Zitat
Biene
Allen an der Stadtregionalbahn in Kiel interessierten Menschen kann ich nur dringend empfehlen, heute um 13.10 oder 20.10 den Offenen Kanal einzuschalten.
Dort wird eine Podiumsdiskussion zum Thema "Nahverkehrskonzept der Landeshauptstadt Kiel" übertragen. Die ersten 10 Minuten könnt Ihr Euch sparen, in denen trägt Herr Heinrichs die Euch ja bestens bekannten Argumente dafür vor.
Hallo Biene,
obwohl diese Veranstaltung zu diesem Zeitpunkt völlig überflüssig war, war ich trotzdem da. Da es z.Zt. nichts neues gibt zum Thema (die beiden noch fehlenden Gutachten werden vorraussichtlich im November vorgestellt), konnte es nur das Austauschen von Argumenten der SRB-Befürworter und der Gegner sein. Nachdem Du ja empohlen hast die ersten 10 Minuten nicht anzusehen, übrigens redete da der Bürgermeister Todeskino und nicht Herr Heinrichs, möchte ich hier einige Zitate des Gegners der SRB wiedergeben. Denn sicherlich werden einige der hier Mitlesenden keinen OKK-Kiel empfangen können, und waren am Montag auch nicht dabei.
Zitat Ratsherr Kruber (Fraktionsvorsitzender der CDU):
Zwei besondere Punkte erschweren es auch, gerade in Kiel mit einer StadtRegionalBahn erfolgversprechend zu arbeiten. Das ist zum einen, das wir durch die Fördelage nicht das optimale Muster was eine Bahn hat, nämlich ein sternförmiges Muster erreichen können. Wir haben die Förde, die zwischendrin liegt, die bestimmte Verbindungen ausschließt bzw. abschneidet. Und wir haben in Kiel einen Sackbahnhof den man auch nicht ummodeln kann um das normale Bahnnetz oder den Hauptbahnhof einfach an das StadtRegionahlBahn anzuschließen. Das sind beides Punkte die rein aufgrund unserer Geographie das Projekt schon erschweren. Zitatende
Hier dreht er die Tatsachen um. Denn das, wie er es nennt, sternförmige Netz ist gerade für eine ÖPNV-Erschließung schlecht. Denn je weiter ich mich vom Sternmittelpunkt entferne, umso größer werden die Flächen zwischen den Strahlen. Das heißt, ich muß mich immer weiter verästeln, um eine optimale Flächenerschließung zu bekommen. Also mehr Linien/Fahrzeuge. Aber gerade das haben wir in Kiel nicht so sehr, also eher ein Punkt FÜR die SRB statt dagegen.
Und das zweite Argument mit dem Sackbahnhof, ist doch gerade der Grund, warum man eine StadtRegionalBahn braucht. Denn die endet NICHT im Sackbahnhof, sondern verbindet Außenäste miteinander. Also wieder ein Punkt für statt gegen die SRB.
Zitat Kruber:
Und ein weiteres Problem ist auch, das die Stadt Kiel, eine Entscheidung der jetzigen Ratsmehrheit im wesentlichen, die KVG hier in ihr Portfolio übernommen hat. D.h. wir haben hier eine Busgesellschaft und was machen wir denn mit der ? Da müssten wir uns ja auch überlegen wie es da weitergehen soll, die Kosten haben wir jedenfalls weiterhin an der Hand. Zitatende
Natürlich haben wir noch die KVG, die werden wir auch weiterhin brauchen. Denn die SRB wird nur die starken Äste mit ihren Fahrgastströmen aufnehmen. Für die Feinverteilung werden wir auch weiterhin Busse benötigen. Und wer sagt eigentlich, das nicht auch die KVG als Stadtbahnbetreiberin in Frage kommt?
Zitat Kruber:
Wir haben als CDU haben gesagt, wir können nicht einfach dagegen sein, ohne aufzuzeigen wie man es anders besser machen könnte. Und wir glauben, das wir mit wesentlich geringeren finanziellen Aufwand eine viel bessere Verzahnung von Bus und Schiff hier in Kiel erreichen kann. Das man unseren Busverkehr ausbauen und intensivieren kann. Und das ganze dann eben mit Fördeschiffen taktet, um bestimmte Ost-West-Verbindungen noch optimaler darzustellen. Das würde bedeuten, dass sich die SFK insbesondere komplett aufstellen müssen. Die sind momentan ja eher im touristischen Bereich quasi eingesetzt, so wie die Linien laufen, sondern das es kurze Ost-West-Verbindungen geben müsste, wie es eine einzige bisher gibt: nämlich vom Landeshaus rüber zur Fachhochschule. Das müsste wesentlich intensiviert werden und eben mit den Bussen getaktet werden. Zitatende
Also das ist mir ein Rätsel, wie man mit geringeren finanziellen Mitteln auskommen will, wenn man die Fördeschifffahrt ausdehnen möchte. Der Linienschiffsverkehr ist nun mal wesentlich teurer als anderer ÖPNV. Alleine die Anschaffung von neuen Schiffen (die wir ja dann bräuchten) wird die Finanzen der SRB-Planungen nahe kommen. Außerdem müssen dann auch die Anleger ausgebaut werden. Und nur dafür würde es Fördergelder geben, nicht für die Schiffsneubauten. Außerdem sind die laufenden Unterhaltungskosten sowie die Kosten für den laufenden Betrieb nicht unerheblich. Was die, von ihm erwähnten, Ost-West-Verbindungen angeht, weiß ich nicht, was das dem aus dem Kreis Plön kommenden Fahrgast bringen soll. Fahrgäste aus Preetz oder Schönberg, Probsteierhagen werden sicherlich nicht mit dem Bus zur Fördeschifffahrt fahren, um dann die Förde zu queren um z.B. am Bellevue nach Suchsdorf oder zur Uni zu fahren. Zweimal umsteigen ist sicherlich nicht attraktiv. Vorstellbar wäre schon eher, ein potentieller Autofahrer stellt sein Auto am P&R-Platz in Preetz ab, steigt in die SRB und fährt direkt bis zur Olshausenstraße, oder Suchsdorf.
Zitat Kruber:
...alleine schon, man stelle sich vor, ein Damm mitten auf der Holtenauer Straße. Das ist momentan ein Straßenraum, wo die Geschäfte davon leben, das man von einer Seite auf die andere wechseln kann. Wenn da mittendrin ein Eisenbahndamm, ein StadtRegionalBahn-Damm erfolgt, auch wenn er viele Haltestellen hat, er hat dann an der Stelle eine trennende Wirkung. Und es ist dann auch die Frage, wo dann überhaupt die anderen Verkehrsarten bleiben sollen. Nein, ich glaube wirklich, das wir die Potentiale die wir haben sollten wir im bestehenden System ausschöpfen sollten... Zitatende
Wer spricht den hier von einem Damm? Da werden einfach irgendwelche Horror-Szenarien erfunden um die SRB schlecht zu machen.Von einem Rasengleis hat Herr Kruber anscheinend noch nichts gehört. Denn damit kann man eine Straße auch aufwerten. Trennende Wirkung habe ich doch schon heute. Am Tage kann man fast nur an den Ampeln über die Holtenauer Straße gehen. Und das wird man mit der SRB auch können. Und die anderen Verkehrsarten: Die Autos behindern sich doch heute schon selber. Nachdem die CDU dafür gesorgt hat, daß die Busspuren zur normalen Fahrspur wird, hat man jetzt den Effekt erzielt, daß man jetzt noch mehr diese Spur zum 2.Reihe-Parken nutzt. Der Radfahrer muß, wenn er denn auf der Straße fährt, slalom fahren. Für die Fußgänger, würde sich mit der SRB wenig ändern, nur der Autofahrer müßte sich etwas einschränken. Aber das ist ja ein Szenario, welches die CDU ja scheut. Das kam dan auch in den weiteren Ausführungen, wo es nicht um die SRB ging, dann auch deutlich bei rüber. Stichwort schlechte Straßen, fehlende Anbindung an die kommende A23, fehlende Planung Ostuferentlastungsstraße, zu lange Planungsphase für die Uhlenkrog-Rampe, Straßen über Straßen...
Zitat Kruber:
Das beste was die StadtRegionalBahn ja erreichen kann ist selbst nach Angaben der befürwortenden Gutachten, das der Rückgang des ÖPNV-Anteil reduziert wird. Niemand erwartet das gewaltig sich der Modal-Split hin zur StadtRegionalBahn verändert, sondern wenn dann geht es nur darum, das der Rückgang des Anteils relativ gering bleibt. Im optimalsten Fall von jetzt 10 auf 12 Prozent ansteigt, anderenfalls sinkt es auf 8 Prozent ab. Ich kann mich noch erinnern, als ich an den Debatten noch teilnahm, war es immer so ein realistischer Ansatz ist, der Anteil bleibt in etwa gleich. Wir haben in Kiel vielleicht eine Besonderheit, ich glaube das unterscheidet uns auch von vielen anderen Städten. Wir haben einen extrem hohen Radverkehrs-Anteil. Und das sind einfach Menschen, die dem ÖPNV als Fahrgäste dann auch letztenendes fehlen. Und ob es wirklich gelingen wird, Individualfahrer, Individualautomobilfahrer dazu zu bringen in die StadtRegionalBahn zu wechseln, das wage ich sehr zu bezweifeln. Alleine schon aufgrund der angesprochenen Punkte, das wir in Kiel Schwierigkeiten haben werden, ein vernünftiges Streckennetz so aufzubauen, den Anschluss an das bestehende Bahnnetz hinzubekommen, das wird alles recht schwierig werden. Auch die Zahlen sprechen ja nicht dafür. Zitatende
Aha, jetzt sind also die Radfahrer schuld daran, das wir nur einen Anteil von 10% ÖPNV-Nutzer am Modal-Split haben. Nein, der Autofahrer natürlich nicht, der hat ja freie Fahrt. Nur schade, alles am Gutachten wird angezweifelt. Nur an den 2-3% Fahrgastzuwachs im Modal-Split, wie er im Gutachten steht, der wird immer zitiert. Dabei wird aber ein wesentlicher Teil daran vergessen. Dieser Modal-Split zuwachs resultiert aus der Standartisierten Bewertung. Und die schreibt nunmal vor, das nur rund 30% Fahrgastzuwachs eingerechnet werden darf. Und dann kommt man bei der Modal-Split Berechnung auf ca. 14% ÖPNV-Benutzer. Aber Städte in denen Stadtbahnen/Straßenbahnen eingeführt wurden (nicht nur in Deutschland, man siehe nur die Enwicklung in Frankreich, England oder Skandinavien, jüngstes Beispiel Einführung in Bergen/N) wurden Fahrgastzuwächse jenseits der 100% erzielt. Und damit wäre der Modal-Split in Kiel nicht bei 14%, sondern deutlich darüber. Aber das wird natürlich verschwiegen, weil Kiel ja sowieso mit keiner anderen Stadt zu vergleichen ist. In Kiel ist ja alles anders, wenn man den SRB-Gegnern glauben darf.
Zitat Kruber:
Wir reden hier eigentlich darüber, 380 Millionen an Investitionskosten, plus dann eben die laufenden Kosten darein zu stecken, das relativ wenig sich im Ergebnis an unserer Aufteilung der Verkehre zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern verändert –im Ergebnis bleibt alles fast so wie es ist. Und ich glaube das ist dann wirklich zuviel Geld dafür. Zitatende
Hier wird das noch deutlicher. Klar, wenn das so wäre, hätte Herr Kruber ja recht. Nur die Erfahrung lehrt uns anderes.
Was auch immer wieder gerne vergessen wird: Zur Einführung des Verkehrsverbundes Region Kiel, wurden schon Gutachter damit beauftragt, das damals bestehende Bussystem zu optimieren. Heraus kam dann das Netz, welches wir größtenteils heute noch haben. Es wurden hier und da natürlich Anpassungen vorgenommen. Aber trotzdem, was soll man denn da noch optimieren? OK, eine Vertaktung mit der Fördeschifffahrt ist sicherlich wünschenswert. Zum Teil aber heute schon umgesetzt. Siehe OL 41 ab Reventloubrücke. Auch wurde die Fahrgastinformation deutlich verbessert. Aber das sind alles Maßnahmen, die nur marginale Bedeutung bei Fahrgastzuwächsen haben.
Mir hat dieser Abend mal wieder deutlich gemacht, das die politischen Gegner im Rathaus krampfhaft nach Argumenten suchen, die gegen die Einführung der SRB sprechen. Und anscheinend werden diese Argumente immer dünner. Denn auch eine Frau Musculus-Stahnke, die auch im Publikum saß, sprach nicht mehr von einem Wasserbuskonzept. Auch da hat man wohl schon begriffen, das das nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann.
Und Biene, am Schluß sei Dir noch gesagt, das die Städte die Du da aufzählst mit Tunnelstrecken kein Argument dagegen sind. Tunnelstrecken sind verdammt teuer, erst beim Bau und dann in der Unterhaltung. Die meisten Tunnelstrecken stammen aus den 60/70er Jahren, als es noch als Schick galt eine U-Bahn zu haben, sich aber keine reine U-Bahn leisten konnte. So wurden eben Straßenbahnstrecken unter Tage verlegt. Vor allem im Ruhrgebiet gab es mal eine Planung einer Ruhrgebiets-Stadtbahn. Mit viel Euphorie und Geld war man damals gestartet. Heute hat man das Geld nicht mehr und die Städte müssen sehen, wie sie mit ihren klammen Haushaltsmitteln die Tunnel saniert bekommen. In Karlsruhe sieht es etwas anders aus. Hier muß man die Strecke in der Königsstraße unter die Erde verlegen, da der Verkehr auf der Schiene so sehr zugenommen hat, das man das nicht mehr über eine Fußgängerzone abwickeln kann. Da ist die Verpätungsanfälligkeit zu groß geworden. Aber für Kiel baruchen wir keine Tunnelstrecken.
Gruß vom vierachser