Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 12:31 |
Zitat
Alter Köpenicker
Zitat
Marienfelde
Ich spitze mal zu: Die wirklich reichen Leute mit Garagen auf dem eigenen Grundstück in Dahlem, Westend oder vielleicht auch im Berliner Südosten wären natürlich nicht betroffen, wohl aber z.B. Angehörige der Mittelschicht mit kleinem Betrieb (und zwingend erforderlichem Kfz) in Innenstadtlagen.
Der Berliner Südosten ist ohnehin nicht betroffen, da hier eine Parkraumbewirtschaftung einst per Volksentscheid verhindert worden ist.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 14:09 |
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andre_de
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Marienfelde
Noch kurz etwas zu einer "zweiten oder (nach den Betriebskosten) dritten Miete" (11 € pro Tag; abgerundet 300 € monatlich): Die üblichen "Marktschreier/innen" (Leute, die ansonsten "alles" marktwirtschaftlich regeln wollen) sind hier ja nicht ganz so laut zu vernehmen. Allerdings wären solche Bewohnerparkgebühren durchaus sozialpolitischer Sprengstoff.
Guter Aspekt, ich wollte auch gerade was ähnliches schreiben. Die (auf den ersten Blick naheliegende) Idee, Dinge ausschließlich über den Preis zu regeln, ist grundsätzlich asozial.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 14:25 |
Zitat
andre_de
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Marienfelde
Noch kurz etwas zu einer "zweiten oder (nach den Betriebskosten) dritten Miete" (11 € pro Tag; abgerundet 300 € monatlich): Die üblichen "Marktschreier/innen" (Leute, die ansonsten "alles" marktwirtschaftlich regeln wollen) sind hier ja nicht ganz so laut zu vernehmen. Allerdings wären solche Bewohnerparkgebühren durchaus sozialpolitischer Sprengstoff.
Guter Aspekt, ich wollte auch gerade was ähnliches schreiben. Die (auf den ersten Blick naheliegende) Idee, Dinge ausschließlich über den Preis zu regeln, ist grundsätzlich asozial.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 15:28 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 16:02 |
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tramfahrer
So lange wie Anwohnerparken günstiger ist als ein Platz in den vorhandenen und teilweise leerstehenden Tiefgaragen ist, wird sich da nicht viel zum ÖPNV hin verschieben.
So werben viele Häuser entlang der Kleiststr und Bülowstr mit Tiefgaragenplätzen. Diese liegen monatlich (zwischen 35€ bis 70€) höher als die geplante Erhöhung des Anwohnerparkens auf 200€ jährlich (ca 17€ monatlich). Selbst wenn sich diese beiden Werte annähern werden die Anwohner auf Tiefgaragenplätze ausweichen.
Immerhin hat die Parkraumbewirtschaftung dafür gesorgt, dass es in der Bülowstr jetzt tagsüber freie Parkplätze unter dem U Bahnviadukt gibt. Weit mehr als die Hälfte der Parkplätze bleibt seit dem leer. Hier hat man recht schön gesehen, dass viele Berufstätige der City West ihr Auto tagsüber rund um den Nollendorfplatz kostenlos abgestellt hatten.
Anwohner hat es dagegen überhaupt nicht bewegt das Auto abzuschaffen. Für 85 Cent pro Monat Anwohnerparken bekommt man halt keine Monatskarte. Und in der Tiefgarage kommt das Auto auch nicht so günstig.
Was wäre wenn man das noch schaffen würde? Der Bereich unter dem Viadukt könnte dann als Parkraum abgeschafft werden. Es bleiben ja immer noch die Parkplätze am Straßenrand.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 17:47 |
Zitat
def
Zitat
andre_de
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Marienfelde
Noch kurz etwas zu einer "zweiten oder (nach den Betriebskosten) dritten Miete" (11 € pro Tag; abgerundet 300 € monatlich): Die üblichen "Marktschreier/innen" (Leute, die ansonsten "alles" marktwirtschaftlich regeln wollen) sind hier ja nicht ganz so laut zu vernehmen. Allerdings wären solche Bewohnerparkgebühren durchaus sozialpolitischer Sprengstoff.
Guter Aspekt, ich wollte auch gerade was ähnliches schreiben. Die (auf den ersten Blick naheliegende) Idee, Dinge ausschließlich über den Preis zu regeln, ist grundsätzlich asozial.
Einerseits - ja. Andererseits möchte ich zu bedenken geben, dass es sich letztlich um öffentlichen Raum handelt. Worauf begründet sich eigentlich der Anspruch, diesen entweder kostenlos oder zu einem lächerlich niedrigen Preis für sein Privateigentum in Anspruch zu nehmen? Wenn mein Sofa für die Wohnung zu groß ist, habe ich weder den Anspruch, dass mir eine größere Wohnung zum gleichen Preis zur Verfügung gestellt wird, noch darf ich mein Sofa einfach so auf die Straße stellen.
Man sollte nicht vergessen: gerade in der Innenstadt ist das Auto letztlich in den allermeisten Fällen ein Luxusgut. Und ist es nicht ebenso ungerecht, dass dieses Luxusgut durch alle - auch durch diejenigen, die sich kein Auto leisten können - gefördert wird?
Letztlich gilt doch: Wer sich ein Auto leisten kann, darbt nicht. Wer es sich in einer Gegend mit dichtem ÖPNV und kurzen Wegen zu Einkaufsmöglichkeiten leistet, erst recht nicht. Und für diejenigen, die das Auto TATSÄCHLICH beruflich brauchen, sollten sich steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für Parkgebühren finden. Meinetwegen auch für Härtefälle, z.B. alleinerziehende Elternteile.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 18:09 |
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Marienfelde
Mir wäre wohler, wenn die Parkraumbewirtschaftung im Altbezirk Kreuzberg erst dann kommen würde, wenn die Hochbahn mit 108 Wagen in der Stunde bedient wird und sich eine Wiederausweitung der Kapazitäten auf 120 Wagen pro Stunde bereits abzeichnet.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 18:23 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 19:05 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 19:15 |
Zitat
schallundrausch
(…)
Anwohnerparken ist in der gesamten Stadt viel zu billig, quasi kostenlos. Eine massive Erhöhung ist jetzt sofort geboten. Auch die Ausschöpfung des höchsten aktuell diskutierten Rahmens wird nicht die Kosten nach Vollkostenansatz decken, Autoparken bleibt stark subventioniert. Eine höhere Belastung des ÖV, inbesondere in dem von Dir angenommenen Ausmaß, ist argumentativ nicht begründbar und quantitativ nicht nachweisbar. Du hast dafür schlicht keine Belege. Umgekehrt kann man sehr wohl annehmen, dass insbesondere diejenigen ihr Auto ganz abschaffen, die es nur wenige Male im Monat nutzen, und es sonst geparkt rumstehen lassen. Jedes Auto weniger auf den Straßen macht den Oberflächen-ÖV schneller, leistungsfähiger und kosteneffizienter. Wien, Amsterdam, London und andere progressive Städte lassen die Einnahmen aus Parkgebühren (manche sogar aus Parkstrafgeldern) komplett in den Ausbau und Stärkung des ÖV fließen. Auf diese Mittel heute zu verzichten ist töricht und fahrlässig.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 19:31 |
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Marienfelde
Noch einmal zurück zur Frage der Kapazitäten im ÖV: Die heute auf dem Kreuzberger Hochbahnabschnitt angebotenen 96 Kleinprofilwagen je Stunde und Richtung (12 Sechswagenzüge auf der U 3 plus 6 Vierwagenzüge auf der U 1) hätte man zu Westberliner Zeiten jedenfalls zur HVZ als Zumutung empfunden.
Mir wäre wohler, wenn die Parkraumbewirtschaftung im Altbezirk Kreuzberg erst dann kommen würde, wenn die Hochbahn mit 108 Wagen in der Stunde bedient wird und sich eine Wiederausweitung der Kapazitäten auf 120 Wagen pro Stunde bereits abzeichnet.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 19:58 |
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der weiße bim
Fatal wirkt hier die Verringerung der Kapazität der Oberbaumbrücke zugunsten von Fahrradwegen seit dem Herbst, die die Einrichtung von Busspuren nicht mehr ohne weiteres ermöglicht.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 20:24 |
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der weiße bim
Zitat
Marienfelde
Noch einmal zurück zur Frage der Kapazitäten im ÖV: Die heute auf dem Kreuzberger Hochbahnabschnitt angebotenen 96 Kleinprofilwagen je Stunde und Richtung (12 Sechswagenzüge auf der U 3 plus 6 Vierwagenzüge auf der U 1) hätte man zu Westberliner Zeiten jedenfalls zur HVZ als Zumutung empfunden.
Mir wäre wohler, wenn die Parkraumbewirtschaftung im Altbezirk Kreuzberg erst dann kommen würde, wenn die Hochbahn mit 108 Wagen in der Stunde bedient wird und sich eine Wiederausweitung der Kapazitäten auf 120 Wagen pro Stunde bereits abzeichnet.
Soweit sind wir doch schon wieder.
Letzte Woche gab es Kurzzüge nur noch in den Tagesrandlagen. Die U3 fuhr stabil mit Sechswagenzügen, ebenso die U1. Zeitweilig auf der U1 eingesetzte IK-Doppeltraktionen erhöhten das Angebot auf über 108 Wagen pro Stunde.
Allerdings wird sich das Niveau durch die Notwendigkeit weiterer Grundsanierungen an den größtenteils über 100-jährigen Stahlviadukten nicht halten lassen. Zwischen Kotti und Warschauer wird sich das Angebot ab April auf maximal 30 Gelenkbusse pro Stunde stark verringern. Fatal wirkt hier die Verringerung der Kapazität der Oberbaumbrücke zugunsten von Fahrradwegen seit dem Herbst, die die Einrichtung von Busspuren nicht mehr ohne weiteres ermöglicht.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 20:24 |
Zitat
Marienfelde
[...]
Die an sich richtige Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung wird insbesondere zu den HVZ und insbesondere im Tarifgebiet A (also genau dort, wo die Besetzungen auch jetzt schon höher sind als in "B" oder "C") zu weiteren Fahrgastzuwächsen führen.
Ich würde mir einfach wünschen, nicht in einem Sektor auf biegen und brechen als richtig erkannte Ziele von jetzt auf gleich durchsetzen zu wollen, obwohl man in einem anderen Sektor (hier der Zahl der U-Bahnzüge) weit hinter früher erreichte Stände zurückgefallen ist.
[...]
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 20:26 |
Zitat
def
Worauf begründet sich eigentlich der Anspruch, diesen entweder kostenlos oder zu einem lächerlich niedrigen Preis für sein Privateigentum in Anspruch zu nehmen?
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 20:40 |
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Jay
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Alter Köpenicker
Der Berliner Südosten ist ohnehin nicht betroffen, da hier eine Parkraumbewirtschaftung einst per Volksentscheid verhindert worden ist.
Der Volksentscheid hat keine Relevanz mehr
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Jay
Sinnvoll wäre sie auch in Köpenick im Gebiet Altstadt/Alte Försterei/Bahnhof und in Friedrichshagen.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 21:31 |
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TomB
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der weiße bim
Fatal wirkt hier die Verringerung der Kapazität der Oberbaumbrücke zugunsten von Fahrradwegen seit dem Herbst, die die Einrichtung von Busspuren nicht mehr ohne weiteres ermöglicht.
"Fatal" ist doch etwas reißerisch, nicht wahr? Bei einer ordentlichen Verkehrslenkung, Busspur + Bauampel mit Vorrangschaltung davor, dann die Busse als Pulkführer über die Brücke. Alles kein Problem. Die Fahrradspur ist nicht für den ÖPNV-SEV fatal, sondern die Verkehrslenkung in Berlin. Wann wird das endlich begriffen?
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 21:50 |
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VvJ-Ente
Die Radfahrer sind schuld, wenn die Busse im Stau stehen und nicht, dass es für Autofahrer unzumutbar wäre, 30 Sekunden länger an der Ampel zu stehen, bis die Busse als erstes von der Busspur in der Oppelner Straße auf die Oberbaumstraße vorgefahren sind.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 21:54 |
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Alter Köpenicker
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Jay
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Alter Köpenicker
Der Berliner Südosten ist ohnehin nicht betroffen, da hier eine Parkraumbewirtschaftung einst per Volksentscheid verhindert worden ist.
Der Volksentscheid hat keine Relevanz mehr
Wie kommst Du darauf? Ein Artikel der Morgenpost vom 8. April 2019 greift das Thema auf und stellt (leider) genau das Gegenteil fest.
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Jay
Sinnvoll wäre sie auch in Köpenick im Gebiet Altstadt/Alte Försterei/Bahnhof und in Friedrichshagen.
Das ist eigentlich längst überfällig, aber das Ergebnis des Volksentscheids bindet dem Bezirk offenbar die Hände.
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TSP
Beim Bürgerentscheid ging es um den gesamten Bezirk, für den gebührenpflichtiges Parken allgemein für unzulässig erklärt werden sollte. Der Entscheid ist nicht bindend, doch der Bezirk werde das Ergebnis übernehmen, hatte Igel am Sonntag bekräftigt.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.01.2020 21:57 |
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VvJ-Ente
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TomB
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der weiße bim
Fatal wirkt hier die Verringerung der Kapazität der Oberbaumbrücke zugunsten von Fahrradwegen seit dem Herbst, die die Einrichtung von Busspuren nicht mehr ohne weiteres ermöglicht.
"Fatal" ist doch etwas reißerisch, nicht wahr? Bei einer ordentlichen Verkehrslenkung, Busspur + Bauampel mit Vorrangschaltung davor, dann die Busse als Pulkführer über die Brücke. Alles kein Problem. Die Fahrradspur ist nicht für den ÖPNV-SEV fatal, sondern die Verkehrslenkung in Berlin. Wann wird das endlich begriffen?
Danke. Exakt dieses Denken (von Bim) meinte ich mit meinem Beitrag oben. Die Radfahrer sind schuld, wenn die Busse im Stau stehen und nicht, dass es für Autofahrer unzumutbar wäre, 30 Sekunden länger an der Ampel zu stehen, bis die Busse als erstes von der Busspur in der Oppelner Straße auf die Oberbaumstraße vorgefahren sind.