Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.03.2019 21:20 |
Zitat
Global Fisch
Oder gibt es eine Idee für eine neue U-Bahn, die wirklich soviel bringen würde, wie einst die U9?
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.03.2019 21:39 |
Zitat
Havelländer
Erstens ist man nicht schneller mit dem Rad als mit dem PKW. Das schaffen höchstens trainierte Extremradler unter Mißachtung der StVO, für die das Rad Lebensgrundlage ist.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.03.2019 22:08 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.03.2019 22:29 |
Vielen Dank auch von mir für die ganze Mühe. Finde ich gut geschrieben und stimme so ziemlich vollständig zu. ;-)Zitat
schallundrausch
Dochdoch, immer her damit! ...
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.03.2019 22:37 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.03.2019 22:46 |
Je kürzer die Entfernung, desto eher schafft man das. Mit etwas Ortskenntnis schafft man es auch Ampeln zu umfahren, sodass man keine Rotlichtverstöße braucht, um den Stau zu überholen. Es gibt da auch so ein paar Abkürzungen, die für Autos gesperrt sind. Dann entfällt beim Fahrrad meistens die Parkplatzsuche - das kann, sofern man auch als Autofahrer die StVO einhält durchaus mehr Zeit kosten als man mit dem Fahrrad auf der gesamten Strecke braucht. Bei mir liegt tagsüber die Grenze bei der ich mit dem Fahrrad schneller bin bei ca. 5 km. Und ich bin nicht besonders sportlich und auch kein Kampfradler und ich halte mich zum allgemeinen Mißfallen an die StVO. Meine Höchstgeschwindigkeit liegt bei ca. 25km/h.Zitat
Havelländer
Erstens ist man nicht schneller mit dem Rad als mit dem PKW. Das schaffen höchstens trainierte Extremradler unter Mißachtung der StVO, für die das Rad Lebensgrundlage ist. ist.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.03.2019 23:11 |
Oh, wie peinlich. Danke für den Hinweis. :-)Zitat
schallundrausch
Ingolf, Du hast aus meinem Beitrag eine von zwei Zeilen zitiert, die nicht von mir sind!
:P
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.03.2019 23:11 |
Zitat
Railroader
Ich finde die Ziele ja durchaus auf eine Art vernünftig und traue mich fast nicht, meine Gedanken hierzu, zum wiederholten Male, zu äußern. Allerings juckt es mir in den Fingern, wenn ich sowas hier lese:
Berlin steht dabei in internationaler Konkurrenz mit Städten wie Paris, London, Moskau oder auch Los Angeles. Alle diese Metropolen setzen auf weniger Autos in Innenstädten, besseren ÖPNV und bessere Infrastruktur für das Fahrrad und die Fußgänger.
Paris, London und Moskau (L.A. plant) bauen auch neue Metrostrecken, um das Problem einzudämmen. Mit Peking hat sie sich wohl mit deren 700 Kilometer (?) U-Bahn gar nicht mehr getraut zu vergleichen? ;-)
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.03.2019 23:16 |
Zitat
VvJ-Ente
Zitat
Havelländer
Erstens ist man nicht schneller mit dem Rad als mit dem PKW. Das schaffen höchstens trainierte Extremradler unter Mißachtung der StVO, für die das Rad Lebensgrundlage ist.
Top, die Wette gilt: Ich biete meinen Arbeitsweg von Köpenick-Nord nach Adlershof an. Schick mir einen Begleiter deiner Wahl mit, der peinlich genau darauf achtet, dass ich keine Vorschriften missachte, und versuche mit deiner Blechkiste (natürlich auch unter Beachtung aller Vorschriften) vor mir an meiner Arbeitsstelle anzukommen. Der Sieger bekommt einen Hunni...
P.S.: Das Angebot gilt natürlich zu den normalen Arbeitszeiten, nicht für Sonntags zwischen 2 und 4 Uhr morgens...
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.03.2019 23:21 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.03.2019 00:08 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.03.2019 00:49 |
Zitat
schallundrausch
Du sagst ja nichts Falsches, alle Deine Aussagen sind richtig. Nur mit den Schlüssen, die Du daraus ziehst, bin ich nicht einverstanden. Aus der Haltung "Alle bauen U-Bahnen, nur wir nicht" spricht für mich so ein fürstentümliche Großmannssucht. Übrigens genau dieselbe, die uns so etwas wie die U4 eingebracht hat.
Stellenweise sogar im 4 2/3 Minuten-Takt. <scnr>Zitat
Und wir fahren im U-Bahnnetz im 5-Minuten-Takt.
Zitat
Richtig. Eine Erkenntnis, die sich mittlerweile durchgesetzt hat, lautet, dass man Autofahrer nicht allein durch ein noch so attraktives Alternativangebot zum Umstieg bewegt. Sondern nur durch - wie auch immer gearteten, sanften oder strengen - "Push".Zitat
Railroader
Allein mit Fahrradwegen, längerer Grünschaltung und ein paar Straßenbahnlinien mehr wird man die eingefleischten Autofahrer in begehrter Anzahl nicht zum Umsteigen bewegen.
Zitat
Der einzige Grund, warum das jetzt, heute, sofort nicht klappt, ist dass die Leute sich ungeschützt, ohne Blechkondom, nicht auf die Straße trauen. Und ich muss leider sagen - zu Recht.
Zitat
So, ich mach jetzt noch das Literaturverzeichnis fertig, dann reiche ich die Diss ein.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.03.2019 01:14 |
Anonymer Benutzer
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.03.2019 02:17 |
Zitat
schallundrausch
Warte, ich mach mir schnell nen Kaffee. Und lade Dich ein dasselbe zu tun. ;)
Zitat
schallundrausch
Maßgeblich ist hier die jährlich erscheinende Mercer-Studie, die in all diesen Teilbereichen Einzelaussagen bietet und daraus einen Index bildet, der dann zu einem Ranking der Städte führt.
Zitat
schallundrausch
Du sagst ja nichts Falsches, alle Deine Aussagen sind richtig. Nur mit den Schlüssen, die Du daraus ziehst, bin ich nicht einverstanden. Aus der Haltung "Alle bauen U-Bahnen, nur wir nicht" spricht für mich so ein fürstentümliche Großmannssucht.
Zitat
schallundrausch
Zur These "Wir müssen heute Infrastruktur bauen, um die Verkehrsprobleme in 30 Jahren zu lösen." Weiß ich nicht. Zuerst müssen heute mal die Probleme von gestern gelöst werden. Wenn man sich die anderen Städte anschaut, dann lösen die reale, jetzt, heute existierende Probleme. Der Kollaps in Paris, in London, in Peking ist real und alltäglich.
Zitat
schallundrausch
Die Essenz, die ich rüberbringen will: "Andere bauen U-Bahnen, also müssen wir das auch tun", diese These ist einfach nur unreflektiert und falsch.
Zitat
schallundrausch
Weil hier die Problemlage ein andere ist: Wir haben keinen (oder kaum) Mangel in der Infrastruktur. Wir haben einen Mangel im Betrieb. Was wir brauchen ist nicht neue Strecke, sondern mehr und zuverlässige Fahrzeuge, robustere Strecken und Sicherungstechnik, mehr betriebliche Stabilität. Und jetzt schau Dir an, worin hier investiert wird: Fahrzeuge, Fahrzeuge, Fahrzeuge, Fahrzeuge (Richtig, viel Mal, Kleinprofil, Großprofil, Ringbahnzüge, Senats-S-Bahn), Personal, Stellwerke und Zweigleisigkeiten und Streckenausbau im Bestand. Das sind, finde ich, exakt die richtigen Antworten auf die bekannten Probleme.
Zitat
schallundrausch
Richtig. Eine Erkenntnis, die sich mittlerweile durchgesetzt hat, lautet, dass man Autofahrer nicht allein durch ein noch so attraktives Alternativangebot zum Umstieg bewegt.
Zitat
schallundrausch
Sondern nur durch - wie auch immer gearteten, sanften oder strengen - "Push". Das heißt Reduktion von Parkraum, Verkehrsflächen, erheben von Gebühren für Parken und Einfahren, oder streckenweise, flächenbezogene oder zeitliche Verbote. Anders geht es nicht, alles andere is naiv.
Zitat
schallundrausch
Besonders wenn der Betreffende einbeiniger Asthmatiker mit Herzfehler ist. Mal ehrlich, es lassen sich leicht Fälle konstruieren für Personen, die zwingend auf ihr eigenes Auto angewiesen sind.Zitat
Ausbau der Fahrradwege ist ja nett, aber der Arbeitnehmer, der morgens um 6 mit dem Auto durch die halbe Stadt zur Arbeit fährt, wird in der Regel nicht aufs Fahrrad umsteigen.
Zitat
schallundrausch
Die haben aber alle eines gemeinsam: sie sind konstruiert. Du bist doch das beste Beispiel. Schichtarbeiter, lange Anfahrtswege, trotzdem ohne Auto. Geht anscheinend.
Zitat
schallundrausch
Und der Regelfall sieht so aus: 25% aller Wege, die mit dem Auto zurückgelegt werden, sind unter 3 km lang. 50% aller Wege sind unter 5 km lang.
Zitat
schallundrausch
Dazu kommt, das wechselwillige Autofahrer in ihrem Auto festhängen, weil sie Angst haben... vor Autos.
Zitat
schallundrausch
Paradox aber die Regel. Wie viele bekannte habe ich gesprochen, die in ihrer Heimat Fahrrad gefahren sind und sagen, was, hier?, Im Leben nicht!, und bitte rate, wie die heute vorrangig unterwegs sind.
Zitat
schallundrausch
(hey, waren ja nur elf Menschen letztes Jahr!),
Zitat
schallundrausch
"Mit dem Fahrrad wird man die ganzen Verkehrsprobleme nicht lösen können!". Und dann kommen die Aufzählungen mit Paketdiensten und Lastenrädern... Nee. Natürlich nicht. Hat auch nie irgendwer behauptet. Zumindest kein Grüner. Wahr ist vielmehr folgende Aussage, von der ich leider nicht weiß, von wem sie stammt.
"Das Fahrrad ist nicht die Lösung aller Verkehrsprobleme. Aber es wird keine Lösung geben ohne das Fahrrad."
Damit ist eigentlich alles gesagt.
Zitat
schallundrausch
Fazit: Man muss den Leuten verkaufen und beibringen, was es heißt, in einer lebenswerten Stadt zu wohnen, was Lebensqualität bedeutet und welche Parameter dazu geeignet sind, diese zu erhöhen. Nicht aus ideologischer Überzeugung, sondern zum Wohle aller. Bessere Luft und weniger Unfälle nutzt schließlich allen, besonders Kindern und Alten.
Zitat
schallundrausch
Ich hoffe Dein Kaffe ist nicht kalt geworden (nach der dritten Kanne höre ich jetzt langsam mal auf).
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.03.2019 07:45 |
Zitat
Global Fisch
Zitat
Der einzige Grund, warum das jetzt, heute, sofort nicht klappt, ist dass die Leute sich ungeschützt, ohne Blechkondom, nicht auf die Straße trauen. Und ich muss leider sagen - zu Recht.
Ich hätte nie gedacht, dass ich Havelländer sehr entschieden recht gebe, und das sogar gegen Deinen Standpunkt.
Ich halte das "zu Recht" für schädliche Propaganda.
Die gesundheitlichen positiven Folgen des Radfahrens sollte das Unfallrisiko auch in Berlin bei weitem überwiegen.
Schädlich ist diese Propaganda (die auch von anderer Seite kommt), einerseits, weil sie Leute ins Auto drängt statt aufs Rad (was das Risiko für andere, auch wenn es nicht wahnsinnig groß ist) erhöht. Andererseits, weil nun kleine Verbesserungen in der Radinfrastruktur nichts mehr gelten, zugunsten irgendwelcher Ideallösungen, natürlich auf den St. Nimmerleinstag verschoben. Und damit: self fulfilling prophecy.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.03.2019 08:10 |
Zitat
IsarSteve
Zitat
Global Fisch
Oder gibt es eine Idee für eine neue U-Bahn, die wirklich soviel bringen würde, wie einst die U9?
Das vielleicht? ;-) Es heißt 'Natural Progression'. 'Stadt'buslinien werden zu Metrobuslinien werden zu Strassenbahnlinen werden zu U-Bahnlinein.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.03.2019 08:36 |
Zitat
Railroader
Zitat
schallundrausch
Zur These "Wir müssen heute Infrastruktur bauen, um die Verkehrsprobleme in 30 Jahren zu lösen." Weiß ich nicht. Zuerst müssen heute mal die Probleme von gestern gelöst werden. Wenn man sich die anderen Städte anschaut, dann lösen die reale, jetzt, heute existierende Probleme. Der Kollaps in Paris, in London, in Peking ist real und alltäglich.
Und ich glaube das ist auch der Knackpunkt unserer unterschiedlichen Sichtweisen. Ich halte es einfach für falsch, in 10 Jahren zu der Erkenntnis zu kommen, dass die M4 nun an ihrer Kapazitätsgrenze angekommen ist und man nun langsam dann doch mal über den Schnellbahnausbau nachdenken sollte, der dann weitere 15 Jahre dauert. Ich halte es für falsch, erst zu agieren, wenn es akut ist. Hier sollte man die Weitsicht haben und den Bedarf langfristig ermitteln.
Zitat
Railroader
Zitat
schallundrausch
(hey, waren ja nur elf Menschen letztes Jahr!),
Waren daran immer die Autofahrer schuld? Es ist eine ernstgemeinte Frage, da ich das nicht bewerten kann.
Zitat
Bin jetzt gerad auch ehrlich gesagt zu faul zu recherchieren, 'tschuldigung. Tatsächlich stellt sich mir aber die Frage, wenn ich sehe, wie einige Radfahrer unterwegs sind. Als ich noch in Friedrichshain gewohnt habe, war das ganz schlimm. Da wurde man als Fußgänger nicht selten von Radlern ohne Licht fast über den Haufen gefahren und ich saß auch bereits zwei Mal als Beifahrer in einem Auto, in dem sich der Fahrer des PKW vorschriftsmäßig verhalten hat und wegen eines rücksichtslosen Radfahrers eine Vollbremsung einlegen musste. Ich finde, die Verstöße der Radfahrer werden etwas runtergespielt. Wenn man in Friedrichshain oder Kreuzberg unterwegs ist wird man feststellen, dass diese Verstöße keine Einzelfälle sind und sich sehr viele Radler selbst massiv in Gefahr begeben. Von daher bin ich absoult für die Kennzeichenpflicht bei Fahrrädern.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.03.2019 08:55 |
Zitat
hvhasel
Zitat
Global Fisch
Zitat
Der einzige Grund, warum das jetzt, heute, sofort nicht klappt, ist dass die Leute sich ungeschützt, ohne Blechkondom, nicht auf die Straße trauen. Und ich muss leider sagen - zu Recht.
Ich hätte nie gedacht, dass ich Havelländer sehr entschieden recht gebe, und das sogar gegen Deinen Standpunkt.
Ich halte das "zu Recht" für schädliche Propaganda.
Die gesundheitlichen positiven Folgen des Radfahrens sollte das Unfallrisiko auch in Berlin bei weitem überwiegen.
Schädlich ist diese Propaganda (die auch von anderer Seite kommt), einerseits, weil sie Leute ins Auto drängt statt aufs Rad (was das Risiko für andere, auch wenn es nicht wahnsinnig groß ist) erhöht. Andererseits, weil nun kleine Verbesserungen in der Radinfrastruktur nichts mehr gelten, zugunsten irgendwelcher Ideallösungen, natürlich auf den St. Nimmerleinstag verschoben. Und damit: self fulfilling prophecy.
„Schädliche Propaganda“ ist aber etwas hoch gegriffen.
Ich habe es im Selbstversuch erlebt. Vier Jahre lang bin ich fast jeden Tag mit dem Rad gefahren, je nach Lust und Laune mal die gesamte Strecke zur Arbeit (13 km) oder nur den Weg zum nächsten Bahnhof (3,5 km) oder sogar nur U-Bahnhof (1 km). Und was mache ich heute? Lieber gehe ich die beiden letztgenannten Strecken. In diesen vier Jahren hatte ich zwei ordentliche, typische Rechtsabbiegerunfälle, natürlich wie quasi immer unverschuldet. Bei dem ersten musste ich auf die Intensivstation, weil eine ältere Frau zu faul für den Schulterblick war. Beim zweiten waren Fahrer und Beifahrer so ins Gespräch vertieft, dass sie es geschafft haben, mich am Hinterrad (ich war also schon fast vorbei) von der Kreuzung zu räumen.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.03.2019 09:24 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.03.2019 10:00 |
Zitat
PassusDuriusculus
Zum Thema Konflikte mit Radlern:
Also die meisten Konflikte mit Radfahrenden habe ich, wenn ich selbst Fahrrad fahre.
(PS: Ideologisch hasse ich Autos, trotzdem halte ich diese nach meiner Erfahrung für korrektere Verkehrsteilnehmer)