HHNights schrieb:
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> Und das wievielfache an Zeit spart man ein, wenn
> man ein und die gleiche Strecke per U-Bahn statt
> mit der Stadtbahn zurücklegt?
> Vielleicht hat histor ja noch Vergleiche, z.B.
> Gänsemarkt - Osterstraße.
> An Bremen wird oftmals kritisiert, daß es ziemlich
> lange dauert, von A nach B zu kommen, weil es eben
> nur die Straßenbahn gibt.
Diese Frage ist pauschal nicht zu beantworten. Beispiel: Ich wohne direkt an der U Sierichstraße, Fußweg bis zum Einstieg in die U-Bahn 1 Minute. Fahrt von hier zum Rübenkamp mit Umstieg in die S1 11 Minuten, Fußweg vom Bahnsteig bis zu meinem Ziel Fuhlsbüttler Straße 10 Minuten, Gesamtweg 22 Minuten (Der Bus von Rübenkamp bis Hebebrandstraße ist zwar weniger laufen, aber so gut wie nie schneller).
Mit der Stadtbahn: Fußweg zum Winterhuder Markt 5 Minuten, Fahrt bis Hebebrandstraße 11 Minuten (das ist das, was der 118 für die Strecke braucht), Fußweg zum Ziel 3 Minuten, Gesamt 19 Minuten. Gewinn gegenüber der Schnellbahn: 3 Minuten. Man sieht: Die Schnellbahn ist nicht immer schneller, trotz der (nach Plan) durchaus guten Umsteigebeziehung in Barmbek. Die Station ist aber viel weiter weg, und das frißt den Zeitvorteil wieder auf. Und das ist ein generelles Problem von Schnellbahnen: Damit sie schneller sind als alles auf der Straße, dürfen sie nicht so oft halten, aber damit dauert es länger, bis man endlich an der Station ist. Altes Dilemma zwischen kurzer Fahrzeit und kurze Wege.
Die Straßenbahn hat den Vorteil der kurzen Wege, und kann damit einiges wieder aufholen, was sie an Fahrzeit verliert. Aber welches Verkehrsmittel nun wirklich das schnellste und bequemste ist, ist rein Streckenabhängig.
>
> Nun ja, Platz kostet die Stadtbahn ebenfalls und
> den kriegt sie auch - indem sie sich der Straße
> bedient und somit den Individualverkehr
> einschränkt bzw. von ihm eingeschränkt wird.
> Und auch, wenn ich - wie schon mal gesagt - kein
> Verfechter der Straßen-/Stadtbahn bin: so eine
> Behandlung hat die Straßenbahn nicht verdient.
> Wenn schon Bahn, dann komplett auf eigenem
> Gleiskörper, aber nicht so ein Mischmasch aus
> freier Fahrt und stockendem Verkehr.
Platz ist in einer Stadt aber nicht unbeschränkt vorhanden, und ohne Kompromisse gibt es nur Stillstand. Ein eigener Gleiskörper ist nur dann durchgehen machbar, wenn man entweder ausschließlich auf Hauptverkehrsstraßen bleibt (siehe Variante Lattenkamp), oder aber z.B. die Ohlsdorfer Straße komplett für PKW sperrt. Beides sind schlechte Lösungen. Führung nur über Hauptstraßen deshalb, weil dort zwar viele fahren, aber keiner bleiben will (kein Wunder: Autos sind laut und stinken), Komplettsperrungen hingegen sind überdimensioniert und eindeutig gegen den Bürgerwillen und auch den Politikerwillen, also nicht durchsetzbar. Und besser ein Kompromiß als gar keine Straßenbahn oder aber eine, die an den Leuten vorbeifährt.
> Deshalb spreche ich ja auch immer von einer
> ERGÄNZUNG des U- und S-Bahn-Netzes durch eine
> Straßenbahn ;-)
Nichts anderes ist in Hamburg geplant. Die Straßen kann und soll die bestehende Schnellbahn nicht ersetzen. Aber in Gebieten, wo in diesem Jahrhundert keine Schnellbahn mehr hinkommt, ist sie die deutlich bessere Alternative als der bestehnde Busverkehr.
> Und ja, mir ist auch klar, daß man nicht alles auf
> einmal haben kann. Es ist ja auch nur meine
> Meinung. (Träummodus an) Aber klasse wäre es
> schon, wenn man U- und Stadtbahn parallel
> (aus-)bauen würde (Träummodus aus)
Naja, haben wir doch, während an der U4 und der S4 gebaut wird, wird gleichzeitig die Stadtbahn gebaut :-)
> Stimmt schon, aber wie heißt es so schön? Es war
> schon immer etwas teurer, etwas exklusives zu
> haben :-D
ETWAs teurer wäre ja noch ok...
> Wobei die HHA ja noch über mehrere ältere
> fahrtüchtige Züge verfügt, die auch noch
> eingesetzt werden könnten - Straßenbahnen müssen
> komplett neu beschafft werden.
Von welchen Zügen sprichst Du? Die paar DT2, und die drei Einheiten DT3 LZB? Lange kann es eigentlich nicht mehr dauern, bis die auseinanderfallen... Demnächst kommt der DT5, und dann geht auch der DT3 in den verdienten Ruhestand. Aber komischerweise ist der DT5 kein billiges Gebrauchtfahrzeug, sondern eine Neuentwicklung für insgesamt 240 Millionen. Für das Geld könnte man auch eine größere Menge Stadtbahnen beschaffen, weil sich die Entwicklungskosten auf mehrere Kunden verteilen. Den DT5 hingegen muß die Hochbahn ganz alleine bezahlen. Und die Haltbarkeit ist bei beiden etwa gleich.
> Die Arena mit einer Stadtbahn anzubinden, halte
> ich für völlig falsch.
> Ich bin ja weiß Gott kein Fan der Mannschaft, die
> dort nebenan spielt, aber die 90-Meter-Züge der U3
> stoßen bei Spielen von St. Pauli schon sehr an
> ihre Grenzen. Der andere Verein hat mehr Plätze im
> Stadion und dorthin soll dann ein 75-m-Gefährt
> fahren?
Nun, ich bin Fan und Dauerkarteninhaber, und genieße die tolle ÖPNV-Anbindung des Stadions bei jedem Heimspiel... Natürlich hätte ich auch lieber eine S-Bahn-Station direkt vorm Stadion, wo alle 90 Sekunden ein 180m-Langzug fährt, aber Tatsache ist, daß vor dem Stadion lauter 12m-Busse stehen, in die man sich hineinquetschen darf. Da wäre ein 75m-Stadtbahn ein echter Fortschritt, zumal die Stadtbahn auch direkt hintereinander fahren darf, wie jetzt die Busse auch. Den Besuchern eine Stadtbahn zu verwehren, weil das zuwenig ist, ist da ein echter Hohn, den der aktuelle Zustand ist deutlich schlechter.
Das Hauptproblem einer Stadtbahnanbindung wäre wahrscheinlich, daß die S-Bahn die herangeschafften Fahrgäste nicht schnell genug wegbekommt und die Bahnsteige wegen Überfüllung schließen müssen - wie es jetzt in Eidelstedt schon ab und zu passiert.
> Danke für die Zahlen. Nun bin ich wieder ein
> bißchen schlauer :-)
> Dennoch denke ich, daß 5 Mrd. ein für
> staatspolitische Verhältnisse stemmbarer Betrag
> ist - der Bund gibt ja schließlich auch noch
> einiges dazu.
> Letztlich ist es eine Frage der
> Prioritätensetzung.
Geld ist knapp, und wenn man sieht, wie jetzt über 200 Mio gestritten wird, wo sollen da 5 Mrd herkommen? Seit der Haushaltskrise gibt es die Möglichkeit schlicht nicht mehr, auch wenn ein Teil vom Bund getragen wird.
> Die Bürokratie bzw. unsere Gesetze werden
> sicherlich auch noch den ein oder anderen Ausbau
> der Stadtbahn behindern.
> Es sind leider nicht alle Menschen so
> ÖPNV-begeistert wie wir :-(
Ja, eindeutig, aber die Möglichkeiten, eine Stadtbahn zu verhindern, sind viel viel kleiner als bei einer U-Bahn.
>
> Nun ja, ich habe meine Glaskugel grad nicht zur
> Hand, aber wenn die Politik will, dann schafft sie
> auch großartiges und unvorhergesehenes.
> Lassen wir uns überraschen
Ich fürchte, Überraschungen ereilen uns meistens auf der negativen Seite...