Fahrplanwechsel schrieb:
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> Ingolf schrieb:
>>
> Das ist aber nicht Schuld des Verkehrsmittels BUS
> an sich, sondern ein politisches Problem bedingt
> durch Gewalt und Kriminalität.
Nun ja, ich würde Schwarzfahrerei nicht gerade in den Bereich eines womöglich erheblichen politischen Problems einstufen wollen - sondern eher in den Bereich der Ordnungswidrigkeiten wie falsches Parken oder zu schnelles Fahren.
So etwas gehört bekämpft und reduziert - aber ich sehe da wenig Zusammenhang mit Gewalt- und Kriminaldelikten. Das ist m.E. eine spürbar andere Dimension.
>
> Was dann also wieder einmal zu Lasten des
> Individulaverkehrs ginge.
> Immer fleißig Parkplätze abschaffen, hauptsache
> die Straßenbahn kann gut fahren und die
> Bimmel-Ollies können dann stolz sagen, die
> Straßenbahn sei schneller und besser als der Bus.
Dieser Logik folgend müsstest Du jetzt auch gegen jegliche Busspuren sein - denn diese sind ja auch zu Lasten des Individualverkehrs eingereichtet.
Wenn Du an der Oberfläche ein effizient und schnell fahrendes öffentliches Verkehrsmittel haben möchtest - völlig unabhängig davon, ob es sich um Straßenbahn oder Bus handelt - musst Du dafür sorgen, dass es weitgehend freie Fahrt hat. Und ohne Restriktionen gegenüber dem Autoverkehr wirst Du weder eine Busspur noch eine Eigentrasse für die Tram bekommen.
Und entscheidet man sich nun einmal an einigen Strellen für eine Mischverkehrslösung, muss selbstverständlich dafür gesorgt werden, dass diese Mischverkehrsspur nicht permanent zugeparkt wird oder das sie stauträchtig ist (Ampeln).
Und kommen wir zurück zu Deiner etwas kuriosen Behauptung "die
> Bimmel-Ollies können dann stolz sagen, die > Straßenbahn sei schneller und besser als der Bus." Natürlich ist sie das, auch in Berlin: Die Metrobusse in der Innenstadt erreichen trotz hohem Anteils an Busspuren in der Innenstadt Reisegeschwindigkeiten von ca. 13-15 km/h – die Straßenbahn ist in der Innenstadt trotz Behinderungen mit ca. 18-19 km/h dabei, außerhalb dieser sind es 22 km/h.
Irgendwann musst Du Dich entscheiden: Entweder Du möchtest einen Oberflächen-ÖPNV, der nirgendwo zu Lasten des MIV geht - dann wird er immer sehr langsam sein - egal ob Bus oder Straßenbahn.
Willst Du ihn aber etwas schneller haben, kommst Du um einige Restriktionen gegenüber dem Autoverkehr nicht drumherum.
Aber eine Behauptung, dass Busse, die im Straßenverkehr mitfließen schneller als Straßnbahnen mit halbwegs freigehaltener Trasse sind, ist absolut nicht nachvollziehbar.
Und jetzt kommen wir wieder zurück zum Thema Straßenbahn - Bus, auch wenn ich mich wiederhole, aber einige Argumente hast Du hier völlig ignoriert:
1. Auch wenn es paradox klingt, aber die Flexibilität des Busses wird zu seiner eigenen Falle: Mit dem Wissen, dass dieser ausweichen kann, werden die Busspuren in Berlin permanent illegal zugeparkt oder auch "nur" regelwidrig benutzt, z.B. um eine Amplephase "abzukrüzen". In der Folge nutzt die Busspur dem Bus nur wenig, da er sich permanent in den normalen Verkehrsfluss einordnen muss und so massiv Zeit verliert.
Straßenbündige Tramtrassen werden dagegen viel mehr von Autofahrern respektiert.
In der Summe dürften die Störzeiten im Busverkehr wesentlich größer sein (da sie jeden Tag auftreten), als die ab und zu auftretenden Gleisparker bei der Tram (ich nutze fast täglich die Bahn inm der Kastanienallee - nicht weiter komme ich wegen blöden Parkern nur ca. 1-2 mal im Jahr. Beim Bus M48 z.B. verliere ich jeden Tag mehrere Minuten durch zugeparkte Busspuren).
2. Straßenbahntrassen benötigen nun einmal weniger Platz, als Bustrassen. Somit bedeutet eine neue eigene Straßenbahntrasse einen geringeren Eingriff in die Fläche für den Autoverkehr, als eine Bustrasse. Und einen straßenbündigen Bus als bezüglich der Reisegeschwindigkeit als gleichwertigen ersatz einer Straßenbahn auf Eigentrasse darzsustellen grenzt an ein beusstes "ÖPNV-Vernichtungsprogramm"…
Ich erinnere nur an die Kastanienallee: Würden statt Straßenbahnen dort Busse fahren, müsstest Du akzeptieren, dass sie entweder wesentlich langsamer vorankommen (permanentes Ausweichen gegenseitig oder vor Zweite-Reihe-Parkern) oder Du müsstest mindestens auf einer Seite das Parken komplett unterbinden und dies auch überwachen.
> Ich finde, daß Du sehr intelligent und gut
> argumentierst, daher bitte ich Dich, Dich durch
> meine Antworten nicht angegriffen zu fühlen. Aber
> ich denke nicht, daß es sich bei dem
> "Ausbremsgefühl" nur um einen psychologischen,
> sondern um einen praktischen Effekt handelt.
Das magst Du gerne denken, wie Du möchtest - nur ist ein wesentlich langsameres Vorankommen im Durchschnitt statistisch nicht belegbar.
Hinzu
> kommt das Straßenbahnüberholverbot nach StVo,
> welches z.B. an Kreuzungspunkten (Strecke M1 nach
> Rosenthal) ein weiteres großes Ärgernis darstellt,
> wenn der Gegenzug verspätet ist. Als Autofahrer
> ist man dort gezwungen, ewig zu warten. So etwas
> ist beim Bus undenkbar.
Das Überholverbot wäre mir neu - außer "linksherum" üder die Gegenspur (was auch aus Sicherheitsgründen absolut notwendig ist). An einer stehenden Straßenbahn darf man sehr wohl vorbeifahren, unter Beachtung der Regeln, die an Haltestellen gelten (Ein- und Aussteiger abwarten, Schrittgeschwindigkeit).
>
> Ja, das ist ja wohl auch die einzige konsequente
> Methode, oder willst Du das bestreiten?! Das war
> schon immer so und wird auch immer so sein.
> Letztendlich jedenfalls. Nur, daß früher bei
> weitem nicht so viel diskutiert wurde. Früher
> wurde entschieden und alsbald gehandelt. Damals
> traf man die Entscheidung, die Straßenbahn
> einzustellen und hat diese auch konsequent
> durchgesetzt.
Was sich zumindest in Großstädten praktisch weltweit als großer Fehler herausgestellt hat und an vielen Stellen heute für teures Geld korrigiert werden muss (Renaissance der Straßenbahn). In den allerwenigsten Fällen wurden Straßenbahnen übrigens aus wirtschafrtlichen Erwägungen stillgelegt - sondern fast immer aufgrund bestimmter planerischer und politischer Leitbilder ("Autogerechte Stadt", maximaler Individualismus für jeden, Techikeuphorie etc.)
Ansonsten kann ich es nur begrüßen, wenn im Falle eines drohenden Rückbaus öffentlicher Infrastruktur darüber lange diskutiert wird: denn schließlich bedeutet eine Tramstilllegung immer die Vernichtung von öffentlichem Besitz, die im Falle einer Fehlentscheidung für teures öffemntliches Geld wieder korrigiert werden muss.
Heute wird darüber erst endlos
> palavert ...
> Übrigens hatte ich (an anderer Stelle) auch
> durchaus schon mal angeregt, unrentable S- und
> U-Bahnstrecken einzustellen und durch Busse zu
> ersetzen.
Und dabei Fahrgäste zu verlieren, Rückbaukosten zu generieren, den Autoverkehr (und später dafür notwendige Ausbaukosten) generieren.
Eine Stilllegung von Schienenstrecken bedeutet nicht automatisch, dass man Geld spart - oft wird dies sogar sehr teuer, als ein Weiterbetrieb.
Viele Grüße
Ingolf