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Ausschreibung System Stadtbahn - Thema beendet
geschrieben von merlinbt01 
Das mit Keolis in NRW ist überhaupt nicht neu. Eigentlich sollte sie ab Dezember 2019 die Linien S1 und S4 im Ruhrgebiet betreiben, weshalb ein Teil der S-Bahnzüge der Baureihe 422 mit bunten Sitzen ausgestattet wurden. Seit dem genannten Zeitpunkt verkehren diese Fahrzeugen zwar auf den genannten Linien, aber sie werden weiterhin von der DB Regio betrieben, weil Keolis nicht genügend Lokführer zur Verfügung stellen konnte.
Zitat
Henning
Das mit Keolis in NRW ist überhaupt nicht neu. Eigentlich sollte sie ab Dezember 2019 die Linien S1 und S4 im Ruhrgebiet betreiben, weshalb ein Teil der S-Bahnzüge der Baureihe 422 mit bunten Sitzen ausgestattet wurden. Seit dem genannten Zeitpunkt verkehren diese Fahrzeugen zwar auf den genannten Linien, aber sie werden weiterhin von der DB Regio betrieben, weil Keolis nicht genügend Lokführer zur Verfügung stellen konnte.

daß Keolis aus allen SPNV Leistungen in Deutschland aussteien will ist jetzt brandneu. Was Du da anführst stimmt, ist aber schon 2 Jahre her, und war nur die "Ouvertüre" zum jetzt beginnenden "Haupstück".
Zitat
Marienfelde
Das gefällt mir alles überhaupt nicht. Bei dso gab es den folgenden Beitrag eines Foristen zu Keolis (abellio): [www.drehscheibe-online.de]

Warum gefällt dir das nicht? Geht doch dann alles schön zur Staatsbahn zurück.
Zitat
Jim Knopf vom Niederrhein
Zitat
Henning
Das mit Keolis in NRW ist überhaupt nicht neu. Eigentlich sollte sie ab Dezember 2019 die Linien S1 und S4 im Ruhrgebiet betreiben, weshalb ein Teil der S-Bahnzüge der Baureihe 422 mit bunten Sitzen ausgestattet wurden. Seit dem genannten Zeitpunkt verkehren diese Fahrzeugen zwar auf den genannten Linien, aber sie werden weiterhin von der DB Regio betrieben, weil Keolis nicht genügend Lokführer zur Verfügung stellen konnte.

daß Keolis aus allen SPNV Leistungen in Deutschland aussteien will ist jetzt brandneu. Was Du da anführst stimmt, ist aber schon 2 Jahre her, und war nur die "Ouvertüre" zum jetzt beginnenden "Haupstück".

In welchen Gebieten Deutschlands sollte Keolis ursprünglich noch Linien betreiben?
Zitat
andre_de
Zitat
Marienfelde
Das gefällt mir alles überhaupt nicht. Bei dso gab es den folgenden Beitrag eines Foristen zu Keolis (abellio): [www.drehscheibe-online.de]

Warum gefällt dir das nicht? Geht doch dann alles schön zur Staatsbahn zurück.

Wenn's denn nur so wäre und auf dem Wege dorthin nicht jede Menge (Steuer-)Geld verbrannt würde...

Viele Grüße
Arnd
(Außerhalb des Kernthemas noch ein Link zu einem Brief des niederländischen Finanzministers an den Vorsitzenden der zweiten Parlamentskammer der Niederlande, abellio betreffend: [www.drehscheibe-online.de] )

Inzwischen steht eine evtl. Einstellung des Betriebs von abellio für Anfang Oktober 2021 im Raum.)
Zitat
Jim Knopf vom Niederrhein
das wird jetzt eng. hier

Könnt Ihr dieses hier komplett unpassende Thema bitte endlich in einem separaten Thread diskutieren, wenn Ihr dafür weiterhin Bedarf habt? Es geht hier um die "Ausschreibung System Stadtbahn"! Nicht um einen hier in der Region gar nicht tätiges EVU und dessen Verkehre sonstwo!
Zitat
andre_de
Zitat
Jim Knopf vom Niederrhein
das wird jetzt eng. hier

Könnt Ihr dieses hier komplett unpassende Thema bitte endlich in einem separaten Thread diskutieren, wenn Ihr dafür weiterhin Bedarf habt? Es geht hier um die "Ausschreibung System Stadtbahn"! Nicht um einen hier in der Region gar nicht tätiges EVU und dessen Verkehre sonstwo!

du hast ja Recht. Aber irgenwie hat das schon etwas mit den Ausschreibungen im Nahverkehr zu tun. Und auch mit den Ausschreibungen bei der S-Bahn Berlin.
Zitat
andre_de
Zitat
Jim Knopf vom Niederrhein
das wird jetzt eng. hier

Könnt Ihr dieses hier komplett unpassende Thema bitte endlich in einem separaten Thread diskutieren, wenn Ihr dafür weiterhin Bedarf habt? Es geht hier um die "Ausschreibung System Stadtbahn"! Nicht um einen hier in der Region gar nicht tätiges EVU und dessen Verkehre sonstwo!

Nun ja, der Vorgang zeigt allerdings schon recht deutlich, welche Risiken mit Ausschreibung und Vergabe des ÖPNV oder anderer systemrelevanter Dienste an gewinnorientierte Unternehmen generell verbunden sind, Das sollte gerade auch SenUVK hinsichtlich der S-Bahn nochmals zu denken geben.

ich halte es übrigens gleichwohl für einen schweren politischen Fehler der 1990er Jahre, sowohl DB als auch NS durch undurchdachte "Bahnreformen" sowie kurzsichtig definierte Unternehmensziele überhaupt gezwungen zu haben, sich wie internationale Großkonzerne zu verhalten Da müssen die Regierungen endlich lernen, dass man mit Daseinsvorsorge - gilt übrigens auch für Krankenhäuser etc. - eben auf Dauer keine Gewinne machen kann, ohne die Systeme zu schädigen...

Viele Grüße
Arnd
Zitat
Arnd Hellinger
Zitat
andre_de
Zitat
Jim Knopf vom Niederrhein
das wird jetzt eng. hier

Könnt Ihr dieses hier komplett unpassende Thema bitte endlich in einem separaten Thread diskutieren, wenn Ihr dafür weiterhin Bedarf habt? Es geht hier um die "Ausschreibung System Stadtbahn"! Nicht um einen hier in der Region gar nicht tätiges EVU und dessen Verkehre sonstwo!

Nun ja, der Vorgang zeigt allerdings schon recht deutlich, welche Risiken mit Ausschreibung und Vergabe des ÖPNV oder anderer systemrelevanter Dienste an gewinnorientierte Unternehmen generell verbunden sind,

Sehr schön. Dann bringe ich jetzt hier zig Links, die zeigen, welche Vorteile grundsätzlich durch Ausschreibungen erreicht werden. Ist ja grundsätzlich ebenfalls relevant für die "Ausschreibung System Stadtbahn". Im Ernst: Wo soll das hinführen? Können wir solche abstrakten "weltpolitischen" Dinge bitte aus den Themen-konkreten Threads raushalten? Macht doch einen neuen Thread dafür auf, spricht ja nichts dagegen. Aber bitte nicht weiter hier!

Viele Grüße
André
Zitat
andre_de
Zitat
Arnd Hellinger
Zitat
andre_de
Zitat
Jim Knopf vom Niederrhein
das wird jetzt eng. hier

Könnt Ihr dieses hier komplett unpassende Thema bitte endlich in einem separaten Thread diskutieren, wenn Ihr dafür weiterhin Bedarf habt? Es geht hier um die "Ausschreibung System Stadtbahn"! Nicht um einen hier in der Region gar nicht tätiges EVU und dessen Verkehre sonstwo!

Nun ja, der Vorgang zeigt allerdings schon recht deutlich, welche Risiken mit Ausschreibung und Vergabe des ÖPNV oder anderer systemrelevanter Dienste an gewinnorientierte Unternehmen generell verbunden sind,

Sehr schön. Dann bringe ich jetzt hier zig Links, die zeigen, welche Vorteile grundsätzlich durch Ausschreibungen erreicht werden. Ist ja grundsätzlich ebenfalls relevant für die "Ausschreibung System Stadtbahn". Im Ernst: Wo soll das hinführen? Können wir solche abstrakten "weltpolitischen" Dinge bitte aus den Themen-konkreten Threads raushalten? Macht doch einen neuen Thread dafür auf, spricht ja nichts dagegen. Aber bitte nicht weiter hier!

Viele Grüße
André

Nein. In gewissem Sinn kann man, den sich abzeichnenden Gewinn der Ausschreibung durch die (S-Bahn Berlin) GmbH einmal unterstellt, durch den bestehenden Unterwerfungs-und Beherrschungsvertrag mit dem Konzern eine Insolvenz der Berliner S-Bahn - mit allen daraus resultierenden Unwägbarkeiten für Fahrgäste und Beschäftigte - ausschließen.

Bei einem unabhängigen Tochterunternehmen z.B. der NS, aber eben auch der FS, der SNCF oder wem auch immer, hinter dem nicht der deutsche Staat steht, kann man darauf nicht wetten, wie man bei abellio und Keolis - immerhin zwei recht große "Player" im SPNV-Wettbewerb - jetzt leider lernen muß.

Dies gilt ganz besonders dann, wenn die Ausschreibungen auf der Basis von Vertragsgestaltungen erfolgen, die über sehr lange Zeiträume laufen und für die "Gewinner" der Ausschreibungen mit hohen Risiken behaftet sind.

Ich verstehe auch kaum, wie man sich auf Vertragsgestaltungen einlassen kann, wonach man z.B. für Zugausfälle oder Verspätungen haftet, die von DB Netz verursacht werden. Wenn ich der "Risk Manager" bei der SNCF wäre (falls die so einen haben), würde ich nur für diese eine ungünstige Vertragsbedingung einen sehr erheblichen Risikoaufschlag verlangen - oder, noch besser, für eine Nichtbeteiligung an so einer Art von Ausschreibung plädieren.

Als Finanzminister eines anderen Landes, der, wenn es schiefgeht, sich letztlich mit der Frage der Verlusttragung der jeweiligen Staatsbahntochter beschäftigen müßte, würde ich "meiner" Staatsbahn eine Beteiligung an so einem Mist nach Möglichkeit untersagen lassen - so gesehen, macht Wopke Hoekstra (der niederländische Finanzminister) wenigstens jetzt etwas richtig, indem er die großen "Könner" in "seiner" NS auf Linie bringt.

Leider ist umgekehrt die deutsche Politik, z.B. Arriva betreffend, bis jetzt nicht Willens, dem DB-Konzern auch entsprechend Bescheid zu geben. Die Nichteingriffe des Eigentümers führen mit innerer Gesetzmäßigkeit zu einer Konzentration finanzieller und - fast noch schlimmer - auch personeller, "geistiger" Ressourcen des Konzerns auf Geschäftsfelder, die mit der eigentlichen Aufgabe einer Bahn in Bundeshand wenig oder nichts zu tun haben. Heraus kam dann ein Konzern, in dem zum Teil bahnfremde Manager ohne jeden inneren Bezug zur Eisenbahn "Global Player" spielen - und zwar relativ erfolglos.

Ein bundeseigener Konzern, der sich z.B. mit dem Busverkehr auf Malta beschäftigt (was bekanntlich auch noch in einem Fiasko endete), oder mit Straßengüterverkehr in Australien, während weniger interessante Themen, wie der Ausbau bestimmter Haltepunkte zu Bahnhöfen zwecks Fahrplanstabilisierung oder sogar Taktverdichtungen im Sinne des Wortes auf der Strecke bleiben - so einen "Bahn"-Konzern braucht kein Mensch. Hier müssen grundlegende Umorientierungen stattfinden.

Zurück zur S-Bahn: Eine Direktvergabe an die Berliner S-Bahn mit Regelungen zur Verwendung der bei ihr evtl. entstehenden "Gewinne" (die ja in Wahrheit nur aus Steuergeldern entstehen) würde mir einleuchten, also z.B. zur anteiligen Mitfinanzierung zweiter Gleise mit dem Ziel der kompletten Zweigleisigkeit des Netzes. Wenn dem nationales Recht entgegensteht (EU-Recht im Fall der Berliner S-Bahn nicht, worauf u.a. Felix Thoma hingewiesen hat), sollte es eben geändert werden.

Die Bahn wird hoffentlich ein Thema der Bundespolitik nach der anstehenden Bundeswahl werden. Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Desasters bei den Ausschreibungen im SPNV wird die politische Lösung in dieser Frage sicherlich nicht in Richtung einer mehr oder weniger unmodifizierten Fortsetzung dieses Unfugs gehen können, sondern eher in einer wie auch immer gestalteten Abkehr von diesem Modell.



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 28.08.2021 08:09 von Marienfelde.
Hallo Marienfelde,

Zitat
Marienfelde
Ich verstehe auch kaum, wie man sich auf Vertragsgestaltungen einlassen kann, wonach man z.B. für Zugausfälle oder Verspätungen haftet, die von DB Netz verursacht werden. Wenn ich der "Risk Manager" bei der SNCF wäre (falls die so einen haben), würde ich nur für diese eine ungünstige Vertragsbedingung einen sehr erheblichen Risikoaufschlag verlangen - oder, noch besser, für eine Nichtbeteiligung an so einer Art von Ausschreibung plädieren.

Gegenfrage: warum sollte der Besteller für Zugausfälle oder Verspätungen haften, die von DB Netz verursacht werden?

Und warum ist das eine "ungünstige Vertragsbedingung"? Wenn ich bei einem stinknormalen Unternehmen eine Leistung bestelle und das Unternehmen diese nicht erbringen kann, kann es mir doch völlig egal sein, ob das Unternehmen direkt daran Schuld ist oder einer seiner Zuliefer etc.

Generell sollte es natürlich so sein, dass die Vertragsbedingungen zwischen den EVU und DB Netz so sind, dass DB Netz motiviert ist, die Ausfälle für die EVU möglichst klein zu halten. Das ist natürlich Sache des Bundes als Eigentümers von DB Netz; hat aber nichts mit den Ausschreibungen zu tun.

Der Risikoaufschlag wird natürlich von den EVU in ihre Angebote bei der Ausschreibung einkalkuliert; ist ja nichts neues.
Kann sein, dass es schief geht, wenn mal netzseitig besonders viel passiert ist; dann muss vielleicht schon gegengesteuert werden. Aber im Falle von Abellio halte ich das für einen Vorwand. Die haben den Zuschlag mit einem Dumpingangebot erhalten und sich dabei in die Nesseln gesetzt. Passiert. Ich finde auch schofelig von einem staatlichen Großkonzern wie den NS den deutschen Steuerzahler dafür haftbar zu machen.

Zitat

Zurück zur S-Bahn: Eine Direktvergabe an die Berliner S-Bahn mit Regelungen zur Verwendung der bei ihr evtl. entstehenden "Gewinne" (die ja in Wahrheit nur aus Steuergeldern entstehen) würde mir einleuchten, also z.B. zur anteiligen Mitfinanzierung zweiter Gleise mit dem Ziel der kompletten Zweigleisigkeit des Netzes. Wenn dem nationales Recht entgegensteht (EU-Recht im Fall der Berliner S-Bahn nicht, worauf u.a. Felix Thoma hingewiesen hat), sollte es eben geändert werden.

Sorry, aber (wir hatten das ja schon ein paar Mal) das löst bei mir einen ziemlich spontanen Reflux aus.

Ich jedenfalls halte es sowohl für eine zivilisatorische Errungenschaft als auch im Interesse des Steuerzahlers, wenn öffentliche Großaufträge *nicht* per Direktvergabe nach Gusto einiger Entscheider an privatrechtliche Unternehmen vergeben werden können.

Und ich finde Gesetze gut, die Politiker daran hindern, es aufgrund ihrer Partikularinteressen so zu machen.

Zitat

Die Bahn wird hoffentlich ein Thema der Bundespolitik nach der anstehenden Bundeswahl werden. Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Desasters bei den Ausschreibungen im SPNV wird die politische Lösung in dieser Frage sicherlich nicht in Richtung einer mehr oder weniger unmodifizierten Fortsetzung dieses Unfugs gehen können, sondern eher in einer wie auch immer gestalteten Abkehr von diesem Modell.

Es gab Ausschreibungen, die schief gingen, das ja. Generell hat Wettbewerb im SPNV nur einen begrenzten Nutzen, weil er in der Regel nur gegenüber dem Besteller, nicht gegenüber dem Endkunden stattfinden kann, das auch. Aber dass Ausschreibungen im SPNV generell ein *Desaster* gewesen wären, kann ich nicht erkennen. Ich halte mich nicht für einen unbedingten Wettbewerbsanhänger (oder gar -fetischisten, wie auch manchmal hierzuforum polemisiert würde). Ich verstehe, dass man Wettbewerb für ein Übel halten kann. Aber er ist für mich immer noch das deutlich kleinere Übel.
Unterm Strich resultieren immer noch mehr Zugleistungen fürs Geld und vor allem, dass sich ein Unternehmen eben im Unterschied zu einem Monopolisten nicht alles erlauben kann.

Und ich vergesse S-Bahn 2009 nicht. Ich vergesse auch nicht die überteuerte Ringbahnauschreibung, weil sie aufgrund einiger Politiker so gestaltet war, dass nur die DB ernsthafte Chancen hat.

Du magst es sinnvoll finden, wenn die Vergabe direkt an einen (quasimonolistischen) Großkonzern erfolgt. Magst Du. Darüber mag ich mich eigentlich auch gar nicht streiten. Aber ich wehre mich hartnäckig dagegen, wenn so etwas als "links" (politisch gesehen) bezeichnet wird oder in den Zusammenhang mit einer "Bürgerbahn" gebracht wird.

Ich finde, es ist nichts weniger als das.

Viele Grüße,

GF



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 28.08.2021 11:15 von Global Fisch.
Zitat
Global Fisch
Hallo Marienfelde,

Zitat
Marienfelde
Ich verstehe auch kaum, wie man sich auf Vertragsgestaltungen einlassen kann, wonach man z.B. für Zugausfälle oder Verspätungen haftet, die von DB Netz verursacht werden. Wenn ich der "Risk Manager" bei der SNCF wäre (falls die so einen haben), würde ich nur für diese eine ungünstige Vertragsbedingung einen sehr erheblichen Risikoaufschlag verlangen - oder, noch besser, für eine Nichtbeteiligung an so einer Art von Ausschreibung plädieren.

1. Gegenfrage: warum sollte der Besteller für Zugausfälle oder Verspätungen haften, die von DB Netz verursacht werden?

2. Und warum ist das eine "ungünstige Vertragsbedingung"? Wenn ich bei einem stinknormalen Unternehmen eine Leistung bestelle und das Unternehmen diese nicht erbringen kann, kann es mir doch völlig egal sein, ob das Unternehmen direkt daran Schuld ist oder einer seiner Zuliefer etc.

3. Generell sollte es natürlich so sein, dass die Vertragsbedingungen zwischen den EVU und DB Netz so sind, dass DB Netz motiviert ist, die Ausfälle für die EVU möglichst klein zu halten. Das ist natürlich Sache des Bundes als Eigentümers von DB Netz; hat aber nichts mit den Ausschreibungen zu tun.

4. Der Risikoaufschlag wird natürlich von den EVU in ihre Angebote bei der Ausschreibung einkalkuliert; ist ja nichts neues.
Kann sein, dass es schief geht, wenn mal netzseitig besonders viel passiert ist; dann muss vielleicht schon gegengesteuert werden. Aber im Falle von Abellio halte ich das für einen Vorwand. Die haben den Zuschlag mit einem Dumpingangebot erhalten und sich dabei in die Nesseln gesetzt. Passiert. Ich finde auch schofelig von einem staatlichen Großkonzern wie den NS den deutschen Steuerzahler dafür haftbar zu machen.

Zitat

Zurück zur S-Bahn: Eine Direktvergabe an die Berliner S-Bahn mit Regelungen zur Verwendung der bei ihr evtl. entstehenden "Gewinne" (die ja in Wahrheit nur aus Steuergeldern entstehen) würde mir einleuchten, also z.B. zur anteiligen Mitfinanzierung zweiter Gleise mit dem Ziel der kompletten Zweigleisigkeit des Netzes. Wenn dem nationales Recht entgegensteht (EU-Recht im Fall der Berliner S-Bahn nicht, worauf u.a. Felix Thoma hingewiesen hat), sollte es eben geändert werden.

5. Sorry, aber (wir hatten das ja schon ein paar Mal) das löst bei mir einen ziemlich spontanen Reflux aus.

6. Ich jedenfalls halte es sowohl für eine zivilisatorische Errungenschaft als auch im Interesse des Steuerzahlers, wenn öffentliche Großaufträge *nicht* per Direktvergabe nach Gusto einiger Entscheider an privatrechtliche Unternehmen vergeben werden können.

7. Und ich finde Gesetze gut, die Politiker daran hindern, es aufgrund ihrer Partikularinteressen so zu machen.

Zitat

Die Bahn wird hoffentlich ein Thema der Bundespolitik nach der anstehenden Bundeswahl werden. Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Desasters bei den Ausschreibungen im SPNV wird die politische Lösung in dieser Frage sicherlich nicht in Richtung einer mehr oder weniger unmodifizierten Fortsetzung dieses Unfugs gehen können, sondern eher in einer wie auch immer gestalteten Abkehr von diesem Modell.

8. Es gab Ausschreibungen, die schief gingen, das ja. Generell hat Wettbewerb im SPNV nur einen begrenzten Nutzen, weil er in der Regel nur gegenüber dem Besteller, nicht gegenüber dem Endkunden stattfinden kann, das auch. Aber dass Ausschreibungen im SPNV generell ein *Desaster* gewesen wären, kann ich nicht erkennen. Ich halte mich nicht für einen unbedingten Wettbewerbsanhänger (oder gar -fetischisten, wie auch manchmal hierzuforum polemisiert würde). Ich verstehe, dass man Wettbewerb für ein Übel halten kann. Aber er ist für mich immer noch das deutlich kleinere Übel.
9. Unterm Strich resultieren immer noch mehr Zugleistungen fürs Geld und vor allem, dass sich ein Unternehmen eben im Unterschied zu einem Monopolisten nicht alles erlauben kann.

10. Und ich vergesse S-Bahn 2009 nicht. Ich vergesse auch nicht die überteuerte Ringbahnauschreibung, weil sie aufgrund einiger Politiker so gestaltet war, dass nur die DB ernsthafte Chancen hat.

11. Du magst es sinnvoll finden, wenn die Vergabe direkt an einen (quasimonolistischen) Großkonzern erfolgt. Magst Du. Darüber mag ich mich eigentlich auch gar nicht streiten. Aber ich wehre mich hartnäckig dagegen, wenn so etwas als "links" (politisch gesehen) bezeichnet wird oder in den Zusammenhang mit einer "Bürgerbahn" gebracht wird.

Ich finde, es ist nichts weniger als das.

Viele Grüße,

GF

Lieber Kai-Uwe, liebe Mitforisten,

ich habe mir wieder einmal erlaubt, Zahlen vor die Argumente zu stellen. Dadurch bleibt der Ausgangsbeitrag "am Stück" erhalten - und es wird dennoch deutlich, worauf ich mich gerade beziehe.

Zu 1.: Nein. Nicht der Besteller soll haften, sondern der jeweilige Verursacher. Das dürfte in vielen (nicht in allen) Fällen die DB Netz AG sein. Wenn der Automobilindustrie bestimmte Teile nicht geliefert werden können, werden die entsprechenden Firmen für die nicht erhaltenen Teile vsl. keine Überweisungen tätigen. Wenn die DB Netz kein Gleis bereitstellen kann, sollte es sinngemäß auch so sein.

Zu 2.: Ganz einfach: Weil der Leistungsersteller (das EVU) für Dinge in Haftung genommen wird, für die er nichts kann. Richtig wäre es so: Wegen Bauarbeiten der DB Netz AG kann die Leistung nicht erbracht werden, daher reduziert der Besteller seine Zahlungen an das EVU. Das EVU belastet die ihm fehlenden Einnahmen dann dem Verursacher (der Netz AG) weiter.

Zu 3.: Nein. Die Ausschreibungsbedingungen sind einfach nicht fair (sh. auch 1. und 2.).

Zu 4.: Hier wird die ganze Fragwürdigkeit des derzeitigen Ausschreibungsmodells deutlich. Der neue Eigentümer des Bahnhofs Artern in Thüringen - der bewußt kein Auto hat, er ist einer von den Leuten, die von anderen Leuten gelegentlich als "Ökospinner" denunziert werden - legt Wert auf die stündliche Bedienung seines Bahnhofs. Er ist in gewissem Umfang auf die Bahn angewiesen.

Die Leistung muß stehen, dafür muß die Politik sorgen. In dem konkreten "Fall abellio" wäre folgende Lösung denkbar gewesen: Das selbständige Tochterunternehmen der NS - abellio - hätte nur dann nicht von den jeweiligen Ausschreibungen ausgeschlossen werden dürfen, wenn die "Mutter" (die NS) über die gesamten Vertragslaufzeiten in Haftung genommen werden könnte.

Durch so eine Gestaltung der Ausschreibungen hätte man dann dauerhaft Schaden vom (deutschen!) Steuerzahler und Fahrgast abwenden können. Natürlich würde sich dann die Frage stellen, ob der Eigentümer der NS dumm genug gewesen wäre, sich an einer so ausgestalteten Ausschreibung zu beteiligen. Wäre ich zynisch, würde ich schreiben: Wahrscheinlich schon. Dummköpfe, die so etwas mitmachen würden, gäbe es sicher auch bei der NS und in der niederländischen Politik.

Zu 5.: Für Deine Reflexe kann ich nichts - für den gefährlichen Druckfehlerteufel, der diesmal bei Dir sein Unwesen getrieben hat, auch nichts (ehe Du wieder sauer wirst: Die Bemerkung: "Das ist mein Text" war natürlich nicht böse gemeint, diese Bemerkung hier auch nicht).

Zu 6.: Du übertreibst maßlos. In unserem Land ist z.B. die Verbrennung, die Vierteilung und überhaupt die Hinrichtung von Menschen relativ unüblich. Konflikte werden meistens nicht mit der "Knarre" oder mit körperlicher Gewalt ausgetragen, sondern man redet miteinander (wozu auch das Treffen vor Gericht noch zählt).

Auch die früher verbreitete Unart der in Deutschland wirklich bestimmenden Leute, über Nachbarvölker herfallen zu lassen, die niedersten Instinkte des Menschen zu mobilisieren, ist heute nicht mehr in Mode. Wir leben mit dem polnischen und auch dem französischen Volk vielleicht nicht zusammen, aber doch "friedlich nebeneinander" - solche Dinge halte ich für "zivilisatorische Errungenschaften".

Zu 7: Beim Wort "Partikularinteressen" fallen mir die Interessen eines Anteils von maximal 1% der Menschen ein, der über die Masse der Produktionsmittel verfügt.

Wenn man gegen die Verfolgung von "Partikularinteressen" ist, landet man sofort bei der Eigentumsfrage, bei der Frage der Verfügungsmacht über die "großen" Produktionsmittel und über die Profite.

Politiker/innen, die "Partikularinteressen" vertreten, muß man die materielle Basis ihrer Politik entziehen - durch die Aufhebung des Privateigentums an den "großen" Produktionsmitteln.

Zu 8.: Jedenfalls stößt die jetzige Ausgestaltung der Ausschreibungen von SPNV-Leistungen an Grenzen, nicht nur in Deutschland. Wenn man schon an den Ausschreibungen festhalten will, müssen die langfristigen Aussichten über die gesamte SPNV-Branche positiv sein. Im SPNV muß dann konsequenterweise über die Vertragslaufzeiten von einem durchschnittlich erfolgreichen EVU Geld verdient werden, sonst wird sich die deutlich erkennbare innere Erosion fortsetzen - und das ganze schöne Gebäude demnächst wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen.

zu 9.: Als Sozialdemokrat bin ich für öffentliche Monopole, die allerdings besser geführt werden müssen, als der heutige DB-Konzern, der ohne wirklich einheitliche politische Steuerung (die ja zur Zeit wohl nicht gewollt ist) vor sich hindümpelt - der in seiner derzeitigen Verfassung insbesondere den seitens der Bahn erforderlichen Beitrag zum Klimaschutz überhaupt nicht einbringen kann.

Die Grundposition, die man als Sozialdemokrat in etwa einzunehmen hat, wird auf der Seite von "Bahn für Alle" plakativ so skizziert: "Für eine Bahn in öffentlicher Hand, dem Gemeinwohl verpflichtet, demokratisch kontrolliert und gesteuert, bürger*innennah, als leistungsfähiger Akteur einer Verkehrswende, mit der klimaschädliche Verkehre von der Straße und aus der Luft auf die Schiene verlagert werden."

Zu 10.: 2021 - 2009 = 12 Jahre. 12 Jahre, in denen es insgesamt wieder etwas besser wurde. Warum? Weil selbst der DB-Konzern und auch die Politik aus dem von ihnen angerichteten Desaster bei der S-Bahn immerhin etwas gelernt haben.

Zunächst wurde die Leitung der (S-Bahn) GmbH entfernt (klar: in gewissem Sinne ein Bauernopfer, die Entfernung der gesamten Konzernspitze der DB und ihr Ersatz durch Leute, die sich für die Eisenbahn interessieren, womöglich sogar auch durch Eisenbahner, wäre noch besser gewesen), dem Konzern gelang es, einen fähigen Leiter zu finden, der ein wirkliches Interesse an "seiner" S-Bahn hat, sie gab ihm (finanzielle) Spielräume, um Werkstätten wieder aufzumachen, wenigstens einen Teil der BR 485 zu reaktivieren usw.

Auch wenn die (West-) Berliner S-Bahn noch weit von ihrer sprichwörtlichen Zuverlässigkeit zu Zeiten der Deutschen Reichsbahn und selbstverständlich auch der BVG-West entfernt ist, so ist die Tendenz seit 2009 eindeutig positiv. Ich sehe daher keinen Grund dafür, von der (S-Bahn Berlin) GmbH wegzugehen, was ja - wie die aktuellen Entwicklungen bei den Wettbewerbern zeigen - auch mit Risiken behaftet wäre.

Zu 11.: War Lenin "links"? Ich selbst sehe die Verstaatlichung der "großen" Produktionsmittel als Zwischenschritt auf dem Weg zur Vergesellschaftung. Allerdings wüßte ich kein Land, in dem dieser Weg jemals auch nur begonnen wurde. Insofern betreten wir Neuland.

Insbesondere die Globale Frage des Klimaschutzes erfordert aber neue Antworten, gerade auch bei der Eisenbahn, die immerhin eher Bestandteil der Lösung dieser Frage ist. Eine Eisenbahn, die bei Verkehrsanteilen von 10 bis 20% (im Personen- bzw. Güterverkehr) relativ stagniert, wäre ein klimapolitischer Ausfall.

Die kapitalistische Entwicklungslogik bei der Eisenbahn fortzusetzen, halte ich vor dem Hintergrund der Ergebnisse dieser seit 30 Jahren verfolgten Politik für nicht sonderlich erfolgversprechend,

Marienfelde.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.09.2021 09:21 von Marienfelde.
(außerhalb des Kernthemas: Für abellio zeichnet sich eine Lösung ab: [www.drehscheibe-online.de]

Abellio erfüllt den Verkehrsvertrag Saale-Thüringen-Südharz bis zum regulären Vertragsende Ende 2030.

"Der Verkehrsvertrag Dieselnetz Sachsen-Anhalt (DISA) wird einvernehmlich zum Dezember 2023 beendet. Die Aufgabenträger werden diesen zügig neu ausschreiben, wobei der neue Betreiber zwingend auf bestehende Teile der Unternehmensstrukturen mit den vorhandenen Ressourcen wie Personal, Fahrzeuge, Werkstatt usw. zugreifen soll." Ich bin froh über diese gute Nachricht, Marienfelde.)
Zitat
Marienfelde
(außerhalb des Kernthemas: Für abellio zeichnet sich eine Lösung ab: [www.drehscheibe-online.de]

Abellio erfüllt den Verkehrsvertrag Saale-Thüringen-Südharz bis zum regulären Vertragsende Ende 2030.

"Der Verkehrsvertrag Dieselnetz Sachsen-Anhalt (DISA) wird einvernehmlich zum Dezember 2023 beendet. Die Aufgabenträger werden diesen zügig neu ausschreiben, wobei der neue Betreiber zwingend auf bestehende Teile der Unternehmensstrukturen mit den vorhandenen Ressourcen wie Personal, Fahrzeuge, Werkstatt usw. zugreifen soll." Ich bin froh über diese gute Nachricht, Marienfelde.)

Oje, nun ist die Welt wohl doch nicht untergegangen angesichts des total gescheiterten Ausschreibungswahns ;-) Als Fahrgast freue ich mich ebenfalls über das Ergebnis und vor allem darüber, weiterhin in sehr bequemen (ex-)Abellio-Fahrzeugen fahren zu können, die es beim Ex-Monopolisten in dieser Form nicht gibt.

Viele Grüße
André
Zitat
andre_de
Zitat
Marienfelde
(außerhalb des Kernthemas: Für abellio zeichnet sich eine Lösung ab: [www.drehscheibe-online.de]

Abellio erfüllt den Verkehrsvertrag Saale-Thüringen-Südharz bis zum regulären Vertragsende Ende 2030.

"Der Verkehrsvertrag Dieselnetz Sachsen-Anhalt (DISA) wird einvernehmlich zum Dezember 2023 beendet. Die Aufgabenträger werden diesen zügig neu ausschreiben, wobei der neue Betreiber zwingend auf bestehende Teile der Unternehmensstrukturen mit den vorhandenen Ressourcen wie Personal, Fahrzeuge, Werkstatt usw. zugreifen soll." Ich bin froh über diese gute Nachricht, Marienfelde.)

Oje, nun ist die Welt wohl doch nicht untergegangen angesichts des total gescheiterten Ausschreibungswahns ;-)

Mein Eindruck ist eher, dass sich die Mutter NS einseitig zu Lasten der deutschen Steuerzahlenden zu sanieren versucht. Die Länder haben sich hier gewaltig über den Tisch ziehen lassen und unseriös kalkulierende Bieter werden belohnt.

Einzig sinnvoll wäre gewesen, den Laden pleite gehen zu lassen und evtl. aus der Insolvenzmasse ein Landes-EVU Thüringen/Sachsen-Anhalt unter Führung der Aufgabenträger zu bilden.

Viele Grüße
Arnd
Zitat
Arnd Hellinger
Zitat
andre_de
Zitat
Marienfelde
(außerhalb des Kernthemas: Für abellio zeichnet sich eine Lösung ab: [www.drehscheibe-online.de]

Abellio erfüllt den Verkehrsvertrag Saale-Thüringen-Südharz bis zum regulären Vertragsende Ende 2030.

"Der Verkehrsvertrag Dieselnetz Sachsen-Anhalt (DISA) wird einvernehmlich zum Dezember 2023 beendet. Die Aufgabenträger werden diesen zügig neu ausschreiben, wobei der neue Betreiber zwingend auf bestehende Teile der Unternehmensstrukturen mit den vorhandenen Ressourcen wie Personal, Fahrzeuge, Werkstatt usw. zugreifen soll." Ich bin froh über diese gute Nachricht, Marienfelde.)

Oje, nun ist die Welt wohl doch nicht untergegangen angesichts des total gescheiterten Ausschreibungswahns ;-)

Mein Eindruck ist eher, dass sich die Mutter NS einseitig zu Lasten der deutschen Steuerzahlenden zu sanieren versucht. Die Länder haben sich hier gewaltig über den Tisch ziehen lassen und unseriös kalkulierende Bieter werden belohnt.

Einzig sinnvoll wäre gewesen, den Laden pleite gehen zu lassen und evtl. aus der Insolvenzmasse ein Landes-EVU Thüringen/Sachsen-Anhalt unter Führung der Aufgabenträger zu bilden.

Ich bin über diesen Vergleich nicht unfroh und halte ihn für einen relativ fairen Ausgleich der unterschiedlichen Interessen. Dem niederländischen Finanzminister ist es gelungen, den von "seiner" NS angerichteten Schaden (der aber nur wegen der auch von den Niederlanden betriebenen Ausschreibungspraxis möglich wurde) zu begrenzen.

In Deutschland erscheint eine bruchlose Fortsetzung des SPNV auf den betreffenden Strecken möglich, wohl auch die Übernahme der Beschäftigten durch ein Nachfolgeunternehmen.

Die ab 2024 im Zuge der Neuausschreibung wohl erwartbaren Mehrkosten müssen von deutschen Steuerzahlenden aufgebracht werden, was mir deswegen einleuchtet, weil sie es ja auch sind, denen diese SPNV-Leistungen vorrangig zugute kommen.

Eine nachhaltige Entwicklung des SPNV sieht nach meiner Überzeugung allerdings anders aus,

Marienfelde.
für mich liest sich das so: Abellio pickt sich die Rosinen (Saale-Thüringen-Südharz) heraus und überlässt das defizitäre Dieselnetz dem Staat.
Zitat
Jim Knopf vom Niederrhein
für mich liest sich das so: Abellio pickt sich die Rosinen (Saale-Thüringen-Südharz) heraus und überlässt das defizitäre Dieselnetz dem Staat.

Ja, hier wird die ganze fragwürdige Logik des Ausschreibungsunfugs deutlich: Entweder die Ausschreibungsgewinner machen Profite (dann ist innerhalb der Ausschreibungslogik alles in Ordnung) oder sie ziehen sich aus den nicht (mehr) profitablen Verträgen möglichst zeitnah (also vor dem ursprünglichen Ende des jeweiligen Vertrags) zurück.

In dem konkreten Fall wäre eine Vertragsgestaltung zielführend gewesen, die eine Inhaftungnahme der NS über die gesamten Vertragslaufzeiten ermöglicht hätte. Allerdings gilt dies nur aus deutscher Perspektive - den Schaden hätten in diesem Fall die niederländischen Steuerzahler/innen zu tragen.

Wenn man als langfristiges Ziel ein solidarisches Europa (eine solidarische Welt) setzt, sollte auch die Tagespolitik an diesen Zielstellungen orientiert sein. Sich gegenseitig über den Tisch zu ziehen, ist das genaue Gegenteil einer solidarischen Politik, eine Art Wirtschaftskrieg zwischen den Völkern (man könnte zynisch feststellen: Immerhin wird dieser Krieg nicht mit militärischen Mitteln ausgetragen).

Anfangs erschienen die Ergebnisse der Ausschreibungen im SPNV bei oberflächlicher Betrachtung prima: Neue, schicke Züge neuer Anbieter statt zum Teil wirklich heruntergerocktem Bestandsmaterial einer oft unfähig und desinteressiert wirkenden Staatsbahn, mehr Leistung für weniger Geld.

Inzwischen sind die Schattenseiten der Ausschreibungen aber unübersehbar. Natürlich haben sich auch die Rahmenbedingungen verändert. unter anderem müssen die Leistungsträger/innen (also Lokführer, Zugbegleiter usw.) heute durchweg ordentlich bezahlt werden, was auch gut so ist, aber den finanziellen Druck in der SPNV-Branche selbstverständlich erhöht.

Aus meiner Sicht wären jetzt zwei Entwicklungsrichtungen denkbar:

1. Man setzt die Ausschreibungspraxis im SPNV fort. Nachhaltig geht das nach meiner Überzeugung nur dann, wenn die Branche über die Laufzeiten insgesamt Geld verdient; nötigenfalls muß der Staat nachschießen, um unerfreuliche Entwicklungen wie jetzt bei Abellio möglichst auszuschließen (was vergaberechtlich schwierig und zum Teil sogar unmöglich erscheint) - oder

2. die Ausschreibungspraxis wird über einen längeren Zeitraum kontrolliert beendet und durch ein Modell ersetzt, in dem miteinander kooperierende öffentliche Bahnen den Betrieb sicherstellen, wobei die öffentliche Hand selbstverständlich die Einhaltung der erreichten (oft recht guten) Standards sicherstellen müßte,

Marienfelde.
Dieses Thema wurde beendet.