Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 11:38 |
Zitat
def
Ich frage mich ja gerade, wo vor ein paar Wochen plötzlich dieser S(8)6-Hype herkam - und wieso irgendwer in den Medien davon ausging, das sei überhaupt eine kurz- oder mittelfristige Maßnahme. Im seit anderthalb Jahren beschlossenen Berliner Nahverkehrsplan 2019-23 ist die S(8)6 als "bis 2030" eingetragen, ebenso die Verlängerung der S2-Züge. Es war also offensichtlich nie anders geplant. Sieht eher nach einer typischen um sich selbst kreisenden Beschäftigungstherapie von Medienschaffenden aus: sie schnappen irgendwas auf (oder geben Aussagen aus Politik und Verwaltung unhinterfragt wieder), berichten begeistert, aber frei von Recherche - und können dann ein paar Wochen später die Informationen, die ihnen beim ursprünglichen Artikel schon zur Verfügung gestanden hätten, als weitere Neuigkeit verkaufen und einen weiteren Artikel schreiben.
(@André: Nur, falls es nicht eindeutig ist - meine Kritik gilt nicht Dir, sondern der Lokalberichterstattung zu diesem Thema.)
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 14:21 |
Insofern ist es auch völlig richtig, an größeren Knoten mit LSA oder Zebrastreifen etc. auch die Radverkehrsanlagen damit auszustatten, damit Fußgänger diese sicher queren können.Zitat
Global Fisch
Ich bin ein Stück weit bei eiterfugel: das von Dir genannte Problem wird ja dadurch noch verschärft, wenn auf beiden Seiten ein vielbefahrener Radweg dazu kommt. Nur dennoch: Radwege sind genausowenig Aufenthaltsort für Fußgänger wie Autofahrbahnen und beim Kreuzen des einen müssen Fußgänger genausoviel Vorsicht walten lassen wie beim Kreuzen des anderen.
So war es.Zitat
Global Fisch
PS: Ingolfs Problem hatte ich so verstanden, dass sich das an einer Stelle *ohne* Ampeln abspielte.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 14:46 |
Zitat
Global Fisch
Dazu sagen irgendwelche bunten Kopenhagen-Bildchen von einer Brücke mit einer Autospur, ohne Busspur, ohne Anlieger, die zudem in der Folge zu einer ÖPNV/Rad-Trasse ohne MIV wird, herzlich wenig aus.
Interessanterweise schaffen dies aber die Niederländer oder Dänen. Und nein, sie haben dort kein besonderes Radfahrergen oder ticken auch sonst nicht gänzlich anders als hierzulande...Zitat
Global Fisch
Auch das mit den zwei unterschiedlichen Zielgruppen greift mir zu kurz ;-). Natürlich gibt es die Hardcore-Radler einerseits und die reinen Genussradler andererseits, aber dazwischen gibt es viele andere mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Der großen Mehrheit kann man weder mit einer Lösung für Hardcore-Radler noch einer Lösung für Genussradler kommen.
Ich werde Dir hier jetzt keine konkreten Führungsvarianten für bestimmte Straßen oder Knoten liefern.Zitat
Global Fisch
Das erstmal unbestritten. Nur: mir ging es konkret um klassische Berliner innerstädtischen Hauptstraßen, die keine Magistralen sind, mit Busspur, Häuser und Läden. Wie gesagt, ich dachte als Beispiel an die Achse Potsdamer Str/Hauptstraße. Wie soll da konkret die Separation aussehen, insbesondere an den Kreuzungen?
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 17.07.2020 23:40 |
Zitat
PassusDuriusculus
Wo ist denn die Leipziger Straße lebensgefährlich?
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 18.07.2020 01:35 |
Zitat
Henning
Zitat
PassusDuriusculus
Wo ist denn die Leipziger Straße lebensgefährlich?
Warum sollte die Leipziger Straße lebensgefährlich sein?
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 18.07.2020 12:19 |
Zitat
PassusDuriusculus
Wo ist denn die Leipziger Straße lebensgefährlich?
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 18.07.2020 12:29 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 18.07.2020 13:31 |
Zitat
Lopi2000
Wenn man so fährt, wie sich die Kfz-Fraktion das wünscht, dann überall, vor allem dort wo die Straße enger wird. Wenn man sicherheits- und selbstbewusst fährt und keine Überholung Kfz / Fahrrad innerhalb einer Spur möglich ist, geht es eher. Dann wird man aber umso mehr bedrängt. Dies gilt oft auch, wenn man in der freigegebenen Busspur mit ausreichendem Abstand von den Parkplätzen fährt und sich ein Busfahrer dadurch ausgebremst fühlt.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 18.07.2020 16:26 |
Zitat
Global Fisch
Darauf können wir uns einigen, nur wenn man Deinem letzten Satz folgt, so finde ich Dein Beispiel eben *nicht* geeignet.
Zitat
Ich hatte hier ja schon öfter das Beispiel Potsdamer Platz - Spittelmarkt angebracht, wo man AKTUELL die Wahl zwischen der lebensgefährlichen Leipziger Str. und einer Stop&Go-Fahrt mit Schleichverkehr, nachteiligen Ampelschaltungen und Stopschildwald über Niederkirchner- und Zimmerstr. (wo man am Ende doch auf der Axel-Springer-Str. landet) bzw. Voßstr. - Mohrenstr. - Niederwallstr. hat. Wenn man diese Straßenzüge mit derselben Qualität wie die Leipziger Str. asphaltieren würde, mit denselben Ampelschaltungen und Vorfahrtsrechten ausstattete und mit versenkbaren Pollern, die von Einsatzfahrzeugen per Funk binnen Sekunden aus dem Weg geräumt werden könnten, verhinderte, dass sich der motorisierte Durchgangsverkehr dort herumtreibt, dann wäre die fehlende Spur auf der Leipziger Str. überhaupt kein Problem mehr.
Das hatte wir schon mal diskutiert, aber ich bleibe dabei: Deine Alternative taugt vielleicht für den Verkehr Richtung Alex und weiter westlich. Sie taugt aber nicht für den Verkehr in den Gebiete östlich vom Alex. Ist a) ein Umweg (und nein: Umweglösungen sind *keine* gleichwertigen zu einer geradlinigen MIV-Trasse!) und b) muss der Verkehr in West-Ost-Richtung in Deinem Ansatz die MIV-Achse zweimal kreuzen. Für mich ein völliges No-Go. Wenn ich manchmal Umwege mache (etwa Hans-Baluschek- und Gleisdreieckpark statt Hauptstraße), dann eben *weil* ich dann weniger Hauptstraßenkreuzungen habe.
Und selbst, wenn es Einzelfälle gibt, wo es gleichwertige Nebenstraßenrouten neben Hauptstraßen gibt: "vernünftige Alternativverbindung in Häuserblockweite" sind Ausnahmen, vielelicht auf kurzen Strecken funktionierend, aber so gut wie nie auf längeren. Durchgehende Nebenstraßenführungen sind selten. Und wir kommen trotz solcher Einzelfälle nicht um die Fragestellung rum:
Wie konkret soll die Separation an innerstädtischen Berliner Hauptstraßen aussehen?
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 18.07.2020 16:35 |
Der Knackpunkt ist hier, dass Radfahrer und Busse oft eine ähnliche Durchschnittsgeschwindigkeit haben und sich daher bei einer längeren Fahrt mehrfach begegnen. Ich versuche das Problem, wenn ich die nötige Zeit habe, dadurch zu entschärfen, dass ich den Bus nicht an der Haltestelle überhole. Das hat aber Grenzen, weil der Bus am Adenauerplatz auch mal 3 Minuten stehen kann, und selbst wenn ich die Zeit investieren würde, parkt dann hinter mir der Fahrer vom 19er den Ellenbogen auf der Hupe, während ich auf die Abfahrt vom 29er warte. Längere Busspuren ohne Überholmöglichkeit sind Mist. Da bräuchte es Ausweichen mit längeren Halteverbotsstrecken auf der rechten Spur, wo heutzutage geparkt wird.Zitat
Ingolf
Denn natürlich wird durch den Radverkehr der Busverkehr weiter ausgebremst. Er wird noch langsamer, als es es ohnehin schon ist.
Und es handelt sich hierbe auch nicht um einen einzelnen Busfahrer, der sich "ausgeberemst fühlt", sondern jeweils um dutzende Fahrgäste, die langsamer vorankommen. Das übersehen leider viele Radfahrer, die sich darüber freuen, dass der Bus oder die Straßenbahn mit Tempo 15 hinter ihnen herfahren muss.
Und nur wenige sind so sportlich, dass sie davonradeln oder so höflich, dass sie einen Bus auch mal vorbeilassen. Das Gefühl "Ich bin vor dem Bus, ich bin der Sieger" reiht sich in die hier schon zitierte Ich-zuerst-Mentalität ein. Und ja, es gibt auch genug Busfahrer, de einen grundsätzlichen Hass gegen Radverkehr haben - was ebenso nicht in Ordnung ist.
Daher brauchen wir hier dringend andere Lösungen, wollen wir hier nicht ÖPNV und Radverkehr weiter gegeneinander ausspielen. Uns wenn wir dieses Thema erntshaft anpacken wollen, wird dies in den meisten Fällen zu Lasten des MIV gehen müssen.
Ingolf
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 18.07.2020 23:26 |
Zitat
andre_de
Zitat
Henning
Zitat
PassusDuriusculus
Wo ist denn die Leipziger Straße lebensgefährlich?
Warum sollte die Leipziger Straße lebensgefährlich sein?
Ich finde nicht, dass die Leipziger Straße lebensgefährlich sein sollte. Das würde auch gar keinen Sinn ergeben.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 18.07.2020 23:31 |
Zitat
Ingolf
Denn natürlich wird durch den Radverkehr der Busverkehr weiter ausgebremst. Er wird noch langsamer, als es es ohnehin schon ist.
Und es handelt sich hierbe auch nicht um einen einzelnen Busfahrer, der sich "ausgeberemst fühlt", sondern jeweils um dutzende Fahrgäste, die langsamer vorankommen. Das übersehen leider viele Radfahrer, die sich darüber freuen, dass der Bus oder die Straßenbahn mit Tempo 15 hinter ihnen herfahren muss.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 19.07.2020 00:33 |
Zitat
Lopi2000
... in den meisten Fällen könnte man sie auch vermeiden, aber 20-30 Parkplätzen am Straßenrand wird leider in der Regel eine höhere Priorität eingeräumt als ein paar hundert Radfahrenden oder ÖPNV-Fahrgästen.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 19.07.2020 01:47 |
Zitat
der weiße bim
Über die holprigen Parktaschen am Straßenrand zu fahren und dabei Straßenbäumen, Laternen, Oberleitungsmasten und weiteren Stadtmöbeln auszuweichen, ist aber auch doof.
Zitat
der weiße bim
Leider werden nun an vielen Orten Fahrradfahrer und Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel gegeneinander ausgespielt. Siehe angehängtes Beispielbild unten, eine Mitnutzung der Fahrradspur durch die Linienbusse der BVG würde die Fahrzeiten verringern und den ÖPNV wirksam beschleunigen, ohne Fahrradfahrer zu behindern. Stattdessen darf sich der schmucke ExpressBus ganz hinten anstellen.
Zitat
der weiße bim
Autofahrer haben in Berlin schon länger keine Lobby mehr und sich mit dem Anstellen an vielen Punkten abgefunden.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 22.07.2020 10:03 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 22.07.2020 10:17 |
Zitat
Falter
Die Wirtschaft hat jahrzehntelang behauptet, wenn wir die Autos aus der Stadt hinauswerfen, sterben die Geschäfte, weil die Leute nicht mehr parken und einkaufen gehen.
Knoflacher: Das ist ein völliger Unsinn. Das Problem sind nicht die Autos, sondern die Shoppingcenter, die eine Folge des Autoverkehrs und der heutigen Parkplatzregelung sind. Ich bezeichne sie als die modernen Straßenräuber, die draußen an den Einfallstraßen auf jeden warten, der vorbeikommt. Wir werden heute freilich nicht mit Brachialgewalt ausgeraubt, sondern mit Werbung in ihre Falle gelockt.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 22.07.2020 11:31 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 22.07.2020 16:28 |
Zitat
J. aus Hakenfelde
Letzte Nacht sind, in Sichtweite von meiner Wohnung, zwei Autos in Flammen aufgegangen. So stelle ich mir das heraushalten von Autos aus der Stadt allerdings nicht vor...
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 22.07.2020 16:33 |
Zitat
VvJ-Ente
Zitat
J. aus Hakenfelde
Letzte Nacht sind, in Sichtweite von meiner Wohnung, zwei Autos in Flammen aufgegangen. So stelle ich mir das heraushalten von Autos aus der Stadt allerdings nicht vor...
Das hat mit Verkehrspolitik genau was zu tun?
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 22.07.2020 16:45 |