Mal ein Zitat aus dem obigen Artikel: "Deutlich billiger ist die Verlängerung der U2 vom Bahnhof Pankow bis Pankow-Kirche. Für die gut 600 Meter werden 120 Millionen Euro veranschlagt. Das Projekt soll den Dauerstau von Straßenbahnen und Bussen am Bahnhof Pankow und auf der Berliner Straße beenden."
Alles klar, das verfolgte Ziel ist also die Beendigung des Dauerstaus von Straßenbahnen und Bussen am Bahnhof Pankow und auf der Berliner Straße. Bei derart geballter Verkehrskompetenz muß ich passen.
Immerhin haben die U-Bahn-Apologeten in der SPD mal eine "richtige" Strecke erwischt - an der Begründung sollten sie aber noch ein wenig arbeiten.
"Schließlich soll die U3 von Krumme Lanke um 600 Meter bis S-Bahnhof Mexikoplatz entlang der Argentinischen Allee erweitert werden. Das sei wegen einfacher Baumöglichkeit für 40 Millionen Euro zu haben, würde die Auslastung der U3 durch die Verknüpfung mit der S-Bahn steigern und den Umsteigepunkt Rathaus Steglitz entlasten."
Dem kann man sicher folgen - mit der Einschränkung von Bovist 66 (sh. weiter oben).
Eingangs natürlich der Hammer: "Es geht um die Verlängerung der U-Bahn-Linien U8, U2 und U3 – wobei das mit 240 Millionen Euro teuerste Projekt die Verlängerung der U8 ins bislang nur mit Bussen erreichbare Märkische Viertel wäre. Vom Bahnhof Wittenau unter dem Wilhelmsruher Damm bis zum künftigen Bahnhof der Heidekrautbahn an der Grenze zu Pankow. Auf der zwei Kilometer langen Strecke sollten zwei weitere Stationen entstehen."
In der Petition des dortigen CDU-Abgeordneten war vor gar nicht so langer Zeit von Baukosten in mittlerer zweistelliger Höhe die Rede - jetzt werden also 240 Mio. € für eine Netzergänzung mit zwei Stationen genannt. Eine Flächenerschließung des MV würde mit diesen zwei Stationen eher nicht gelingen. Der Oberflächenverkehr der BVG müßte in recht großem Umfang weiterhin ergänzend aufrechterhalten werden, u.a., um nicht weitere Umsteigezwänge zur S-Bahn "mitzubauen".
Gegen eine Straßenbahnstrecke nach Wittenau, Göschenplatz, die immerhin auch zu einer besseren Anbindung des Märkischen Zentrums aus Rosenthal führen würde, werden CDU und SPD Reinickendorf sicher weiter "mauern" - wenn die "Mauer" doch bloß noch stehen würde!*
Am Schluß wird es dann grundsätzlicher: "Die politische Dringlichkeit erklärte Tino Schopf, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, mit dem Mobilitätsgesetz, das „allen Kiezen gleichwertige Mobilitätsangebote“ zusichert – auch den Randlagen. Die rot-rot-grüne Koalition sei mit dem Versprechen einer Verkehrswende angetreten, nun sollten Taten folgen. Und aktuell sei die Haushaltslage so, dass man die Verlängerungen bezahlen könne, da der Bund 60 Prozent tragen würde."
"Verkehrswende" heißt für die SPD-Rechte demnach: "Vorrang" für den ÖV im Untergrund durch mehr U-Bahnen, an der Oberfläche weniger Straßenbahnen und Busse (Pankow) - und den größeren Teil der Zeche für diese Art Verkehrspolitik zahlt der reiche Bund, alles klar.
Drei Butterbrote in Form von drei U-Bahnstrecken - aber das ist ja sicher nicht alles: Nach Staaken und zum Falkenhagener Feld werden dann sicher leistungsfähige Stadtbahnstrecken gebaut, wegen des Versprechens der "Verkehrswende", die überall ankommen muß.
Ich bin zunehmend ratlos angesichts des Treibens der Partei, die ja ein gutes Stück auch meine ist. Nun hat man schon das schlechteste Ergebnis bei einer deutschlandweiten Wahl seit 1887 "erreicht" (seinerzeit war die Partei übrigens verboten) - und dümpelt weiter ohne jede Orientierung dahin. Das Wort "Analyse" ist in der heutigen SPD wohl nicht mehr bekannt - man merkt es der politischen Praxis der Partei deutlich an, nicht nur in der Berliner Verkehrspolitik. Insgesamt erscheint mir die Berliner SPD in der Verkehrspolitik nicht nur nicht regierungs- sondern auch oppositionsunfähig.
Wenn es unter diesen Bedingungen wenigstens gelingen würde, die drei vom Vorgängersenat beschlossenen Tramstrecken zu bauen (also mit dem Bau zu beginnen), müßte man wohl zufrieden sein - viel mehr dürfte mit diesem Senat nicht drin sein.
Dennoch wünsche ich Euch einen schönen Freitag,
Marienfelde.
* Nachtrag: Mit dem heutigen "Meinungsstand" der Berliner SPD zur U 8 (geradlinig über Wilhelmsruher Damm zur Heidekrautbahn, Senftenberger Ring demnach im Moment nicht aktuell) "mauert" man natürlich perfekt gegen die sich ja vor der Haustür befindliche M 1 - mal sehen, welche Halbwertzeit der heutige "Meinungsstand" hat.
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.08.2019 09:47 von Marienfelde.