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Fragen VIII 2016-1 - Thema beendet (Überlänge)
geschrieben von Sasukefan86 
Rotlichtverstöße
01.03.2016 00:49
Zitat
DonChaos

Stellst du dich mit deinem PKW auf eine Busspur (gerechtfertigt oder nicht) und fährst über die rote Ampel aufgrund eines ÖPNV-Signals, begehst du einen Rotverstoß.

Übrigens gilt das auch für Linienbusse, die nicht im Linienbetrieb sind, also Betriebsfahrten. Sehe ich eine Betriebsfahrt eine nicht freigegebene Busspur benutzen, zeige ich den Vorfall an. Ebenso bei der nicht berechtigten Nutzung von ÖPNV-Signalen. Ersteres ist recht preiswert, letzteres kann für richtige Probleme sorgen.

Nochmals hebe ich hervor, dass das mitnichten zwangsläufig der Fall sein muss, wie das besagte Urteil des OLG Düsseldorf belegt. Ich rufe in Erinnerung:

Zitat
OLG DÜSSELDORF 10.09.1997 - 5 SS OWI 248/97 in VM 1998 53

Für einen Rotlichtverstoß nach § 37 Abs.2 Nr.1 S.7 StVO ist maßgeblich, ob der Fahrer des Fahrzeugs tatsächlich unbefugt in den von der Lichtzeichenanlage geschützten Verkehrsbereich einfährt. Fährt er rechts an der Ampel auf einer Busspur vorbei und biegt vor dem von der Ampel geregelten Querverkehr in eine Seitenstraße ein, liegt kein Rotlichtverstoß vor.

Im Zweifel können sich die "Balkensignale" sogar strafmindernd auswirken: "Es liege daher ein Rotlichtverstoß vor. Allerdings sei eine Gefährdung des Querverkehrs ausgeschlossen, wenn das Lichtzeichen für den unberechtigt benutzten Sonderstreifen die Fahrt freigebe. Daher könne eine Unterschreitung der Regelgeldbuße und das Absehen vom Regelfahrverbot gerechtfertigt sein (KG, 3 Ws (B) 138/10, 2 Ss 41/10)."
Re: Betriebsfahrten
01.03.2016 11:26
Zitat
EBostrab

Zitat
DonChaos
Wenn das selbst der Betrieb nicht einsieht, spricht auch nichts gegen Ragfahrer, Elektroautos, Reisebusse, LKW, Kleintransporter, Pedelecs, Apothekentransporte,... Hey, wieso nicht gleich: "Freie Busspurnutzung für alle!" Wenn einmal angefangen wird, an einem Loch rumzubohren, dann wird es zwangsläufig immer größer. Und wer hat dann die Busspur auf dem Gewissen?

Mit Verlaub, aber es drängt sich mir der Eindruck auf, dass Du Dich weniger an der Korrelation zwischen Busspur und Betriebsfahrt ereiferst, sondern vielmehr ganz generell Fahrten ohne Fahrgäste diskreditierst. Gleichwohl gibt es durchaus triftige Gründe, die dafür sprechen, Leer- und nicht Fahrgastfahrten durchzuführen. Das beginnt schon damit, dass jede Fahrgastfahrt - wenn auch mitunter nur im Minutenbereich - mehr Zeit beansprucht. Zeit, die sich in der Summe am Ende mehr Personal, ggf. mehr Fahrzeuge, dadurch mehr Instandhaltungs- und Wartungskapazitäten und am Ende schlichtweg mehr Geld ausbedingt.

Gründe gibt es immer. Doch diese werden doch heute von der BVG gar nicht erst untersucht. Dort herrscht bockiges Vertragsbestellprinzip und alles andere "is mir egal". Die BVG vertritt doch die Meinung, dass sie mit den "captive Riders" also den Zwangskunden ohnehin bedient sind, und die sollen sich ihre Wege halt im bestellten Angebot suchen. Bezahlt sind die Leerfahrten natürlich ohnehin, nämlichen im Preis der Fahrgastfahrten enthalten. Wenn die BVG nun also Interesse hätte und untersucht wo sie ohne Mehraufwand (kein zusätzlicher Umlauf, vertretbar mehr Lenkzeit) ein attraktives zusätzliches Angebot schaffen kann, dann würde ich mehr daran glauben, dass sie mich liebt.

Die pauschale Forderung nun alle Betriebsfahrten für Fahgräste freizugeben wäre natürlich ebenso übertrieben wie grundsätzliche Betriebsfahrten von der Busspur zu verbannen (anabhängig davon was die STVO davon hält). Insofern ist die Forderung von Don Betriebsfahrten von der Busspur zu verbannen nur der Hebel um "is mir egal" der BVG zurückzurotzen. In diesem Sinne kann ich ihn schon verstehen.

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.03.2016 11:38 von Logital.
Re: Betriebsfahrten
01.03.2016 11:31
Zitat
Wollankstraße
Die Fahrten vom und zum Betriebshof gelten auch als Lenkzeiten, also als bezahlte Arbeitszeit, dazu kommen die Kosten für Mehrverbrauch an Kraftstoffen. Wenn man das ausdehnt, zahlen im Grunde die Fahrgäste. Das Geld muß ja irgendwo herkommen, nicht wahr ?!

Ich verstehe auch nicht, warum Du, Don, dich daran hochziehst, daß Betriebsfahrten der BVG den Bussonderstreifen nicht benutzen sollen. Ist in meinen Augen Prinzipienreiterei.

Ist es. Komisch, dass euch allen die Hutschnur platzt, wenn mal einer unrechtmäßig auf der Busspur parkt. Wenn aber eures Gleichen die Busspur für etwas nutzt, wofür sie nicht da ist, dann geht das in Ordnung. Ich gebe zu, ich bin hier ein Prinzipienreiter, aber eure Haltung ist viel schlimmer. Die Busspur ist keine Einrichtung für Verkehrsbetriebe und deren Angehörige, kein Bonus dafür, etwas bestimmtes zu sein. Sie ist ein Bonus für die Sache! Für die Fahrgastbeförderung!

Und wenn ich mir angucke, wie viele unnötige Betriebsfahrten in Berlin durchgeführt werden, nur weil die Betriebshöfe untereinander Streitigkeiten austragen; der eine will diese Fahrzeuge, dann müssen die Fahrzeuge aber auf andere Linien und schon bedient Spandau plötzlich eine Linie in Steglitz...

Der Anteil Betriebsfahrten zu Fahrgastfahrten hat sich in den letzten 20 Jahren zu Ungunsten der Fahrgastfahrten entwickelt. "Wir können's ja machen, zahlt ja der Steuerzahler und der Fahrgast!" Ich will, dass man sich wieder genau überlegt, ob man jetzt den ganzen Tag Busse umsetzen muss, nur um interne Streitereien und Machtkämpfe auszutragen oder Missmanagement zu korrigieren. Das passiert aber nicht, wenn dieser Unsinn auch noch begünstigt wird. Das lässt sich aber nur auf 2 Wegen beseitigen: alle daran Beteiligten überwinden ihr Schulhofverhalten (Danke für das Gleichnis, Wollankstraße!) und planen wieder fahrgastfahrtoptimiert, was wohl eher Wunschdenken meinerseits ist. Oder man zwingt sie dazu, indem Betriebsfahrten ungünstiger, langsamer und schlechter planbar werden, als Fahrgastfahrten, damit endlich wieder nur unvermeidbare Betriebsfahrten durchgeführt werden.
Re: Betriebsfahrten
01.03.2016 12:09
Zitat
Logital

Gründe gibt es immer. Doch diese werden doch heute von der BVG gar nicht erst untersucht. Dort herrscht bockiges Vertragsbestellprinzip und alles andere "is mir egal". Die BVG vertritt doch die Meinung, dass sie mit den "captive Riders" also den Zwangskunden ohnehin bedient sind, und die sollen sich ihre Wege halt im bestellten Angebot suchen. Bezahlt sind die Leerfahrten natürlich ohnehin, nämlichen im Preis der Fahrgastfahrten enthalten. Wenn die BVG nun also Interesse hätte und untersucht wo sie ohne Mehraufwand (kein zusätzlicher Umlauf, vertretbar mehr Lenkzeit) ein attraktives zusätzliches Angebot schaffen, dann würde ich mehr daran glauben, dass sie mich liebt.

Die pauschale Forderung nun alle Betriebsfahrten für Fahgräste freizugeben wäre natürlich ebenso übertrieben wie grundsätzliche Betriebsfahrten von der Busspur zu verbannen (anabhängig davon was die STVO davon hält). Insofern ist die Forderung von Don Betriebsfahrten von der Busspur zu verbannen nur der Hebel um "is mir egal" der BVG zurückzurotzen. In diesem Sinne kann ich ihn schon verstehen.

Entschuldige, Logital, aber vor allem der letzte Absatz bewegt sich doch sehr stark auf dem innerhalb dieses Threads schon einmal skizzierten (Vor-)Schulniveau. Zwei völlig voneinander losgelöste Thematiken miteinander verquicken zu wollen, um sie für ein optimiertes Fahrgastangebot zu instrumentalisieren, ist nicht nur realitätsfern, sondern weit entfernt von unseren ansonsten geltenden gesellschaftlichen Grundsätzen und Konventionen. Schon in Platons Kriton steht: "Man darf Unrecht nicht mit Unrecht vergelten und generell nichts Schlechtes tun."

Zitat
DonChaos
Ist es. Komisch, dass euch allen die Hutschnur platzt, wenn mal einer unrechtmäßig auf der Busspur parkt. Wenn aber eures Gleichen die Busspur für etwas nutzt, wofür sie nicht da ist, dann geht das in Ordnung. Ich gebe zu, ich bin hier ein Prinzipienreiter, aber eure Haltung ist viel schlimmer. Die Busspur ist keine Einrichtung für Verkehrsbetriebe und deren Angehörige, kein Bonus dafür, etwas bestimmtes zu sein. Sie ist ein Bonus für die Sache! Für die Fahrgastbeförderung!

Richtig, und um eine adäquate Fahrgastbeförderung zu gewährleisten, bedarf es dispositiver Fahrzeugwechsel, die mitunter nur als Betriebsfahrten durchgeführt werden können und sollten. Darüber hinaus, wenn dem tatsächlich so wäre, dass die Busspur ausschließlich der Fahrgastbeförderung dient: Wieso darf dann ein Taxi, sofern es auf dem Sonderfahrstreifen freigegeben ist, ggf. leer dort entlang fahren? Vielmehr scheint es, dass der Gesetzgeber eigentlich einst eine andere Absicht verfolgte, da er von Omnibussen im Linien- und Gelegenheitsverkehr sprach, als den marginalen Anteil von Betriebsfahrten auf demselben zu unterbinden. Möglicherweise sollte eher sichergestellt werden, dass nicht jede definitionsfreie Art von Bus die Spur ihr Eigen nennt.

Abgesehen davon sollte generell berücksichtigt werden, dass bei so manchem Fahrgast aus täglich wiederkehrenden, wenn auch nicht veröffentlichten Ein- und Ausrückfahrten, die jedoch für Passagiere freigegeben sind, zuweilen eine Anspruchsdenke erwächst.

Zitat
DonChaos
Der Anteil Betriebsfahrten zu Fahrgastfahrten hat sich in den letzten 20 Jahren zu Ungunsten der Fahrgastfahrten entwickelt. "Wir können's ja machen, zahlt ja der Steuerzahler und der Fahrgast!" Ich will, dass man sich wieder genau überlegt, ob man jetzt den ganzen Tag Busse umsetzen muss, nur um interne Streitereien und Machtkämpfe auszutragen oder Missmanagement zu korrigieren.

Gibt es für derlei steile Thesen eigentlich auch fundierte Quellen, Statistiken und Beweise oder eben doch nur reinste Polemik?
Zitat
EBostrab

Zitat
DonChaos
Der Anteil Betriebsfahrten zu Fahrgastfahrten hat sich in den letzten 20 Jahren zu Ungunsten der Fahrgastfahrten entwickelt.

Gibt es für derlei steile Thesen eigentlich auch fundierte Quellen, Statistiken und Beweise oder eben doch nur reinste Polemik?

Interessieren würde mich mal, wieviele unnötige Leerkilometer (und Mehrkosten) der Kahlschlag bei den Busbetriebshöfen zur Folge hatte: stillgelegt wurden Winfriedstraße, Helmholtzstraße, Usedomer Straße und Eichenstraße.

Beste Grüße
Harald Tschirner
Re: Betriebsfahrten
01.03.2016 12:32
Zitat
DonChaos
Ist es. Komisch, dass euch allen die Hutschnur platzt, wenn mal einer unrechtmäßig auf der Busspur parkt. Wenn aber eures Gleichen die Busspur für etwas nutzt, wofür sie nicht da ist, dann geht das in Ordnung. Ich gebe zu, ich bin hier ein Prinzipienreiter, aber eure Haltung ist viel schlimmer. Die Busspur ist keine Einrichtung für Verkehrsbetriebe und deren Angehörige, kein Bonus dafür, etwas bestimmtes zu sein. Sie ist ein Bonus für die Sache! Für die Fahrgastbeförderung!

Nun ist es aber ein eklatanter Unterschied, ob die Busspur zugeparkt und damit unnutzbar ist oder ob dort ein Bus oder eine Taxe langfährt.

Zitat
DonChaos
Und wenn ich mir angucke, wie viele unnötige Betriebsfahrten in Berlin durchgeführt werden, nur weil die Betriebshöfe untereinander Streitigkeiten austragen; der eine will diese Fahrzeuge, dann müssen die Fahrzeuge aber auf andere Linien und schon bedient Spandau plötzlich eine Linie in Steglitz...

Blödsinn. Da werden keine "Streitereien" ausgetragen.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Re: Betriebsfahrten
01.03.2016 12:41
Zitat
Harald Tschirner
Interessieren würde mich mal, wieviele unnötige Leerkilometer (und Mehrkosten) der Kahlschlag bei den Busbetriebshöfen zur Folge hatte: stillgelegt wurden Winfriedstraße, Helmholtzstraße, Usedomer Straße und Eichenstraße.

Lichterfelde gab es auch mal (bis 1988). Helmholtzstraße und Usedomer Straße haben dank ihrer Lage ebenso wie Treptow relativ wenig reingehauen. Winfriedstraße war da schon schlimmer (gerade nachdem Lichterfelde schon dicht gemacht wurde).

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Zitat
DonChaos

(...) Sehe ich eine Betriebsfahrt eine nicht freigegebene Busspur benutzen, zeige ich den Vorfall an. (...)

Ich nicht. Mein Verständnis für so eine Herangehensweise ist - ich formuliere mal: sehr begrenzt. Die BVG ist vom Land über die Jahre finanziell sehr unter Druck gesetzt worden. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht kann es durchaus sinnvoll sein, statt einer Fahrgastfahrt eine Betriebsfahrt durchzuführen. Die Verantwortung dafür würde ich eher beim Land, und weniger bei der BVG suchen.

Die BVG durch eine "Verteuerung" von Betriebsfahrten dazu zu veranlassen, diese in Fahrgastfahrten umzuwandeln, scheint mir nicht zielführend. Im ungünstigsten Fall würde sie zu Mehrkosten bei der BVG ohne jeden Nutzen für "die Kundschaft" führen. Dem Vorschlag unseres weißen bim, Busspuren rechtlich unzweideutig für "notwendige Betriebsfahrten" zu öffnen, kann ich mich nur anschließen.
Zitat
Harald Tschirner
Interessieren würde mich mal, wieviele unnötige Leerkilometer (und Mehrkosten) der Kahlschlag bei den Busbetriebshöfen zur Folge hatte: stillgelegt wurden Winfriedstraße, Helmholtzstraße, Usedomer Straße und Eichenstraße.

Das haben die vom Finanzsenator (in bester Absicht ;-) verordneten Unternehmensberatungsfirmen haarklein vorgerechnet, dass der Unterhalt und Erhalt dieser Betriebshöfe erheblich mehr kostet als ein paar Leerkilometer (die mit Hilfe der ach so tollen Fahrplanprogramme noch weiter runter optimierbar wären). Mit dem Verkauf der Grundstücke mussten außerdem die vom selben Senator durch geringere als eigentlich nötige Zuwendungen erzeugten Kredite abgelöst werden, um die Zinszahlungen zu verringern.

Wenn die Politik keinen Kahlschlag bei Werkstätten möchte, sollte sie diese Anlagen einfach der Infrastruktur zuordnen, wie andere Bahnanlagen auch und den Erhalt der BVG pauschal erstatten. Unter diesen Voraussetzungen kann man die Kosten für Betriebsfahrten tatsächlich optimieren, einfach indem die jeweils kürzesten Wege gefahren werden. Andere Vorgaben wie Typzuordnung zu bestimmten Linien muss man dann natürlich in ihrer Wertung reduzieren.

so long

Mario
Re: Betriebsfahrten
01.03.2016 23:10
Zitat
der weiße bim

Das haben die vom Finanzsenator (in bester Absicht ;-) verordneten Unternehmensberatungsfirmen haarklein vorgerechnet, dass der Unterhalt und Erhalt dieser Betriebshöfe erheblich mehr kostet als ein paar Leerkilometer (die mit Hilfe der ach so tollen Fahrplanprogramme noch weiter runter optimierbar wären). Mit dem Verkauf der Grundstücke mussten außerdem die vom selben Senator durch geringere als eigentlich nötige Zuwendungen erzeugten Kredite abgelöst werden, um die Zinszahlungen zu verringern.

Wenn die Politik keinen Kahlschlag bei Werkstätten möchte, sollte sie diese Anlagen einfach der Infrastruktur zuordnen, wie andere Bahnanlagen auch und den Erhalt der BVG pauschal erstatten. Unter diesen Voraussetzungen kann man die Kosten für Betriebsfahrten tatsächlich optimieren, einfach indem die jeweils kürzesten Wege gefahren werden. Andere Vorgaben wie Typzuordnung zu bestimmten Linien muss man dann natürlich in ihrer Wertung reduzieren.

Mario, Du hast Recht. Dem ist nichts hinzuzufügen. Überdies ist eben zwischen wirtschaftlichen und betrieblichen Vorteilen abzuwägen. Die ein oder andere Leerfahrt kann dabei monetär vorteilhafter sein, als mannigfach Betriebshöfe vorzuhalten. Und die von Logital angeprangerte Fahrgastliebe muss ja nicht gleich zur Obsession ausufern, bloß damit der eine oder andere nicht fünf bis zehn Minuten länger auf den regulären Wagen warten muss. Abgesehen davon verkehren Betriebsfahrten nicht selten auf völlig anderen als den Linienwegen. Hierzu fällt mir dieser Link spontan ein, weil mancher wohl auch in Münster dieselbe Frage aufwarf: [www.stadtwerke-muenster.de]

Dennoch ist Haralds Frage durchaus berechtigt. Es wäre interessant zu erfahren, wie sich die Leerkilometer seit der Schließung vieler Betriebshöfe entwickelt haben.
Re: Betriebsfahrten
02.03.2016 09:14
Zitat
Christian Linow

Die ein oder andere Leerfahrt kann dabei monetär vorteilhafter sein, als mannigfach Betriebshöfe vorzuhalten. Und die von Logital angeprangerte Fahrgastliebe muss ja nicht gleich zur Obsession ausufern, bloß damit der eine oder andere nicht fünf bis zehn Minuten länger auf den regulären Wagen warten muss.

Die Lenkzeit darf nicht um 5 bis 10 Minuten verlängert werden nur damit noch ein paar Fahrgäste in Summe eine Stunde schneller ans Ziel kommen?

Zitat
Christian Linow
Abgesehen davon verkehren Betriebsfahrten nicht selten auf völlig anderen als den Linienwegen.

War vielleicht vor 20 Jahren noch ein Thema. Heute schaut der Fahrgast in die Fahrinfo und schaut einfach welches Angebot besteht. Die Fahrt wird dann halt E oder sonstwie geschildert oder zumindest noch so lang wie möglich entlang einer bestehenden Linie geführt.

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Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Re: Betriebsfahrten
02.03.2016 10:36
Zitat
Christian Linow

Die ein oder andere Leerfahrt kann dabei monetär vorteilhafter sein, als mannigfach Betriebshöfe vorzuhalten. Und die von Logital angeprangerte Fahrgastliebe muss ja nicht gleich zur Obsession ausufern, bloß damit der eine oder andere nicht fünf bis zehn Minuten länger auf den regulären Wagen warten muss.

Na ja, auch das sollte immer einer Einzelfallentscheidung unterliegen und keineswegs pauschal gehandhabt werden. Bei schienengebundenen Verkehrsmitteln, vornehmlich Straßen-, Stadt- und ggf. auch U-Bahnen, kann es nämlich bisweilen durchaus sinnvoll sein, derlei Leerkilometer zugunsten von Fahrgastmitnahmen zu reduzieren. Von der Rheinbahn beispielsweise kenne ich die Handhabung, dass diverse Ein- und Ausrücker des Betriebshofs Lierenfeld als E-Wagen (früher mit rot gestrichener Linie) verkehren. Das ist durchaus ein erfreuliches und gut angenommenes Zusatzangebot. Schienengebundene Verkehrsmittel aber fahren naturgemäß auf fest abgesteckten Routen, sodass sich im Gegensatz zum Bus kein enormer Variantenreichtum hinsichtlich der Fahrstrecken ergibt. Sonach lässt sich dieses Konzept keineswegs 1:1 auf den Bus übertragen.

Zitat
Logital

Die Lenkzeit darf nicht um 5 bis 10 Minuten verlängert werden nur damit noch ein paar Fahrgäste in Summe eine Stunde schneller ans Ziel kommen?

Verlängert werden darf die Lenkzeit schon, nur nicht überschritten werden. Wie ich an anderer Stelle aber bereits hervorhob, muss man sich darüber im Klaren sein, dass diese "fünf bis zehn Minuten" in der Summe zu nicht zu unterschätzenden Mehrkosten führen, die am Ende der Fahrgast zu zahlen hat.

Zitat
Christian Linow
Abgesehen davon verkehren Betriebsfahrten nicht selten auf völlig anderen als den Linienwegen.

Zitat
Logital
War vielleicht vor 20 Jahren noch ein Thema. Heute schaut der Fahrgast in die Fahrinfo und schaut einfach welches Angebot besteht. Die Fahrt wird dann halt E oder sonstwie geschildert oder zumindest noch so lang wie möglich entlang einer bestehenden Linie geführt.

Nein, das ist sehr wohl heute wie gestern ein elementares Thema. Wo bitteschön liegt der Mehrwert, wenn eine Leerfahrt - gehalten an den kürzesten Weg - über eine gegenüber den regulären Linien völlig abweichende Strecke verkehrt? Darüberhinaus konterkariert man in einem Atemzug die Flexibilität, weil Staus etc. entgegen der Praxis bei Betriebsfahrten nicht mehr ohne Weiteres umfahren werden können.
Re: Betriebsfahrten
02.03.2016 13:01
Quatsch, Aus- und Einrückfahrten finden doch eh schon auf festgelegten Routen statt!

Und wenn ich schon solche Aussagen lese: "Einrückfahrten freigeben, nur damit ein paar Leute nicht auf eine reguläre Fahrt warten müssen... ne, da geht die Fahrgastliebe doch zu weit!"
Daran zeigt sich doch ganz deutlich, dass eine sachliche Diskussion gar nicht möglich ist. Solange der Betrieb nur als Spielwiese für die eigenen Hobby- oder Arbeitsplatzansprüche gesehen wird, bei dem die doofen Fahrgäste nur stören, bringt das hier nichts.
Re: Betriebsfahrten
02.03.2016 13:02
Zitat
DonChaos
Quatsch, Aus- und Einrückfahrten finden doch eh schon auf festgelegten Routen statt!

Nein. Es gibt nur Straßen, die nicht benutzt werden dürfen.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Re: Betriebsfahrten
02.03.2016 13:20
Zitat
DonChaos
Quatsch, Aus- und Einrückfahrten finden doch eh schon auf festgelegten Routen statt!

Das wird in Berlin nicht anders als allerorts sonst sein. Von daher bewegen sich Betriebsfahrten mit Ausnahme der gesperrten Straßen freizügig. Schließlich ist es ein Bus und keine Eisenbahn, für letztere man einen Fahrplan braucht.

Zitat
DonChaos
Und wenn ich schon solche Aussagen lese: "Einrückfahrten freigeben, nur damit ein paar Leute nicht auf eine reguläre Fahrt warten müssen... ne, da geht die Fahrgastliebe doch zu weit!"
Daran zeigt sich doch ganz deutlich, dass eine sachliche Diskussion gar nicht möglich ist. Solange der Betrieb nur als Spielwiese für die eigenen Hobby- oder Arbeitsplatzansprüche gesehen wird, bei dem die doofen Fahrgäste nur stören, bringt das hier nichts.

Die einzige Unsachlichkeit erkenne zumindest ich vor allem bei Deinem Beitrag hier. Und auch Deine übrigen Auslassungen sind zuletzt eher polemisch als konstruktiv.



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.03.2016 13:21 von EBostrab.
Re: Betriebsfahrten
02.03.2016 13:27
Abgesehen davon verkehren Betriebsfahrten nicht selten auf völlig anderen als den Linienwegen. [/quote]

War vielleicht vor 20 Jahren noch ein Thema. Heute schaut der Fahrgast in die Fahrinfo und schaut einfach welches Angebot besteht. Die Fahrt wird dann halt E oder sonstwie geschildert oder zumindest noch so lang wie möglich entlang einer bestehenden Linie geführt.[/quote]

Doof waren die Fahrgäste auch vor 50 und mehr Jahren nicht, aber da wurden die Busse noch fahrgastfreundlich schon auf der Bundesallee oder Leonorenstraße "Zehlendorf Winfriedstraße" geschildert. Da wussten alle Viel-ÖPNV-Nutzer, welche Route der Aussetzer nehmen und wie sie selbst sich Umsteigefahrzeit sparen könnten!

Wenigstens gelegentlich doch
"die gute alte Zeit"...

Bw Steg
Re: Betriebsfahrten
02.03.2016 13:30
Zitat
EBostrab
Zitat
DonChaos
Quatsch, Aus- und Einrückfahrten finden doch eh schon auf festgelegten Routen statt!

Das wird in Berlin nicht anders als allerorts sonst sein. Von daher bewegen sich Betriebsfahrten mit Ausnahme der gesperrten Straßen freizügig. Schließlich ist es ein Bus und keine Eisenbahn, für letztere man einen Fahrplan braucht.

Sehe nur ich da einen Widerspruch? Auf der einen Seite wird vor Fahrtzeitverlängerung gewarnt wenn der Bus einen Verkehrshalt einlegen würde, weil dass ja kostbare Sekunden kostet, denn angeblich sind Betriebsfahrten und Lenkzeiten edv-mäßig durchoptimiert. Un nun hat der Busfahrer auf einmal die Freiheit sich selbst die Route auszuschen. Wie passt das zusammen?
Zugleich ist es ja bei der BVG so, dass dem Fahrpersonal jegliches eigenständiges Denken abgewöhnt hat: "Leiststelle sagen, du fahren, wenn nix von Leitstelle hören, du warten."

*******
Das Gegenteil von ausbauen ist ausbauen.
Re: Betriebsfahrten
02.03.2016 13:39
Zitat
Logital

Sehe nur ich da einen Widerspruch? Auf der einen Seite wird vor Fahrtzeitverlängerung gewarnt wenn der Bus einen Verkehrshalt einlegen würde, weil dass ja kostbare Sekunden kostet, denn angeblich sind Betriebsfahrten und Lenkzeiten edv-mäßig durchoptimiert. Un nun hat der Busfahrer auf einmal die Freiheit sich selbst die Route auszuschen. Wie passt das zusammen?
Zugleich ist es ja bei der BVG so, dass dem Fahrpersonal jegliches eigenständiges Denken abgewöhnt hat: "Leiststelle sagen, du fahren, wenn nix von Leitstelle hören, du warten."

Du siehst ein auflösbares Paradoxon, mehr aber auch nicht. Die Freizügigkeit geht nicht mit einem Unterbleiben von Restriktionen einher. So sind die Fahrer mit Sicherheit gehalten, keine Umwege, sondern den kürzesten oder - je nach Betriebslage - den schnellsten Weg zu fahren, aber eben nicht per se eine festgelegte und in Stein gemeißelte Route.
Jay
Re: Betriebsfahrten
02.03.2016 13:58
Zitat
EBostrab
Zitat
Logital

Sehe nur ich da einen Widerspruch? Auf der einen Seite wird vor Fahrtzeitverlängerung gewarnt wenn der Bus einen Verkehrshalt einlegen würde, weil dass ja kostbare Sekunden kostet, denn angeblich sind Betriebsfahrten und Lenkzeiten edv-mäßig durchoptimiert. Un nun hat der Busfahrer auf einmal die Freiheit sich selbst die Route auszuschen. Wie passt das zusammen?
Zugleich ist es ja bei der BVG so, dass dem Fahrpersonal jegliches eigenständiges Denken abgewöhnt hat: "Leiststelle sagen, du fahren, wenn nix von Leitstelle hören, du warten."

Du siehst ein auflösbares Paradoxon, mehr aber auch nicht. Die Freizügigkeit geht nicht mit einem Unterbleiben von Restriktionen einher. So sind die Fahrer mit Sicherheit gehalten, keine Umwege, sondern den kürzesten oder - je nach Betriebslage - den schnellsten Weg zu fahren, aber eben nicht per se eine festgelegte und in Stein gemeißelte Route.

Jetzt komme ich wieder mit einem blöden Einzelbeispiel: In Adlershof musste ich schon mehrfach ohne Haltestelle am Fahrbahnrand aussteigen, weil der Busfahrer nicht wie vorgesehen in die Kombihaltestelle fuhr. Grund: Er bog anschließend (als Betriebsfahrt) nach Links auf das Adlergestell ab, was aus der Kombihaltestelle heraus nicht möglich ist. Und über das Thema Fahrzeit/Fahrplan hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens. Meine Rekordverfrühung beim 164er auf der Schönefelder Chaussee (also recht kurz nach dem Start) liegt bei 5 Minuten.

--- Signatur ---
Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Bus und Bordsteinkante!
Re: Betriebsfahrten
02.03.2016 13:58
Wir hatten das Thema in abgewandelter Form auch bei den Pausenzeiten. Wer den Zweck des ÖPNV in der Fahrgastbeförderung sieht, steht auf meiner Seite, der Rest auf der anderen. Letztere Gruppe hat meiner Ansicht nach nichts bei einem Dienstleistungsbetrieb im ÖPNV zu suchen. Hierzulande sind die Betriebe und ihre Fanschar leider von letzterer Gruppe durchsetzt. Nicht wenige davon schreiben hier während ihrer bezahlten Tagesfreizeit mit und kloppen auf alles, was nur ansatzweise nach Kundenorientierung riecht. Ist halt so. Schade. Beweist aber, dass meine Ursprungsannahme, Verbesserungen nur durch Zwang und Strafe gegen den Betrieb und ihre Angehörigen durchsetzen zu können, wohl korrekt ist.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.03.2016 13:58 von DonChaos.
Dieses Thema wurde beendet.