Willkommen! Einloggen Ein neues Profil erzeugen

erweitert
Die Stadtbahn fährt auch durchs Finanzloch
geschrieben von Jan Borchers 
Hallo,

Achtung: Berichtigung, Ergänzung! -> [www.bahninfo-forum.de]

mich wundert, daß offenbar niemand den "Bürgergipfel" auf HH1 verfolgt hat. Zufällig schnappte ich heute einen Ausschnitt auf, in dem der Interviewte 1. Bürgermeister Herr Ahlhaus sinngemäß sagte, daß die Stadtbahn nur wegen des Koalitionsvertrags noch auf dem Tapet wäre. In der jetzigen Spar-Situation hätte man nie überhaupt nur mit der Tram-Planung angefangen. Wenn das kein klares Bekenntnis ist! ;-)

Das war dann auch weniger diplomatisch verblümt, als es Herr Schira vor ein paar Tagen/Wochen sagte. Da wollte man die auf einmal sehr wichtigen Einwände der Bürger beherzigen und alles genau prüfen.

Von unfreiwilligen Handlungen der Regierungskoalition kann da keine Rede sein.

Nicht erst seit den Ereignissen vom Juli/August ist das Thema voll unter die Räder des Wahlkampfs gekommen. Vom zeitlichen Ablauf her - wie bekannt - war das so absehbar.

Sollte die GAL nicht noch meinen mit der Tram ein wichtiges positives Wählerthema zu besetzen, wird das Thema endgültig zum Spielball, wobei keiner wirklich Interesse hat mit ihm zu spielen. Vielleicht ist man nachher ganz glücklich, wenn einem eine Initiative per Volksabstimmung die Entscheidungen abnimmt. Die GAL könnte so als nur halber Verlierer den Wahlkampf starten.



Grüße
Boris



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 31.10.2010 21:03 von Boris.
Boris schrieb:
> Sollte die GAL nicht noch meinen mit der Tram ein
> wichtiges positives Wählerthema zu besetzen, wird
> das Thema endgültig zum Spielball, wobei keiner
> wirklich Interesse hat mit ihm zu spielen.
> Vielleicht ist man nachher ganz glücklich, wenn
> einem eine Initiative per Volksabstimmung die
> Entscheidungen abnimmt. Die GAL könnte so als nur
> halber Verlierer den Wahlkampf starten.

Die Fehler, das Thema schluren zu lassen, wurden schon 2008 gemacht mit dem ganzen Herumgeeiere (auch mit dem "Elste"-Plan der sogenannten U-Stadtbahn). Trassen usw. waren doch schon seit Jahren klar. Nun fehlt die Zeit, die man 2008 und 2009 versypht hat. Die für den öffentichen Nahverkehr zuständige Senateuse kann ich wirklich nicht ernst mehr nehmen.

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
Ich bin begeistert von der Sachlichkeit des folgenden Welt-Artikels.

[www.welt.de]

Beide Seiten kommen gleichermaßen zu Wort, es findet keine Bewertung statt und einige Gerüchte ("Milliardenprojekt") werden aufgeklärt.

Bezeichnend auch der letzte Satz:
Zitat
EIne Frau
Das sei alles zu kompliziert. Wir sollten doch lieber gemeinsam direkt in die Ausschüsse der Bezirksversammlung Nord marschieren.

Es liest sich so, als wenn die Auftaktveranstaltung wie eine Verkaufsbusfahrt organisiert war. Vorne ein Animateur, der mit warmen Worten versucht, die senilen Leute einzulullen – und wenn einer mal irgedwas dagegen sagt, wird er von allen niedergemacht. Hier kann eine gefährliche Eigendynamik entstehen...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.10.2010 08:51 von Boombastic.
Wenn das stimmt was Boris gehört hat, ist es sowieso schon vorbei. Wenn Ahlhaus wirklich gesagt hat, die Straßenbahn würde in der jetzigen Spardiskussion überhaupt nicht geplant, dann ist doch alles klar warum es so langsam voran geht. Alle Senatoren bekennen sich zur Stadtbahn und hoffen inständig, dass sie so langsam wie möglich kommt, damit sie das Geld noch woanders ausgeben können. Der Uni-Umbau kostet auch eine Milliarde und die S4, da kann man nun garnicht mehr zurück. Aber man kann hoffen, dass die Dänen die Beltbrücke noch stoppen.

Hoffentlich hat jetzt auch der letzte Träumer hier begriffen, dass es keine 50, keine 40 keine 30 und auch keine 20 Kilometer Straßenbahn geben wird. Warum darf Herr Elste denn sonst nicht schon weiterplanen? Wenn man diese Stadtbahn nur wegen der Grünen und dem an der Macht bleiben (nicht wegen der Bürger) unbedingt bauen muss dann so langsam wie möglich. Warum einen Meter mehr bauen als die Grünen jetzt noch durchsetzen können?

Um Zuschüsse zu bekommen, muss die Strecke bis zur Kellinghusenstraße auf einen Faktor über 1,5 kommen. Jeder vernünftige Mensch weiss, dass diese Strecke nicht diesen Faktor bekommen kann. Also wird das irgendwie hingerechnet, das Altonaer Museum konnte man ja auch passend rechnen. Bei der Stadtbahn wird man die Brücke nicht einrechnen und alle Buslinien stilllegen, damit die Bahn voll wird. Aber dann ist diese Spielzeuglinie allein schon wirtschaftlich. Dann stimmt es ja garnicht, was Herr Elste sagt, dass man 50 Kilometer braucht. Na bitte. Können wir den Rest sparen.

Den Politikern ist völlig egal, ob eine Stadtbahn sinnvoll ist. Das erzählen sie mit einem Lächeln, wenn Straßenbahnfreunde vor ihnen sitzen. Sind ja auch Wähler. Die Stadtbahn ist nur der Preis der GAL noch 15 Monate an der Macht zu bleiben sonst nichts. Irgendwer nannte sie mal die Herz-Lungen-Maschine der Koalition. Jetzt wo die Koalition nur noch künstlich am Leben gehalten wird, ist die Stadtbahn dazu geworden.

Ich glaube Herr Ahlhaus hofft jetzt sehnlich darauf, dass die Initiative die Drecksarbeit macht und die Stadtbahn abserviert wie die Schulreform. Er kann solange im Amt bleiben und hat kurz vor der Wahl die Chance mit einem Veto gegen den ersten Spatenstich beim Wähler noch zu punkten. Falls bis dahin schon Fahrzeuge bestellt werden müssen, kann man die hinterher immer noch mit Gewinn an andere Betriebe verkaufen.

Uli
Glinder schrieb:
> Hoffentlich hat jetzt auch der letzte Träumer hier
> begriffen, dass es keine 50, keine 40 keine 30 und
> auch keine 20 Kilometer Straßenbahn geben wird.

Allerdings sind die größeren Träumer die, die in den nächsten 10 Jahren an neue U-Bahn-Strecken glauben. ;-)
(Vor allem nach Glinde)

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
-- sorry, versehentlich doppelt --

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.10.2010 15:44 von histor.
Moin Moin,

Boris schrieb:

> Sollte die GAL nicht noch meinen mit der Tram ein
> wichtiges positives Wählerthema zu besetzen, wird
> das Thema endgültig zum Spielball, wobei keiner
> wirklich Interesse hat mit ihm zu spielen.
> Vielleicht ist man nachher ganz glücklich, wenn
> einem eine Initiative per Volksabstimmung die
> Entscheidungen abnimmt. Die GAL könnte so als nur
> halber Verlierer den Wahlkampf starten.

Bitte bestätigt mir jetzt nicht, das es sinnvoll gewesen sei, im vergangenen Jahrzehnt innerhalb des Fahrgastverbandes PRO BAHN auf den Kampf gegen Windmühlen zu verzichten. Es wäre doch glatt ein Treppenwitz der Geschichte, wenn ausgerechnet unter Beteiligung der Grünen der ÖPNV-Ausbau stagniert, und unter FDP/Schill wenigstens zwei neue U-Bahnstationen angeschoben wurden.

Müde Grüße nach einem langen aber erfolgreichen Veranstaltungstag in Wedel,
Birger
Glinder schrieb:
-------------------------------------------------------

> Ich glaube Herr Ahlhaus hofft jetzt sehnlich
> darauf, dass die Initiative die Drecksarbeit macht
> und die Stadtbahn abserviert wie die Schulreform.
> Er kann solange im Amt bleiben und hat kurz vor
> der Wahl die Chance mit einem Veto gegen den
> ersten Spatenstich beim Wähler noch zu punkten.
> Falls bis dahin schon Fahrzeuge bestellt werden
> müssen, kann man die hinterher immer noch mit
> Gewinn an andere Betriebe verkaufen.
>

Wenn es so wäre wie Sie schreiben, hätte Herr Ahlhaus so eine
Taktik "um die Ecke herum" gar nicht nötig. Das Stadtbahn-Projekt
hätte sich mit dem Vorwand der Sparpolitik jederzeit
auf die lange Bank schieben lassen. Dafür müsste sich Herr Ahlhaus
nicht hinter Herrn Wagener und dessen "Volksinitiative" verstecken.

Im Gegenteil kann auch die CDU keinerlei Interesse haben, dass
Herr Wagener mit seinem Anliegen Erfolg hat. Bedenken Sie bitte,
dass dann jegliches größere Projekt des Hamburger Senats Gefahr läuft,
mit einem Volksbegehren angegriffen zu werden. Egal wer künftig regieren
und egal, um welches Vorhaben es gerade gehen wird:
Es wird immer irgend jemand gegen den jeweiligen Senat im allgemeinen
und gegen das betreffende Projekt im besonderen sein. Und sei es nur,
um in die Medien zu kommen. Eine gewisse Zahl von Menschen wird sich
davon im Zweifel auch angesprochen fühlen. Damit könnte
dann die städtische Politik ziemlich schnell weitgehend
handlungsunfähig werden.

Ich vermute vielmehr, dass die CDU schon aus machtpolitischen Gründen
der "Volksinitiative" einen Riegel vorschieben wird.

Noch etwas zu den Fahrzeugen, die Sie ansprechen:

Einmal angeschaffte Züge können mit Sicherheit nicht mit Gewinn
weiterverkauft werden. Es wäre sehr viel eher ein heftiges Verlust-
Geschäft, weil der Käufer natürlich die Notlage des Verkäufers
ausnutzen und den Preis drücken würde.
Ich glaube kuam, das man alles dem 1. Bürgermeister in die Schuhe schieben kann, das ist doch etwas billig und zu einfach.
Der 1. Bürgermeister, sowie auch andere Politiker würden die Stadtbahn nicht bauen, dabei geht es nich um das erste Teilstück, was man mit Sicherheit noch hinbekommen wird, sondern es handelt sich hier nur um einem Krümmel eines großen Kuchens und das macht die Sache nicht einfacher.

Man kann das Ding auch nicht einfach auf die Lange Bank ziehen bis nichts mehr geht, da man in dieser laufenden Periode den Vertrag getroffen hat.
Darüber hinaus, ist das eh alles hinfällig, da dann neu Verhandelt werden müßte.

Elste darf auch gar nicht weiterplanen, dafür sind überhaupt keine Mittel zur Verfügung gestellt worden, außer die, um überhaupt ein Streckennetz zeigen zu können. Das sind nur weitere Planungen, aber nichts bei, wo man überhaupt geprüft hat, ob und wie viel das ganze weitere Streckennetz kosten würde.
Für die weiteren Strecken gibt es nur eine Schätzung, sonst nichts, da sind weder Bodenbeschaffenheiten, Kreuzungs- und Staßenumbauten vermessen, noch ob eventuell Brücken neu gebaut werden müßten.

Fahrzeuge werden auch dann erst bestellt, wenn es eine Freigabe gibt und man zu 100% mit dem Bau beginnen wird. Planungen über das gerüst einer neuen Stadtbahn sind schnell gemacht und die Technik ist eh schon vorhanden, die muß man nur im Gestell geplant einbauen. Somit hätte man noch genügend Zeit sich um Fahrzeuge zu kümmern, wenn man erst mal mit dem Bau beginnen würde.

In Moment spricht man eben nur über das erste Teilstück, aber das ist in der Gesamtrechnung, die dann folgen muß, nur "pinats" sonst nichts.
Klar, das sind schon Fahrzeuge mit drin, ein Betriebshof und die Werksatt usw., aber der weitere Bau wird noch erheblich teurer werden.

Der Bau eines neuen Betriebshofes, ist auch nur schön gerechnet...
Bei dem Betriebshof Langenfelde ist es nun sicher das der neu gebaut wird, das steht soweit alles, bis auf ein paar restliche Fahrzeuge, wo man noch keinen Platz für hat. Schaut man sich aber genrell die Betriebshöfe an, das sind die Übervoll und der Betriebshof Mesterkamp ist insofern schon überfällig.
Man wartet wohl auch hier ab, ob sich ein Neubau noch lohnt, oder man umziehen wird.

Das man dafür sorgen wird, das die Fahrgäste zwangsläufig auf die Stadtbahn umsteigen müssen, das kennt man schon genügend aus den letzten Jahrzehnten, das ist nichts neues für Hamburg. Das aber auf der ersten Strecke weniger Hst. vorhanden sein werden, als jetzt im Busbereich macht das alles nicht besser, denn dann könnte man das auch weiterhin mit einem Bus schaffen. Die älteren Leute, wie auch die behinderten Menschen, werden dann einfach weiterlaufen müssen um zu einer Stadtbahnhaltestelle zu kommen.
Natürlich mat das Sinn mit den ersten Teilstück, eben weil der Betriebshof auf diesem Weg gebaut wird, aber wenn jetzt ein 118er alle 20 Min. in der meisten Zeit dort fährt und das mit 12 Metrerwagen, dann ist natürlich eine Stadtbahn in 5 Min. Takt und die das X-Fache mehr an Fahrgäste befördern kann, natürlich sehr sinnvoll. Natürlich werden mehr Menschen diese direkte Strecke nutzen, als mit der Schnellbahn über die City, aber sind das wirklich so viele, die dann auch alle nach Alton wollen?
Sicher, es gibt hier Experten, die wissen das ganz genau, das die Stadtbahn auf diesen Stück voll werden, aber über die Brücke, gehe ich erlich gesagt nicht.

Ich bin mal gespannt, was man jetzt für eine Summe von Bund haben möchte.
Waren es mal am Anfang 105 Mio. Euro, so soll diese Zahl schon auf 119 Mio. geklettert sein.

In Bergedorf, also mit den neuen ZOB, hat das ja auch nur etliche Mio. Mehrkosten gegeben...
Moin Moin,

Boombastic schrieb:

> Ich bin begeistert von der Sachlichkeit des
> folgenden Welt-Artikels.
>
> [www.welt.de]
> 0607549/Klare-Fronten.html

Wie erträglich könnte der Diskussionsprozess doch sein, wenn er so ausgewogen wie dieser Welt-Artikel verliefe.

> Es liest sich so, als wenn die
> Auftaktveranstaltung wie eine Verkaufsbusfahrt
> organisiert war. Vorne ein Animateur, der mit
> warmen Worten versucht, die senilen Leute
> einzulullen –

Es war gar keine Diskussion zugelassen, und gegen wissentlich falsche Fakten konnte keine Erwiderung gegeben werden, sehr entmutigend, denn wenn ich etwas nicht leiden kann, dann sind es Verdrehung von Fakten, um andere Personen schlecht darstehen zu lassen.

> und wenn einer mal irgedwas
> dagegen sagt, wird er von allen niedergemacht.
> Hier kann eine gefährliche Eigendynamik
> entstehen...

Hier scheint der Welt-Artikel sogar ein wenig zu übertreiben:

"Als einige Besucher einen einzigen Stadtbahn-Befürworter im Publikum entdeckt hatten, nahmen sie sich den >Spion< zur Brust. Es könne doch gar nicht sein, dass er sich hierher traue, grummelten sie stetig in seine Richtung. Und überhaupt, wie man denn eigentlich dafür sein könne und nicht dagegen."

In einem Block von mindestens fünf Befürwortern sitzend blieben wir vollkommen unbehelligt, sogar als wir nach Ende des offiziellen Teils fast schon soviele Personen waren, als sich potenzielle Aktive um Herrn Wagener scharten :-)

Schönes Wochenende wünscht,
Birger Wolter
Alles in allem: Hurra, die Stadtbahn kommt!

Schönes Wochenende allerseits,
Johannes
winnewoerp schrieb:
-------------------------------------------------------
> Alles in allem: Hurra, die Stadtbahn kommt!
>
> Schönes Wochenende allerseits,
> Johannes

Ich bin im Prinzip nicht gegen eine Stadtbahn, aber solche Beiträge sind mal wieder so etwas von daneben, das man sich die Frage,stellt, ob man überhaupt schon eine Bahn auf Schienen gesehen hat...

Das Beste an den Beitrag, war noch, das schöne Wochenende zu wünschen...
Hallo Bovist66,

> Wenn es so wäre wie Sie schreiben, hätte Herr
> Ahlhaus so eine
> Taktik "um die Ecke herum" gar nicht nötig.

Doch, weil das nach außen viel souveräner wirkt. Zudem ist man jede Belastung der Koalition los.

Würde die CDU jetzt offensiv gegen die Stadtbahn antreten, könnte es schnell Neuwahlen geben und da sähe man zu schlecht aus. Deshalb ist so eine von außen eingreifende Hand sicher sehr willkommen.


> Im Gegenteil kann auch die CDU keinerlei Interesse
> haben, dass
> Herr Wagener mit seinem Anliegen Erfolg hat.
> Bedenken Sie bitte,
> dass dann jegliches größere Projekt des Hamburger
> Senats Gefahr läuft,
> mit einem Volksbegehren angegriffen zu werden.
> Egal wer künftig regieren
> und egal, um welches Vorhaben es gerade gehen
> wird:

Das ist aber nur theoretisch so. Zum einen sind Volksabstimmungen nun was ganz neues und man experimentiert damit herum. Der Effekt nutzt sich aber ab. Zum anderen werden sich immer nur entsprechend Menschen mobilisieren lassen, wenn ein Thema polarisiert.

Wenn die Herrschaften der einen Webseite repräsentativ für die ganzen Vorhaben sind, kann es auch nur darum gehen, die GAL abzuschiessen oder zumindest klein zu halten. Daran dürften mehrere Parteien Interesse haben.


@Alle: Ich habe den Wahlkampf damals verfolgt und bei den großen Themen war die Stadtbahn nie dabei. Vielleicht für Insider oder Interessierte hier, vielleicht dann auch nur auf Nachfrage, aber nichts werbendes, nichts womit man die Wahl hätte gewinnen können. An sich also kein Thema.

Wäre es anders, dann würden die Prozesse anders ablaufen. Wieso liefern sich die Parteien denn kein Rennen in Richtung Bau der Stadtbahn, sondern nur in bei der Verhinderung? Weil der Bau eben kein Thema ist, was die Massen mobilisiert. Mit dem Rennen um die Verhinderung meint man eher Wähler für sich zu gewinnen. Man gibt sich vermeintlich volksnah, hört auf einmal die Sorgen der neu entdeckten Wähler.

Ansonsten hätte die SPD - gerade jetzt - doch offen mit der GAL flirten können. Es hätte Neuwahlen gegeben, Rot-Grün wäre nach 10 Jahren wieder an der Macht und das 50km-Netz hätte morgen in Auftrag gegeben werden können.


@Birger: Ich sah das von jeher pessimistisch. Wäre ja mal was gewesen, ein geplantes Netz, so nach 100 Jahren mal wieder... ;-)



Grüße
Boris

P.S. Am 1. Bürgermeister ist auch nix festzumachen, der hat nur direkt gesagt, was wahrscheinlich schon länger abläuft.

Wie geschrieben, wenn Herr Schira jetzt nachdenklich wird und die Sorgen und Nöte der Bürger ganz wichtig sind, dann stimmt etwas nicht. Wäre die Koalition selbst von dem Projekt überzeugt, könnte sie auch Überzeugungsarbeit leisten. Wenn das nicht von oben herab erfolgt und man vielleicht ein paar Kompromisse eingeht, dann ist es für beide Seiten gut und für das Projekt. Nun aber ein großes Nach- und Umdenken anzukündigen bedeutet nichts gutes.
Bovist66, die Idee mit Gewinn Fahrzeuge verkaufen ist von einem neuen kanadischen Bürgermeister, der den Ausbau stoppen und sogar Strecken stilllegen will. Deshalb will er einen Vertrag über 180 Neufahrzeuge kündigen oder wenn das nicht geht, dann eben selbst weiterverkaufen. Machen wir Gewinn mit sagt er. Seit Johannes für Amerika als Vorbild geworben hat, schaue ich mir alle paar Wochen die Nachrichten von dort an. Wirklich interessant und ganz toll straßenbahnfeindlich.


Boris, genau so isses. Übrigens kommt ein Volksentscheid praktisch gleichzeitig mit der Bürgerschaftswahl, wenn der Senat nicht vorher fertig hat. Das wird ganz bestimmt ein sehr sachlicher Wahlkampf.

Die neue Stadtbahnbroschüre zeigt wie Recht du hast. Viel Gelaber, keine Zahlen zu den Kosten oder neuem Busnetz oder den Ängsten der Bürger. Diese Hurra-Broschüre kommt zehn Jahre zu spät.

Uli
Glinder schrieb:
-------------------------------------------------------
> Seit Johannes für Amerika als
> Vorbild geworben hat, schaue ich mir alle paar
> Wochen die Nachrichten von dort an. Wirklich
> interessant und ganz toll straßenbahnfeindlich.

Und ganz toll, von einem Beispiel auf einen ganzen Kontinent zu schließen. Scientific American: 22 Cities That May Have New Streetcar Lines Within 2 Years.

______

metrobits.org
Moin Moin Uli,

Glinder schrieb:

> Bovist66, die Idee mit Gewinn Fahrzeuge verkaufen
> ist von einem neuen kanadischen Bürgermeister, der
> den Ausbau stoppen und sogar Strecken stilllegen
> will.

Welche Stadt ist denn gemeint ? Handelt der Bürgermeister aus Überzeugung, oder handelt es sich um eine finanzielle Verzweiflungstat ?

> Boris, genau so isses. Übrigens kommt ein
> Volksentscheid praktisch gleichzeitig mit der
> Bürgerschaftswahl, [...]

Wäre schön wenn die Stadtbahn bis dahin soweit wäre, das ein Volksentscheid ins Leere läuft.

Schönen Sonntag wünscht,
Birger
Toronto. Schwere Überzeugung für U-Bahnen bei Mr. Ford. Straßenbahnen sind Verkehrshindernis. Das stimmt sogar, denn die Hauptlinien haben keine eigenen Bahnkörper und die Straßen sind laut Google eng. Bevölkerung ist sauer, weil der eigene Bahnkörper einer neuen Linie beim Bau haufenweise Geschäfte in den Ruin getrieben hat. Muss ganz schlecht organisiert gewesen sein. Ford hat einen Anti-Straßenbahn-Wahlkampf gemacht.

Einzelbeispiel? Schön wärs. Hab ich vor ein paar Wochen schon geschrieben und es hat sich nichts geändert. In den US-Städten wird erbittert gegen Straßenbahnen gekämpft. Mach dir die Mühe und les mal die Lokalzeitungen. Da wird dir einfach nur noch schlecht. Hamburgs Verkehrspolitik ist jedenfalls noch spitze dagegen. Und was soll daran vorbildlich sein, wenn die Städte Nostalgiestraßenbahnen in mit neuen Hochfluroldtimern bauen und das als Lösung der Verkehrsprobleme bezeichnen?

Birger, wenn der Senat einen Volksentscheid ignoriert, hast du Stuttgart21 und dann kannst du sicher sein dass es einen zweiten Bauabschnitt nie geben wird. Der einzige Weg der jetzt noch geht ist dass die GAL selbst den Volksentscheid sucht. Das hätte sie schon 2008 einleiten können. Aber dass sie es nicht tut, sagt eigentlich schon alles. Die wissen, dass sie den nicht gewinnen können. Sonst würden sie es doch tun.

Uli
Du solltest vielleicht auch erwähnen, dass Mr. Ford hochumstritten ist und in seiner Zeit als Stadtrat mehrfach gegen ihn ermittelt wurde.

Der folgende Satz von ihm (im Bezug auf das geplante Anlegen von Radspuren auf den Straßen) sagt mehr als tausend Worte: "I can't support bike lanes. Roads are built for buses, cars, and trucks. My heart bleeds when someone gets killed, but it's their own fault at the end of the day."
Das zeigt seine Rückwärtsgewandtheit und mit dem "Verkauf" der neuen Straßenbahnen kann er nur auf die Nase fallen, da es sich dabei nunmal um Spezialanfertigungen handelt.

Vielleicht vergleichbar mit Bordeaux, wo die Straßenbahn auch mit dem Bürgermeister fiel und erst nach dessen Abwahl wieder eingeführt werden konnte - übrigens sehr erfolgreich! Der versprach übrigens auch U-Bahnen, die er nie bauen konnte. Solche Beispiele zeigen recht deutlich, wie stark Politiker in die Verkehrsbelange eingreifen können und dabei meist mehr Schaden, als Nutzen anrichten.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Glinder schrieb:
-------------------------------------------------------

> Einzelbeispiel? Schön wärs. Hab ich vor ein paar
> Wochen schon geschrieben und es hat sich nichts
> geändert. In den US-Städten wird erbittert gegen
> Straßenbahnen gekämpft. Mach dir die Mühe und les
> mal die Lokalzeitungen. Da wird dir einfach nur
> noch schlecht. Hamburgs Verkehrspolitik ist
> jedenfalls noch spitze dagegen. Und was soll daran
> vorbildlich sein, wenn die Städte
> Nostalgiestraßenbahnen in mit neuen
> Hochfluroldtimern bauen und das als Lösung der
> Verkehrsprobleme bezeichnen?

Ich meine, dass die politische Situation in den USA allenalls entfernt mit dem Geschehen in Europa bzw. im einzelnen mit Hamburg vergleichbar ist. In den USA gehen z.B. auch zahlreiche Menschen gegen eine solidarische Krankenversicherung auf die Straße, was hierzulande glücklicherweise bisher eher nicht der Fall ist. Nach meiner Auffassung befinden sich die USA momentan in einer völligen ökonomischen und politischen Sackgasse, die weit über die Zerrüttung hinausgeht, die in Deutschland herrscht oder zumindest angenommen wird (die Gründe kann ich gerne ausführen, gehört aber nicht in dieses Forum, meine ich). In solch einer Situation neigen Politiker zu besonders irrationalem Verhalten, was sich eben auch in so blödsinnigen Entscheidungen äußern kann wie einem beabsichtigten Verkauf von Straßenbahn-Fahrzeugen in der Hoffnung, Gewinne einzufahren. Wäre dies so einfach, würden sich viele Städte Straßenbahnfahrzeuge beschaffen, um sie gleich wieder zu verkaufen.

Ob die Hamburger CDU sich mit ihren Sticheleien gegen die Stadtbahn einen Gefallen tun wird, halte ich zumindest für zweifelhaft. Die Stadtbahn-Kritiker unter den Wählern dürften das Projekt eben auch der CDU "anlasten" und dann doch lieber die FDP oder die FW wählen bzw. den nächsten Wahlen fernbleiben. Einen Koalitionsbruch kann die CDU meines Erachtens eigentlich ebenfalls nicht riskieren.

Es mag freilich sein, dass die CDU dies alles nicht durchschaut und so weitermacht wie Herr Ahlhaus es in den letzten Tagen gezeigt hat.

Viel wird jedenfalls davon abhängen, wie sich die GAL in den nächsten Wochen verhält: Ob sie sich weiterhin eher träge-naiv zeigt oder doch strategisches Geschick entwickelt, werden wir erst in den nächsten Monaten wissen ...
@bovist66: genau. Nordamerika ist nicht vergleichbar. Darum halte ich es auch für Blödsinn, das als Musterbeispiel für Straßenbahnen anzuführen. Der Neubau von nostalgischen Vehikeln als vollwertigen modernen ÖPNV ist ziemlich schräg.

@Jay: der Ford ist umstritten. Aber eine Mehrheit hat ihn gewählt! Im vollen Bewusstsein, dass er die Straßenbahn abschaffen will und dass er die laufenden Bauarbeiten an der Neubaustrecke stoppen will. Er kauft die Bahnen nicht als Investition, sondern er muss sie loswerden, wenn er den Vertrag mit Bombardier nicht gekündigt bekommt. Da die Bahnen noch nicht gebaut sind, kann man sie auch weniger als Sonderanfertigung bauen.

Ford ist für mich eine Mahnung, dass man selbst dann noch nicht auf der sicheren Seite ist, wenn in Hamburg Gleise gebaut werden und schon Fahrzeuge bestellt sind.

@bovist66:Ob die Hamburger CDU sich mit ihren Sticheleien gegen die Stadtbahn einen Gefallen tun wird, halte ich zumindest für zweifelhaft. Die Stadtbahn-Kritiker unter den Wählern dürften das Projekt eben auch der CDU "anlasten" und dann doch lieber die FDP oder die FW wählen bzw. den nächsten Wahlen fernbleiben. Einen Koalitionsbruch kann die CDU meines Erachtens eigentlich ebenfalls nicht riskieren.

Sehr guter Hinweis. Die CDU muss darauf achten, dass sie nicht mit der GAL-Straßenbahn untergeht. Genau deshalb wird sie es gut inszenieren, dass man rechtzeitig vor der Wahl nun wirklich hart sparen muss und das Projekt Straßenbahn daher verschiebt (und erst später beerdigt).

Welches strategische Geschick soll die GAL denn noch bringen? Die CDU will nach 2012 nicht mehr mit ihr. Die SPD will die Stadtbahn auch nicht wirklich. Mir fällt nur ein, dass die GAL selbst eine Volksabstimmung ansetzt. Lässt sich gut verkaufen. Seht her, wir trauen uns das, was Mappus nicht schafft. Bei uns stimmt das Volk über ein Projekt ab, von dem nach unserer Meinung das Schicksal Hamburgs abhängt. Dann hätten CDU und Scheuerl und SPD es nach 2012 etwas schwerer, die Stadtbahn einfach fallen zu lassen. So hätte die GAl noch eine Restchance auf den ersten Spatenstich vor der Wahl. Wenn es so abläuft wie von Wagener jetzt vorgestellt, dann verzögert sich der Baubeginn nochmal um mindestens ein halbes Jahr.

Ich glaube aber nicht, dass die GAL den Mut hat. Ich glaube, dass Frau Hajduk und ihre Behörde das Geld woanders braucht. Aber bevor die Initiative nicht die 63.000 Unterschriften gesammelt hat, brauchen wir nicht mehr weiter zu diskutieren. Es ist gut, dass die Planfeststellung läuft. Aber entschieden ist damit nichts. Bis dahin lohnt es sich nicht, noch weiter zu diskutieren.

Uli

Edit: Die Lage der Koalition ist Thema in der Welt am Sonntag.

Welt am Sonntag


Die GAL hat der CDU bei der Kultur in die Suppe gespuckt. Warum sollte die CDU bei der Stadtbahn nicht zurückspucken?



5 mal bearbeitet. Zuletzt am 31.10.2010 19:04 von Glinder.
Dieses Thema wurde beendet.