Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 09.03.2021 13:41 |
Zitat
DaniOnline
Wenn zu viel Verkehr auf der Stadtautobahn ist, werden diverse Zufahrten entsprechend gesperrt (siehe Bericht der Berliner Zeitung. Eigentlich schlecht für den ÖPNV, weil die MIV-Karavane dann die Straßen in der Stadt blockiert.
Warum macht man das eigentlich nicht mal anders herum? Wenn am Ku‘damm, in der Schöneberger Hauptstraße oder entlang der Steglizer Schloßstraße zu viel Verkehr ist, leitet man den MIV entsprechend um bzw. reduziert den Verkehrsfluss des MIV durch längere Rotphasen? Gerade am Beispiel Steglitz könnte man den überflüssigen Verkehr auf die A103 ableiten.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 10.03.2021 15:37 |
Zitat
def
Hier kommt sicher auch noch die recht hohe Zahl an Arbeitsplätzen im Speckgürtel, einschließlich Flughafen, hinzu. Ab Stadtgrenze wird der ÖV deutlich schlechter bzw. infrequenter. Für Köpenick kommt die z.B. für diese Reiserichtung schwierige S-Bahn Anbindung noch dazu. Die Bahnhöfe liegen für viele Bewohner auch nicht gerade vor der Haustür.Zitat
Lopi2000
Die Frage ist, worin der Fast-Zwei-Drittel-Anteil des MIV an Quell- und Zielverkehr in Treptow-Köpenick begründet ist.
Grundsätzlich finde ich die benannten Punkte schlüssig.
Generell sind solche Auswertungen auf Bezirksebene leider nicht besonders aussagekräftig. Die jeweiligen Strukturen (z.B. wie multizentrisch ist ein Bezirk, d.h. wie viele funktionale Unterzentren gibt es) und die völlig unterschiedlichen geographischen Gegebenheiten (Stichworte Form, Ausdehung) machen Vergleiche eigentlich ziemlich sinnlos.
Friedrichshain-Kreuzberg ist z.B. recht klein mit zwei starken Zentren, in Tempelhof-Schöneberg fällt unter Binnenverkehr auch, was anderenorts strukturell eher eine Fahrt aus dem Umland ins Stadtzentrum wäre.
Die Datenbasis ist auch nicht gerade riesig, wenn man die Vielzahl der Einflussfaktoren bedenkt. Ich würde das alles nur mit einer sehr großen Prise Salz genießen. Auf der Basis von Ortsteilen könnte so etwas spannend sein, auf Bezirksbasis empfinde ich das eher als Zahlensalat.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 10.03.2021 16:56 |
Zitat
def
Zitat
Lopi2000
In Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg gibt es um die 30 PKW je Haushalt, in Steglitz-Zehlendorf, Reinickendorf, Marzahn-Hellersdorf, Spandau,
Treptow-Köpenick sind es dagegen 64-71 PKW je Haushalt. Die Bezirke dazwischen liegen um die 50. Grob lässt sich daraus abschätzen, dass in sehr zentralen Lagen nur jeder dritte Haushalt einen eigenen PKW hat, in Stadtrandlagen dagegen zwei von drei Haushalten.
Zu meinem Erstaunen schlägt sich das übrigens nicht zwangsläufig in den Modal Split nieder - jener in Treptow-Köpenick ist bei weitem nicht so furchtbar, wie ich ihn mir vorgestellt habe, "nur" 31 % der Wege werden mit dem Auto zurückgelegt, im Binnenverkehr sogar "nur" 28,5 % (dafür fast zwei Drittel bei Quell- und Zielverkehr). Wenn mich jemand um eine Schätzung gebeten hätte, hätte ich den Bezirk eher in die Kategorie "40+" eingeordnet, also die Bezirke, in denen mehr als 40 % der Wege mit dem Pkw zurückgelegt werden (wie z.B. Spandau).
Dafür fällt in Treptow-Köpenick ein für einen Überwiegend-Außenbezirk recht hoher Anteil des Fuß- und Radverkehrs im Binnenverkehr auf (immerhin 45 %), was dafür spricht, dass viele Binnenwege eine überschaubare Länge haben.
(Zum Modal Split in den Bezirken siehe hier, in den Bezirks-pdfs jeweils S. 44.)
Die Frage ist, worin der Fast-Zwei-Drittel-Anteil des MIV an Quell- und Zielverkehr in Treptow-Köpenick begründet ist. Einige Thesen:
- Miserable tangentiale Verbindungen Richtung Marzahn-Hellersdorf mit schlechten Takten und fast grundsätzlichem Umsteigezwang an der S5 oder U5, zumal außerhalb der Verkehrszeiten des X69.
- Defizite im Zubringerverkehr, z.B. bei Taktzeiten (62, 68) oder durch Ein-Richtungs-Verkehr und schlechte Umsteigewege durch autogerechte Stadtgestaltung (z.B. Straße Am Treptower Park).
- Dauerbaustellen an der S3 und der Görlitzer Bahn in den letzten Jahren. (Die Untersuchung ist von 2018, die Erhebung vielleicht von 2017, aber das Thema haben wir ja schon länger.)
- Autofreundlichkeit der WISTA als größter Arbeitsplatzagglomeration bei gleichzeitigen Erschließungsdefiziten im ÖPNV (v.a. im Süden der WISTA) und Dauerbaustellen auf der Görlitzer Bahn. Bin gespannt, wie sich das auswirkt, wenn der Knoten Schöneweide mal fertig und WISTA II in Betrieb ist - das Problem der überall günstig verfügbaren Parkplätze gibt es aber weiterhin.
Denkt man das alles zusammen, ist es wahrscheinlich vielfach so, dass man Bewohner*in Treptow-Köpenicks für den Arbeitsweg außerhalb des Bezirks das Auto nimmt, für kurze innerbezirkliche Wege dann Fuß oder Rad (und sich so das Geld für die Fahrkarte erspart).
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 10.03.2021 16:58 |
Zitat
DaniOnline
Wenn zu viel Verkehr auf der Stadtautobahn ist, werden diverse Zufahrten entsprechend gesperrt (siehe Bericht der Berliner Zeitung. Eigentlich schlecht für den ÖPNV, weil die MIV-Karavane dann die Straßen in der Stadt blockiert.
Warum macht man das eigentlich nicht mal anders herum? Wenn am Ku‘damm, in der Schöneberger Hauptstraße oder entlang der Steglizer Schloßstraße zu viel Verkehr ist, leitet man den MIV entsprechend um bzw. reduziert den Verkehrsfluss des MIV durch längere Rotphasen? Gerade am Beispiel Steglitz könnte man den überflüssigen Verkehr auf die A103 ableiten.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 10.03.2021 17:18 |
Zitat
T6Jagdpilot
Hat man doch in Potsdam probiert, die auf der B1 einpendeln mittels längerer Rotphasen zu vergrämen.
Hat nicht funktioniert-der Bus steht genauso mit im Stau und der RE hält auch nicht für alle so, das die umsteigen....
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 10.03.2021 18:07 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 14.03.2021 06:43 |
Zitat
andre_de
Von Innenstadt-Standard (wo man neben einem dichten Busnetz meist noch SPNV zur Verfügung hat) hatte ich auch nicht gesprochen. Natürlich ist das ein Einfamilienhausgebiet (mit teilweise dichterer Wohnbebauung). Die besagte Buslinie auf der Schönhauser Straße ist aber für das flächenmäßig sehr große Gebiet zwischen Fr.-Engels-Straße und Dietzgenstraße das überhaupt einzige Nahverkehrsangebot.
Es ist keine Überraschung, dass dort dann vor jedem EFH zwei Autos stehen, mit denen im schlimmsten Fall auch noch zur Arbeit in die Innenstadt gefahren wird. Verkehrswende bedeutet ganz sicher nicht, bei diesen offensichtlichen Potential-Gebieten mit den Schultern zu zucken und zu sagen "lohnt eh nicht, sind nur EFH". Denn - im Gegensatz zur weitverbreiteten Sicht aus der Blase des S-Bahn-Rings heraus - sieht Berlin nun mal zu einem ganz wesentlichen Teil genau so aus wie zwischen Rosenthal und Niederschönhausen. Ignoriert man diese Gegenden, muss man sich über Ablehnung einer "abgehobenen Verkehrswendepolitik dieses RRG-Senats" aus den sogenannten Randbezirken nicht wundern.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 14.03.2021 09:59 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 14.03.2021 11:38 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 14.03.2021 12:00 |
Zitat
M48er
@TomB: Ja, aber eine sinnvolle Lösung müsste - gerade im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Heidekrautbahn - mit baulichen Maßnahmen der Tram und nicht mit dem Bus entwickelt werden. Du willst doch nicht etwa die im MV gut genutzten Buslinien wegen dem einen Umsteiger zur M1 über den dann öfter mal geschlossenen Bahnübergang nach Rosenthal Nord verlängern und den vielen Fahrgästen im MV die Unpünktlichkeit des Bahnübergangs zumuten?
Und vor allem: Dir war die Verbindung in die Wittenauer Straße wichtig. Andere wollen vielleicht Richtungs S Wittenau, oder in den Dannenwalder Weg oder zur Alten Fasanerie oder ins Märkische Zentrum. Da kann man ja nicht ein halbes Dutzend Buslinien zur Tram verlängern, da müsste man die Tram (mindestens) zum Verknüpfungsbahnhof mit der Heidekrautbahn und den Buslinien verlängern.
Zitat
andre_de
@def: Volle Zustimmung! Den Aspekt, dass bisher nicht mal ein Bus durch die für die Erschließung wichtige Kastanienallee fährt, wollte ich eigentlich auch noch erwähnen, war mir dann durchgerutscht.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 14.03.2021 12:50 |
Zitat
M48er
Und vor allem: Dir war die Verbindung in die Wittenauer Straße wichtig. Andere wollen vielleicht Richtungs S Wittenau, oder in den Dannenwalder Weg oder zur Alten Fasanerie oder ins Märkische Zentrum. Da kann man ja nicht ein halbes Dutzend Buslinien zur Tram verlängern, da müsste man die Tram (mindestens) zum Verknüpfungsbahnhof mit der Heidekrautbahn und den Buslinien verlängern.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 14.03.2021 15:13 |
Zitat
Philipp Borchert
Hier fuhr ja mal einer - über viele Jahre lang. Die Strecke auf der Kastanienallee wurde - wie so viele andere - zum Start des Metrolinien-Konzepts aufgegeben. Mittlerweile sind ja viele der zu diesem Zeitpunkt ersatzlos aufgegebenen Strecken wieder ans Netz gegangen. Die Kastanienallee wartet da bis heute drauf.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 15.03.2021 06:59 |
Nein, ich habe mich nicht verlesen. Ich sehe es halt nur deutlich anders als Du. Vom S-Bahnhof Wittenau und vom Märkischen Zentrum fährt der Bus M21 zur Tram nach Rosenthal und das ganztägig alle 10 Minuten. Vom Seiteneingang des Märkischen Zentrum zudem der Bus 122, oftmals alle 10 Minuten. Hinzu kommt noch der 124er mit seinen Stammfahrten. Ich halte das für eine gute Anbindung der Tram an den Busverkehr ins MV. Und ich bleibe dabei: Für eine bessere Tram-Bus-Verbindung muss man an die Tram ran, die mehr in Richtung des (noch dichteren) Busverkehrs im MV bringen (z.B. kleinteiliger Umbau mit Endstelle auf dem Wilhelmsruher Damm östlich des Heidekraut-Bahnhofs) und nicht noch mehr Buslinien in den Bereich der Tram-Endstelle verlängern (wo künftig den Buslinien noch ein Bahnübergang auf dem Weg liegt).Zitat
TomB
Zitat
M48er
Und vor allem: Dir war die Verbindung in die Wittenauer Straße wichtig. Andere wollen vielleicht Richtungs S Wittenau, oder in den Dannenwalder Weg oder zur Alten Fasanerie oder ins Märkische Zentrum. Da kann man ja nicht ein halbes Dutzend Buslinien zur Tram verlängern, da müsste man die Tram (mindestens) zum Verknüpfungsbahnhof mit der Heidekrautbahn und den Buslinien verlängern.
Vielleicht hast du dich verlesen? Ich hatte die Beispiele 120 und 124 und letzterer kommt vom S-Bahnhof. Also auch von dort oder dem Märkischen Zentrum - ergo: direkt - verpasst man die M1 um 2 Minuten und muss einen sinnlosen Umweg fahren (+10 Minuten Fahrzeitverlängerung) oder 18 Minuten warten (+20 Minuten Fahrzeitverlängerung).
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 15.03.2021 09:29 |
Zitat
M48er
Nein, ich habe mich nicht verlesen. Ich sehe es halt nur deutlich anders als Du. Vom S-Bahnhof Wittenau und vom Märkischen Zentrum fährt der Bus M21 zur Tram nach Rosenthal und das ganztägig alle 10 Minuten. Vom Seiteneingang des Märkischen Zentrum zudem der Bus 122, oftmals alle 10 Minuten. Hinzu kommt noch der 124er mit seinen Stammfahrten. Ich halte das für eine gute Anbindung der Tram an den Busverkehr ins MV. Und ich bleibe dabei: Für eine bessere Tram-Bus-Verbindung muss man an die Tram ran, die mehr in Richtung des (noch dichteren) Busverkehrs im MV bringen (z.B. kleinteiliger Umbau mit Endstelle auf dem Wilhelmsruher Damm östlich des Heidekraut-Bahnhofs) und nicht noch mehr Buslinien in den Bereich der Tram-Endstelle verlängern (wo künftig den Buslinien noch ein Bahnübergang auf dem Weg liegt).Zitat
TomB
Zitat
M48er
Und vor allem: Dir war die Verbindung in die Wittenauer Straße wichtig. Andere wollen vielleicht Richtungs S Wittenau, oder in den Dannenwalder Weg oder zur Alten Fasanerie oder ins Märkische Zentrum. Da kann man ja nicht ein halbes Dutzend Buslinien zur Tram verlängern, da müsste man die Tram (mindestens) zum Verknüpfungsbahnhof mit der Heidekrautbahn und den Buslinien verlängern.
Vielleicht hast du dich verlesen? Ich hatte die Beispiele 120 und 124 und letzterer kommt vom S-Bahnhof. Also auch von dort oder dem Märkischen Zentrum - ergo: direkt - verpasst man die M1 um 2 Minuten und muss einen sinnlosen Umweg fahren (+10 Minuten Fahrzeitverlängerung) oder 18 Minuten warten (+20 Minuten Fahrzeitverlängerung).
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 15.03.2021 10:27 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 27.03.2021 12:37 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21) 27.03.2021 13:20 |
Zitat
TomB
Danke Def, genau so ist es. Durch besseren ÖPNV wäre da viel zu holen.
Ich war vor Corona öfter aus dem MV in Richtung Pankow unterwegs, z. B.
abends nach dem Badminton spielen im Sportcenter Wittenau.
Der 120 kommt 18/38/58 Wilhelmsruher Damm an, 00/20/40 fährt die M1
an ihrer Endstelle los. Wenn der Bus zu früh durchrauscht (damit der/die
Fahrer:in schneller ins Depot kommt), kann man es rennend schaffen.
Eine gemeinsame Haltestelle würde den direkten Umstieg ermöglichen
und 20 Minuten Fahrzeit sparen. Warum liegen zwischen den Haltestellen
mehr als 30 Jahre nach der Wende so viele Meter?
Abends verpasst der 124 die M1 ebenfalls um 2 Minuten, d. h. man wartet 18
Minuten, oder fährt aus dem MV(!) weiter Richtung Nordend(!) um in den
anderen Ast zu steigen.
Kopfschüttelnde Grüße :)