>
> > Gestern war ich in der Alstadt um ein paar
> > Einkäufe zu erledigen und muß sagen, daß eine
> tote
> > Gegend anders aussieht, die Geschäfte waren
> gut
> > besucht und die Wege voller Menschen die sich
> frei
> > bewegen und flanieren konnten!
> Schau mal bitte wie viele Discounter und
> leerstehende Läden es gibt,
> der Spandauer Baustadtrat sprach sogar mal von
> "Verdiscountifizierung" der Altstadt.
Dem kann man leider nur zustimmen - und man hätte es verhindern können.
Die Spandauer Altstadt hat spätestens seit dem Bau der Spandau-Arcaden (die heißen doch so, oder?) noch einmal spürbar gelitten.
Statt wieder eines dieser typischen, austauschbaren Einkaufszentren neben dem bisherigen Zentrum zu bauen (aber weit genug weg, dass kaum noch Interaktion im Sinne von Kundenfrequenz stattfindet) wäre man besser bedient, die Geschäfte in der Spandauer Altstadt aufzuwerten und zu modernisieren bzw. zu ergänzen.
Den Wettbewerb mit dem Umland gewinnt man nicht, indem man versucht die Einkaufszentren aus dem Umland zu kopieren - sondern indem man auf andere Qualitäten setzt, die nur innerstädtische Standorte bieten können: Funktionsmischung (Geschäfte, Kneipen, Kultur) , z.T. interessante Architektur, Abwechslung zwischen Konsumbereichen und konsumfreien Zonen (Parks, Sitzgelegenheiten, freie Plätze etc.) und eine gute ÖPNV-Anbindung. Das kann eine Shopping-Mall nicht bieten - allerdings bietet sie den Kunden einen genau durch das Management bestimmten Geschäftsmix. Notfalls werden sogar für bestimmte Geschäfte die Mieten subventioniert - immer damit die Mischung stimmt und die Kunden nicht das Einkausfzentrum verlassen müssen. Dem dient auch die Architektur dieser Teile: Möglichst introvertiert und wenige Bezug nach außen - damit man immer drinnenleibt und dort sein Geld ausgbibt. Und hinkommen soll man bevorzugt mit dem Auto - damit man nicht vorher schon unterwegs (zu Fuß geht das etwas einfacher, als wenn man erst einen PArkplatz suchen muss) was einkauft...
> Absoluter Blödsinn, denn Du hier behauptest!
> Die Straßenbahn würde eine höchstens 6 Meter
> Breite trasse benötigen
> (in Kuven ein bisschen mehr), da würde also auf
> dem Rathausvorplatz
> und auf dem Marktplatz selbst mehr als genug Platz
> bleiben!
Eine ÖPNV-Anbindung "direkt bis vor die Schaufenster" der Geschäfte ist ein absoluter Standortvorteil. So ist in nahezu allen deutschen Großstädten der ÖPNV-Anteil beim Einkaufsverkehr stärker als der Autoverkehr. (unlängst gab es wieder mal eine Studie dazu). Und bei gutemn ÖPNV-Angebot schätzen die Leute dieses auch und nehmen es auch an. Es ist schlichtweg zu vereinfacht zu behaupten, Kunden wollen nur mit dem Auto in die Innenstadt bzw. zum Einkaufen fahren. Autorelevante Großeinkäufe sind eher etwas für Super- oder Möbelmärkte - und die sind nicht innenstadttypsich. Und einen Fernseher oder eine Waschmaschine kauft man sich nur alle paar Jahre. Und viele fahren erst dann mit dem Auto zum Kauf der Waschmaschine etc, nachdem sie sich in mehreren Geschäften umgeschaut haben - oft mit dem ÖPNV. Das ist auch einer der Gründe, warum die Statistiken aufzeigen, dass Autokunden mehr Geld je Einkauf ausgeben, als ÖPNV-Kunden.
Je näher und öfter die Leute mitd em ÖPNV an die Geschäfte kommen, so höher dessen Anteil. Umgekehrt ist es ähnlich: Um so mehr Autoparkmöglichkeiten, um so mehr kommen mit dem Auto... Angebot und Nachfrage eben.
Andererseits bedeutet zu viel Verkehr direkt vor den Geschäften auch wieder einen Standortnachteil. Die Aufenthaltsqualität sinkt und man beginnt sich nach Alternativen umzuschaun.
Daher gilt es eine sinnvollen "Kompromiss" zu finden: Eine möglichst gute verkehrliche Anbindung und möglichst viel Aufenthaltsqualität. Und das geht mit dem ÖPNV besser, als mit dem Autoverkehr: man benötigt viel weniger Platz (Parkplätze, Kapazität).
Erfahrungen aus anderen Städten haben gezeigt, dass eine ÖPNV-Achse in Fußgängerzonen durchaus auf hohe Akzeptanz trifft. Dafür gibt es viel Beispiele - auch neue entstehende. Und (vergleichend mit anderen Städten) für den Fall Spandau kann ich mir das sehr gut vorstellen (die Straßen sind breit genug und es verbleibt viel Raum als "reine" Fußgängerzone) und es könnte gut zu einer Wiederbelebung der Altstadt beitragen. Nebenbei hätte man noch den Effekt von einem besseren ÖPNV-Anteil am Modal-Split.
Einen Notwendigkeit unter die erde zu gehen oder unbedingt den ÖPNV außenvor zu lassen sehe ich in Spandau nicht.
> > Das alles wäre weit tödlicher für die
> Altstadt als
> > ein paar Renter die wegen Fußprobleme
> wegbleiben
> > und das Gejammer einer kleinen Minderheit von
> 1984
> > war schnell verstummt.
Das kenne ich anders. Die nicht ideale verkehrliche Anbindung der Altstadt wird auch heute kritisiert. Nicht umsonst gab es vor ein paar Jahren wieder den Versuch mit dem Bus 337...
Nun stellt sich die Frage, wie man das Problem lösen kann. Man kann mehr Autos reinlassen und Parkhäuser und Tiefgaragen bauen und sich dann über die Staus auf den Zufahrtswegen wundern.
Oder man setzt mehr auf einen sinnvollen ÖPNV...
>
> > Wenn Strassenbahn in Spandau-City, dann am
> > Altstädter Ring oder unter der Erde, alles
> andere
> > ist geschäftspolitischer Massenmord!
Das ist aus meiner Sicht eine unbegründete Polemik und Angstmache.
Viele Grüße
Ingolf