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Warum in Berlin wenig Zweirichtungsfahrzeuge bei der Straßenbahn
geschrieben von Stephan66 
Donnerwetter, in 10 Jahren kann man aber schon einige Kilometer buddeln.

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Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Also, ersteinmal vielen Dank, für die zahlreichen Beiträge zu Zweirichtungsfahrzeugen.
Das dieses Thema soviele Gedanken mit sich bringt, wie Verlängerung A100 oder Autobahn Seestraße hätte ich nicht gedacht.

Wobei ich der Meinung bin, daß bei der Verlängerung der A100 sich nicht das Verkehrsaufkommen erhöht, sondern sich Verkehrsströme ändern und somit viele kleinere Straßen zwischen Grenzallee, Dammweg und der Bereich am Ostkreuz, um nur einige zu nennen, entlastet werden. Die Fahrzeuge, welche von A nach B müssen, z.B. Lieferanten, Service u.s.w. haben ja jetzt garkeine andere Wahl, als sich durch genannte Bereiche zuquälen. Genau diese sorgen aber für einen Großteil des täglichen Straßenverkehrsaufkommens. Ich sehe es nur, wie sich der Verkehr auf der Gradestr. oder auch westlichen Teil der Grenzallee verringert hat. Ebenso im Bereich Sterndamm ist es zu spüren, leider geht es in Richtung Osten nicht weiter. Sicher werde ich nun gleich wieder zerstückelt.

Gruß Stephan
Zitat
Nemo
Bei einem Blick in den Stadtplan ist doch vollkommen klar, dass Treptow kein sinnvoller Endpunkt sein kann. Man baut ja am Ostkreuz bereits einen Tunnel für die Autobahn. Die Frankfurter Allee ist ja auch kein sinnvoller Endpunkt - da würden sich dann zuviele Autos von Norden her auf die Autobahn hinqualen. Also kann das Ziel erstmal nur die schön breite Ostseestraße sein. Die hat doch gemeinsam mit der Osloer/ Seestr, bereits Autobahnbreite und somit hinreichend Kapazität. Erst dann kommt vielleicht der Lückenschluss im Norden. Wahrscheinlicher halte ich aber bis dahin den gesellschaftlich-ökologischen Kollaps!

Mein Vorschlag wäre, statt einen "Autobahn-Vollring", den laut STEP Verkehr und FNP ohnehin niemand mehr ernsthaft anstrebt, da weder politisch noch finanziell machbar, zu diskutieren, die A100 ab Ostkreuz über(unter DB-Gelände zum Bahnhof Lichtenberg zu führen und dort in die B1/B5 (Alt-Friedrichsfeöde) Richtung Ost einmünden zu lassen. Dann hätte der jetzt diskutierte Weiterbau in Neukölln/Treptow wenigstens etwas stadtentlastenden Sinn...

Was haltet Ihr davon?

Viele Grüße
Arnd
Zitat
Logital
Wiebitte? Man baut am Ostkreuz bereits einen Tunnel? Hab ich was nicht mitbekommen?

Na ja, msn baut (vsl. ab Mitte 2012) unter den zu sanierenden Bahnanlagen der Ost-West-Strecken eine Tunneldecke und selbige tragende Schlitzwände, so dass ggf. der Vollausbau des Tunnels ohne weitere Änderungen an DB-Einrichtungen erfolgen könnte, so er denn überhaupt jemals kommt...

Noch hast Du also - in dieser Sache - nichts Bedeutendes verpasst. :-)

Viele Grüße
Arnd
Zitat
Stephan66
und somit viele kleinere Straßen zwischen Grenzallee, Dammweg und der Bereich am Ostkreuz, um nur einige zu nennen, entlastet werden. [...] leider geht es in Richtung Osten nicht weiter.

Sorry, dass ich dich doch zerstückeln muss, aber dieser Satz stellt schön das Kernproblem hinter solchen Straßenbauvorhaben dar. Auf der lokalen Ebene werden die stärksten Entlastungseffekte auftreten, da die engen Straßen ihre Füllmenge (an Fahrzeugen) auf die neue Straßenverbindung abgeben können. Das klassische Umgehungsstraßenphänomen tritt ein, die Verkehrsströme verlagern sich im Idealfall. Gegen dieses Argument ist auch wenig einzuwenden. Im Gegenteil, sinnvoll angewandt können bestimmte Neubauprojekte angespannte Verkehrssituationen wie bauliche Engen, unübersichtliche Führungen oder schlicht zu kleine Verkehrsräume entkräftet werden. Da hast du vollkommen recht.

Problematischer wird es jedoch auf der globalen Ebene, wenn die neue Straßen- oder Autobahnverbindung in das überörtliche bestehende System eingebunden wird. Für viele Quellorte ergeben sich gleichzeitig neue attraktivere Verkehrsverbindungen, die im besten Falle gegenüber dem Ist-Zustand Reisezeitverbesserungen hin zum Zielort von mehreren Minuten mit sich bringen können. Das erzeugt wiederum mehr Verkehr. Es ist kein Zufall, dass nahezu alle neu angelegten Straßenverbindungen einen leistungsfähigeren Querschnitt aufweisen, als die eigentlich zu entlastende Straße bis dato hatte. Es wird damit nicht eins zu eins der Verkehr verlagert, sondern zusätzlich weiterer Verkehr induziert. Ingolf ist auf diesen wichtigen Fakt schon eingegangen.
Auf das Beispiel A100 übertragen bedeute dies, dass zwar der Raum Grenzallee, Neukölln, Treptow entlastet wird, jedoch gleichzeitig neue und attraktivere Verkehrsverbindungen für die Räume Lichtenberg, Marzahn, Friedrichshain Richtung Westen bis zum Dreieck Funkturm zu erwarten sind.

ABER: Das größte Problem sehe ich derzeit am vorläufigen Ende am Treptower Park, denn alle Fahrzeuge, die als Ziel die oben genannten Bezirke haben, werden am Endpunkt in die bestehenden Straßen und Stadtquartiere entlassen und müssen sich ihre weiteren Wege selber suchen. Ein Verkehrskollaps für die Bereiche Friedrichsfelde, Ostkreuz etc. ist mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Wenn dann bitte gleich komplett bis zur Frankfurter Allee weiter bauen, um die Bereiche um den Treptower Park und Ostkreuz gleichsam zu entlasten (obwohl sich die gleiche Frage für diesen Endpunkt im Grunde wieder stellt). Aber hier steht derzeit noch die Undurchführbarkeit der aktuellen Vorstellungen entgegen. Auf Anfrage bestätigte mir ein studierter Bergbauingenieur (!), dass die Umsetzung in ausführbare Pläne (es ging konkret um den Schwenk von der Gürtelstraße unter die Ringbahn hindurch zum Ringcenter) "ziemlich sportlich werden dürfte". Eine kostengünstige Realisierung ist derzeit noch nicht abzusehen. Die Presse titelt schon jetzt mit "teuersten Autobahnabschnitt Deutschlands".

Entweder werden wir einen unerträglichen Status Quo bekommen oder Millionen von Euros sinnlos aus dem Fenster (also direkt in die Höfe der Baufirmen) werfen, damit wir krampfhaft versuchen eine Autobahn-Achterbahn zu erschaffen.

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 18.10.2011 18:53 von Florian Schulz.
Zitat
Nemo
Bei einem Blick in den Stadtplan ist doch vollkommen klar, dass Treptow kein sinnvoller Endpunkt sein kann. Man baut ja am Ostkreuz bereits einen Tunnel für die Autobahn. Die Frankfurter Allee ist ja auch kein sinnvoller Endpunkt - da würden sich dann zuviele Autos von Norden her auf die Autobahn hinqualen. Also kann das Ziel erstmal nur die schön breite Ostseestraße sein. Die hat doch gemeinsam mit der Osloer/ Seestr, bereits Autobahnbreite und somit hinreichend Kapazität. Erst dann kommt vielleicht der Lückenschluss im Norden. Wahrscheinlicher halte ich aber bis dahin den gesellschaftlich-ökologischen Kollaps!

Die Schließung des Autobahnringes stellt eine rein planerische Fiktion dar. Sie sieht im Stadtplan klasse aus, praktisch wird solch ein Ring jedoch von keinem Auto vollständig genutzt werden. Man sollte nicht aus rein künstlerischen Aspekten eine Zerschneidung von ganzen Quartieren in Kauf nehmen. Das hat die Westtangente (A103), obwohl sie nie vollständig fertig wurde, bereits auf ihren ersten Metern schon eindringlich gezeigt.

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
Zitat
Florian Schulz
Die Schließung des Autobahnringes stellt eine rein planerische Fiktion dar. Sie sieht im Stadtplan klasse aus, praktisch wird solch ein Ring jedoch von keinem Auto vollständig genutzt werden. Man sollte nicht aus rein künstlerischen Aspekten eine Zerschneidung von ganzen Quartieren in Kauf nehmen. Das hat die Westtangente (A103), obwohl sie nie vollständig fertig wurde, bereits auf ihren ersten Metern schon eindringlich gezeigt.

Ohne die politisch bedingte Teilung Berlins wäre der Stadtring längst vollendet ... Eine Westtangente hätte niemand gebraucht.
Als Straßenbahnfreund müsste ich allerdings nach Potsdam, Rüdersdorf, Woltersdorf oder Strausberg reisen, um solche Bahnen in Aktion sehen zu können ;-)

Dennoch ist die Frage nach Ein- oder Zweirichtungsfahrzeugen auf den existierenden und auf den wieder aufzubauenden Berliner Straßenbahnstrecken absolut zweitrangig, es funktionieren beide Systeme sehr gut, wenn die übrigen Rahmenbedingungen stimmen. Das von der BVG praktizierte Mischsystem, um im Ausbau befindliche Streckenabschnitte wie die M2 und M10 ohne den aufwändigen Bau von Zwischenschleifen oder Dreiecken nutzen zu können, hat ebenfalls unbestrittende Vorteile.

Zitat
Florian Schulz
Auf das Beispiel A100 übertragen bedeute dies, dass zwar der Raum Grenzallee, Neukölln, Treptow entlastet wird, jedoch gleichzeitig neue und attraktivere Verkehrsverbindungen für die Räume Lichtenberg, Marzahn, Friedrichshain Richtung Westen bis zum Dreieck Funkturm zu erwarten sind.

Genau das ist der Sinn des Stadtrings für die wirtschaftliche Entwicklung. Die mangelnde Infrastruktur für den Straßengüterverkehr benachteiligt bis heute die Standorte im früheren Ost-Berlin. Der Vorteil der besseren Eisenbahnanbindung wurde durch die verfehlte Wirtschaftspolitik im nationalen Verkehrswesen leider zunichte gemacht.

so long

Mario



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 18.10.2011 19:56 von der weiße bim.
Zitat
der weiße bim
Ohne die politisch bedingte Teilung Berlins wäre der Stadtring längst vollendet ...

Das will ich sogar nicht mal ganz ausschließen. Die in den 80er Jahren erfolgten breiten Protestbewegungen richteten sich immer auch gegen den Irrsinn, mit aller Kraft eine gesamtberliner Verkehrsplanung nur auf Westberliner Gebiet durchdrücken zu wollen. Der Ostberliner Magistrat hatte bekanntlich wenig Interesse an einer gesamtstädtischen Planung.


Zitat
der weiße bim
Eine Westtangente hätte niemand gebraucht.

Richtig. Zumal sie eher eine zerschneidende als eine tangierende Funktion innehatte. "Westsekante" wäre vielleicht treffender gewesen.


Zitat
der weiße bim
Als Straßenbahnfreund müsste ich allerdings nach Potsdam, Rüdersdorf, Woltersdorf oder Strausberg reisen, um solche Bahnen in Aktion sehen zu können ;-)

Aber dafür hättest du vielleicht mit der U-Bahn anreisen können :-)


Zitat
der weiße bim
Genau das ist der Sinn des Stadtrings für die wirtschaftliche Entwicklung. Die mangelnde Infrastruktur für den Straßengüterverkehr benachteiligt bis heute die Standorte im früheren Ost-Berlin.

Dann wäre aber die Südostverbindung gepaart mit der TVO entlang des Außenrings die bessere Alternative, da sie im Gegensatz zur A100 weniger in die baulichen Strukturen eingreift. Wobei auch hier wieder nur das Gesamtpaket erst richtig Sinn macht...


Zitat
der weiße bim
Der Vorteil der besseren Eisenbahnanbindung wurde durch die verfehlte Wirtschaftspolitik im nationalen Verkehrswesen leider zunichte gemacht.

Leider. Dadurch haben wir ja erst das Dilemma mit dem überörtlichen Wirtschaftsverkehr in den engen Stadtstraßen.

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
Zitat
Florian Schulz
Zitat
Nemo
Bei einem Blick in den Stadtplan ist doch vollkommen klar, dass Treptow kein sinnvoller Endpunkt sein kann. Man baut ja am Ostkreuz bereits einen Tunnel für die Autobahn. Die Frankfurter Allee ist ja auch kein sinnvoller Endpunkt - da würden sich dann zuviele Autos von Norden her auf die Autobahn hinqualen. Also kann das Ziel erstmal nur die schön breite Ostseestraße sein. Die hat doch gemeinsam mit der Osloer/ Seestr, bereits Autobahnbreite und somit hinreichend Kapazität. Erst dann kommt vielleicht der Lückenschluss im Norden. Wahrscheinlicher halte ich aber bis dahin den gesellschaftlich-ökologischen Kollaps!

Die Schließung des Autobahnringes stellt eine rein planerische Fiktion dar. Sie sieht im Stadtplan klasse aus, praktisch wird solch ein Ring jedoch von keinem Auto vollständig genutzt werden. Man sollte nicht aus rein künstlerischen Aspekten eine Zerschneidung von ganzen Quartieren in Kauf nehmen. Das hat die Westtangente (A103), obwohl sie nie vollständig fertig wurde, bereits auf ihren ersten Metern schon eindringlich gezeigt.

Viele Grüße
Florian Schulz

Das ein Autobahnring von keinem Auto vollständig genutzt wird ist wohl klar. Ob "Quartiere" zerschnitten werden, wenn Tunnellösungen gebaut werden, ist eher nicht gegeben. Das die A103 einen Zerschneidung darstellt, ist aber nur bedingt richtig, da eine S-Bahnlinie, auch ihren Beitrag dazu leistet.

Für die Weiterführung der A100, ist ein Endpunkt in Treptow und Später an der Frankfurter Allee sicher nicht optimal, wird aber schon zu einer Entlastung führen. Daher bin auch ich der Meinung, diese dann mindestens bis zur Landsberger Allee/Ostseestr. weiterzuführen. Einen Ringschluß über die Seestr. werde ich eher nicht mehr erleben.

Gruß Stephan
Zitat
der weiße bim

Ohne die politisch bedingte Teilung Berlins wäre der Stadtring längst vollendet ... Eine Westtangente hätte niemand gebraucht.

Oder der Stadtautobahnring wäre in dieser Form nie entstanden, ebenso wie es nicht zur Gesamtstilllegung der Straßenbahn gekommen wäre. Schließlich gibt es genug Metropolen in Europa, die ihre Straßenbahn nie stillgelegt haben und nicht über innerstädtische Autobahnringe verfügen. Und den meisten davon geht es sehr gut.
Wir sollten nicht vergessen, dass die Entwicklung auch im Westteil der Stadt auch sehr stark davon geprägt war, möglichst schnellstens das Modernste und dem politisch-planerischen Zeitgeist entsprechend vorweisen zu können, um der anderen Seite zu zeigen, dass man das bessere System sei. Unterstützt wurde dies noch durch kräftige Subventionen der jeweiligen Stadthälften.
Ohne Teilung und dem folgenden selbstauferlegten Zwang zur "Schaufensterfunktion" gegenüber der anderen Seite wäre es durchaus denkbar, dass so manche stadtentwicklungspolitische Entscheidung mit mehr Bedacht und unter mehr Respekt vor der bestehenden Stadt und ihren Strukturen getroffen worden wäre.

Zitat
der weiße bim
Genau das ist der Sinn des Stadtrings für die wirtschaftliche Entwicklung. Die mangelnde Infrastruktur für den Straßengüterverkehr benachteiligt bis heute die Standorte im früheren Ost-Berlin. Der Vorteil der besseren Eisenbahnanbindung wurde durch die verfehlte Wirtschaftspolitik im nationalen Verkehrswesen leider zunichte gemacht.

Klar, wir haben ja entlang der Autobahn A100 im Westteil der Stadt ein boomendes Gewerbegebiet neben den anderen und ein Technologiepark folgt dem Nächsten...
Industriebetriebe benötigen eine gute Anbindung nach draußen zu den Häfen und zu anderen Ballungsräumen - und eben weniger mitten durch die Stadt. Das würde bedeuten, dass wir eine gute radiale Anbindung von den Gewerbegebieten zur A10 benötigen. Und weniger Autobahnen durch dichteste Innenstadtquartiere.
Interessant ist übrigens, dass der weitaus größte Teil der in den letzten Jahren neu entstandenen Arbeitsplätze in Berlin in Gegenden der Stadt entstanden ist, wo es weit und breit keine Autobahn gibt - nämlich in den dichten innerstädtischen Stadtbezirken, wo es prinzipiell alles andere als attraktiv ist, mit dem Auto zu fahren.

Ingolf
induzierter Verkehr
18.10.2011 20:49
Sehr richtig, dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen, außer, dass Verkehr nunmal eine ausgesprochen dynamische Angelegenheit ist, viele Leute aber statisch an die ganze Sache rangehen. Und das ist das Problem ^^


Der interessierte Leser führe sich das hier zu Gemüte:
klick mich
Zitat
Stephan66
Das ein Autobahnring von keinem Auto vollständig genutzt wird ist wohl klar. Ob "Quartiere" zerschnitten werden, wenn Tunnellösungen gebaut werden, ist eher nicht gegeben. Das die A103 einen Zerschneidung darstellt, ist aber nur bedingt richtig, da eine S-Bahnlinie, auch ihren Beitrag dazu leistet.

Bei der Tunnellösung wird es wiederum am fehlendem Geld scheitern. Der Unterschied in Steglitz ist, dass die (S-)Bahn schon da war bevor die Bebauung kam, für den Bau der A103 aber Bebauung vorab erst großflächig vernichtet werden musste.


Zitat
Stephan66
Für die Weiterführung der A100, ist ein Endpunkt in Treptow und Später an der Frankfurter Allee sicher nicht optimal, wird aber schon zu einer Entlastung führen. Daher bin auch ich der Meinung, diese dann mindestens bis zur Landsberger Allee/Ostseestr. weiterzuführen. Einen Ringschluß über die Seestr. werde ich eher nicht mehr erleben.

Ein Endpunkt einer Aorta inmitten eines Stadtgebietes wird vermutlich nie eine befriedigende Lösung darstellen, egal wohin man ihn versetzt. Warum also den Verkehr nicht gleich grundsätzlich über die vorhandenen Stadtstraßen abwickeln?

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
Zitat
Florian Schulz
Zitat
Stephan66
Das ein Autobahnring von keinem Auto vollständig genutzt wird ist wohl klar. Ob "Quartiere" zerschnitten werden, wenn Tunnellösungen gebaut werden, ist eher nicht gegeben. Das die A103 einen Zerschneidung darstellt, ist aber nur bedingt richtig, da eine S-Bahnlinie, auch ihren Beitrag dazu leistet.

Bei der Tunnellösung wird es wiederum am fehlendem Geld scheitern. Der Unterschied in Steglitz ist, dass die (S-)Bahn schon da war bevor die Bebauung kam, für den Bau der A103 aber Bebauung vorab erst großflächig vernichtet werden musste.


Zitat
Stephan66
Für die Weiterführung der A100, ist ein Endpunkt in Treptow und Später an der Frankfurter Allee sicher nicht optimal, wird aber schon zu einer Entlastung führen. Daher bin auch ich der Meinung, diese dann mindestens bis zur Landsberger Allee/Ostseestr. weiterzuführen. Einen Ringschluß über die Seestr. werde ich eher nicht mehr erleben.

Ein Endpunkt einer Aorta inmitten eines Stadtgebietes wird vermutlich nie eine befriedigende Lösung darstellen, egal wohin man ihn versetzt. Warum also den Verkehr nicht gleich grundsätzlich über die vorhandenen Stadtstraßen abwickeln?

Viele Grüße
Florian Schulz

Naja, so viel Bebauung wurde in Steglitz nicht vernichtet, hab mir gerade mal die historischen Luftbildaufnahmen bei GoogleEarth angesehen.

Sicher könnte man auch vorhandene Stadtstraßen nutzen, dann müßten diese aber auch entsprechend gestaltet sein, damit meine ich, genügend Fahrspuren, keine künstlichen Verengungen oder andere Behinderungen. Aber genau hier soll es ja zu einer Entlastung kommen. Außerdem werden vorhandene breite Straßen rückgebaut, z.B. Leipziger Straße/Friedrichstraße, wo die Gebäude schon fast auf der Straße stehen. Oder an anderen Stellen, wo eine Straßenbahn fährt, noch Haltestellenbereiche hinzukommen, was wiederum mit Mittelhaltestellen und ZRs kompensiert werden könnte. Dein Ansinnen läßt in mir leider nicht viel Optimismus aufkommen.

Gruß Stephan
Wow, da sind wir nun also inmitten der A100-Diskussion angekommen. Wie fast immer bei der A100-Diskussionen, fehlt ein ganz entscheidender Aspekt in der Betrachtung, der leider auch in der offiziellen Planung nach meinem Kenntnisstand nicht wirklich berücksichtigt wird.

Ist ja toll, dass wir damit (angeblich) die Stadtstraßen entlasten, doch wo "entlasten" wir denn hin? Auf eine völlig überlastete Autobahn! Bei der Verkehrslenkung hat man schon vor der Eröffnung der A113 nicht mehr gewusst, wie das funktionieren soll und nun soll die Autobahn nochmal ein Stück verlängert und damit noch mehr Verkehr zugeführt werden. Die Auslastung der A100 liegt im Berufsverkehr über 100%. Dass der Verkehr trotzdem noch fließt liegt vor allem an der (massiven) Unterschreitung des Sicherheitsabstandes. In der Fahrschule lernt man "halber Tacho" als Faustregel für Autobahnen und Landstraßen. Zudem werden auch heute schon recht regelmäßig die Zufahrten zum Britzer Tunnel gesperrt. Der Sachverhalt war ja sogar schon mehrfach Thema in der Abendschau. Wir müssten also prinzipiell eigentlich das Gegenteil tun, nämlich eine Entlastungsmöglichkeit für die A100 suchen.

Ich sehe auch keinen Verbindungsmangel zwischen Ost und West, wie es immer so schön heraufbeschworen wird. Der Mangel besteht vielmehr ortsbedingt, z.B. zwischen Treptow und Lichtenberg und ist durch die natürliche Barriere Spree, das Kraftwerk Klingenberg und die Bahnanlagen in Rummelsburg bedingt. Abhilfe soll hier eine neue Spreebrücke im Bereich Baumschulenweg und die Wiederherstellung der Brücke Blockdammweg über die Bahnanlagen schaffen. Als weiteres Projekt weiter östlich steht die TVO auf der Agenda. Im Nordosten die Umgehung der Ortskerne Falkenberg und Malchow. All diese Projekte sind aus meiner Sicht deutlich zielführender als A100 und "Innenstadtring"

Wirkliches Nadelöhr ist der Bereich am Ostkreuz und der wird mit der Verlängerung zum Treptower Park garnicht angefasst. Hier ist also durch veränderte Verkehrsströme eine Ausweitung des schon heute vorhandenen Staus zu erwarten. Es ist auch bezeichnend, dass der nun angedachte Bauabschnitt selbst in den Planungsunterlagen nur unter der Prämisse "funktioniert", dass schnellstmöglich zur Frankfurter Allee weitergebaut wird. Der Abschnitt aber wird nochmal deutlich teurer als der schon jetzt als "teuerste Autobahn Deutschlands" angedachte erste Abschnitt.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Zitat
Stephan66
Naja, so viel Bebauung wurde in Steglitz nicht vernichtet, hab mir gerade mal die historischen Luftbildaufnahmen bei GoogleEarth angesehen.

Ich finde schon, denn allein zwischen S-Bahnhof Friedenau und S Steglitz standen unzählige und dazu noch gut erhaltende Bauten. Ein Symbolbild verdeutlicht die Stadtzerstörung recht gut (Quelle: Autobahnen in Berlin, SenBauWohn, Berlin, 1968).


Zitat
Stephan66
Sicher könnte man auch vorhandene Stadtstraßen nutzen, dann müßten diese aber auch entsprechend gestaltet sein, damit meine ich, genügend Fahrspuren, keine künstlichen Verengungen oder andere Behinderungen. Aber genau hier soll es ja zu einer Entlastung kommen.

Genau, deswegen brauchen wir keine weiteren allein autogerecht ausgebauten Straßen. Frankreich hält sehr gute Beispiele bereit, wie man mit ehemaligen großdimensionierten Straßenräumen umgehen kann. Und interessanterweise tritt der Effekt der Verlagerung der Autolawinen hin zu einer anderen Stelle im Gebiet nicht bzw. kaum auf.


Zitat
Stephan66
Außerdem werden vorhandene breite Straßen rückgebaut, z.B. Leipziger Straße/Friedrichstraße, wo die Gebäude schon fast auf der Straße stehen. Oder an anderen Stellen, wo eine Straßenbahn fährt, noch Haltestellenbereiche hinzukommen, was wiederum mit Mittelhaltestellen und ZRs kompensiert werden könnte. Dein Ansinnen läßt in mir leider nicht viel Optimismus aufkommen.

Ich bin vollkommen deiner Meinung. Das Problem ist hier leidergottes wieder die Berliner Stadtentwicklungspolitik, die zwar die so genannte Innenstadtrückverdichtung mit Verdrängung des Autos aus der Innenstadt heraus propagiert, aber ein konsequentes Handeln arg vermissen lässt. Mal wird hier der Straßenraum zurückgebaut, mal wird dort ein Straßendurchbruch geschaffen und mal wird an anderer Stelle die Straße leistungsfähiger ausgebaut. Immerhin wird die Parkraumbewirtschaftung und die Förderung des Radverkehrs ausgeweitet. Erstgenannteres löst jedoch nicht das Grundsatzproblem der zu vielen Autos.

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.


Was so eine Autobahn bringt kann man doch wunderbar an Straßen wie Detmolder Str., Rudolstädter Str., Innsbrucker Platz, Buschkrugallee, Adlergestell sehen: Asphaltschneisen wo Fußgänger und Radfahrer nur Jagdwild sind und dank der Autobahn "nur" 4 Stunden am Tag Stau ist statt 6. Die Steglitzer Schloßstr. wird jetzt mehr als 30 (40? mehr?) Jahre nach Bau der A103 um eine MIV-Spur zurückgebaut - übrigens unter lautem Geheule der Fraktion, die uns erzählen will, Autobahnbau würde in den angrenzenden Straßen Platz für andere Verkehrsteilnehmer schaffen und die Lebensqualität steigern...
Zitat
VvJ-Ente
Was so eine Autobahn bringt kann man doch wunderbar an Straßen wie Detmolder Str., Rudolstädter Str., Innsbrucker Platz, Buschkrugallee, Adlergestell sehen: Asphaltschneisen wo Fußgänger und Radfahrer nur Jagdwild sind und dank der Autobahn "nur" 4 Stunden am Tag Stau ist statt 6. Die Steglitzer Schloßstr. wird jetzt mehr als 30 (40? mehr?) Jahre nach Bau der A103 um eine MIV-Spur zurückgebaut - übrigens unter lautem Geheule der Fraktion, die uns erzählen will, Autobahnbau würde in den angrenzenden Straßen Platz für andere Verkehrsteilnehmer schaffen und die Lebensqualität steigern...

Würde es die A103 nicht geben, würde der gesamte Verkehr aus Lichterfelde/Zehlendorf durch die Schloßstraße fahren. Weiterhin sollte aber beachtet werden, daß was ich schon einmal gesagt habe, sehr viel Verkehr entsteht tagsüber durch Lieferanten, Kundendienst. In der Schloßstraße sind nuneinmal viele Geschäfte, welche auf diese Fahrzeuge angewiesen sind. Ebenso wohnen dort sehr viele Menschen, welche nicht alle den ÖPV nutzen. Jeder der nicht muß, nutzt auch nicht die Schloßstraße.

Das Fußgänger und Radfahrer Jagdwild sind, finde ich etwas übertrieben. Auf dem Adlergestell (Du meinst sicher Michael-Brückner-Str.) ist der Bereich zwischen Siemensstr. und Abzweig nach Spindlerfeld kritisch, da gebe ich Dir Recht. Buschkrugallee finde ich eher nicht, dort ist bei weitem nicht mehr so ein Verkehr. Innsbruckerplatz, da hast Du wieder Recht, dort ist der Kreuzungsbereich sehr groß. Detmolder Str. hat glaube ich inzwischen Tempo 30, hat aber das Problem eng und 2.Spur-Parker, somit Punkt an Dich.
Rudolstädter Str. ist auch nicht stark befahren, es sei im Berufsverkehr, wo die Leute aus den anliegenden Büros unterwegs sind, Unentschieden.
Unter dem Strich, hätten ohne die Autobahn besagte Verkehrsteilnehmer garkeine Chance. Man muß auch Bedenken, daß die Einwohnerzahl in Berlin stark gestiegen ist und auch die Infrastruktur mithalten muß. Da reicht der Tante Emma-Laden nicht mehr und somit nimmt auch der Verkehr zu.


Gruß Stephan
Zitat
Stephan66
Man muß auch Bedenken, daß die Einwohnerzahl in Berlin stark gestiegen ist und auch die Infrastruktur mithalten muß. Da reicht der Tante Emma-Laden nicht mehr und somit nimmt auch der Verkehr zu.

Auf welchen Zeitraum beziehst du dich?

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
Zitat
Stephan66
Weiterhin sollte aber beachtet werden, daß was ich schon einmal gesagt habe, sehr viel Verkehr entsteht tagsüber durch Lieferanten, Kundendienst.

Geschäftsverkehre im weitesten Sinne, also einschließlich Dienstfahrten, Lieferverkehre, Kundendienst, Handwerkerfahrten etc. tragen in großen Städten etwa 20% zum gesamten Verkehrsaufkommen des Autoverkehrs bei.
Für diese 20% benötigt man sicher in Berlin keine Ausweitung der Kapazitäten für den Straßenverkehr aufgrund neuer Stadtautobahnen.
Dem Wirtschaftsverkehr wäre gerade in engen Stadtquartieren mit der konsequenten Ausweisung und Durchsetzung von Lieferzonen - auch zu Lasten frei nutzbarer Stellplätze - mehr geholfen, da damit langwierige Parksuchfahrten resp. Parkvorgänge in zweiter Reihe minimiert werden.

Ingolf
Zitat
Stephan66
Unter dem Strich, hätten ohne die Autobahn besagte Verkehrsteilnehmer garkeine Chance.

Jeder Gewinn an Straßenraum wird v.a. durch den MIV aufgefressen, zugeparkt etc.
Dem gewerblichen Verkehr wäre durch direkte Maßnahmen viel eher geholfen, als durch Autobahnen für alle: Mehr Parkverbote in Straßen, in denen man heute nicht einmal mehr zum be- und entladen halten kann, weil alles zugeparkt ist, mehr MIV-freie Spuren, Verteuerung des Schwachsinns, jeden noch so kurzen Weg mit dem PKW zurückzulegen etc.
Im Gegensatz zu Autobahnen für alle ist Bevorrechtigung des Nicht-MIV finanzierbar und damit schnell und flächendeckend realisierbar - ganz im Gegensatz zu den bestenfalls punktuellen Verbesserungen, die dir bei einer Autobahn vorschweben.


Zitat

Man muß auch Bedenken, daß die Einwohnerzahl in Berlin stark gestiegen ist und auch die Infrastruktur mithalten muß. Da reicht der Tante Emma-Laden nicht mehr und somit nimmt auch der Verkehr zu.
Gruß Stephan

Berlin hatte schon eine Million Einwohner mehr und die dafür nötige Infrastruktur wurde eher zurückgebaut - all die tollen Straßenausbauten können bis heute nicht hunderte abgebaute km Schiene ersetzen.

Berlins Straßen sind zu eng, um sie nur dem MIV zu opfern!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 19.10.2011 01:47 von dubito ergo sum.
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