DonChaos schrieb:
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> M1 und U2 fahren ja derzeit nicht so, wie sie
> eigentlich sollten. Da haben die Fahrgäste auf der
> 12 sicherlich auch deshalb zugenommen. Dann werden
> einige S-Geschädigte die Direktverbindung mit der
> 12 entdeckt haben, die vorher M4 + Stadtbahn oder
> M2 + Stadtbahn genutzt hatten.
>
> Andererseits sind bestimmt auch neue Fahrgäste
> dazu gekommen, allein durch die
> Angebotsverbesserung.
Es gab entsprechende Zählungen eher zu Anfang des Jahres (siehe Link), als die U2 und M1 noch in ihrer normalen Linienführung im Einsatz waren.
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www.berlinonline.de]
Fahrgastzuwächse gab es übrigens nicht nur auf der Linie 12, sondern auch auf der M2, nachdem diese erneut in ihrem Takt im Dezember letzten Jahres verdichtet wurde. Das zusätzliche Angebot wurde auf diesen beiden Linien sofort durch neue Nachfrage aufgefüllt, so dass die Auslastung der Bahnen trotz der nicht unwesentlichen Angebotsausweitung nicht abgenommen hat.
Aber dies passt auch insgesamt in die Entwicklung, die wir (nicht nur in Berlin) in vielen revitalisierten innenstadtnahen Stadtteilen beobachten können - aber nur eben dann, wenn es ein wettbewerbsfähiges ÖPNV-Angebot gibt. Und zwar nicht nur wettbewerbsfähig zum Auto, sondern auch zum Fahrrad, da hier viele Wege nicht besonders lang sind (hohe Nutzungsdichte, Innenstadtnähe). Und einen derartigen Verkehrsmarkt kann das Verkehrssystem Straßenbahn mit dichtem Takt oft optimal bedienen: hohe Erschließungsdichte und hohe Beförderungsqualität. Darin liegt u.A. auch das "Geheimnis" des Erfolgs der Straßenbahnen in Zürich, Basel oder auch Prag: dichtes Netz im dichten Takt in den dicht bewohnten Quartieren.
Doch zurück in den Berliner Gründerzeitgürtel:
So erlebte auch die M10 noch vor der Eröffnung zum Nordbahnhof einen Fahrgastzuwachs von ca. 25% durch die Taktverdichtung von 6/7/7 auf 5 Minuten, im dann 2006 neu übergebenen Abschnitt zum Nordbahnhof war es gegenüber dem vorherigen Bus 245 ein Zuwachs von grob um die 1000% (je nach Quelle).
Auch hier ein Link:
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www.berlinonline.de]
Insgesamt muss es demzufolge in diesem Bereich des Straßenbahnnetzes einen nicht unwesentlichen Anteil Neukunden geben, da in den letzten Jahren Zuwächse praktisch auf allen im Prenzlauer Berg fahrenden Straßenbahnlinien (einschließlich M4) verzeichnet werden konnten. Das steht im völligen Gegensatz zu den noch 2006 vom Hause BVG (die Fraktion um Necker & Co.) verbreiteten Äußerungen, in diesem Stadtteil wäre für den ÖPNV nichts zu holen, da hier alle reich sind und Auto ahren würden. Nach dieser Logik sollte die Straßenbahn in der Pappelallee - obwohl sie wegen ihrer für diesen Takt hohen Auslastsung rein betrieblichh (ohne Abschreibungen auf die Infrastruktur) Gewinne einfährt - ersatzlos eingestellt werden, um sich einmalig (für 30 Jahre) die Kosten für die Sanierung der Gleise zu ersparen. Ersatzlos deswegen, weil auch damals im Hause BVG völlig klar war, dass hier mit einem feinerschließenden Bus keinerlei sinnvolle Nachfrage geweckt werden könnte und das Betriebsergebnis negativ wäre.
Ingolf