Vollring über Westkreuz schrieb:
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> Niemand bestreitet, daß die Zustände bei der
> S-Bahn (und nicht nur dort), was Organisation und
> Management angeht, nicht umfassend verbessert
> werden müssen. Und das geht nur von oberster
> Stelle, sprich Politik. Doch da ist leider keine
> Partei oder Regierung, die das Ruder schwungvoll
> rumreißt. Die (theoretische) Privatisierung der
> Bahn mit geplantem Börsengang wurde unter der
> Regierung Kohl begonnen, von der rot-grünen
> Regierung unter Gerhard Schröder und seinem Kumpel
> Mehdorn massiv fortgesetzt wurde mit
> Sparmaßnahmen, bis es qietschte und die eigentlich
> profitable und vor einigen Jahren noch sehr
> erfolgreiche und immer beliebter werdende Berliner
> S-Bahn von der DB-Zentrale regelrecht
> ausgeplündert wurde. Doch das ist kein Phänomen
> des Kapitalismus, wie einige wettern, sondern eine
> falsche Politik, die auch unter schwarz-rot und
> unter der jetzigen Bundesregierung nicht geändert
> wird.
Bis dahin stimme ich Dir vollkommen zu.
>
> Aber die Träume, die hier manche hegen wie
> Enteignung (wie enteignet ein Staat sich
> eigentlich selbst?)
genau das ist der Punkt, den ich noch nicht bedacht habe. Es bedarf hier gar keine Enteignung, sondern nur eines beherzten Eingreifens des Staates. Wenn ihm die DB nach wie vor gehört, dann gehören ihm auch alle Bahnanlagen und Fahrzeuge der DB....
Privatisierung (oh, wie
> lustig... da werden nicht profitable Strecken
> schnellstens stillgelegt) und dergleichen, sind
> einfach lächerlich. Und den Betrieb eines mehrere
> hunderte Kilometer langen Streckennetzes einer
> Schnellbahn einer Millionenmetropole braucht eine
> Logistik, die man nicht mal eben so aus dem Boden
> stampft, wie einen Zeitungsladen!
Gegen die Privatisierung von öffentlichen Personenverkehren habe ich mich immer ausgesprochen, weil sich die Forderungen nach Befriedung allgemeiner Bedürfnisse und von Gewinn unter den in Deutschland bestehenden Bedingungen nicht vereinbaren lassen. In Polen sieht man sehr gut, zu was eine Privatisierung führen kann....
Was die Leitung eines solchen Unternehmens wie die der S-Bahn betrifft gebe ich Dir recht, das stampft man nicht einfach so aus dem Boden. Aber man hatte seitens des Senates ja nun schon genügend Zeit, denn das Chaos zieht sich ja nun schon mehr als 2 Jahre hin.....diese 2 Jahre hätte man schon nutzen können, um dafür zu Sorgen, das ein potentieller Anbieter eine Chance hätte. Bis 2017 hätte man auch noch Zeit dafür. Aber wenn man nie anfängt und alles immer weiter so laufen lässt, kann niemand eine Logistik aufbauen. Außerdem wäre es gar nicht mehr erforderlich, einen anderen Betreiber zu bestellen, wenn man der DB die Möglichkeiten nehmen würde, die S-bahn finanziell weiter auszusaugen.
>
> Bei der S-Bahn (bzw. im ÖPVN ) arbeiten MENSCHEN
> und Menschen machen Fehler, treffen falsche
> Entscheidungen, sind unfähig oder machtgierig oder
> sonst was. zeigt mir doch mal einen Großbetrieb
> (angefangen vom "Staat" bis hin zu Industrie-und
> Handelskonzernen) wo man jahrelange Versäumnisse
> von einem Tag auf den anderen behebt, indem ein
> neuer Entscheider, eine neue Geschäftsleitung ans
> Ruder kommt.
Das wird auch niemand bestreiten und solange sich die Politik nicht ändert und das Geschäftsgebaren innerhalb der Deutschen Bahn, kann man die Vorstände 100 Mal auswechseln, ohne das was passiert. Das ist aber noch lange keine Entschuldigung dafür, das man sich seit 2 Jahren nicht mehr auf die S-Bahn verlassen kann.
> Klar, wenn ihr genauso denkt, wie es sich
> Klein-Fritzchen vorstellt, wie man einen
> Eisenbahnbetrieb führt (so wie zu Hause auf der
> Modellbahn), dann ist alles ja sooooo einfach.
Gutes Beispiel Modelleisenbahn. Jeder Modelleisenbahner weiss, das wenn er seine Gleise nicht reinigt, die Räder der Loks etc, das irgendwann dann nichts mehr geht. Würdest Du auf die Idee kommen, Deine Modelleisenbahn bei Schnee auf der Terasse aufzubauen? Wohl eher nicht, es sei denn, Du hast eine Gartenbahn. Genau das tut aber die S-Bahn bzw die DB. Sie spart an der notwendigen Pflege und dann wundert sie sich, das alles zusammenbricht. Ok, sie wundert sich wahrscheinlich nicht, denn es ist ihr egal, so lange sie noch einen Pfennig rausquetschen kann.
>
> Aber zaubern könnt ihr auch nicht... und die ganze
> Sache hat ja auch einen finanziellen Aspekt....
> egal, ob man nun an die Börse will oder nicht. Was
> soll der Staat machen? Geld drucken bis zum
> Geht-nicht-mehr? Wie man aus propagandistischen
> Gründen Traumschlösser baut, bis alles
> zusammenkracht, hat man ja im SED-beherrschten
> Teil Deutschlands bis 1989 gesehen.
Der Staat könnte als Eigentümer schon eingreifen, es fehlt aber der politische Wille. Und dazu bedarf es keiner Wunder, sondern nur das zu tun, was jedes EVU machen muss: seine Züge und - sofern es die eigenen Gleisanlagen sind - diese in Schuss halten. Ich frage mich, wieso das z b bei der Salzburger Lokalbahn hervorragend funktioniert. Oder in der Schweiz. Oder auch die Brockenbahn. Gut die fahren mit Dampf. Aber ansonsten haben sie genauso Schienen aus Stahl und Weichen wie die S-Bahn.....
Im übrigen wird hier auch bald alles zusammenkrachen, wenn man so weiter macht.....
>
> Könnt ihr außer meckern vielleicht auch mal
> überlegen, ob man sich vorübergehend andere Wege
> im ÖPVN sucht, anstatt zu jaulen, daß zwei oder
> drei Züge ausgefallen sind und ihr 60 Minuten in
> der Kälte gestanden habt?
Also hier fällt es mir schwer, sachlich zu bleiben. Wenn Du Spaß daran hast, Dich 60 Minuten auf einen Bahnsteig zu stellen, bei 10 Grad Kälte, dann ist das Deine Sache. Wenn Du aber dazu gewzungen wirst, weil Du zurArbeit musst und dann kommst Du nicht voran und kommst trotzdem Du 3 - 4 Bahnen eher gefahren bist, nicht pünktlich zur Arbeit, dann ist das nicht hinnehmbar. Hier ist es auch nicht vorrübergehend, sondern es ist ein Dauerzustand geworden, das immer irgendwo irgendwelche Züge ausfallen! Und frag mal die Friedrichshagener oder andere, die in Bereichen wohnen, wo die S-Bahn die wirklich einzige schnelle Verbindung in die Stadt ist. Bist Du schon mal mit der Straßenbahn von Friedrichshagen in die Stadt gefahren? Viel Spass kann ich da nur sagen.
Wenn Du es Dir so einfach machst, dann blendest Du alle negativen Folgen, die sich aus der jetzigen Situation ergeben, vollkommen aus. Aus den "60 Minuten rumstehen" ergebt sich schon wieder ein Arbeitsausfall, nicht wenige werden sich bei diesen Tempoeraturen etwas wegholen und deren Arbeitskraft fehlt dann, wenn sie krank sind. Hinzu kommt die Umweltbelastung durch die vielen zusätzlichen PKW - Fahrten in der Stadt. Hier entseht also auch ein volkswirtschaftlicher Schaden, der Dich zwar nicht unmittelbar trifft aber den man auch bedenken sollte.
>
> Sobald ich merke, daß ich an einer Stelle nicht
> weiterkomme, suche ich mir schnellstens andere
> Wege mit U-Bahn, Bus oder Straßenbahn und komme
> dann eben auf Umwegen zum Ziel.
So es denn diese Möglichkeiten gibt.....
>
> Ihr seid nicht besser als die Autofahrer, die
> jeden Tag an der gleichen Stelle zur gleichen
> Stelle im Stau stecken und nicht auf die Idee
> kommen, mal eine andere Strecke zu nehmen....
Ich weiss zwar nicht, was diese Polemik soll aber ich sage dazu trotzdem mal: wenn es diese Alternativverbindungen gibt, wird man sie nutzen. Der Autofahrer hätte aber die Möglichkeit eine andere Strecke zu fahren, der Öffi - Nutzer nicht oder nicht immer!