere älteren Mitbürger.

Das ist ja genau das, was ich im zweiten Teil gemeint habe - Schwächere gehen eher zu Fuß als dass sie Rad fahren. Aber kann man daraus ableiten, dass Radfahrende pauschal stärker als Zu-Fuß-Gehende sind? Ist ein unsicherer acht- oder achtzigjähriger Radfahrer stärker als eine gesunde fünfundzwanzigjährige Fußgängerin? Ist er wirklich bei einem Unfall stärker gefährdet als die Fußgängerin?
Zitat
Jay
In den Beiträgen zuvor bist du so dermaßen über das Ziel hinausgeschossen, dass sich die Frage stellt, ob sich eine Diskussion überhaupt noch lohnt.

Ich gebe zu: Spätens eiterfugels haltlose Unterstellung, mir wären ÖPNV-Nutzende völlig egal und ich würde sie im Zweifelsfall gefährden, um bloß nicht abbremsen anhalten zu müssen, hat mich ziemlich getriggert. (Jetzt bitte keine Ausrede, dass er das nicht gesagt hat. Wenn ich auf einen sprachlichen Unterschied hinweise und er dies als Wortklauberei abtut, mit der ich [und Global Fish] die Gefährdung von ÖPNV-Nutzenden rechtfertige[n], ist das recht eindeutig.)

Zitat
Jay
Nur um dir mal kurz den Spiegel vorzuhalten: Du bist hier immer ganz schnell dabei anderen Usern sämtliche Methoden aus den Trollfabriken vorzuhalten (von denen die noch nie was gehört haben ;)) und wendest sie hier nun selber an. Dazu immer "Aber das Auto !Einself!" zu rufen, ist auch nur bedingt hilfreich, zumal es eben nicht die Perspektive trifft. Für viele (insbesondere Ältere) Fußgänger sind nicht Autos, sondern Radfahrer das Problem Nummer 1. Das spiegelt sich in den Forderungen des Fuß e.V. wieder.

Natürlich sind sie das. Aber ist das nicht zugleich eine Folge dessen, dass ein halbes Jahrhundert lang eintrainiert wurde, welcher Raum dem MIV zusteht (rein rechtlich oder gefühlt, siehe bedrängte Radfahrende...) und welcher dem Rest? Große Umwege durch fehlende Querungsmöglichkeiten von Hauptstraßen nimmt man also hin (war ja schon immer so!), große Umwege durch fehlende Querungsmöglichkeiten von Radwegen sind böse?

Hier wie da fordert FUSS mehr Querungsmöglichkeiten (zu recht!). Aber beim MIV beschränkt er sich darauf, beim Radverkehr fordert er "Entweder mehr Querungsmöglichkeiten - oder grundsätzlicher Nachrang des Fahrrads gegenüber Zu-Fuß-Gehenden!"

Zitat
Jay
Werfen wir ferner mal einen Blick auf einen Aspekt des Radkatalogs und was daraus geworden ist: Strößi & Co forderten, dass Radfahrende bei Baustellen ausreichend zu berücksichtigen seien und schafften es mit einem entsprechenden Passus ins Mobilitätsgesetz. Auch meine Befürchtung war damals, dass das primär zu Lasten der Fußgänger geht und das ist nun auch die Realität! In meiner Umgebung gibt es mehrere Beispiele (Andreasstraße, Str. der Pariser Kommune), wo der Radweg wegen einer Baustelle auf den Fußweg geführt wird und die Fußfläche mal eben halbiert. Im Fall der Pariser Kommune wurde in einer Bauphase auf einer Seite der Gehweg für Fußgänger komplett gesperrt. In einer anderen Bauphase wurden die Radfahrer nicht nur auf den Fußweg geleitet, sondern dieser auch noch auf 1 Meter eingeengt und an der engsten Stelle über so eine Baugrabenbrücke geführt. Oder nehmen wir das Frankfurter Tor, das aktuell allen Verkehrsteilnehmern den letzten Nerv raubt. Radfahrer sollen hier den Fußweg und die Fußgängerampel mitbenutzen. Stadtauswärts gar bis zur Einmündung Niederbarnimstraße, um dort zu queren.

Klar muss sich das ändern. Beim Fall von Baustellen ist das FUSS-Papier sogar differenzierter als an anderen Stellen. Wahrscheinlich gibt's mehrere Autor/innen.

Zitat
Jay
Das zeigt eben, wie groß das Misstrauen (nicht völlig zu Unrecht) der Fußlobby gegenüber den Radfahrern ist. Und leider benehmen sich auch viel zu viele Radfahrer gegenüber Fußgängern so, wie Autofahrer gegenüber Radfahrern. Null Rücksicht, Ignoranz der Verkehrsregeln, zu dichtes Überholen. Insofern halte ich den Wunsch für absolut nachvollziehbar Vorrang zu erhalten, auch wenn er weit über das Ziel hinaus schießt.

Nur ist das wie immer, wenn Gruppen pauschal beurteilt werden: die Mehrheit, die sich an Regeln hält, fällt nicht auf. Und hier wäre es, wie PD völlig zu recht anmerkte, viel sinnvoller, bestehende Regeln durchzusetzen (genau dafür wäre ich auch!) statt neue zu schaffen - die dann diejenigen gängeln, die sich an Regeln halten, während die Ignoranten dann eben strengere Regeln ignorieren.



5 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.08.2020 10:36 von def.
Och def, darum soll sich dann ein noch zu gründener Verein namens "Grauradler" kümmern...

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Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
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def
Nur ist das wie immer, wenn Gruppen pauschal beurteilt werden: die Mehrheit, die sich an Regeln hält, fällt nicht auf. Und hier wäre es, wie PD völlig zu recht anmerkte, viel sinnvoller, bestehende Regeln durchzusetzen statt neue zu schaffen - die dann diejenigen gängeln, die sich an Regeln halten.

Und das wäre beim MIV nicht möglich gewesen? Hätten bei einer stets von Zweite-Reihe-Parkern geräumten Kantstraße nicht alle etwas gehabt?

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B-V 3313
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def
Nur ist das wie immer, wenn Gruppen pauschal beurteilt werden: die Mehrheit, die sich an Regeln hält, fällt nicht auf. Und hier wäre es, wie PD völlig zu recht anmerkte, viel sinnvoller, bestehende Regeln durchzusetzen statt neue zu schaffen - die dann diejenigen gängeln, die sich an Regeln halten.

Und das wäre beim MIV nicht möglich gewesen? Hätten bei einer stets von Zweite-Reihe-Parkern geräumten Kantstraße nicht alle etwas gehabt?

Nein, weil das nichts an der grundsätzlich falschen Raumaufteilung zugunsten des MIV geändert hätte. Aber natürlich müssen die Regeln im Autoverkehr auch stärker durchgesetzt werden. Angefangen bei der Höchstgeschwindigkeit, die tatsächlich großflächig ignoriert wird.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.08.2020 10:17 von def.
Dafür leidet der Umweltverbund, was du oben anprangerst, durch diesen Radweg an anderer Stelle. Die BVG musste ihre Fahrzeiten verlängern und mehr Busse einsetzen. Mehr Busse = mehr Abgase. Längere Fahrzeiten und verpasste Anschlüsse tragen nicht unbedingt zur Attraktivität des ÖPNV bei. Die Anzahl der Parkplätze hat sich auch nicht wesentlich verringert, und die Verkehrssicherheit ist durch die Anordnung der Parkplätze zwischen Radweg und Fahrbahn auch nicht überall gestiegen.

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B-V 3313
Dafür leidet der Umweltverbund, was du oben anprangerst, durch diesen Radweg an anderer Stelle. Die BVG musste ihre Fahrzeiten verlängern und mehr Busse einsetzen. Mehr Busse = mehr Abgase. Längere Fahrzeiten und verpasste Anschlüsse tragen nicht unbedingt zur Attraktivität des ÖPNV bei. Die Anzahl der Parkplätze hat sich auch nicht wesentlich verringert, und die Verkehrssicherheit ist durch die Anordnung der Parkplätze zwischen Radweg und Fahrbahn auch nicht überall gestiegen.

Du hast es doch selbst erkannt: nicht der Radweg sorgt dafür, dass die Busse im Stau stehen, sondern der Umstand, dass die Verkehrsverwaltung nicht bereit ist, für den Radweg Parkplätze wegfallen zu lassen.

Genau das, was ich meine: die Parkplätze werden als gottgegeben angenommen und nicht in Frage gestellt, weil sie halt "schon immer da waren" (was sie natürlich nicht waren). Und dann wird behauptet, der Radverkehr nähme dem Bus Raum weg. (Klar, eigentlich nehmen sowohl Rad- als auch ruhender Verkehr dem Bus Platz weg - nur rechtfertigen soll sich der Radverkehr und nicht der öffentlich subventionierte Abstellraum für Privateigentum.)

Das ist genau dieses Ausspielen des Umweltverbundes gegeneinander, von dem ich spreche. In der Kantstraße wäre genug Platz für eine Busspur und ausreichend breite Radwege (und ausreichend breite Fußwege auch noch!) - aber dann müsste man die heilige Kuh, das Automobil, schlachten.

Wahrscheinlich wäre es hilfreich, wenn der ÖPNV in der Öffentlichkeit auch eine stärkere Lobby hätte. Stattdessen hat sich eine gewisse BVG-Chefin gern beklagt, wie leer die Busse doch sind ("Mein Sohn ist in den Ferien Bus gefahren und meinte, er sei total leer gewesen!"); stattdessen können selbst hier im Nahverkehrsforum einige nicht erwarten, ganze Straßenzüge busfrei zu machen, weil ja ein paar hundert Meter entfernt die seltener haltende U7 "parallel" verkehre. Die Bescheidenheit, die dem ÖPNV aus der Verkehrspolitik seit langem zugewiesen wird, wurde leider selbst von Leuten verinnerlicht, die ihn unterstützen.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.08.2020 11:03 von def.
Zitat
def
Das ist genau dieses Ausspielen des Umweltverbundes gegeneinander, von dem ich spreche.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die Radfahrerlobby dort lautstark eine Umwelt- oder Busspur unter Fortfall der Parkplätze gefordert hätte*. Also hat die Radfahrerlobby in der Kantstraße dem Umweltverbund geschadet.


*Wenn das anders war, bitte ich da um Nachhilfe.

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